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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 12.03.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-03-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19050312011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905031201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905031201
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-03
- Tag 1905-03-12
-
Monat
1905-03
-
Jahr
1905
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 12.03.1905
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— Nack den nenrlten amtlichen Zusammenstellungen de» Flech-vetsichtiunaSauite» sind bis »um 1. Januar tVo5 nicht ivnitger al» 117 9U9151.91 Mk. für dir Zwecke ko, »ater Kür- sorge leiten» brr 31 Bersicherungsanstalten und der S ,»gelassenen iogrnannten »asseneimtchtunaen ,u mäßigem ZinS- i»he dergegebei, woide». Die amttiche Statistik untecicheibrt hie« der vier verschiedene Arten der Darlehen. An erster Stelle solche, «eiche „zur Sielriebigung de» landwirtschastlichen K>ed>tbebü>i« nlksr«-. al» Hvvolhklen. für Klrmdahnen. Land- und Wegeoer» hrtkruing, Hebung der Viehzucht. Linderung der Futternot usw.. au«ae>i,ben und — im ganzen 7315293»,V0 Mk. i Es sind seiner yeraegedrn für den Bau von Kianten» und Aenelniigsbäusern. Volksheilstätten. für Bemrindepflegeilaiionen. Herbergen zur Heimat. Arbrilrrkolonten, Boltsbüder. Blindenheime. Kletnkinder» ichuien. für Schlachthäuser. Wasserleitung-- nuv. Anlagen, für Spar» und »onsumveikine und ähnliche WahliahilSeinrichtungen „ich, weniger als 178301005.70 Mk.. darunter auch 3285172.72 Mark über dieMnndelfichrrbeil hinaus, welche im allgemeinen ver langt wird. Höchst erfreulich ist die Tatsache, bah zur Linderung der mit Recht in vielen Gegenden beklagten Wohnungsnot 133 >9l 509.72 Mk. der Jnvattdenveisicherung iür den Vau von Arbeiterwob nungen ansgclieben sind. von denen Zl 180115.15 Mk. über die Grenze der Mündelücherheit hinaus bewilligt wurden. Für den Bau eigener Rrankenbüuier. Heil anstalten. Erholungs- und Genesungsheime. Jnvalidenanslallen usw. haben die Bersichrrungsanstalten endlich nicht weniger als !ÄOSl 005.59 Mk. angelegt, welche in sozialer Hinsicht die beste» flüchte tragen. In der Tat, welche Banken würde» für all' dlr vorerwähnten Zwecke >u dem ZinSinsie von 3 bis höchstens 1'/» Prozent wohl solch' enorme Summe» flüssig gemacht haben, wie e» seiten» der Invalidenversicherung In richtiger Erkenntnis der sozialen Tragweite der Verwendung geschehen »st 7 Wie manche der in» Leben gerufenen WohlsadrtScin>;chiu»gen hätten überhaupt nicht entstehen können, weil die zu ihrer Begründung benötigten Kapitalien nicht auizutrerben gewesen wäcen! Da besitzt beiip>e>S- wetie der Allgemeine Knappichasisveccin zu Bochum die Lungen heilstätte zu Beringhauser, bei Me'cdede im Saueclande. für welche die Summe von 1852 I09Z1 Mk. angelegt irr. Tie Heil stätten der PensivnSkasse iür die Acbecker der preußisch-heisiicken Erirndabngemeinschast zu Stadlwald bei Melrnngen und Mvlikesel« in Riede,-Schreiverhau haben zurammen I 65ß 193.07 Mk erfor dert die Heilstätte der Versicherungsanstalt Berlin zu Beelitz gar 10 620 265 37 Mk.! Gar nicht zu übersehen sind die zalilce chcn oben im allgemeinen erwähnte» Darlehen, welche iür die drei ersten Klassen von Wohlsahrtsrwecken auSgeliehen sind. Viele Tausende von Existenzen sind durch den seitens der Invalidenver sicherung gewährten billigen Kredit im wirtrchasitichcn Kampfe am Leben erhalten und gesvibect worden. Der ganzen Ration iil aber hierdurch ein Kapital von Gesundheit und natürlicher Krast er halten geblieben, das sich zwar weder zählen noch messen läßt, von dem aber mit Sicherheit behanvtet we.den karr», das; e» dem großen ideale« Zwecke der Arbeiterkürsoige in höchsten, Mage, namentlich in der Znkunst, zu gute kommen wild. — Oster» steht vor der Tür. Die Frage »ach dem künftigen Berufe wird in zahlreichen Familien brennend. Da ist ä am Platze, einige Worte über einen Berus zu sage», dem sich zumal in den Städten in jedem Jahre Tausende von rungen Leiiten zuwenden, zumal auch solche, die keine besonderen Wünsche nach diesem oder jenem Berufe geäußert habe». Wir meinen den Ka » s m a » n Sst a n b. Es ist >a menschlich er klärlich. daß ein Stand, dessen Angehörige gut gekleidet sind und keine grobe körperliche Arbeit zu verrichten habe», zinnal aus jüngere Leute eine starke Anziehungskraft anSübt. Wird doch durch den anständigen Rock der Anschein einer gewissen Wohl habenheit erweckt. Wie sieht es indessen in Wirklichkeit mit dicker Wohlhabenheit aus 7 Man lasse die Zahlen reden : Das Statistbche Amt stellt seit, daß von 6607 Handlungsgehilfen in, Jahre 1003 rund 1100 ein jährliches Einkommen von lOM Mark und weniger hatten. Es verdiente» 18 Angestellte 100 Mark im Jahre odcr noch weniger. 2lO Angestellte 101—600 Mark. 385 Angestellte 601-600 Mark. 752 Angestellte 80l-l000 Mark. Stellt man diesen Zahlen einige ebenfalls vom Statistischen Amte zukanrmen- geslellte Mindestlöhne von H a n d w c rks b er n s e n gegen über. etwa die folgenden: Banschlosscr 063 Mark. Uhr macher 976 Mark, Klavierstimmer 1200 Mark. Steinmetzen 1625 Mark. Schriftsetzer 1160 Mark, Maure, 1322 Mark, so ergibt sich schon ohne weiteres, daß breite Schichten der Hand- lungsgehilsen weit weniger verdienen, als Handwerker. Man glaube nur ja nicht, daß die angesiihrte» niedrigen Gebälter vieler Handlnngsgrbilfen nur an ganz junge Gehilfen gezahlt winden. Es gibt zahlreich« Gehilfen, die nie über deractige Gehälter kinauskommen. Ja, gerade alle Handlungsgehilfen von 10 und 50 Jahren und mehr sind es, denen nicht selten die schlechtesten Gehälter gezahlt werden. Dabei Kat der Knnimannsstand noch unter einer Geißel »n leiden, die sich wohl in keinem aiisere» Be rufe so fühlbar macht: die Stellen!osiakeit. Bonden MEHnnd- INiigSgehilskii. die Deutschland zählen dürste, sind in der Regel 10000 bis '20000 stellenlos! Dabei danert die Stelle,ffpsiglcit meistens viel länger als bei Arbeiter» und Handweilern. Trotz alledem soll nicht vor dem Eintritt in den kankmännischen Berns gewarnt weiden. Wer über eine gute Schnwlldttiig und über einen strebsamen Gellt vcisügt, sinket im KansmannSitande sehr okt ein gutes Fortkommen. Allerdings: ohne eine gründliche Schulbildung geht's nicht. Es soll damit nicht gesagt sein, daß der Bewch einer höheren Schule unerläßlich ist. Auch mancher DolkSscbnler hat es schon z» guten Stellungen gebracht. Ei» Unfug ist es aber, wen» Schüler, die wegen mangelnder Begabung nicht einmal die erste Klasse der Volksschule erreiche» konnte», Kaufmann werden. Auch der TnrchschnitlSichnlcr wird lediglich die Schar der Bedauernswerten vermehren, die ihr ganzes Lebe» lang Gehäller von 900—1200 Mk. beziehen. 'Rur die veile» VolkS- schüier. dir fähig und ernstlich gewillt sind, ihre Schulbildung in den Lehr- und Gehilfeniahre» zn vervollständigen, haben Aussicht, später einmal eine bessere Stellung zu erlangen. Allerdings auch »nr dann, wenn sie eine wirtlich gute Ledre dnrchmnche». Damit sieht es aber vielfach recht schlecht aus. Schreib, doch selbst die Handelskammer in Lüdemcheid: „Die Nichtigkeit der Be hauptung — daß viel Lehrlingsznchtcrei getrieben wird — wird gleich »ns jede Hnnbelskannner zngeben müssen." Es muß somit die Hanptiorgc der Eltern icin, eine Lehrstelle ans- siüdlg zn mache», bei der die Gewähr geboten wird, daß der Lehr ling auch wirklich etwas lernt. Geschälte, die keinen Gehilfen und mehrere Lehrlinge beichäsligcn. oder solche, in welchen »eben 3 bis 1 Gehilfen ebensoviel oder mein Lehrlinge arbeiten, sind zur Fort bildung der jungen Leute durchaus »»geeignet. Ungeeignet zur Ausbildung von Lehrlinge» sind selbstverständlich auch Prinzipale, die selber nicht kaillinännisch nnsgebiidcl sind und vielleicht nicht einmal eine» fehlerfreien Briet schreiben können. Auch ganz große ubd ganz kleine Geschäfte babe» ihre Nachteile. In jenen ist die Arbeitsteilung in der Regel io weit durchgesübrt, daß der Lehrling nur in einigen wenigen Arbeiten beschäftigt wird. In ganz kleinen Geschäften dagegen kommen manche kaufmännischen Arbeiten gar nlcßt odcr nur selten vor. Für die Gesundheit der im WachSlnm befindlichen >»»gen Lenle ist auch eine »Uzin'chr ausgedehnte Arbeits zeit überaus nachteilig. Es ist eine beklagenswerte Unsitte, daß die Lehrlinge (zumal der ..»nigsle Slift"> in der Regel länge, albriien müssen als die Gehilfen. Ans alle diese und noch viele andere Punkte ist in einem Rornial-Lehr-Bcrtrage Rücksicht ge nommen, der vom Dc'ntschnationaie» Hanolnngsgehilsen Verbände »>> Hamburg (Holstcnwall » nnsgearbeitet und von diesem gratis 5Ü beziehe» ist. Es kann den Eltern, die zu Ostern einen Sohn 1! n die karrsmännische Lehre geben wollen, nicht genug cmpsolilen werden, sich diesen Vertrag kommen z» lassen. Zumal die Eltern, die im kaufmännischen Leben nicht bewandert sind, werden darin ans so manchen beherzigenswerten Umstand ausineiksaur gemacht, zweisellos zum Heil ibrer Söhne und des ganzen kaufmännischen Nachwuchses. Der russisch-japanische Krieg. . Ta» „Reuterschc Bureau" meldet aus Mn kden vom 10. ds, 1Ü Uhr vormittags: Die Japaner drängten gestern nacht von Süden her über die verlassene Ebene zwischen dem Sck)aho und Hunho vor. Gegenwärtig speien japanische Batterien von einem 5 Werft südlich vom Hunho gelegenen Punkte einerseits und von einer andern am Hunho selbst Machiapu gegenüber ge legenen Stellung andererseits unablässig Jener in der Richtung nach Norden. Den Japanern ist es gelungen, bei Tinschantun Belagerungsgeschütze in Stellung zu bnngen, wo sie unter gleichzeitiger Verwendung von Mörsern die Äelchießung des Dorfe» eröffnet«». Dinschantun war gestern der Schau- vkch der blutigsten und verzweiseltsten Kämpfe dieser entsetz lichen Schlacht Sein Besitz ist eine Frage von entschei- delrder Wichtigkeit. Di« Japaner stürmten rü wieder und wieder, die Russen wurden daran» vertrieben, gewannen es aber dann wieder zurück. Breisach kam eS zum Handgemenge. Tie Be- latznng war dem gleichzeitigen Feuer von vielen hundert Ge- schützen auSgeietzt. Dinickxintu» ist setzt i» den Händen der Ja- paner, die von dort o»S ihre Geschütze aus die Eisenbahnstation von Mukden richten könne». Sie konzentrieren ihre Angriffe auch aus eine Stell« 10 Werft nördlich von Mukden und 7 Werst westlich der Eisenbahn, um die Linie der dort stehenden russischen Truppen zu durchbrechen, diese Truppen abzuschnrideir und sie zu umzingeln. Aus dem telegraphischen Bericht eines englischen Kriegs- Korrespondenten, der sich bei der japanischen Hauptarmee be findet, sind folgende Einzelheiteil hervorzuheben: Tie russr- schen Soldaten sind augenscheinlich durch den Fall von Port Arthur entmutigt, und man glaubt, daß ihr Verhalten an offene Meuterei grerM. Viele starke Stellungen wurden ohne jeden Versuch eines Widerstands aufgegeben. Das Schlachtfeld beweist, daß der Rückzug überstürzt wurde. Es ist bedeckt mit Kleidersetzen und schwere» Pelzstjeieln, von denen Taulende weg geworfen wurden, weil sie wahrscheinlich die hastige Flucht der Rüsten erschwerten. . . . Die Russen gingen nach Osten und Norden in Verwirrung zurück. Es liegt aus der Hand, daß ihre Nückzugspläne durch die schnellen Vorstöße der Japaner ver eitelt. wurden. , Der ganze russische rechte Flügel scheint des- organisiert zu sein. Die heute einlaufenden Berichte lasten er kennen, daß sich die Truppen in einer panikartigen Verfassung befinden. Ein Armeekorps, das unserer äußersten linken Armee aegenüberstand, machte so gut wie keinen Versuch, den Vormarsch der Japaner ausznhalten. Ter Sieg ist vielleicht noch größer, als die Verlustliste erkennen läßt, da die Moral des Feindes zusammengebrochen zu sein scheint. ... Ta der gefrorene Boden dem Angreifer ein Eingraocn unmöglich machte, benutzten die japanischen Soldaten zur Deckung in der Feuerlinie entweder kleine Stahlschilde, die groß genug sind, den Kops zu decken, oder auch Sandsäcke, die sie mit sich trugen. Die Chinesen leiden außerordentlich: viele ihrer Dörfer wurden durch Granat feuer zerstört, andere von den zurückgehenden Russen und wieder andere von den vorstehenden Japanern eingeäichert. Tie Lehre von der Stärke der Offensive ist so alt wie die Lehre vom Kriege überhaupt, aber ein neues Bild zeigt uns der ostasiatische Krieg in bezug aus die F e l d b e se st i g u n g. Die Fronten beider Armeen sind im Laufe der Zeit so stark geworden, daß sie nur mit Relagerungsmitteln angegriffen werden können. Auch der Beschießung mit den schwersten Ge schützen widersteht bisher die starke Stellung. Dres ist von hoher Bedeutung. Die Art und Weise, wie Russen und Japaner von der Stärke ihrer Stellung Nutzen zogen, ist aber grund verschieden. Die Rüsten stellten ihre Massen hinter diesen Schutzwall, ihre Offensivstößc aus der Stellung — Gripenberg — entbehrten der Energie und einheitlichen Führung. Die Ja paner benutzten die starke Frontstellung dazu, um für ihre Offensive auf den Flanken starke Kräfte verfügbar zu haben. Las ist der wahre Nutzen jeder Befestigung, mit schwachen Kräften gegen einen überlegenen Feind lange stand halten zu können. Das ist auch der Zhveck jeder Befestigung sowobl im Festungs kriege als auch im Fcldkriege. Eine starke überlegene Feld armee braucht keine Verschanzungen, hinter denen sie Schutz suchen muß. Die Art und Weise aber, wie die Japaner ihre starke Stellung benutzt haben, um in der Front mit verbältnis- mäßig wenig Truppen jeden Durchbrucksversuch der Russen zu vereiteln und aus den Flügeln mit starken Massen die Offen sive zu ergreifen, sichert ihnen den Sieg. Die „Agence Havas" meldet: Obgleich der Ministcrrat noch nicht darüber beraten hat, glaubt man, Minister des Aenßern Telcassc- werde in Erwiderung aus die Anfrage des Depu tierten Pressensä über den Aufenthalt des russischen Ge schwaders in der Nähe von Madagaskar oder Dschibuti demnächst erklären, Frankreich werde sich stets beitrcben. die Neutralität unter denselben Bedingungen zu wahren, wie während deS spanisch-amerikanischen Krieges. WaS das russische Geschwader betresse, so habe es außerhalb der Territorial gewässer geankert. lieber die russischen A n le i h e v e r su ch e in Frankreich, deren Mißerfolg angeblich Geneigtheit zu Friedcnsverhondlungen in Petersburg hervorgerufen haben soll — vergleiche unter Depeschen im Abend blatt — wird aus Paris berichtet: Die französischen Unterhändler über das Anlehen haben in Peters burg formell erklärt, daß dieses Anlehen das letzte Krieqs- anlehen sei. So lange der Krieg dauert, wird in Frankreich kein neues Anlehcn für Rußland abgeschlossen werden können. Damit wird die russische Negierung in Zukunft rechnen müssen. Schon das gegenwärtige, in Verhandlung stehende Anleben ist ans große Schwierigkeiten gestoßen. Wenn eine Herabsetzung der Anleihezifscr von 1000 odcr 1300 Millionen Francs aus 600 Millionen Francs erfolgt ist, so wird dies dem Einflüsse der französischen Regierung zuzuschreiben sein, welche den Anlcbcns- banken gegenüber ihre warnende Stimme erhoben hat. nicht allzu wett zu gehen. In Rußland weiß man, daß man aut den tran- zösischen Geldmarkt nicht zählen könne, sn lange der Krieg dauert. Die Leiter der hiesigen Banken, welche sich noch z» diesem allerletzten Kricgsanlehen entschlossen haben, erklären, daß es abiolnt unmöglich ist, iw französischen Publikum mehr als 300 Millionen unterznbringen, und aus diesem Grunde wurde es von den französischen Unterhändlern abgelehnt, den Wunsch der russischen Regierung zu erfüllen, einen Betrag von 100 Millionen fest zu übernehmen. Reuter meldet aus Tokio vom 11. März, nachmittags 2 Uhr: Die Russen ziehen sich vcn Mukden nordwärts zurück. Die Japaner sind ihnen aus beiden Flanken aus den Fersen. Tie Russen sind inübelsterLage. In diplomatischen Kreisen in Paris wird der Meldung des Londoner ,zDail» Graphic", wonach Rußland Frankreich habe wissen lasten, daß Kaiser Nikolaus bereit sei, in Fried ens- oerhandlungen cinzntreten, keinerlei Glauben beigemcssen. Zur Lage in Rußland. Das M in > sterko m itec beriet am 10. und 13. Februar über Maßnahmen betreffs der Beziehungen zwischen Industriellen und Arbeitern und über die Aus führung dieser Maßnahmen durch das Finanzininisterinm, über ihre Verwirklichung auf gesetzgeberischem Wege oder durch ein Verwcstlungskomitee. Es gab ferner seiner Ansicht Ausdruck. der Inspektion der Fabriken unter dem Finanzministerium unter der Bedingung, daß die Inspektoren den Gouverneure» unter stellt seien. Das Reglement »her die Beziehungen zwischen Industriellen und Arbeitern müßte aus dem Wege der Gesetz- gcbuiig sortschreite». die Gesetze über die Ausilände müßten av- geändert werden. Es sei notwendig, daß das Finanzministerium die Frage der Verträge zwischen Industriellen und Arbeitern be rate, ferner die Frage der Verbesserung der LebenSbedingungen der Arbeiter, der Verminderung der täglichen Arbeitzeit, die Frage der persönlichen Sicherkeil und des ärztlichen Beistandes. Zur Auscrrbcstiiiig dimer Gcschesoorsckläge müsse eine Kommission unter Leitmg des Finanzminifters einpesctzt werden, die die Vertreter der Industriellen und Arbeiter, sowie Leute hören wird, die in der Arbeiterfrage Sachverständige find. Die Ge- setzesvorichläge müssen dem Staatsrat vorgelegt werden. Die Ent scheidung des Ministerkomitees ist vom Kaiser am 5. d. M. be- E" ^Sämtliche für die Schiekkowskh-Komuiission in Petersburg gewählten Vertrauensmänner wurden v e rh a st e t. Tie Nachrichten über Unruhen in der Provinz mehren sich erschreckend. TagtSgcschichte. Scber ein .Meisterstück der Jntalera«»" schrerbt die „Köln. Zta." an leitender Stelle: Der LandeS- auSschuß von Elsaß-Lothringen ist zum Tribunal geworden, vor dem ein Meisterstück klerikaler Unduldsamkeit durch sämtliche Parteien de» Hauses seine Verurteilung gefunden hat. Der- Ankläger war diesmal erfreulicherweise dl, Negierung, der Au- aeklagte wiederum der Bischof Ben»ler von Metz, dessen fr,edc»störende Intoleranz seit dem Fall Fameck aller Well bekannt geworden ist. Der Abgeordnete Blumentl-al brachte beim Etat der Kulttisoerwallnng die in Elsaß-Lothringen vor- gekommenen Mißbräuche bei der Verwalnng der Kirchhöfe zur Sprache, deren Abstellung der tolerante Bisthos von strc»- burg bereitwilligst zugciagt, der Bischof von Rietz dagegen, obwohl die Zustände in Lothringen dies besonders nötig machten, nock nicht für angemessen erachtet habe. Zur Kennzeichnung des Bischofs von MeH führte der Redner nun weiter die Verhällnii«« in der lotbringilchen Gemeinde Langenberg a». wo die Kacbo- liken sich schon seit 1690 mit einem ungcmeihlen Fried hof behelfen mußten, obwohl die Gemeinde eine besondere Ab teilung für Protestanten und eine für Selbstmörder angelegt lptt. Nach einem kurzen Wortgefecht, in welchem auch die ultramo» tauen Redner zugestanden, daß. wenn es wahr sei, was der Abgeordnete Blumeiithol vorgebracht Hobe, ei» Fall des „ver- werslichsten Klerikalismus" vorliege, machte der Unterflogst sekrelär Tr. Petri über die Angelegenheit die folgenden Aus- sührungen: Der Sackverl-att sei von dem Abgeordneten B-umeu- thal im wesentlichen richtig geschildert worden. Bei der Anlage des Kirchhofs vor 15 Jahren sei ein Streit zwischen der Ge- mcindcbehörde und dem Pfarrer entstanden wegen des Ortes, an dem der Kirchhof angelegt werden solle Die Gemeinde habe sich nun an den Bezirkspräsidenleu gewandt, um die Weihe des Kirchhofs zu erlange». Aus der Antwort der bischöfliche» Le Hörde an den Bezirlspräsidenten gehe nun in der Tat hervor, daß ursprünglich nur die Platzfrage den Gegenstand des Streites zwischen Gemeinde und Pfarrer gebildet lxrbe. Der Bezirk Behörde die Weihe des Friedhofes verweigert: es bandle stch also nicht um eine Jmerdizierung. sondern um die Nicklwechung des Friedhofes. Später seien zu der Streitfrage über de» Platz noch andere Streitpunkte zwischen Gemeinde unv Pfarrer hinzu- gekommen. Aus dem protestantischen Teile deS Kirchhofes sei nämlich eine protestanlücke Frau begraben worden, daraus lmbe die bischöfliche Behörde Einspruch gegen die Wahl des als vrc- tcslantische Abteilung bestimmten Platzes deS Kirchhofes erhoben und verlangt, die protcstantiiche Abteilung müsse entweder link- oder rechts vom Eingänge liegen. Die Leiche der protestantische:! Frau mäste ausgegraben und auf dem neu anzulegenden Pro testantischen Teile des Kirchhofes begraben werden. Ter Bürgermeister habe das für ein Ding der Unmöglichkeit erklär:, weil die Plätze rechis und links vom Eingang bereits »er geben seien. Bei dieser Sachlage sei es bis zum heutigen Tage geblieben, obwohl die Regierung und die Gemeinde im Lause der 15 Jahre wiederholt gütlicke Schritte getan haben, um diesem be bäuerlichen Zustande ein Ende zu machen. Der Regierung stehe aber kein Mittel zu Gebote, das zu erzwingen. Die bekonderen Gebühren, die der Geistlichkeit bei Begräbnissen erwüchsen, wü» den nickt vom Staate, sondern von den Gläubigen bezahlt. So bedauerlich asto auch diese Verhältnisse seien, st> sei die Regie- rung doch nicht in der Lage, Abhilfe zu schaffen. Diese Mit- teilungen des Vertreters der Regierung versetzten das Haus in große Bewegung, und selbst der Abgeordnete WetterlS, der bekanntlich Priester und Redakteur des ultromontanen ,,Journal de Colmar" ist, erklärte unter lebhaftem Beifall, daß jeder genügende Grund zur lJnterdizierung des Friedhofes vollkommen gesehlt habe. Die Katholiken bienen an ihren Rechten fest: ober in der Ausführung dieser Rechte müsse die größte Schonung, die größte Duld samkeit, die größte Achtung vor den Anschau ungen Andersgläubiger beobachtet werden. Aus i>en weiteren Reden zu dem Gegenstände ist noch hervorzuheben, daß der Abgeordnete Blumeutha! bemerkte, die Gemeinde Langen- derg habe jedenfalls durch diese einzigartige Erörterung im Landcsausichnß mehr erreicht als durch alle Bemühungen aus dem Instanzenwege, und der Slaats'ckretär erklärte in einem Schluß wort, die Regierung könne zwar den Kirchhoi nicht weißen, sic könne auch Pfarrer und Bischof nicht dazu zwingen, die Gemeinde habe aber ein volles Recht darauf, den Bischof zu bitten, er möge dem ungeistlichen Zustande doch endlich ein Ende macken, und die Regierung sei gern bereit, nochmals ihre Ver- mittlung eintreten zu lassen. Damit nahm die bedeutsame Er örterung ihr -Ende. Das Haus hatte die Reden durchweg in großer Betvcaung angebört. Ter allgemeine Eindruck u>ar: Ist so etwas wirklich in unserer Zeit noch möglich? Deutsches Reich. Die Mitteilungen, die über Einzelheiten der R e i ch s f i n a ii z r e s o r m durchs einige Blätter gehen, beruhen, wie eine öfters von offiziöser Leite unterrichtete Korre spondenz betont, lediglich auf Kombinationen. Die Einzelheiten des Planes werden erst sestgestellt werden, wenn sich der Bundcs- rat mit der Angelegenheit besaßt. Das ist aber noch nicht Ser Fall. Soweit möglich, steht gegenwärtig nur etwas fest, was in diesen Mitteilungen nicht enthalten ist, und das ist die Einbringung einer Novelle zum Brausteuer- gcsetz. die eine Stcuerstasselung nach der Betriebsgröße be zweckt. — Soweit die Korrespondenz. Im übrigen kann mau es vom praktischen Standpunkte wohl verständlich finden, wenn die Reichsregierung sich vorerst noch nicht dazu entschließt, irgend welche ocrdindliche Erklärungen abzugeben. Die Folgen des AuSstandes im Ruhrgebietc sind vom Oberbürgermeister Zwinge« in Esten und der dor tigen Stadtverwaltung beleuchtet worden. Es wird darüber berichtet: Der Oberbürgermeister freute sich, teststellen zu können, daß cs ihm gelungen sei, ohne Zuziehung von Militär in vollem Umfangs dce Ruhe und Ordnung aufrecht zu erholten. Es >'ei nicht zu verkennen, daß in einzelnen Bergarbeiter-Familien die Not in mehr oder minder großem Umfange eingckehrt sei. Wenn cs aber jo dargesicllt werde, als ob im Ruhraebiet ein allge meiner großer Notstand herrsche, io müsse er das als tenden ziöse Erfindung bezeichnen. Er habe es deshalb gemeinsam mu «amtlichen Kollegen des Ruhrgebiets obgelchitt. sich an einer geplanten großen nationalen Hilfsaktion für die Bergleute zu beteiligen. Diese.Hilfsaktion hätte für jeden Bergmann höchstens zwei Mark ergeben, dagegen eine. Stellungnahme während des Kampfes zu gunslcn einer Partei bedeutet, welche die Kam muneil unbedlngt vermeiden mußten. Im übrigen war die Armenverwaltung längst angewiesen, überall, wo es notwendig war, helfend und unterstützend cinzugreisen, dis finanziellen Wir kungen des Kampfes werde man vielleicht später fühlen, bis her war ein merklicher Einfluß ans die kommunalen Verhält nisse nicht zu verzeichnen, im Gegenteil, der jetzige Etat sei günstiger als die der letzten Jahre. Die Besorgnis, daß die Erbschaftsstcue r z»m Gegen stand der NeichSbeiteueruiig gemacht werden könnte, schein: den Landtag des Fürstentums Reu«; j. L. benimmt zu haßen einem deractige» Plan znvorznkpmmen. ES wird nämlich ans Gera ge meldet : Ter Landtag genehmigte ein Gesetz, betreffend die Erb- schafts- und Schenkniigssteuer. Von der Steuer weiden Kinder und Elter» auSgeichlvsten. Tie Steuer soll sächlich tiOOOO Mk. dringen. Gestern begannen in Eisenach die Verhandlungen des Ver- tretertages de deutschen 2 tu den len. Rach der „Rhein.-Weirr. Ztg." ist die Tagesordnung «olgeiidelmaßen fest- gestellt : l. Akademische F reihei t. Antrag Halle: Die Regierung um Revision der Vorschriften iür die Studierenden zn ersuche», im Sinne der Halleschen Reiviutivn oom 10. Fe bruar. 2. os Debatte über die ko n - c i«i o n el l e u Korpora tionen. Antrag Güttingen und Antrag Leipzig: „Der Bertreicr- lag möge in der Erkenntnis, daß konseffionelle Verbindungen eine schwere nationale Gefahr sind, durch die einzelnen Ausschüße den UnioersitätSbehörden nahclcgen. neue konfeffionelle Verbin dungen nicht zu bestätigen." Ist Gemeinsames Vorgehen gegen die konfessionellen Verbindungen. (Antrag Leipzig.) 3. Zu sammenschluß der deutschen Studentenschaften zur Vertretung gemeinsamer Interessen. (Antrag Berlin: Gründung eines oll gemeinen Verbandes der deutschen Studentenschaften.) 4. Debatte über die von Tübingen angeregte Schillerseicram 0. Mai in Weimar. 5. Wahl eines gemeinsamen Organs der Tagespreise zur Veröffentlichung wichtiger Fragen. 6. All- gemeine». . D'e Hamboratkchen liberalen Tbeologen haben an Pfarrer v. Fischer in Berlin ein« Sümpathie-Erklärung gerichtet, in L n v. " 4» --S. Z-
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