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Marinewefen. 17 gebracht werden kann, für den ganzen Mechanismus fehr gefährlich fein können und häutig ein Kappen des Seiles erheifchen. Dafür'ift eben das Seil viel billiger. Bei fchwächerem Verkehre fcheint das Seil, bei ftärkerem Verkehre die Kette den Vorzug zu gewinnen. Bezüglich der Frage, ob eiferne, ob hölzerne Schifte: Für Perfonenfahrten. werden heutzutage*, aufser etwa in Amerika, allenthalben nur mehr noch eiferne Dampffchifte gebaut; für Waarenverkehr bilden wohl die hölzernen Segelfchiffe noch die Ueberzahl , es fcheint aber, dafs auch hiefiir eiferne Schiffe, und zwar Segelfchiffe mit Aushilfs-Dampfmafchinen die hölzernen Schiffe und auch die gemifchten Schiffe (das find folche, bei denen Spanten und Längenverband aus Eifen, die Verkleidung aus Holz hergeftellt find) verdrängen werden. Die eifernen Seefchiffe haben den grofsen Nachtheil, dafs die Gräfer und Mufcheln fich an diefelben viel rafcher und ftärker anlegen, als an die hölzernen Schiffe, hiedurch den Widerftand des Schiffes , fomit den Kraftaufwand zur Ein haltung einer gewiffen Gefchwindigkeit fehr fteigern und die Manövrirfähigkeit des Schiftes beeinträchtigen. Bei hölzernen Schiffen ift deren ins Waffer getauchter Theil zum Schutze gegen den Bohrwurm mit Kupfer- oder Munz-Metallplatten belegt, und diefe bewirken gleichzeitig, dafs das Anlegen von Gräfern und Mufcheln in viel geringerem Grade ftattfindet. Bei Perfonendampfern, welche fehr rafch fahren, hindert allerdings die heftige Reibung zwifchen dem Schiffe und dem Waffer ein allzubaldiges Belegen des Schiffskörpers mit diefen Gräfern und Mufcheln; auch ftationiren diefe Schiffe in den Häfen immer nur kurze Zeit, und da das Anlegen von Gräfern gerade während der Ruhe des Schiffes am meiften gefchieht, fo findet dasfelbe bei Perfonendampfern überhaupt in geringerem G-rade ftatt; doch ift es immer flark genug, um zu erheifchen, dafs die eifernen Dampfer mindeftens einmal des Jahres aus dem Dienfte gezogen, in Trockendocks gereinigt und frifch angeftrichen werden müflen. Dicfs ift: fehr koftfpielig, da nicht nur das Schiff während der Zeit, die es im Trockendock zubringt, nichts verdient, und das grofse Capital, welches der Werth eines Schiffes repräfentirt, unfruchtbar ift, fondern auch die Docks felber koftfpielige Apparate find, welche verzinft werden müffen und das Reinigen und namentlich das Anftreichen des Schiffes bedeutende Auslagen verurfacht. Es exiftiren defshalb auch eine Unzahl Vorfchläge und Geheimmittel für Anftriche , welche dauerhafter fein und das Anlegen der Gräfer und Mufcheln behindern follen, und waren auch auf der Weltausftellung folche Anftriche zu fehen. Speciell in der franzöfifchen Abtheilung war ein Anftrich des Chemikers Dubois aus Marfeille , welcher Schiffsplatten zur Ausftellung brachte, die zur Hälfte mit feiner, zur Hälfte mit der gewöhnlichen Anftrichsfarbe beftrichen und eine zeitlang im Hafen in Seewaffer gehalten waren; die mit der neuen Farbe beftrichene Hälfte war nahezu rein, die andere Hälfte dicht belegt. Es wäre fehr wiinfchcnswerth, wenn endlich ein folcher Anftrich fich bewähren würde. Doch ift in diefer Beziehung fo oft Unzweckmäfsiges angepriefen und durch Vorbringung fälfcher Proben zum fpäteren Nachtheile des Schiffes angewandt worden , dafs das Mifstrauen ein fehr grofses und die Löfung der Frage fehr erfchwert ift. Eine Verkleidung der eifernen Schiffe mit Kupfer- oder Munz-Metallplatten wie bei den Iiolzfchiffen oder Verwendung metallifcher Anftriche ift gefährlich, weil, wenn zufällig an einzelnen Stellen diefer Schiffe die Metallverkleidung oder der Metallanftrich fich ablöft und das Eifen der Schiffsverplattung direcft mit dem Salzwaffer in Contadl kommt, fofort eine galvanifche Strömung zwifchen der Metall verkleidung und dem Eifenbleche fichherftellt, wodurch letzteres aufgezehrt werden und plötzlich ein grofses Leck entliehen kann. Der vor Kurzem erfolgte Untergang des englifchen eifernen Transport dampfers „Megära“ zeigt, wie vorfichtig man in diefer Beziehung fein mufs. In