Volltext Seite (XML)
Marinewefen. O gewichtslage gebracht, von felber immer wieder in feine aufrechte Lage zurück- fchwingt. * * Ein Schiff iflfefl, wenn es unter dem Andrange der gröfsten Wellen und des flärkflen Windes und unter dem Einfluffe all’ der vielen Schwingungen, die es durchzumachen hat, weder Brüche oder Deformationen erleidet, noch im Verbände feiner einzelnen Theile undicht oder gelockert wird. Ein Schiff ifl richtig geladen, wenn die Ladung im Schiffsräume fo vertheilt ifl, dafs hiedurch die Stabilität und Schwingungsdauer des Schiffes weder zu grofs noch zu klein wird, und das Verhältnis feiner vorderen und hinteren Eintauchung die Lenkbarkeit und Gefchwindigkeit des Schiffes nicht beeinträchtigt. Die Schiffs-Baukunft ifl nun wohl dahin gelangt, dafs ein Schiff für die Aufgabe, der es zu dienen hat, in jeder Beziehung vollkommen entfprechend gebaut werden kann. Ein Schiff aber, das z. B. auf einem Teiche vollkommen ficher und zweckmäfsig ifl, wird auf einem Strome, wie die Donau, fchon bedenk lich und auf bewegter See unmöglich fein. Ein Schiff, welches für Segelbetrieb oder die offene See leicht und fchlank erfcheint, kann für Dampfbetrieb oder für ruhiges Gewäffer fchwerfällig und unbrauchbar fein. Ein Schiff, welches mit mäfsig hohen Borden, aber recht fchwimmfähig gebaut, bei beflimmter, richtig vertheilter Ladung nachgiebig, leicht fich hebt und mit Sicherheit über die Wogen gleitet, kann mit zu grofser oder falfch vertheilter Ladung von Sturzwellen überfluthet werden. Ein Schiff, deffen Schwerpunkt nach richtiger Ladung fo lituirt ifl, dafs das Schiff in grofsen, fanften Schwingungen keine befondere Inanfpruchnahme zu erleiden hat, kann dadurch, dafs man es zu flabil geladen (z. B. bei Trans port von Eifenbahn-Schienen diefe zu tief unten im Schiffsräume gelagert hat), fo kurz, rafch und heftig fchwingen, dafs der Verband (namentlich bei Holz- fchiffen) gelockert und das Schiff leck wird oder feine Mafien verliert. Endlich mag ein Schiff, welches mit genügender Bemannung und Aus- rüflung im Stande ifl, rafch Havarien zu befeitigen und das Leckwaffer auszupum pen, gefahrlos fein, während dasfelbe Schiff in Ermanglung diefer Bedingungen von den Wellen begraben werden kann. Der Begriff der Seetüchtigkeit ifl alfo ein relativer und hängt nicht nur von der Bauart des Schiffes, fondern auch von der Art feiner Ver wendung ab. Zur Erklärung diefes Zuriickfchwingens des Schiffes: Sei Fig. / die Querfedtion eines Schiffes in aufrechter Lage, 5 der Fig. /. Fig. 2. * ’ Schiffs-Schwerpunkt, D der Schwer punkt der verdrängten Waffermaffe ; oder Deplacement-Schwerpunkt. Der Schiffs-Schwerpunkt S ift der Angriffs punkt der Refultirenden , mit welcher die Schwere das Schiff nach abwärts zieht, der Deplacement-Schwerpunkt D der Angriffspunkt der Refultiren den, mit welcher das Waffer das Schiff nach aufwärts drängt. — - Wenn, wie in Fig. I, D fenkrecht unter 5 liegt, heben fich die beiden Kräfte auf und das Schiff ift im Gleichgewichte. Wird das Schiff, wie in Fig. 2, geneigt, fo verrückt fich in Folge der eigenthümlichen Form des Schiffes der Deplacement-Schwerpunkt von D nach D 1 und drängt fonach die Refultirende die jetzt im neuen Deplacement-Schwerpunkt D ' ihren Angriffs. des Auftriebes des Waffers, punkt hat, das Schiff in die urfprüngliche Lage wieder zurück.