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Dresdner Nachrichten : 30.11.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-11-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188711303
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18871130
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18871130
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-11
- Tag 1887-11-30
-
Monat
1887-11
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 30.11.1887
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Äbelhieb über den Kopf den Mörder nieder, so baß der Mörder und seine »wri Opfer m ihren» Blute schwimmen. Stein ist ein kräftiger Mann von 26 Jahren, gelernter Buchdrucker, zuletzt war er DirnrnzuhÜlter in Frankfurt unv hat ivege» Diebstahl und Wider stand eine 4jährige ZlichthauSstrase zu verbüke». Das Verbrechen bat derselbe schon lange geplant; er wurde auf der Scln» iderwerk stätte beschönigt, hat sich hier heimlich eine der 12 Zoll langen rung >m rechten Rvckärmcl verborgen, sie uuten mit der Hand sestgehaiten und dann im geeigneten Momente so rasch vornezogen, daß rS die beiden Beamten nicht zu hindern vermochten. Der sich wie raiend geberdende Alrnsch würde ohne Zweifel auch dendMen Beamten niedergestvcheu haben, Iveim dicier ihm nicht durch den von hinten beigrluochten Hieb über de» Kops zirvoigokoiimren wäre. Die ganze schreckliche «eene spielte sich nömlich »n wenigen Sekunden ab. Beide Bcamle sind leider lebeliSgewhrllch verletzt. Direktor Kalde- wcy ist am schwersten getroffen, c»> Stich hat die Lunge tief durch bohrt und der zweite Stich das Herz gestreckt; bei Obcranfieher Köhler ist der Stich von hmtcn t!e> in die Lunge gedriinge». Auch der Mörder hat eine geiishrliche Wunde am Kovte, Bruch der Schädeldecke, davnngrlragen und liegt lebciisneiährilch verletzt dar nieder ; er ist jedoch gefesselt, damit er nicht Hand an sich selbst lege. Oesterreich. Aus ein seitens des ober-österreichischen Bauern vereins an den Bischof von Linz gerichtetes offenes Bcickivelde- schreiben über die klerikale Presse hat der Bischof Müller mit einem charakteristischen rigcnhöndigen Schreiben an den Berciiisvvrstniid geantwortet, in welchem er sagt: „Ich befasse mich nicht uiit Po litik und werde mich nie in politische Parteikämpsc einmischen. Ich bin Bischof aller Katholiken dieses schönen Landes, sie mögen welcher Partei immer nnaedoren und nmsasse alte ohne Ausnahme mit der alckrichtigstcn Liebe und dein innigsten Wohlwollen. Was die Zeitungsblätter bctrisst, so erscheint kernes unter meiner Auto rität und ich übe aus keines irgend eine» Einfluß aus. Ich segne alle katholischen Mitglieder des ober-österreichischen Banernvereinö aus vollen, Heizen und verharre mit der wohlwollendste» Liebe ihr aller ergebenster Bischof Einest Maria". Frankreich. Ei» Befehl des KriegsininisterS Ferron, in welchem alle i» Paris anivesenden koimiiandirendcn Generäle nus- aesvrdert werde», in ihre Garnison znuickzukebren, soll genen de» General Vonlanger gerichtet sei». Findet diese Nachricht Bestäti gung, so würde der General sich in der Thal noch in Paris auf- Iiolten. ES wird intclessant sein zn erfahren, ob Bvnlanger der Weckung Fcrrvns nachgekvimiicn ist oder cs vorgezogen hat, auf seinem „Bcobnchtniigsposten" in Paris zn verbleiben. Wie einfach und würdevoll ist doch vor 9 Jahren der Mar schall Mae Mahon gegangen! schreibt in einer Gegenüberstellung zu der würdelosen Haltung Grevys die „Frist. Zig." Auch er stand vor der Unmöglichkeit, wciier zu regiere», d. h. so zu regiere», wie er es veisland. In dem Ministerrath, der am Vormittag des 80. Januar 187!) gehalten wurde, stellte sich die Lage klar heraus und sofort faßte der Marschall seinen Entschluß. Am Nachmittag drsselbcii Tages schickle er an die Präsidenten des Senats und der Kammer einen einfachen und würdige» Bries, in welchen: er unter Angabe der Gründe leine Demiisivn gab. Zwei Stunde» später war der Evitam; versammelt, und abermals zwei Stunde» später war Jules Grebh zum Nachfolger Mac Maljvns gewählt. Der Marschnll war in Versailles und machte dort seinem Nachfolger sofort seinen Bestich, da»» fuhr er nach Paris zurück, ließ die Nacht über packe» und am suchen Morgen des LI. Januar veiließ er das Elhsee. Das war rasch, ruhig, voll Hoheit und Würde. Aiit welche Weise wohl sein Nachfolger Grcvh ans dem Elysce entfernt werden muß ? Der parlamentarische Unterstichungs-Ausschnß hatte den Gene ral Eaffarel, die Limousin mit ihrem Lomitz uns den Baron Kmtlmaver z» vcrnelmi'»; seltsamerweise checkt die Presse darüber nichts imt, weil die Wichtigkeil der Auslagen das Ge»eimniß er widern soll. Der „Ganlois" weiß aber zu erzählen, daß dieie Abenteuerin die Kommissare in folgenden Ausdrücken brandmarkte, sär deren Anchenlieckät er entsteht: „Ich begreife nicht, meine Herren, daß die Mitglieder eines parlamentamche» Ausschusses, welche ehrenhafte Männer sein sollten, inen» Zeugnis; anrufen, nach dem sie schon Strnßendirnen ihr Obr geliehen hatten. Ich vin es mir selbst schuldig mcht auf Ihre Fragen zn aickwortcn, und Herr Lomitz, der mich begleitet, wird rS ebensowenig thun." Nachdem sie lo gesprochen, erhob sich die edle Dame, sagte i» gebieterischem Tone zn ihrem Gefährten: „Kaminen Sie, Lorcntz, wir wollen diese Herren allein lassen" . . . und verduftete. Ein Tnubenzüchter hat für die Presse eine Taubenpost zwischen Versailles und Paris eingerichtet, welche die Nachrichten über den Veumck des Kongresses m Zwischenräumen von ze 5 Miuuten ver mitteln soll und niöglicheoveise rascher arbeite» wird, als der Telegraph. Die Gruppen der Linken der Kammer und des Senats haben sich bisher nicht über eine Plenarversammlung einigen können. Die Liechte hat die Vcrallmug über die bei dem Kongresse zn be obachtende Haltung an»' Mittwoch vertagt. Bisher scheinen Freh- ciiikt, Jerrv und Flaauet die einzigen crnslhafl in Aussicht ge nommenen Präsidentschafts-Kandidaten zu sein. Ter Führer der Radikalen, Eleinencean, hatte eine Unterredung mit Flvgnet über dessen Absichten bezüglich einer PräsidentichicktS- Enndidatnr und machte hierbei darauf aufmerksam, daß eine Zer splitterung' der Stimmen der Radikalen zwischen Frepcinet und Floancl mißlich wäre. Flaauet soll erwicde>t haben, daß er nicht als Eandidat ausgetreten iei, dcmnach auch nicht van einer E»nd>- datnr zurücktrcten könne, er überlasse seinen Freunden jede Verant- wmklichkeik für ihre Haltung, d. h. er bewirbt sich nach wie vor »m dieses Amt. Paris Der „Figaro" widerruft die Gerüchte, welche den Marschnll Mac Mahon schwer erkrankt meldeten: so wohl wie gegenwärtig, soll sich der Herzog von Magenta »och nie befunden haben. — Der „Paps" sagt gelegentlich der bevorstehenden Ab dankung M. GieopS: „Der chrenwcrthe und brave Soldat Mae Mahon verließ das Elhsee mit rcmen Händen: er hat dort sogar einen Theil seines Vermögens gelassen. M. Grevh allerdings von Oben bis Unten nut umechttich erworbenem Grldc vollgrpropit, wiid von dem ganzen Lande einstimmig davongejagt. Er kann sich, trotz allor Mühe, nicht einmal das Aussehen gehen, als ginge er ireiivillig. Er wird aus dem Elhsee geworfen, sogar ohne seine achttägige Kündigung erhallen zn baden". — Ein Arbeiter des großen Dmi'vilägcwerkes der st!ne Ratend kam am Sonnabend der großen Kreistage von acht Nieter Durchmesser zu nahe und batte hier noch das Unglück nusuiglciten und direkt unter die Säge zu fallen. Emen Ariarnblick später war er in zwei Halsten ge schnitten, ohne einer, Laut von sich zu geben. Seine Kameraden bemerkten den gräßlichen Fall erst emige Minuten nachdem das Unglück geschehen war. Italien. Lrispi bcmrstragic die diplomatischen Vertreter Italiens im Auslände, künftig anstatt der französischen die italie nische Schrcklsprache im Verkehr mit der heimischen Regierung an- zmvenden. I» dem sehr bemerkensiverthen Schreiben iordcrt Ensvi sie ans, die materiellen nnd moralischen Interessen der LmrdSlente im Anslande mehr z» beachten als dies bisher der Fall war. Die betreffende Ordne ist van bürgerlichem Geiste durchdrungen. DaS französische Eoickrckat erhielt ans Massanah die Nachricht, daß die englische Mission durch Ras Allnla an der Fortsetzung ihrer Reise znm Negns gehindert wurde. Ras Allnla willigt em, daS Schreiben der Königin, nachdem er vorher von dcnckclben Ein sicht genommen, mit einem Sveciolcoiirier an den Negns abz»- scnden. Da in jedem Falle längere Zeit erforderlich wäre, um Antwort zu erhalten, so hält man den Zweck der Mission für ge scheitert nnd fürchtet anrb, daß die englische Mission von Ras Allnla als Geißel zurückbehallcn werden könnte. Auf die Interpellationen Bvnghis und Sacchis erklärte der Jlistizminister »r der Tevntirtenkanrmer. alle Proknratorcn (Stants- anwccklschccktcn) seien dahin übereiiigckvmme», daß keine Veran lassung vorlicge, die Zustimnrnngsschreibc» der italienischen Bckchö'e an den Papst und die Petition der italienische« Katholiken an die Kammer wegen Wiederherstellung der welnlchc» Macht des Papstes gerichtlich zu verfolgen. UebrigenS sei in der Petition der ausdrückliche Wniilcb wegen Wiederherstellung der westlichen Macht des Papstes sorgfältig vermieden. Er (der Minister) halte allerdings gewisse an die Bischöfe gerichtete Schreiben für strafbar, allein eine Verfolgung derselben sei unzweckmäßia, weil mn» da durch die Wünsche ans Hervorrufen eures Aussehen erregenden Prozesses begünstigen werde. Demnach sei eS besser, dieselbe» der allgemeinen Gleichgiltigkeit anbeinckcrllen zu lassen. Dadurch be weise man, welche große Freiheit in Italien die Gegner der natio nale» Institutionell genießen Die Regierung werde, obgleich sie die Kreitzeit im allgemeinen Recht anerkennt, eine Verletzung ver na« lienrsche» Einheit niemals zugcbeu. Biele Bauunternehmer in Rom haben ihre Zahlungen einge stellt und ihre Arbeiler entlassen müsse», weil sie bei den Credrt- Jnjtituten kein Geld mehr arborat echrelten. Zahlreiche Neubauten bleiben unvollendet und ein allgemeiner Bankeiost der Häuser- Spekulanten steht vor der Thür. Die kleinen Handwerker und Künstler sind dem Elend preiSnegeben und haben den Vorstand der Geselstckinst der italienischen Bindeisihntt der Künste und Hand werke ersucht, ein Meeting abznhalten, aus welchem ihre Rechte aus Arbeit. Brod und Hille besprochen werden soll. Wie dagegen der „Aaenzia Stefan!" aus Massanah vom 27. d. M leiegraphirt wirb, glaubt man, der NeauS habe sich nach Adna begebe», »in dort mit der englischen Mission zllsanimcnzutreffeii, welche seil den, 19. d. M. von Asinara dorthin unterwegs sei. Schweiz. Verga»ge»»e Woche ist in der Stadt Solothurn und in Grenchen. ellumi größere» Olle des Kantons, ein regelrechter Stratz«ck<m«s gichesert worden. Da mir Knüttel uird Pflastersteine als Waffen dient«,, so wurde zwar eine ansehnliche Zahl von Per sonen schwer verletzt vom Kampsplatze getragen. Tobte aber gab es nicht. Nur mrt großer Mühe gelang cs die Kämpfenden ausem- undrr zu bringen. Schon am Tage vor den Nastoiialrathswahlen batten im ganzen Kanton Schlägereien in großem Umfange siallge- sunden. Es gicbt unter der iLolothnrncr Opposition Lenie, die von ihren Gegner,^ aus vollster Ueberzengung „Spitzbuben" genannt werden ui»d „Spitzbuben" eckchoU es am Sonntag ans einer Haus flur und der Ctraßeukainps begann. Ter Kampi ist kein Parlci- kanip!, in der Opposition befinde» sich nicht nur Ultramonlane, wildern auch »ichlreiche Liberale, die in politischer Hinsicht genau denselben Ansichten wie die Gvirbememcntalen huldigen. Sie habe» die Hand ihren politische» Antipoden, den Ultramonlauen gereicht, ui» mit ihnen gemeinsam die bisherige Verwaltung zu bekäinpic». Diese Bürger iinterschetdcn sich von ihren politischen Gesiniinugsgeiioffen in der Neuerung dadurch, daß sie sagen, eS sei eine Korruption, die weit um sich gegriffen habe, zn bekämpfen, während die Gouvememenralen behaupten, eine Korruption iei nicht mehr vorhanden, die Schuldigen säßen Liste hinter Schloß und Riegel. Es ist nämlich Tbalsache, daß eine Anzahl von Per sonen in Amt Mid Wistden an dem Krache mehrerer Banlen in Solothurn mit Schuld sind und daß durch diese Bankerotte sowohl Liberale wie Klerikale schwere Verluste erlitten haben. England Der letzte Sonntag ist in London ohne Ruhe störungen verlausen. ES wurde nicht »ersticht ans Trafalgar Sgncire eine Versammlung abznhalten. Gleichwohl sanden sich wieder dichte Meickchenmasse» ei», in der Ermattung, daß Ruhestörungen statlsinden könnten. Zuerst waren nur wenige Schutzleute sichtbar. Als die Volksmenge sich jedoch vergrößerte, marschirteii IM Polizi sten aut. die den Square und die benachbarten Straßen säuberten. Größere Abtheckungcn Polizei sowie !M) Svezialt-mstabler warben iür den Nothiall in Bereitschaft aeliallen. Im Hydrpark fand eine von etwa 10,000 Personen besuchte Kundgebung gegen die Ein schränkung der Redefreiheit statt, welche ruhig betties. Tic Leichenschau über die an der englischen Küste geborgenen 21 Lcichen der Passagiere und Seelen!«: des nach dem Zusammen stöße mit dem Dampier „Rosa Mary" uiitecgegangcnen holländi schen Dampfschiffes „W. LI. Schollen" wurde u, Lover znm Ab schluß gebracht. Nachdem der Steuermann, der erste Maschinist, dcc Hochbovtsmann und der Ansgackmann der „Nola Matt," Aussagen gemacht, die im Allgemeinen mit denen desEavikänS dieses Schisses ttbereinstimmeu, gab die Jmh nach halbstündiger Beralbnng ,hicn Spruch ah, worin sie u. LI. den Gianhe» ansarückte, daß der Zu sammenstoß zwischen den Dampfern „W. A. Schölten" nnd „Ruin Mach" durch einen BcutthecknngSselckcr seitens der Führer des „W. Ll. Schölten" cnlsland, indem sie vernichlen, die Bugs der, „Rosa Mach" zn kreuzen, ohne der zur Zeit herrschenden starken! Ftzith, von der sie wahrscheinlich keine Ken»!mß hatten, Rechnung! zn trage». Ter Leichciibeschaucr empiahl die Weglassung dcL Passus betreffs des Benrtheilnngsiehlers. Er fügre Hinz», daß grobe Fahrtässigkeit nicht an den Tag gelegt worden lei. Die Im» erklärte sich damit einverstanden. Thomas Calla» ans Massachusetts und Michael Harkins an? Philadelphia, welche cmgeklagt sind, sich behufs Herbeisühenng von Tchiianiilcrplosionri! verschworen zn haben, erschienen wiederum vor Gericht. Nach Vernehmung mehrerer Zeugen wurde die weitere Ver handlung aus 8 Tage vertagt. In der letzten Sitzung der Zuckrrlonsercnz. welche am Montag von 2-4 Uhr dauerte, hielt der Pattamcnlsickretär des Handels amts, Worms, eine längere Ansprache an du: D-ttegirten. An der hirrnus folgenden Generaldebatte nahmen vornehmlich die Tetz- girten Belgiens und Oesterreichs Theil. Man glaubt, England werde leine Antzgleichszvtle voiichlaaen. Belgien ist gegen oie Zncknprämien, während Oesterreich dieselben billigt. Rußland. Ans den „Bush. Wed." kan» man ersehen, mit welcher Lelchtzgkcit in der pamiavistischcn Presse Fabeln geschaffen werdcri. Der genannten Zeuung zuivlge war es eine Gnade des- Ezaren. wenn dieser den Fürste» Bismarck mit beglückte. „Als wahrscheinlichste Erklärung der L! können wir den Befehl des Kaisers Wilhelm betrach Kanzler »»wies, dem russischen Monarchen die U ' »ahmen daizulegen, mit denen der erhabene Selbstherrscher verletzt morden wäre". Alio Fürst Bismarck mußte aut Beseht Kacker Wlllietin's um eine Andrem bitte», um Buße zu ihn». Eine recht essektvolle Erfindung — für russische Leser! — Die französische Krisis wird von derselbe» Presse durchweg unter dem Gesichts punkte betrachte!, daß Grev» lalle, weck er einer ausrichtigen An näherung zrvüchen Rußland und Frankreich im Wege stehe. So äußert sich namentlich auch die (russische) „St. Petersburger Ztg". Wie lranrig cs mit dem Volkslrhrilwesen bestellt ist, davon liefern ein nmchantzchcS Bild folgende Ziffern: Zur Zeit sind im Gouvernement Podvlien 80t) Kiechenschnlen ohne Lehrer, da solche >nc die vorhandenen elenden Geldmittel nicht an'zickroöen sind. Nur in einigen Ortzchatlen erhalten die Lebrer ein Gehalt von IOO Rubel jährlich und freie Wohnung, die Mehrzahl der Kiechenschnlen knim den Lehrern nur ein Gelackt von 80 bis 10 Rubel bieten, ohne frei Wohnung. Nicht selten sind auch die Schalen ahne Schulhnus, uno erfolgt dann der Unterricht in drn Hütten der Bauern nach einer bestimmten Nciheickvlae. In einigen Dörfer» . sehe» die Bauern selbst ein, daß der Lehrer von ieincin Gehalt! Ten Tu lo criwüet tont nicht cxisttren kanu, nnd gestehen ihm gleiche Rechte wie dein Hute» veö Gcmcinderaihes zu, d. h. freien Tisch, den ihm die Bauet» einer »ach dem anderen gewahren. Nach einer Meldung der ost'iziöjen ..Pvlit Eorr". aus Peters burg zeigt der Zar lebhafte Besciedianng über seinen Berliner Aufenthalt. Gegenwärtig sei bloS die Annahme znlalsig, daß der freundliche Empfang m Berlin und die Hcktnna des Fürsten Bis marck aui den Zaien günstig cnigewilkt und dessen Eigenliebe anS- geiöhnt hätten. Tic Wredecannägernng des Znren an den Berliner Hoi werde die denlich russischen Geacnsätze »vioerud beeinflussen und dies Remstal weide, bei dci» Mangel einer mniacii Fieniid- ichast, »innerhin cme Friedensgarantie bilden; dieses Ergebnis; der Berliner Zttlammenkuiitt verletze nicht die nationale Selbstliebe Rußlands, da letzteres keine, leine AetionSfreiheit einschrünlenden Vcipflichtmiae» übernehme; die Annahme sin gestattet, daß i» Berlin Rathsihlägc ansgetanichi worden sind über die Mittel, die guck» Bezicbiiiigen beider Reiche tünstigliin z» erhalte». Der Kaiser hat die durch Urthcil des St. Petersburger Kriegs gerichts wegen rechtzeckig entdeckter, ohne Folge gebliebener Em pörung gegen die oberste Gewalt zu Zwangsarbeit re!p. Deportation vcrnrtheckten 18 Landotsizicre und ü Seckadetcen begnadigt, weck Viktor E.'Neßicr zn letztere minderjährig sind, durch Andere verleitet wurden und aut- -. .. richtige Rene an den Tag gelegt haben. Sämmltzche Begnadigte wurden zn gemeinen Soldaten degradirt, unter Enitäuuinng brr Möglichkeit, nach eurer gewissen Frist den Otfiziersrang uneber zn erlcmgc.i. Ein Scekndetl bleibt noch i» Halt. Die „Noivoie Wre>nja" sagt, an den Fälschungen der Depe schen Bismarck s durch die „Orleans" seien zwestcllos auch Personen in Oesterreich betheiligt, Bulgarien. Vor einiger Zeit ist berichtet worden, das; der Metropolit Element von russischer Seite eine bedeutende Geldsi-miiie erhalten vat, um in Sofia ansznharren und die russische Partei dort zusammciiziihalten. Tann ist die Nachricht wieder bestritten worden. Der Korrespondent der „Voss. Ztg." i» Sofia kann sie »un um so zuverlässiger bestätigen, als er zur Kenntniß des Weges gelangt ist, den das Geld znrückgelegt hat. Eines Tages kamen in «vfia einige Mitglieder der tranzvsilchen Gelandtichckt m Belgrad an. angeblich ans emer Vergnügungsreise, die jedoch zn ocm sckaudervvllen Hcrbstwctter wenig stimmte. Sie waren die Ueber- dringcr der Geldsumme und kehrten, nachdem sie die Quittung er halten, nach Belgrad zurück. Rußland nahm die Gefälligkeit der sranzäflschc» Diplomaten m Anspruch, weil seme eigenen Agenten stets einen Theil der aiwcrtrauten Gelder unterschlagen. Keutlleiloi». f Eine ausfallende Ausnahme von mancher in der letzten Zeit gebotenen mehr oder weniger anziebenden viiisikaliichen Produk tion, machte daS vorgestern Abend >i» Saale des Hotel de Saze adaevastene Concert von Herrn Johannes Schnbert — es kesselte ohne Ausnahme in allen leinen Nummer» und hinterließ ein fühlbares Wohlbehagen, eine durch vortreffliche Kunstgenüsse bewirkte gehobene Stimmung, wie sie un« Künstler von Nana zu erzielen verstehen. Der Eanccrtgeber spielte zn Anfang mit Nie mand Geringerem, als unserem Eoncertineistc» Pro:. Lauterbach und Kammcrckrtnalen Grützmacher das Beethvpeii'iche li-clnr- Tri», op. 97. Zn der ausgeprägten Meisterschaft der letztgenannten Künstler bot Herr Johannes Schubert eine vortreffliche, technisch und geistig soraiästig »nSgealbeilcte und abgewogene Ausführung der Elaviechartre sp das; bas Beelhaven'sche Werk zu einem hohen, vollendeten Knnstgennsse ivlnde. Jn> Berlocke des Evneertes trug Herr Johannes S-tnibert noch eine eigene Composistoii: l l Varia tionen über ein Originalthema, Nociitrna in R-ckar, Ballade in O-mckl von Ebapm nnd den Carneval von Schumann vor. Der wvhsthuende, mäiiiiltche Charallcr semer Bortragöwcise, die immer natürlich und edel blelbt n»d seihst an höchsten Ackerte drn Kunst- zwcrk zur Nicblschnnr behält, die irrtiar, alle Schwierigkecken mit Sicherheit uno Delikatesse »rinnende Technik und die wohlkurch- üachle, fciligegliederte Auffässluig und Wiedergabe des geistigen Inhalts, machten seine Vorträge d.irchmcg zn außergewöhnlich interessanten, lsinen nichl nrindcr vorthc-ilhackeii Eindruck bewirkte Herr Schubert als Evinponist. Seine Vauationcn sind schön und ttcf enipfflilden, bezeugen vortreffliche contrapimktllche Kenntnisse und wirkten trotz aller Schlichtheit reizvoll und lesjeind. Solche Arbeiten verdienen besondere Anerkennung — wiegen sie doch Dutzende von Salon- nnd Bravourstücken ans, mit denen alltäglich der Musikalicninaikt überschwemmt w-rd. Here Pro». Lantervach, vom Publikum cnthiisiastiich begrüßt und in ganz seltener Weise miSgezeichnel, spielte mit der ihm eigenen hohen Meisterschaft die Air airs dem Golbmarck'ichen Violinconcert und „Abeirdlied" von Schumann. Das letztere mußte er nach deeimckigem Hervorruf schtankweg wiederholen. Augenscheinlich wollte das Auditorium. daS sich ans den ersten Geiettlchcktskreisen znsammenstellke. durch die außeraewöhickiche» Kundgebungen zeigen, wie sehr.Herr Prof. Lairterbach bis jetzt nn Conecrtsiial vernicht tvnrde. Einen fast gleichen Erfolg begleitete die Wkdceaabe zweier reizender chrischer Stücke: Lied nnd B-.rrleSke vv» E. Banck. von Herrn (ffrützmacher beardeilet nnd vor,zetragen. Die,L!nSffihrn»g erreichte mich hier eine Vollendung, welche die höchste Anerkennung heeanssorderte. Als Piitrsnietci «In turnt xont fr.,mitten die Proch'ichen Varia tionen nnd verschiedene Lieder für colorirten Gel ing ans dem Programm, von Irl. Mach Howe geinngen. Lick' die bereits ge nannten Vorzüge ver amnnthigm Kückckeun: Die seltene Höhe, Leichtigkeit und Beweglichkeit der Eimmie, traten auch diesmal wieder in Pottheilhastecker Weise hervor. Die Pcoch'i' m Varia tionen, die in steinen Veränderungen ihren glänzenden Mitteln an- aepaßt waren, perlten znm große» Theil entzückend aus der jugend lichen Kehle und bezenglen von Neuem die seltene Begabung und vorzügliche Schule, die Fr!. Howe eigen sind. Nicht gleich vvr- tbeckhait fiel wiederum der Lirdervortrag ans. Tee technischen Ausführung wurde Frl. Howe zwar auch liier gerecht, aber in Allem, was si: hier bot, sichste. wie dies schon na h dem ersten Evuectt der Künickerin gesagt wurde, der Hauptfaclor aller und jeder Knast, die Seele. So lange Frl. How" eine Vervollkomm nung hier nicht erreicht, so lange sie mir den Kehikovs sprechen, Herz und Gemüth in ihren Vortrag aber nicht zn bruigen wissen' wird, so lange wird ihr Gesang wohl immer i» Erstaunen setzen, niemals aber zu erwärmen und mitzureißen, geschweige dem: rene tihebendcn und beseligenden Empfindungen zu erwecken vermögen, welche die Macht nad den Werth des GeiangcS erck recht aus- machcit. Tie Begleitung säiamtlichcr Sologesangs- und Instrumen ta ln» »nncm des Abends hatte Herr Brock Engen Keantz über nommen. Herr in crnn Starck e. '! Las Königl. Hostheatec (Llltsladi) wird morgen Abend aele- geinlich der Arrffüln.mg vv» rflacäne's Athalia" mit dcc Mcn- dclsiahn'iche» Nii-slk auch der Schauplatz der Jnbilckrmroüicr des Kgl. Mnsikbckcktars Carl lliicc« ns sei». Nie-rgen sind es, wie oster erwälmt, -10 Jacke, daß Herr Musikdirektor RiecinS dem Hoftheater angehört. Zn Ehren des Tages ist von der König!. Geneccckoirck- iian „Ltthalia" angesetzt lvocdrn, mir dc:n Jubilar G.tcgenhelt zu ger>en, 'einen ckßhcenrog auch an seiner» Ehn.mplatze zu ickern. Lln Ovaironen dcr v.'i'cknedenstenArt wird eo nicht iricke». Freitag ge langt „strikt Acosta" zu erinäßiglen Preisen zur Aufführnng. Im Neustädte: Hause geht übermm cm, Freitag, znm Arsten des Pen« sionssvnds der daruettciidr» LRii/lieder des König!. Hostheaters das «oörner'iche WeckniachiSmärcheir „Ascheabrödel oder dcr gläserne Pantoffel" znm ersten Male in Scene. -j- „Die drei Pin tos", die nachgelchckne l.musihe Over in 3 Acren von C. M. von Weber, welche Herr Capellmelster hat für Herrn Direktor Kar! eine höchst erfreuliche Wirkung auch nach außen gehabt. LluS einer Reihe bau Städte», unter ihnen Halle, Erfurt, Weimar :e., sind an de» Genannten Ai>ll, ;cgelangt, an dorligen Bühne» längere Gaststätte zn absolviren. st Dw soeben erschienene Nummer des immer interessanter und actnellci sich gestaltenden „Universum" bringt folgendes zeit gemäßes Vittgem-.hk von Dc. Franz Koppel-Elltcli.', das wir seines eben io poetische» wie patriotischen Inhaltes wegen znm Abdruck bringen. Es war von Haus ans nur zu»! Vortrag im Club der „Vierzehncr" bestimmt, verdient wob! aber die durlbar weiteste Verbreckmig. K s> r b I t t e. Wo!! in Tttnci» Hluiüic! droscn NnettottrtiMri ra>l r» jo! Wo-:- Du a i!?!. des iettcn lobrn Jene, v:»ca es »k!«r>»!i. Herr. >«>!> ttturs nicht aeschlkit» Nt.'!»» t>e»i He,je» »ns d!' vast: VMr Nim !o nicht «nlccachc», schuhte» Itui »Ich! Dclnc Boten Tuet dei SScih-nbura nud L'chrtd l Als tue Feuerichlände drtt'tc», Duunils halt Dn uns crtiürt. „Nnicrn Fritz", den Fricdcl eichen, LitNruiie Deine B.itertmnd: pe!S >m>> Lieeer otnie «eae^chen Nelit» cr lieim in s BalcrianS, War er mit dein Zchuiert erriiiiire» War dcr kl >»>ie riieil des vtichmr, -ttiercs tü chm nctunacn, cküa.ücr Drei» des Menlchentlnims: W» ein -erz in Snd n»c> ttdidc» Lchlüet t» treuer deullcher Btilsl. IIiiu zn eigen gl's geworden Ganz und voll tn Leid und Lust. Lo getiedt wie nubr Koiler Word lein Fnr!l oui ieineui Tt-ron: AVer nie auch wurde ii-Oher Fe geliebt ein Fürst, ntl>:iu. s>err, was vat D-un Bott gesündigt, Herr, was de.i es Dir ge»,an. Datj Dn Io Dich tü>» verlnttdigl Lchiogcnd tcinen besten Mann ^ ! ?anst die Erstgeburt von Allen Lchiugil D«. londiesi »« ie i nnd Pest — Tim'», kein ttlagrus feil erschalle», Wie D» uns nach leiden löist. Lieli, Sie itrinste Wiliwe lvülig Beut die leiste Hove Dir - : ?.chone Deine« — Herr Ici bltlig! Alles gebe» «vir daskir. Sich', wenn an des Hinim'is Psorten Herd der Deine» »Inge klingt, g» tst, .«ch« nicht «ui! den Worten. Die nn „riinuier schnierz entringt i Nonn». c«n rNelicr tn der Wolke, Mach z» Schanden Eideiinnn. WM!« Du «sntcs thttn an« Botte. Th»' cs ich! an „»Hierin Fritz"! st Ei» in den Pariser Salons »machendes Gerücht behauptet, der russische Gioßlürst Michael. Bruder der Gloßherzogm von Mecklenburg-Schwerin, beabsichtigte sich mit dcr Sängerin M a ri a van Za » bt zn vermählen. Dcr gchiitiiche Kvnipmus! des „Trompeter von Säkkingen", traßbnm, arbeitet an einer ilcncn Over. Die Handlung spielt in seiner elsäsiilchen Heiinath. in der Btülhe- zcil der alten fr« en Lr'cichsstadl Straßbnrg. Die Dichtung ist von em-mi gleichsalls »n Elsas; lebenden Schristlleller verlaßt woiden. st Da? Köiiigl. prenß. .Hvtkunstmstiiut für Oelfarbrndruck von Oüo Trvitz'ch in Berlin hat weben ein Farben - Lichldruckbild Kaiser Will: clm und sein K a »zler nach dcr belaiiiitcn LIguarelle von Siememoih sertig gestellt, das zu den vorzüglichsten seines Genres zn zähle» ist. Die Portrlilähnlichleit des Kaisers und nicht ininder die des Iieichskanzlers, tvie der Umstand, daß das historische Eckzmimcr nach der Natur ausgenommen, treu wieder- ncaeben ist, alles das zusammen crgiebt ein imbonilendes Genre bild, daS in allen Kreocii ein großes Interesse erwecken dürste. Der Preis von 15 Mk. ist für das vorzügliche Kunstblatt ein vcrhätlnißniäßig geringer. * Amerikanischen Blättern ziffolge hat Professor Cnshman, welchem die Leitung einer Forschil»gSe.rped!tivn der Regierung dcr Bereinigten Staate» im südlichen Arizona übertragen wurde, eine ganz verschüttete Stadt entdeckt und berecks 8000 Skelette anSge» graben. Die Stadt liegt etwa 8V Melle» nordwestlich von Turson in dcr Nähe deS Zriiaiiunciistnsses des Salt River mit dem Gila. * In dcr Familie. „Heer Förster, Ihr Lacket hat aber ein gcschcidtes Kvpserl I Es ist wirtlich auffallend !" —„Auffallend'/ Gar »et! Das ticgt schon so in unserer Familie I"
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