Volltext Seite (XML)
r Nr. 307. Zehnter Jahrg. Freitan, 3. Rovbr. 1865. Erscheint: AI,»ich früh 7 Uhr. Inserate »«cdru angenommeo: »«, Abend» s,Sonn- jag» bis Mittag» 12 Uhr: Marienstraße 15. Snzrtg. in dies Blatt«, jetzt in 12«v» Lr«mpla«u erscheint, Haben eine erfolgreich« Arrbreitung. cki '1 Fbonnement: Blerteljährüch Li) Rgv, bei «uentgrldlichcc Li«. serung iu'S HanL. Durch oi« Kb'.iigl Pof virrtetjLhrl'.ch LL Ngr Einzcl-ui Nnmmerr 1 Ngr Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Arodisch. Inseratenpreise: Für den Raum ein«» gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter ,,<Ling«- sankt" dir Zeile L Rgr Druck und «igeuthmn der H,rau»g«ber: Liepsch 6k Neichardt. - «erantwortltcher Redacteor: Julius Nrllyardt. NrrdO»* drn 3. November. — II. MM. der König und die Königin nebst I. k. 7. H. der Erzherzogin Antoinette, Prinzessin von Toscana, haben gestern Mittag Schloß Weesenstein verlassen und das hiesige Königliche Nesiderizlchloß bezogen, ebenso sind II. kk HH. der Prinz und die Frau Prinzessin Georg vorgestern von der Billa in Hokerwitz auf dem Garten.Palais in der Langenstraße eingetroffen. — Die Secretüre Buchheim bei der KreiSdirection zu Dresden. Kämpfe, Hehne uns v. Bosse bei der KreiSdirection tzu Zwickau und Witgenstein bei der KreiSdirection zu Leipzig, rogleichen der mit Versehung der SecretariatSfunction bei der zuletzt aenanntcn KreiSdirection interimistisch beauftragte zeit, herige Polizeiacluar l>r Schmidt sind zu Referendaren ernannt worden. — Se. König!. Maj. hat dem Dirigenten deS hiesigen Hauptsteueramt.S, Oberzollrath Carl Gustav BreScius, die nachgesuchte Entlassung von seiner Function und aus dem Civtlstaatt dienst mit der gesetzlichen Pension bewilligt. — Der Geheime Rath l'r. Walther begiebt sich als Mitglied der obersten Medizinalbehörde heute nach Werdau, um sich über den Stand der daselbst noch nicht im Zurück- gehen begriff,nen Cyolrrsepidemie zu informiren und Maß- nahmen zur Unterstützung der Hilfsbedürftigen zu treffen. — — cka. Oeffrntlichr Sitzung der Stadtverord neten vom 1. November. — In Sachen der neuen Bau- ordnung liegen verschieden« Anträge vor. Bekanntlich war eine achtwöchenlliche Frist gestellt worden, in welcher alle et waigen Wünsche sowie die Bedenken gegen dm neuen Ent wurf schriftlich eingebracht werden sollten. Diese Frist ist nun abgelaufen und sind in der-elben rin Schreiben deS Stadtv. Steher, den PaffuS über die Blitzableiter betreffend, ferner verschiedene Anträge deS Stadtv. Oberländer, endlich aber ein Antrag, von mehrere« Stadtverordneten unterschrieben, einge gangen, welcher die Berichterstattung über den neuen Entwurf auSgesetzt sehen will, bis durch dm öffentlichen Verkauf der Druckschrift über dir reue Bauordnung da» größer Publi kum Kenntniß davon erhalten habe. Rach einer abermaligen achtwöchenilichm Frist, in welcher Abänderungsvorschläge ent« gegenzunehmen seim, solle dann in die Berathung eingegan gen werden Ueber die Modalität, wie dem letzteren Antrag« Statt zu geben sei, wird die Verfaffungideputation nach vor gängiger Prüfung Bericht erstatten. — Die Stadtgemrinde hat wiederum einige Kaufverträge abzuschlicßen, und zwar mit einem Privaten wegen Abtretung einer Parcelle in der Antonstadt, mit dem Fiscus wegen Abtretung von Areal de» Ehrlich'schiN GefliftSgartmS zu Erbauung einer neuen Schule und einer Straßenverbreiterung, endlich mit den Privatm. von denen Areal zur Parkstraße und zu den Anlagen der äußeren Bürgerwicse zu erwerben gewesen ist. Die Versas sungSdrputation (Referenten Stadtv vr. Ärmst und Adv. Spieß) hat diese Verträge eingehend geprüft und schlägt dem Collegium deren Mitvollziehung vor, resp die aus dem letz Irren entstehenden Verausgabungen zu bewilligen. Das Col legium giebt seine Zustimmung. Der Vorstand der städtischen Einquartirrungsbehörde hat sich bekanetlich im Mai d. I. ver anlaßt gesehen, Herrn Stadtv. Unruh der Entstellung der Wahrheit zu beschuldigen, weil dieser in erner der öffentlichen Sitzungen im Februar desselben Jahres die Einreichung der Kataster als unrichtig und unbrauchbar bezeichnet. Hierüber beschwerte sich Stadtv. Unruh zunächst beim Stadtrath, der ihn aber an die kompetente Regierungsbehörde verwies. Des halb führte in Unruh'» Ramm das Stadtverordnetencollegium, welche» da» Verfahren de» Stadtrath, Hempel ebenfalls als ungehörig erachtete, ber der KreiSdirection Beschwerde. Diese hat nun hierauf eine Verordnung erlassen, in welcher sie auf der einen Seite die Abweisung der Beschwert,, von Seiten deS Stadtraths anerkennt und dem Vorstand der Einquartie- rungtbehörde das Recht: sich gegen den Vorstand eines Quar- tirramtes zu äußern, einräumt, auf der andern Seite aber das Verfahren des Stadtraths Hempel dem Stadtverordneten Unruh gegenüber und die Form der von ihm einem Gemeinde- Vertreter ertheilten disciplinellen Rüge scharf mißbilligt, da er (Hempel) einmal den Sachverhalt vorher nicht geprüft, zum An dern aber vollständig cigenmächtig ohne Zuziehung der übri- gm Mitglieder der Behörde gehandelt habe. .Die Veifassungr- drpulatioa ist zu derselben Ueberzeugung wie die Kreisdirectton gekommen, und schlägt heute vor: durch diese Verordnung, welche mit Befriedigung en'gegenzunehmen sei, die D fferenz für erledigt zu erklären. Das Collegium giebt hierzu seine Zustimmung, nachdem Stellvertreter Walther und Stadtv. Ulbert noch besonders auf d.S völlig eigenmächtige Verfahren d«S Vorstand,- de« LinquartirnmgSbehörde hingewiesen. — Herr Stadtrath Peschel ist, wie bekannt, in den Verwaltung-- rath der Sächsischen Bank gewählt worden. Da nun aber ßme Bestimmung der Städteordnung, resp. eine Erläuterung derselben im Lokalstatute besagt, daß besoldete Etadträthe in der Regel keine öffentlichen Aemter und Direktorialsten*» bei Erwerbsges-llschaften übernehmen dürfen, hat Stadtrath Peschel vor definitiver Annahme der Wahl sich an das Raths- collegium gewendet: wie er sich in diesem Falle zu verhalten habe. Dieses nun war zwar der Meinung, daß die Stadt verordneten über die Annahme oder Ablehnung der Wahl nicht zu entscheiden haben, hat aber dennoch Veranlassung ge- nommen, von ihnen wenigstens ein Gutachten darüber einzu holen, ob besagte Stelle, zu welcher Stadtrath Peschel berufen worden sei, unter die Gattung der in der Städteordnung auf- geführtrn zu rechnen sei. Die Verfaffungsdeputation hat dies bejaht: die Sächsische Bank sei eine Erwerbsgesellschaft vom remstrn Wasser Diese Ansicht dem Etadtrathe zu erkennen zu geben, schlägt sie auch dem Collegium vor. Nun stünde es zwar den Stadtverordneten zu, einen Ausnahmefall zu gestat ten, doch das im vorliegenden Falle zu thun oder auch nur darüber sich auszusprechen, meinte die Deputation, sei vor der Hand noch nicht ihre Aufgabe, da der Stadtrath dies nicht nur nicht verlangt, sondern sogar zu verstehen gegeben, daß ihnm daS gar nicht zukomme. Stadtv. Schilling meint: man könnte trotzdem unter bewandten Umständen sich gleich für Annahme der Wahl von Seiten des Stadtraths Peschel aus- sprechrn, einer Ansicht, der aber Stellvertreter Walther, Stadtv. vr. Echaffrath und Referent (Stadtv. Prof. Wigard) lebhaft widersprechen. Stadtv. vr. Schaffrath bemerk e sogar, daß, wenn der Stadtrath auch in dieser Beziehung das Collegium um ein Gut achten angehen würde, er rS doch für bedenklich halten müßte, seine Zustimmung zur Annahme der Wahl zu geben, da in der Regel die Lommun schlechte Erfahrungen gemacht habe, wrnn Vertreter derselben solchen Gesellschaften vorstünden. Schließ lich nimmt das Collegium einstimmig das Gutachten der De putation an. — Zur Herstellung eines DrahtgittrrS über die GlaSbedachung des Hofes im Neustädte, Rathhause postulirt der Stadtrath ein« Summe von 63 Thlrn. Sie wird bewil ligt. - Der Wassermangel in der Gegend deS BischofStvegeS und der Königsbrückerstraße ist schon seit langer Zeit allen dortigen Anwohnern rin äußerst fühlbarer Uebclstand gewesen. Dem solle jetzt dadurch abgeholsen werden, daß an der Kreu zung des BischosSwegeS und der Königsbiückerflraße ein Brun nen ««richtet werden sollte. Der Stadtrath postulirt hierzu 506 Thlr. Die Ftnanzdeputation schlägt vor, sie zu bewilli gen. zugleich aber zu beantrag«,, daß auch die drei übrigen projectirten Brunnenherstellungen neu veranschlagt und baldigst ausgeführt werden. Stadtv. Anger vrrtheidigr aber in der Debatte die Wafferleitungsdeputation, welche sich gegen die Bewilligung ausgesprochen. Dir Hausbesitzer in dieser Gegend, welche meistens SprculationSbauten ausführen, wollen nichts daran wenden. Sie graben, um einige Groschen zu ersparen, nicht lief genug, daher die ungenügenden Brunnen, das schlechte Wasser. Stadtv. Beschke hingegen spricht der Depu tation den lebhaftesten Dank für ihr Votum aus, indem er darlegt, daß der Wassermangel in der dortigen Gegend wirk lich äußerst bedenklich sei. UebrigrnS habe er keine Specula tionSbauten unternommen und habe doch kein gutes Wasser. Referent (Stadtv. Sieg) entgegnet dem Stadtv- Anger: die MiethSleute in dortiger Gegend könnten doch Anspruch auf gute- Wasser machen. Stadtv. Gregor, der sich in sehr leb- Hafter Weise zum Stadtv. Anger wendet, sagt, daß er sich über ihn sehr wundern müsse und wiederholt seine alten Klagen über daS Dresdner Wasser; daß man die Brunnen neben Appartement» anlege u s. w. Der Stadtrath müsse für gute» Wasser sorgen. Der Vorsitzende ermahnt ihn, nach dem er seine Rede geendet, sich künftighin zur Vorstands- Tribüne zu wenden, wenn er spreche, nicht aber gegen Den, welchen er angreifen wolle. N^eh^in Stadtv. Anger d m Stadtv. Gregor noch Einiges erwidert und Stadiv Müller noch darauf hingewiesea. daß es, wenn es st- um gute- Wasser handle, nicht darauf ankomme, cb eö Speculations- bauten seien oder nicht, wird das Drputationsgutachten ein stimmig angenommen, Bewilligung also ausgesprochen. — DaS BerechnungSgeld von 50,000 Thlrn. für den Bau des Gaso meters in Neustadt ist um 857 Thlr. überstr'tten worden, um deren Bewilligung der Stadtrath beim Collegium nach- sucht. Sie erfolgt. — Vier Rechnungen werden justificirt, mehrere Petitionen erledigt. — Die angesessenen Mitglieder des Collegiums beschließen: unter obwaltenden Umständen den bisherigen Tarif für da» Düngerexportwe'cn sortbestehen zu lassen, mrt Herrn K. Mendel aber, der dasselbe seit dem Ab- leben des Herrn Hsfrath Abrndrolh übernommen habe, einen Contract abzuschließen. — Der öffentlichen Sitzung folgte eine geheime. — In dem Hawe Nr. 20 der Pillnitzerflraße wohnt im vierten Stockwerk ein Schuhmacher, der vor wenig Tagen sein kleine« Söhnchrn mit Geld auSschickte. Ein Frauenzimmer mußte das wissen und bemerkt haben, daß der Kleine einen Thal« und einige Groschen in der Hosentasche hatte. Sie ging an ihn heran mit der sehr eindringlichen Aufforderung, er solle ihr etwas holen, sie werde ihm fünf Pfennige für den Weg geben. „Und damit Du'S nicht verlierst," sagt« sie, „siehst Du, da will ich Dir den Fünspfenniger in Pcpier ein wickeln und in die Tasche stecken. So, fiehste, nu geh' hübsch! < Sie steckte dem Kleinen allerdings auch wi klich dm Fünf- pfrnniger in Papier eingrwickelt in die Hosentasche, zog aber dabei das andere Geld zu gleicher Zeit mit heraus und ver zog sich dann selbst m'S Unbekannte. — Freiheit! Luft! hieß es vorgestern an der Vereinig ung der großen und kleinen Meißner Gasse, indem man end. lich den alten groß n steinernen Röhrtrog entfernte, der da selbst inmitten de» Weges stand. Der Zeuge alter Tage, ähnlich einem Trog, woraus einst BonifaeiuS die Heiden taufte, war sehr fester Natur und wog 139 Centn». — Die fünf Herren, welche jetzt «IS wohlbekannte und beliebte Leipziger Coupletsänger täglich und aller Orten den zahlreichsten Zuspruch haben, werden heute zum ersten Male gegen erhöhtes Entree in Braun'« Hotel concertiren. Die. jenigen Freunde einer höchst amüsanten Erheiterung, welche die Sänger noch nicht hörten, werden diese Maßnahme gern acceptiren, da c» bis jitzt Vielen uuthunlich war, in den über füllten Sälen einen Platz zu gewinnen. — Au» der Mrschinen-Fabrik, in den der Mörder Neu mann hier in Arbeit stand, waren in der letzten Zeit mehrere kleinere Maschinentheile auf bisher ganz unermittelte Weise abhanden gekommen. Mit Rücksicht auf die wegen Diebstahl» erfolgten Vorbestrasungen NeumannS scheint die Annahme nicht ungerechtfertigt, daß auch er eS gewesen, der seinen eigenen Principal bcstohlen hat. Man erzählt unS sogar von zuvrr- lässiger Seite, daß sich unter drn Sachen Reumanns, die er in der Fabrik verwahrt gehabt, einige Sperrhaken vorgefun den haben. Wer weiß, wozu er dieselben bereit» verwendet oder wenigstens zu benutzen in Absicht gehabt hat. — Gestern wurde Neumann zur Recognition der Lriche deS Kaufmann Feßler in das Stadtkrankenhaus gebracht, wo er sein Ge- ständniß im Gefühl der Reue abermals kund gab. — — Ein paar junge Burschen stah'en vorgestern au» einer Hausflur in der Neustadt, woselbst rin Schuhmacher mit seinen Maaren feilhält, ein Paar Schuhe. Als sie sich von dem Verkäufer rntoeckt sahen, nahmen fir die Meißner Gasse entlang Reißaus, warfen auch unterwegs d e Schuhe weg, sie wurden aber auf dem PalaiSplatz von dem sie ver folgenden Gensdarm eingeholt und sammt den entwendeten Schuhen rach der Polizei geführt — — Ein am Elbberg wohnender Herr ist in der letzten Zeit um eine größere Summe Geldes, bestehend sowohl in Courant, als auch in div.rsen Coupons bestohlen worden. Die in diesen Tagen von der Polizei ermittelte Diebin »st eine auf der Flemmingstrahe wohnhafte junge Frauensprrk , aus Böhmen, die bei deS Bestohlenen eigentlichen Aufwarte frau gewohnt und an deren Stelle hin und wieder die Zim mer gereinigt hat. Sic hat drn Srcretär, in dem das Geto gelegen, mittelst eines Sper.hakenS g'öffnet und, wi: di-.S bei weiblichen Dieben am Häufigsten der Fall ist, daS Geld zur Anschaffung von Garderobrstücken verwendet. Ihre Logis» wirthin ist aber auch nicht ganz verschont geblieben, sondern ebenfalls von ihrer Abmieiherin bestohlen Worten. — — Im Zoologischen Garten betrug die EnttveEi nähme im Monat Oktober 762 Thlr. 25 Ngr. für 4577 Billets « 5 Ngr., 310 Thlr. 9 Ngr. für 3103 Billets a 3 Ngr., 65 Thlr. 18 Ngr. für 984 Billets L 2 Ngr., 32 Th r. 5 Nzr. für 965 Billets -1 1 Ngr. Ja Summa 1170 Thlr. 27 Ngr. für 9629 B.llrtS. — Nächsten Sonntag und Montag schließt sich auch das hiesige Colloseum den zahlreichen Airmeßfesten an, welche die jetzige Jahreszeit m t sich bringt. Der gule Kuchen ist dort stets vertreten, ganz Dresden ist zur Kirmeß gebeten. — Am Litstäeter Nachhause ist man jetzt mit dem AS- phaltiren des neuen breiten Trottoirs beschäftigt Eine zahl reiche Menge umsteht die brodelnden und dampfenden Kessel, deren brauner Inhalt sich »m breiten Strome über die Fläche ergießt um dann hoffentlich viele Jahre lang mit Füßen ge- treten zu werdrn. — In Nochlitz ist ein Conslict seltener Art jetzt ent- standen. — Nach einem vom Ministerium genehmigten Plane ist die Kunigundenlirche in Nochlitz restaurirt worden Diese Restauration hat sich ganz besonders auch auf die Kanzel er streckt und ist dieselbe um 15 Zoll höher geworden. Der dö sige Superintendent V. nun will auf dieser Kanzel nicht p:e-- digen, weil sie 15 Zoll zu hoch ist. Die erste Predigt in der restauruten Kirche hat derselbe auch vom Taujsteine aus ge halten — Man ist gespannt, wie diese Differenz gelöst wer den wird. , — Oeffrntliche Oerichtkv»rhandlungen vom