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Dresdner Nachrichten : 03.04.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-04-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192604036
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19260403
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19260403
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-04
- Tag 1926-04-03
-
Monat
1926-04
-
Jahr
1926
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 03.04.1926
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irr. 187 Sette r Dresdner Nachrichten Sonnabend. 8. AprN 1SL5 Was plant die kleine ßntente? Autzenminisler-Konfererrz in Prag. Prag. 2. April. Der politische Minister de» A e»s? e r n wird, wie verlmiiet. zwischen dem 19. unS 29. April in P r a g einen 2>esuch avstalteu. Iw inest gen amt lichen und diplomatischen «reisen wird diesem Besuch ein« große politische tzledeutiing beigelegt. Man erwartet, das, »S bei dieser Gelegenlieit in weittragende« aiiftenpolirische» 4?er» cinbarungen komiien wird. Ko lvii't, das) zu gleicher Zeit auch der südslawische Minister des Aeuhern Nintschttsch in Prag anwesend sei» wird. «Sine Isrbeelnsrde Miszelthnu«,, für Kain»«-. Wien. 2. April. «Gestern üüerrcichte der tschecho-flonurkische Geschäfts träger dem 2'>i!iL>espräsi-eiiteil Dr. V a t n i > ch im Auftrag des Prasidenien der rschechv-slonmsjschen iliepiiblik die Kollane des Ordens vom tzLeisien Lvioen, tWTB.j Enrspannunq im tschechisch-polnischen KanLelskonflikt. Prag, 2 April. Dem Abendblatt der „Narodnii List«" zu- folge l.'.n das lsäiecko >loivafische A.terbaiiiiilnisteriilin daS am 2ö. o. M. erlassene D u r cl> s u li rverbot für polnische S ch n> e i n e >> a c!i O e >i e r r e i ch wieder aufgehoben. Das Einsiiliroerbor für polnisches Kiaueiivieh in die Lschecho- Llvivatei üurfle jedoch weiter in «rast bleiben. Aus Warschau wird gemeldet, dag inan für den lö. April die A u s l> e b n ii g des l s ch e ch v - s l a w a k i s ch e n E i n f u h r- p c r b v t e s erwarte, nachdein Polen seine Bereitschaft er klärt hat, durch Freigabe grauerer Kontingente tschechischer I in p orIivgren e u! g ege u z u ko in m e», Derlürpr'.g der jugoslawischen Negierungs- ' KelsL. Boigrad, a ii s in vrgl Pc'ögliüiseil die vvlitisclie rechnet mit l. Apiil. Die Losung der Regierungskrise ist in vertagt worden. Trovdcm dadurch die zu iveiteren Beiliandliiiigen aeivoiinon wird, wird Laae allgeinein a l s i c l> r er n st bezeichnet: man dem sicheren 2! >t ck t r i i i deS 2N i n I st e r - Präsidenten Pasiticb, Er hat es abaelelint. der Radiksch Parcei iraendwelchc Konzessionen zu macken. Heute vvrinlüaa fand ein Ncinisterrai statt, in Sem Stephan Rcidillch die Erklärung abaab. das; er und leine kroatischen Lstiiiisiei kolle zen die aiigetiindiaie Demission ausrecliterlialten wollen >ür den Fall, dasi das Parlament nickt zum 8. Avril einberiuen iverde. Pai'mch erividerie. dasi die weitere Hal- tnna der radisalen Partei inoraen nachmillaa in einer Sitzung des radikalen Klubs entschieden werde. Rnnnmiens AlcheupoMik. Bnk»rest, 2. AprU. Der Minister LeS Auswärttgen, MIt! ki« eu, erklärt«, d«h die anSnülrttge PolUtk der »«»en illegieriulg die 3ltchtu»g «Inhalte» werde, dt« ihr dt« frühere» Ziegieimngrn «egeden bähen. ». h. die glicht«»,, der herzliche» »wd frtehliche-n Beziehungen. Mit S v w i e kr u tz l a n d werde die Regierung eia» Politik der friedlichen Verständigung »er. folgen, oihne sich aus die Verhandlungen über die Grenzen etn- zulassen. St« werde ebenfalls das Programm der Kleine» Entente bestätigen und erweitern. lWTB.j » B»T»reU. 2. April. Ministerpräsident Aver«»cu fordert in einem Aufruf die ordnungsliebenden Elemente der Bevölkerung Ruanüiriens auf. ihn zu unterstützen Er erklärt, das, er nicht daran denke, die Gesetzgebung in tiefgreifender Weile umzugestalten. Er werde lediglich einige tiefgreifende Aendernngen vornehmen, wie sie auf Grund der Erfahrung geboten erschienen. «uriflur,H -es Tscherwonez. Moskau, i. April. Der Sturz deS Tscherwonez hat auf der Moskauer Börse eine gespannte Stimmung hervor» gerufen. Auch in dem übrigen grösseren Städten der Sowset- union haben bedeutende Kursschwankungen eingesetzt. ES ist zu erwarten, dasi infolge des Kurssturzes verschiedene Börsen in der Sowjetunion geschlossen werden. Tatsachen, nichts als Tatsache»! St» bis zwei Millionen Zentner Kartoffeln verfaule», vergeblich bietet sie die Landwirtschaft zum Preise von 1^0 Mk. für de» Zentner an: Ne findet keinen Säufer Gleichzeitig werden in den Städten AuSlandSkartokfeln »» 40 Pf. bas Pfund feilgebvten. da der Zoll vp» lV bi» pro Die Krise im englischen Bergbau. London, 2. April. Bon feiten der englischen Zcchenbesitzer wird eine offizielle Erklärung veröffentlicht, in der klargestellt wird, dasi die Zcchenbesitzer bei ihrer tteherzeugung ver harren, dasi zur Wiederherstellung der Wirtschaftlichkeit der Industrie die R n ck k e h r z n e i n e r l ä n g e r e n A r b e i t S- zeit u n e r I ä ii l i ch ist, dasi aber die Zechenbesitzer angesichts der Weigerung der 2!i beiter Vertreter, diese Anregung in Be leucht zu ziehen, nicht die Absicht haben, ihre eigene Ansicht durchziisei en. Sie erklären aber, grvsien Wert darauf zu legen, mit den Vertretern der Bergarbeiter über die Vor schläge der Kolilenkommissiou zu beraten, in denen empfohlen wird, dasi die Gesamtarbeit pro Woche und nicht pro Tag sest- aeleat wird und dasi eine g r ü si e r c A n v a s s n » g S. fäI> igkeit -er Arbeitszeit an die Wirischastö be d u r f » i i s c geschaffen wird. Die Zcchenbesitzer sind be reit. eine Anzahl der von der Kohlenkvmmiisivn empfohlenen Masinabmen anzunekimen mit Einschlnsi einer Acndcrung der Lohnzahlung in der Weise, dasi die Arbeiter, da. wo cs mög lich ist. unmittelbar am Ertrag beteiligt werden. Schwere KömAse um Peking. Paris. 2. April, Ans Peking wird gemeldet: Nach blutigen Zusammenstößen an den Doren von Peking haben die Armeen K ir o m i n g i s ch u n g s bekanntaeaebeii. sie wür den Peking gegen die Armeen von Mnkdeii verteidigen. Ter Eisenbahnverkehr nach allen Richtungen ist noch immer unter brochen. Wie eine andere Meldung besagt, zickeu sich die Truppen Knvmiiiglschnnas nach heftigen Kämpfen in die Nabe von Peking weiter in der Richtung «ins Kalgan zurück. Die Flüchtenden bedrohen Peking. Bon den Kanslei>i--n sind chinesische Freiwilligenkorps zur Verteidigung der Stadt ge bildet morden. 2ll gl'9 Einwohner ans den umliegenden Doriern haben sich in die Hanpistadt gefluchtet. iW. T. B.> Peliinq soll r'7u'rnl erklär! werden. London. 2. April. ..Chicago Tribüne" meldet uns Peking, dasi die Hguvtstad! kur neutral erklärt werden soll. Die Peking-Garnison verlässt die Stadt. Die Militärpolizei ist von einem nichimilitäri chon Oberbefehlshaber über nommen worden. Die Polizei verhindert das Bcireten der Stadt durch die Aufrührer. Die Kämpfe, die meist von lokaler Bedeutung sind, rücken der Stadt immer naher. Durch die Neutralitätserklärung der Hauptstadt wird ein Nachlassen der panikartigen Zustände erwartet. Die Bemühungen um Frieden werden fortgesetzr, doch ist der Ausgang ungewisi, da die Natioiialtrnvren gewillt sind, die Angriffe gbzuschlagen, und alle ihre Linien stark besetzt halten. Die französische Offensive in Syrien. Paris, 2. Avril. Die Morgenblätier veröffentlichen eine vom l. Avril datierte Meldung ans Beirut, der zufolge gestern vormittag die Franzosen im südlichen Libanon eine Offen sive eingeleiiet haben. Eine französische Ab teilung, die von Artous nach Kunetra vorgina. ist den vor liegenden Nachrichten zniolge mit Drusen zmammcngcstosien nnd hat diese IN die Flucht geschlagen. Die Drusen ließen 19 Tote auf dem Kampfplätze zurück. Eine andere Abteilung, die vvn Azraa nach Kunetra marschierte, batte ebenfalls ein Gefecht mit einer Abteilung Trusen zu bestellen, bei dem die Drusen 4 Tote tmtien und die Franzosen zahlreiche Gewehre und Munition erbeuteten. Frankreich und öie Frankensälschungen. Viidatmst. I. April. Der Prozesi gegen die Teilnehnrer an der Fraiikeniülschcr-Affäre wird in der ersten Avrilwoche seinen Ansiing nehmen. Der hier weilende französische Poliici- präsekt erklärte, das, die Franzosen von den bisherigen Er gebnissen der Untersuchung nicht befriedigt leien und unbedingt die Ani'klärnna einer Reibe bisher nur unklarer Einzelheiten verlangen mühten. Die Liste der französischen ,Forderungen, die sich besonders aus die letzten Zeugenaussagen bezieht, ist der Staatsanivaltsclwft übergeben worden. ES bandelt sich dabei um die Herstelluvg der für die Banknoten-Fälschungen verwendeten Stein-Klischees. anöa bei -er Berliner o. Berlin, 1. April. Ein Tagesbefehl des Kommandos der Schupo Berli n macht für eine Veranstaltung des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold Propaganda. Die Einladungskarten, die dem Kommando zur Teilnahme an einer Veranstaltung des Reichsbanners zngegangcn sind, werden zur Verteilung an Pokizeioffizicrc mit der Bemerkung weitcrgeleitet, dasi sic solchen Offizieren znkommen soll, „die gewillt sind, in Dienstkleidung an der Veranstaltung teilzu nehmen". Der Tagesbefehl dürste den Gegenstand einer Inter pellation im Landtage bilden. Es ist zweifelsfrei fest- gestellt, dasi das Reichsbanner Schwarz-Noi-Gold als eine parteipolitische Organisation zu gelten bat. und es ist ver boten, sich in Uniform an parteipolitischen Veranstaltungen zu beteiligen. Äeichsbannerpropagan- Schn' Pfunb keiner!«! Schutz gegen derartige Ktnfubr btetet. Die Einfuhr von NuSlandSbntter betrLat über b«S Dreifache von dem. wa» da» reichere und aröftere Deutschlani lSlll «tnfllbrte: dt« Einfuhr kondensierter Mtlch hat fick gegenüber der Vorkriegszeit verzweihundertfünfztgfacht. dir Einfuhr von « nSland »käse ist von 88 Millionen lül» aus !7S Millionen Mk. 1928 aestbeae». Der heimische Quark aber ist im Anlande zum groben TeU unverkäuflich, so daft er in Berlin auf da» sseld geschüttet werden inustt«. Der Milch- absatz ist so gering, das, täglich in Berlin ungezählte Liter in den Kanal gegossen werden. Zugleich nellssen »entlche Molkereien teilweise die Zahl«»« der gelieferten Milch ein» stellen, da die erzeugte Butter ei«fach unverkäuflich war. Zur Aördcrnng der Volksernährnng schieben tn den letzten Monate» im Berliner Westen an alle» Straßenecken Kaviargcschästc wie Pilze aus der Erde. Die deutschen bischer aber müssen ihren Fang, um ihn überhaupt los »u werden, zum grvsien Teil als Dünger verkaufen. Während deS ersten Jahres der Geltung des dcntsch- spanischcn HandelSablvmmcnS ist die Einfuhr an Apfel, sinen auf 212579 Tonnen gegenüber 19998 Tonnen im Vorjahre, an Bananen ans 49899 gegenüber 482 Tonnen im Voriahre gestiegen. Das deutsche Obst aber verfault an den Vänmen, denn auch nur das Slbpslücken würde sich nicht bezahlt machen. In derselben Zeit stieg die Einfuhr von Meine» auf l.'!5I98 Tonnen gegenüber 45 797 Tonnen im Jahr« 1928. Im Januar >929 lagerten allein im Gebiet der Saar. Mosel und Ruwer von den Jahrgängen 1921 bis 1925 48 7l5 Tonne« Wein unverkäuflich in den Kellern, obwohl die Winzer bereit waren, den Wein z» 49 Prozent der Selbstkosten abzustoste». Der Einfiihrüberschusi an Pferden hat sich tm Jahre >925 gegenüber 1924 mehr als verdoppelt. Die Einfuhr an sogenannten Panie-Pferden allein ist vvn 49 Stück auf 4-299 Stück nesiiegen. Der holsteinische Pfcrdezlichter aber muh. um Absatz zu finde», keine hochwertigen Zuchtpferde an Haaenbcck nach Hamburg zur Fütterung der Ranbliere ver kaufen. Das sind Tatsachen, nichts alS Tatsache». Und darum kann inan mir immer wieder an alle die Mahnung richten: Kauft deutsche Maren! Wer Auslandsivgren kaust, steigert die deutsche Arbeitslosigkeit! T rifloser Julian- in der Berliner MekaNlnduttrie Berlin, 4. Avril. Für die Berliner Metallindustrie war ein Schiedsspruch gefällt worden, nach dem die bisherigen Löhne bis 31. Mai in Kraft bleiben sollten. Dieser SchiedS- spriich wird aber von den Arbeitgebern, dem Verband Berliner Meiailiiidiistriellen, abgelehnt. Die Arbeitgeber hatten den Lvhniaris vom 31. Mürz gekündigt, um mit Rücksicht aus die wirtschaftliche Lage einen zehnpro genügen Abbau der Löhne vorziiiiehmen. Durch die Ablehnung der Arbeitgeber tritt nun zunächst ein tariflvscr Zustand ein. Ob die Organisation der Arbcilnchmcr beim ReichSarbeilSmInisterlnm die VcrbindlichkeiiSerkläriiiia beantragen wird, steht noch nicht fest. Ausdehnung -er Dornnserluchnng gegen Jürgen» Berlin, I. April. Die Voruntersuchung gegen den Landgerichtsdlrektvr Jürgens ist neuerdings auch ans einen Vctrnasvcrsiich gegenüber dem NcichSflSkuS ausgedehnt worden. Im Anschluh an den letzten fingierten Einbruch in seiner Stargardcr Wohnung hatte Jürgens in seiner Eigenschaft alS Untersuchungsrichter des Staatö- gerichishoseS, als welcher er dem Neichöiustizministertum gniersieht, bei dieser Behörde Antrag aus Schaden» ersatz für die ihm angeblich geraubten Wertgegenstände ge stellt, und der Rcichösiskus hatte auch bereits die entsprechen den Schritte eingeleiiet. Weiterhin hat der Untersuchungs richter im Hinblick ans die in der Oessenilichkeii gegen Jür gens erhobenen Vorwürfe wegen seiner Tätigkeit bei dem Generalkommando in Hannover während des Krieges nun mehr die betreffenden Akten von der Staatsanwaltschaft in Hildcsheim und in Eelle cnigcsordcrt. Massenverhafiuna polnischer Schnitter. Stettin, 2. Avril. Im Regierungsbezirk KVSlin wurde« gestern und heute unvermutet Razzien in den Schnitter- kascrncn abgchalten. Die LandcSgreiizvolizci, verstärkt durch Schutzpolizei ans Sivlp, durchfuhr in Lastkraftwagen die Land kreise Bnblitz, Scklawe, Belgrad, Neustettin. KöSlin und Stolp und durchsuchte zahlreiche Schniiierkasernen. wobei wieder grosie Wasseiifnnde gemacht wurden. Zahlreiche Schnitter wurden verhaftet, ES wurde auch scstgestellt, dah wieder in leichtfertiger Weise gegen die AnSwcisiingSpflicht der landfremden Schnitter verstoßen worden ist. Gegen die verantwortlichen Stellen wird Klaae erhoben werden. Vassermann im Alhsrlthearer. Sein auf 14 Tage berechnetes Gastspiel begann Albert Basscrmann mit dem Kom'ul Bernick in Ibsens Schau spiel „Die Stützen der Gesellschaft". Bassermann, der Träger des Isiland-RiiigeS, ist wohl seip zehn Jahren nicht mehr aus einer Dresdner Bühne erschienen. Als „Promi nenter" wandert er jetzt durch die Lande, einer der Großen aus der Blütezeit des Naturalismus, ein letzter Zeuge der Schule Otto Brahms'. Es war die für seine Individualität gebotene Schule. Denn er ist im mZeuilicheu Analytiker. Auslöicr deS >'loche logischen Gehaltes einer Bühnengestalt in die Einzelteile des Charakters, Impressionist der Tirpfcl- manier, manchmal der Tüskelmanicr, Er sieht die Gesta l c zunächst von außen, in allen Einzelheiten ihres zufälligen GchabenS, und läßt sich keine Möglichkeit der Kleinmaierci entgehen. Das soll gewiß nicht heißen, daß ihm keine Bindung und Formung zur Gei'amt- figur gelänge, aber es kennzeichnet die Stüart des Spiels und die virino-ie Behandlung der schauspielerischen Technik. Basscr- manns Virtuosität besteht darin, dasi er sich dem Organismus eines realistischen Tichierwerkes völlig eimügt und dennoch als die tonangebende Persönlichkeit anö dein Znsammenspiel herauSragi. Nicht nur um Haupteslänge seiner Gestalt, auch um mehrere Langen des Könnens, besonders der Fähigkeit, mit bewusstesten Mitteln „natürlich" zar erscheinen. Das alles tritt ebenfalls in Ibienschen Stücken sehr klar zutage. Tenn sie sind selbst geniale Vereinigung von Berechnung und Na türlichkeit. Sie verbergen ihre moralisierende Tendcmz unter dem Scheine der Revolution gegen die herrschende Unmoral. Der Konsul Bernick wird mit Gewalt in die Rolle des Be kenners der Wahrheit geschoben und beschließt diesen Vorgang mit der großen Beichte, deren Folgewirkungen Ibsen hier aus sich beruhen läßt, während er spater die szekenntnisszene vor den Schluß legt und ihre Wirkungen erkennen läßt. Für tzkasscrinann wird der Konsul Bernick durch diese Anlage des Stückes willkommene Gelegenheit, den schrittweisen analnti- schen Ausbau, besser gesagt: Abbau, eines brüchigen Charak ters anszndecken. Das geht ganz unpathetisch zu, irnd selbst die große Schlußrede entbehrt jeder Rhetorik, zu der sic "»i>erc Darsteller verführt. Wie er sic in höchster Stimmlage beginnt, gefährlich wie ein schwindelnder Seiltänzer, wie er sie stockend sortfiihrt, wie er sich mühsam entlastet, ist echte Psychologie ocs strengen Naturalismus. Mit tausend Eiwzelzügen macht er die Gcskalt lebensvoll. Im Gespräch mit dem Schisssbau- meistcr, dessen Gegeiigriindc er nicht hören will, beschäftigt er sich mit Schriflstöcken: aber jede Bewegung verrät di« innere g. .-.-»-.oh- kommt er bei Aufdeckung seiner Lcbcnslüge ins haltlose Schwanken dessen, unter dem der Boden weicht. Aus dem nordisch kalten Mann bricht die zitternde Angst unbeherrsch ter Kleinmenschlichkeii und seine Gesten werden hilflos, un geschlacht, jäh. AuS tausend solchen Mosaikzügcn ergibt sich ein bewegtes Bild voll psychologischer Wahrheiten, aber immer bleibt ein luftleerer Raum zwischen Gestalt und Darsteller, immer sieht man einen großem Künstler virtuos gestalten, von außen nach innen dringend, nie „expressionistisch" die eigene Seele nach außen sprühend. Es bleibt bei der Technik des zeichnend en N a inralisinuS. Die große Kunst Albert Bassermanus verfehlt in dieser Art auch heute ihre Wirkung«« nicht. Am Schluß deS zweiten Aktes brach das volle Haus in jenen einmütigen Beifall aus, der erkennen läßt, daß man etwas Ungewöhnliches anfgenom- men und verstauben Hai. Wie gefährdet heut« Bassermanus Spielart aber ist. zeigten zwei Augenblicke, wo die höchst gesteigerte Erregtheit seines bekanntlich eigentümlich gebro chenen Sttmmorgans bei einigen äußerlich Hörenden komische Wirkung auSlöste. Aber die starke Persönlichkeit fesselte bis zuletzt und errang sich langanhaltende Huldigungen. An ihnen ließ Basscrmann besonders seine Frau Elsa tetlneli'ue« — anders tut cr's nicht —, obwohl sie als Lona Hessel ganz fehl am Orte war. Sichtlich ist cs nur die Schulung durch ihren Mann, die eS ihr ermöglicht, di« Rolle äußerli^ dnrch- zuführen: vom Wesen und Charakter der Noll« besitzt sie selbst so gut wie nichts. Im übrigen ivar die Vorstellung der „Stützen der Ge- sellscliaft" von Max Reitz mit Sorgfalt einstndicrt. Die Tracht der siebziger Jahre stand manchen Frauen, wie Karl« Holm, sehr gut. Von der Anwesenheit des Gastes befeuert, hoben sich clniite Darsteller, wie Fritz Horrmann, Elisa- bethTodoroff-Bertram.OttoStoeckl, übe r die ge wohnte Höhe hinaus und die gestaltenreichc, technisch be rechnete Dichtung erhielt eine farbenreiche Fülle und dra matische Abrundung. l^. 2. Kunst un- Wissenschaft. s Dresdner Thcaterspiclplan siir heute. Opernhaus: „Parsisal" 14). Schauspielhaus: „Emilia Galotti" 1N8). Alberttheater: „Schneewittchen" <s44). „Der einsame Weg" l'!8j). Residenztheater: „Alt-Heidelberg" 1><8). Neues Theater: „Mariechen von Nymwcgen" 1>4ki). Zentralthcatcr: Geschlossen. -i Mitteilung der Sächsischen SiaatStheatcr. Opern haus: Die Dresdner SiaaiSoper bereitet zurzeit die Erst ausführung von Alfred EasellaS Vallett-Paniomlme „DerKrii g" unter der choreographischen Leitung der Ballett meistern! Ellen v. Cleve-Petz und unter musikalischer Leitung von Kurt Striegler vor. — Außerdem haben die Proben zur Uraiissnhriiiig von Alfred S ch a 1 i m a n n s drelaktlger Oper „D i e H o ch z c i t d e S M ö n ch e s" begonnen. s Neues Theater. Heute Sonnabend Z48 Uhr: „Mariechen »«» Nyinwcgen" in der Besetzung der Criiauüiihrung. An beide« Ssiersctertagen abends ZL8 Uhr gelangt das Lustspiel „Der Muster gatte" von Hopwood zur Ausiührung. ck Lplelpla» des Cratral Theaters vom b, bis mit 12. April: Ass- abendlich Uhr: Gastspiel der Ican-Gilbert-Tvurnce: „Anne marie". st Residenz-Theater. Glücklicher Meyer-Förster! Noch immer darfst du ungeschmälert Ruhm und Tantiemen einstecke» für dein offenbar nie vergilbendes „ A l i - H c > d e « b e r g "j Und das in einer Zeit, da man über Staatsraison Heiraten gekrönter Häupter längst zur republikanischen TageSor'm ns übcrgcgangcn ist, nnd da auch die Romantik der 'lten Burschenherrlichkeit bedenklich im Abstcrben begriffen ist! Oder ist es gerade der Reiz dahingcschwnndenen Glanzes, der die Sindentenlicbc des durchlauchtigsten Erbprinzen Karl» Heinz zu der herzigen Heidelberger Schenkmnmscll Kathie t» verklärtem Lichte aiisleuchten läßt und alle Oerzen, mindesten» die jungendlichen, höher schlagen macht? Wie dem auch set, — Tatsache ist, dast am Donnerstag im Residenz-Theater „Alt» Heidelberg" mit solch herzlicher Anteilnahme wicderbegrüßt wurde, alS ob cs sich um die neueste Schlager - Operette lmndclic. Im allgemeinen verdiente auch die von dem junge» Wttt in Szene gesetzte und mit neuen, gefälligen Bühnen- silsder» >,>s,-inden Beifall, der ihr gezollt wurde. Der Erfolg von „Alt - Heidelberg" steht und fällt mit den beiden Hauptrollen des Karl-Heinz und der Käthte, Uneingeschränktes Lob erspielte sich in der letzt genannten Nolle Charlotte Schar drich, die bei dieser Ge legenheit zeigte, dnß sie mehr kann. glS leichtfertige Overctien- dämchen mit pikcinicr Drolerir ans die Bübnc zu stellen. Ihre Käthie l-aiie Herz und Gemüt. Für den Erbprinzen setzte Adolf N. Wttt viel frische Jugendlichkeit nnd gute» Re- prüscniaiionsvermögcn ein. Eine gewisse Fahrigkeit und Hastigkeit im Sprechen und in den Bewegungen ließ aber er kennen. bah er sich nicht ungestraft recht lange Zelt von der eigentlichen schansplelerischcn Betätigung kerngehalten hat. Sein angeborenes Bühmentalent bürgt aber dafür, dah er sich bald — jedenfalls schon bei den Wiederholungen von „Alt- Heidelberg" — wieder cinsptelcn wirb. Im übrigen wurde — abgesehen Iwn einigen unmöglichen Hossckrgnzen — da» Mill"„ am Karlsbnrger Fnrstenhofe, wie auch die romantische
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