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8 Johann Stingl. Materiale in dem Röftfchachte vielfältig zu zerftreuen und mit dem entgegen- ftrömenden Sauerftoffe der Luft in Berührung zu bringen, befinden fich in dem Röftfchachte 17 Reihen dreieckiger Prismen aus feuerfeftem Thone angebracht. Gewöhnlich enthält je eine Reihe abwechfelnd 6 und 7 folcher Thonprismen, welche derart angeordnet find, dafs gleichfam „voll“ auf „Fug zu liegen kommt, fo dafs der Kiesftrom immer von einem entgegenftehenden Prisma gebrochen wird und hiedurch oftmals feine Fallrichtung wechfeln mufs. Jedem Thonprisma ent- fprechend, find in der breiteren Wand des Ofens rechteckige Oeffnungen ange bracht, die mit einer Büchfe verfcliloffen find, in welcher ein kleines rundes Loch fich befindet, das mit einem Thonpfropf verfchloffen werden kann. Die gröfseren Oeffnungen ermöglichen dem Arbeiter, dafs derfelbe im Falle der Sinterung des Röftgutes auf den Prismen die zufammengebackene Maffe mit einer eifernen Stange losbrechenkann Die kleineren Oeffnungen in den Kapfeln dienen als Luftzüge und Gucklöcher, um den Gang der Röftung beobachten zu können. Durch diefe Einrichtung ift der Arbeiter im Stande, den Procefs der Röftung genau zu überwachen und die Temperatur des Ofens zu reguliren. In der Regel foll die höchfte Temperatur (Weifsgluth) in der oberen Hälfte des Ofens herrfchen, daher dort die energifchefte Oxidation und der gröfste Sauerftoff- Verbrauch ftattfindet. Das weifsglühende Erz trifft 111:1 bei feinem weiteren Falle immer fauer- ftoffreichere Luft und wird daher auch weiter entfchwefelt, bis es endlich unter denThonprismen in einem gröfseren Sammelraume fich anhäuft und von dort dem Ofen entnommen wird. Die Zuführung der geliebten Schliche gefchieht durch eine Art Rumpf werk, wobei die Schlichdecke gleichfam den Verfchlufs bildet, der dadurch erleichtert wird, dafs das Erz durch zwei cannelirte Walzen, die durch ein Getriebe und Riemenfchiebe nach entgegengefetzter Richtung bewegt werden, quantitativ — je nach der Schnelligkeit der Bewegung der Walzen — gehen mufs, die unmittelbar über einem Schlitze fich befinden, der in den Ofenfchacht mündet. Das Erz fällt zuerft auf den fogenannten Vertheiler, ein gröfseres Thonprisma, von hier in zwei Strahlen auf je vier folcher Prismen zu jeder Seite des Vertheilers und hierauf auf die früher erwähnten Prismen. Die fchwefelige Säure zieht am oberften Theile des Ofens zuerft in eine Flugftaub-Kammer und dann in die Bleikammern. Wenn noch erwähnt wird, dafs gut zu verfchliefsende Oeffnungen vor handen find, um die Canäle und Flufsftaub-Kammern zu reinigen, fo ift im All gemeinen die Einrichtung eines Gerftenhöfer’fchen Ofens gegeben. Das Durchfetzquantum in diefem Ofen kann ein fehr variables fein, je nach der Natur des zu verröftenden ProducTes. Und darin liegt ein grofser Vortheil diefes Ofens. Im Mansfe 1 d’fchen werden nach Bode in 24 Stunden 200 Centner, ja 300 Centner Kupferrohftein geröftet und hiebei von 25 bis 29 Percent Schwefel etwa 12 bis 14 Percent abgeröftet und zur Schwefelfäure-Fabrication nutzbar gemacht. Das Durchfetzquantum von S chw ef e 1 k i e s kann auf 40 bis 60 Centner in 24 Stunden gebracht werden und ift der Grad der Entfchwefelung ein verfchiede- 11er, je nach der Natur desKiefes. Auf dem fürftlich A u e r s p e r g’fchen Werke in Lukawetz in Böhmen beträgt das Durchfetzquantum in 24 Stunden35 Centner und werden die Kiefe bis auf zwei bis drei Percent Schwefel in den Rückftänden abgeröftet. Die zur Erläuterung der Ausftellung des befagten Werkes auf der Welt- ausftellung aufliegende Brofchüre befprach den Gerftenhöfer’fchen Ofen fehr günftig, der im Jahre 1868 am 18. Auguft dafelbft in Betrieb gefetzt und wo im Jahre 1871 ein zweiter erbaut wurde, fo dafs die Schwefelfäure-Produdtion aus Kies von 15.000 Centnern im Jahre 1869 auf 29.500 Centner im Jahre 1872 ftieg.