Volltext Seite (XML)
Graveur- und Guiüochirarbeitei:. 3 Medaillengravirung. Bei Beurtheilung von Gravirungen, welche auf der Wiener Weltausftellung den Befucher zu feffeln im Stande waren, mufs wohl die vorerwähnte Methode die Abzweigungen, die verfchiedenen Techniken einzeln zu befprechen, als eine Nothwendigkeit angefehen werden. In erfter Linie follen die wirklichen Kunft* leiftungen befprochen werden, welche des Kiinfllers eigene Compofition bedingen und; nur vom Gefchmack und der Technik abhängig, als Kunftleiftungen gelten können. Als Künfller, als Auserwählter erfcheint jedoch unter den Graveuren nur der Medailleur. Die Me daillen-Graviru ng hat jedoch feit Jahren nur mehr eine geringe Zahl von Liebhabern nachzuweifen, welche Medaillen fammeln, daher die Vertreter diefer Kunfl zumeift in den verfchiedenen Münzwerken der Staaten ■eine Aufteilung Tuchen muffen, um ihre leider zu wenig beachtete Kunfl ausüben .zu können. Männer von wirklichem Beruf find daher nur wenige zu verzeichnen, und die grofse Menge erfährt auch feiten etwas von ihnen, da gröfsere Aufgaben zur Zeit feiten geworden. Nur eine Weltausftellung in ihrer Kunftabtheilung ift im Stande, die Namen diefer Künfller dem Publium geläufig zu machen. Sowie durch die Vertheilung der Preismedaillen der letzten Parifer Au fteilung der Name H. Ponscarme in allen Welttheilen bekannt wurde, ebenlo wird heute der Name eines jungen Wiener Künftlers, des Kammermedailleurs Jofef T autenh ay n, in alle Winde getragen, da ihm die Anfertigung der Medail len für die Wiener Weltausftellung 1873, d. i. die Medaille für Kunft, die Fort- fchrittsmedaille, mit dem wohlgetroffenen Porträt Seiner Majeftät für jede Aversfeite übertragen wurde. In diefen Ruhm theilen fich noch andere Künfller. Für die Anfertigung der Medaille für guten Gefchmack nach Zeichnungen von Profeffor Cäfar und Veyr wurde Leiffek aus Wien, die Medaille für Ver dient! und die Mitarbeitermedaille Carl Sclnvenze 1* aus Württemberg übertragen. Die Leiftungen diefer Genannten entziehen fich jeder weiteren Kritik, indem ihnen die allgemeine Anerkennung fchon zu Theil geworden. Haben fie doch fchon einen Sieg errungen über ihreCollegen bei Gelegen heit des zur Anfertigung derWeltausftellungs-Medaillen ausgefchriebenen Concurfes. durch ihre Einfendung der modellirtenSkizzen zu den nun ausgeführten Medaillen. In der öfterreichifchen Abtheilung der Kunfthalle haben nur J. T auteiv hayn, A. Scharfund F. Leiffek ihre vorzüglichen Arbeiten ausgeftellt, und als Vertreter der Graveurfchule der k. k. Akademie der bildenden Künfte hat Profeffor Radnitzki feine grofse Prinz Eugenmedaille hinzugefügt. Man über blickt daher mit einem Male die Leiftungen eines Theiles der Medailleurkunft Wien’s und kann mit leichtem Herzen diefer Schule zu ihren Erfolgen gratuliren, wenn man diefelben mit den Leiftungen der anderen Länder vergleicht. Dem Berichterftatter über Gravirungen wurde fein Amt dadurch erfchwert. dafs die Graveurarbeiten aller Länder erft aufgefucht werden mufsten, daher ein Vergleich der ausländifchen Arbeiten mit den Leiftungen der öfterreichifchen Ausfleller oft nahezu unmöglich gemacht war. Diefs war am fühlbarften bei Beurthei lung der ausgeftellten Medaillen. Da die Graveure für ihre Ausftellungen befon- deres Licht verlangen, aber nicht, immer der geeignete Platz unter ausgeftellten Bildern möglich ift, die Räume vor den Fenftern mit diredl einfallendem Lichte nur verwendet werden können, fo wird es auch dem Arrangeur einer Ausftellung immer fchwierig fein, felbft mit beftem Willen den \\ ünfchcn der Ausfleller gerecht zu werden. Mangel an Verftändnifs und geringes Intereffe an Arbeiten, welche zur Beftchtigung eines guten Auges bedürfen, haben diefe Arbeiten immer bei Seite gefchoben und dem Fache nicht jene Rücklicht zugewendet, die e.- verdient. Zum Glück für die Kunft überhaupt hat fich jede Species feine Freunde ■erhalten und fo wurde auch die Medailleurkunft nicht unbeachtet in ihrem Kinkel gelaffen, fondern von ihren Freunden, wie von Laien aufgefucht und bewundert.