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Photographie. 23 hervorragender Weife haben verfchiedene Zweige der Wiffenfchaften c le hotographie als Darftellungsmittel auf der Ausftellung benützt, namentlich die Naturwiffenfchaft, welche kein bequemeres und geeigneteres Lehr- und Ver- anfchaulichungs-Hilfsmittel hatte finden können; auch die Anatomie und die Chirurgie hat fich in manchen Fällen durch die Lichtbilder vertreten laffen. Die Ausftellung zeigte uns, wie fchon Eingangs erwähnt, durch viele Proben, wie die Photographie fchon jetzt in alle Verhältniffe des menfch- lichen Lebens gedrungen ilt, allen Wiffenfchaften, Künften, Indulinen und Gewerben fich dienllbar macht; dafs aber noch ein grofses, weites Feld für fie zu ei obern ift, dafs fie in alle genannten Gebiete noch viel tiefer eindringen mufs, foll dabei nicht geleugnet werden; wir können aber aufser Sorge fein, beiden grofsen Protedloren, welche die Photographie in der Kunft und Wiffenfchaft hat. fchreitet fie von Tag zu Tag einer höheren Stufe der Vollendung entgegen und bei dem mächtigen Einfluffe, den fie jetzt fchon ausübt, den aufserordentlichen Vortheilen, die fie jetzt fchon bietet, durch die jetzt endlich in ausgedehnteremMafse praktifch verwertheten Druckverfahren, die fich durch Billigkeit, Dauerhaftigkeit und fchnelle Erzeugung der Bilder auszeichnen, wird fie fich den Eingang bald und ficher auch dort erzwungen, w r o ihr Nutzen jetzt noch überfehen wird. Die Zeit dürfte nicht allzufern fein, in welcher die Photographie gleich wie das Zeichnen und Modelliren in den Schulen gelehrt wird, und unfere Nach kommen werden ebenfo fchwer begreifen können, wie man fich früher ohne die Photographie behelfen konnte, als wir uns W'undern, dafs es Culturvölker vor der Erfindung der Buchdrucker-Kunft gegeben hat. Meine Aufgabe ift, im nachftehenden Specialberichte weniger die Photo graphie zu befprechen, wie fie als Hilfs- und Erläuterungsmittel in den ver- fchiedenen Ausftellungszweigen vorkam, als vielmehr zu unterfuchen, wie diefelbe als Selbftzwek, als graphifche Kunft auf der Ausftellung vertreten war; die Expofitionen der Photographen der verfchiedenen Länder durchzugehen, und die Beftrebungen, Verfuche, Eigenheiten, die Refultate, Fortfehritte und Errungen- fchaften, die fich da ergaben, zu notificiren. Bezüglich der Anordnung fei bemerkt, dafs die Reihenfolge der Länder eingehalten wurde, wie man fie, wenn man die Ausftellung vom Weftportale bis zum Oftende durchfchritt, vorfand. Da der Bericht nicht allein für Fachmänner, fondern für das allgemeine Publicum beftimmt ift, fo war ich bemüht, vom exclufive Fachlichen abfehend, demfelben eine allgemein verftändliche Form zu geben; auch fchien es mir aus demfelben Grunde nicht überfUiffig, einen gedrängten hiftorifchen Rückblick vorangehen zu laffen. Die erften Verfuche, haltbare Lichtbilder herzuftellen, wurden von Davis in England (1802) und N i e p c e in Frankreich unternommen, blieben jedoch ohne nennenswerthen Erfolg. Der letztere verband fich 1829 mit Daguerre und zehn Jahre fpäter, während welcher Zeit Niepce ftarb, war das Problem fow'eit geloft, dafs man die Bilder der Camera obscura fixiren konnte, und zwar gefchah diefs durch Daguerre auf einer Silberplatte; zu Ehren des Erfinders wurde fein \ er fahren Daguerrotypie genannt. Die Erfindung machte natürlich ungeheueres Auf- fehen und verbreitete fich fchnell über ganz Europa. Um diefelbe Zeit erfand ein Engländer Fox Talbot eine Methode, Bilder mittelft Chlorfilber auf Papier zu erzeugen. Die Methode befchränkte er darauf Zeichnungen zu vervielfältigen und zw^ar legte er unter einen Kupferftich oder eine Zeichnung ein mit Chlorfilber präparirtes Papier, und indem dasfelbe dem Lichte ausgefetzt wurde, blieben die durch die Contouren und Striche der Zeich nungen gefchützten Stellen der präparirten Unterlage W'eifs, wogegen fich die übrigen Stellen fchwärzten; auf diefe Weife erzeugte er Negative, welche wiederum auf lichtempfindliches Papier gelegt, dem Originale getreue Copien