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16 J. Schwcrdtner. Die Buchhändler Wiens, welche Werke verlegen, müfsten in diefer Rich tung nur einige Opfer bringen, und durch Beftellungen in Wien die Graveure in die Lage verletzen, diefen Artikel auch hier, wie in Leipzig, Berlin und Stuttgart liefern zu können. So lange aber diefe ihren Bedarf im Auslande decken, wird diefes Fach hier Zurückbleiben und wird fich nie entwickeln können. Gerhold hat, um den Bedürfnifien der Buchbinder nachzukommen, auch ein Sortiment von zufammenfetzbaren Buchflaben von Meffing für Golddruck auf Bücher ausgeflellt. In diefem Fache find wir concurrenzfähig, das erfahen wir in der Collecliv- ausflellung, wo neben den Buchbinder-Werkzeugen (Fileten) auch vorzüglich gearbeitete Schriften ausgeflellt waren, mit welchen Export getrieben wird. Diefelben find aus freier Hand gravirt und nicht gegoffen oder überarbeitet. Da nun einmal von Mafchinen gefprochen worden, will ich nicht unerwähnt laden, dafs auch der Siegel- und Schriftgraveur des Auslandes fich einer Mafchine zum Bohren und Guillochiren der Siegel bedient. Es find eine Menge diefer Arbeiten von den Ausländern ausgeflellt worden, welchen keine Wiener Arbeiten entgegengeflellt werden konnten. In jeder Stadt Deutfchlands, der Schweiz, Englands, Frankreichs, Amerikas ifl bei einem oder dem anderen Graveur eine folche Mafchine aufgeflellt, welche wunderfchöne Gravirung liefert. Warum in Wien diefe Arbeit nicht Eingang findet, ifl dem Fachmann kein Geheimnifs. Derlei Siegel mit zwei Buchflaben und Rand mit guillochirtem Grund koflet D/o bis 2 Thaler. Siegel mit Firmen von 4 Thaler aufwärts. Die Gefchäfts- leute des Auslandes wollen fchöne Siegel, die Gefchäftsleute Oeflerreichs meifl nur billige Siegel, und fomit läfst man bei Beflellung eines gebohrten Siegels — wenn ein folches Verlangen vorkommt 1? — es im Auslande anfertigen, und erfpart fich eine theuere Mafchine. Wohl verpackt wartet eine folche Mafchine für Siegelbohrung auf eine belfere Zeit feit vielen Jahren in dem Atelier eines Wiener Graveurs, welcher diefelbe wegen Mangel an Aufträgen wieder beifeite geben mufste. Gravirung von Chablonen und metallographifche Arbeiten. Die Chablone, eine Graveurarbeit, welche auf verfchiedene Weile, und 2war entweder mit dem Stichel, dem Aetzen, der Laubfäge oder mitteilt eines, wie ein Stemmeifen geformten Inltrumentes gefertigt wird, hat in der Collectivausltellung der Graveure fowohl, als auch aufser derfelben ihre Vertreter gefunden. Herr Luzanski hat durch feine Ausltellung fo ziemlich alle Verwendungs arten der Chablone gezeigt und mit Herrn M. Praffer die Colledtivausftellung durch diefe Arbeiten bereichert. H. Schifchka, Firma Dinkler’s Nachfolger, hat die Concurrenz in diefer Richtung zur Anfchauung gebracht durch feine verdienltvollen Arbeiten, und ifl der einzige Ölterreichifche Auslteller, welcher eingefetzte Buchllaben Itatt gravirten bei Selbftbefeuchtungs-Mafchinen und Hand- ftempeln zur Ausltellung brachte. Die letztere Arbeit, eine wahre Geduldprobe, hat in der Schweizer Abtheilung der Wiener Weltausftellung einen Concurrenten gefunden, welcher fogar einen Preis für die Nachahmung feiner Arbeit ausgefetzt hat. Diefe Arbeit war für Cattundruck beltimmt. So interelTant diefe Arbeit ilt, erfcheint fie wegen der aufserordentlichen Mühe, die fie forderte, wenig beachtet und wird, wegen ihrer „Künftlichkeit“ nie als ein Produ<ft der Kunlt gefchätzt werden, da jeder gute Holzfchnitt dasfelbe leidet. Herr Schifchka hat daher wohl daran getlian, nur die praktifche Seite diefer Arbeit zu zeigen, und ilt ihm diefs auch vollkommen gelungen, da feine Arbeit den gravirten Stempeln Concurenz gemacht hat. Die Ausländer, befon- ders die Deutfchen graviren die Chablonen auf Kupferblech. Sie befitzen auch Einrichtungen, wo die Chablone fabriksmäfsig durch Prägung und Durchfchnitt erzeugt wird, diefelben dienen jedoch demfelben Zwecke, wie die in Oelterreich