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Graveur- und Guillochirarbeiten. 13 Müllern gearbeitet wurde. Die Technik diefer Flacligravirung ift in den meiden Fällen bewundernswerth durch die Reinheit und Kraft der Stichelführung. An diefer Stelle fei noch einer Arbeit eines Ausländers erwähnt. welche bei uns in Oefterreich nicht vorkommt; es ift die Gravirung von Zinntellern mit der Nadel und dem Grabftichel vom Zinngiefser und Graveur Waltenberger in Aibling in Oberbaiern , welche als Mufter in der Behandlung diefes Metalles aufgeftellt werden können. Landfchalten in Ornamentrahmen, Figuren und Porträts nach Photographien find gleich vorzüglich gearbeitet und fanden keinen Cor» currenten auf der Ausftellung. Die Flachgravirungen der Schweiz haben ihren alten berühmten Werth gezeigt, jedoch nur auf Uhren ihren Ruhm vollinhaltlich bewährt. Wir fahen gravirte Uhrdeckel in verfchiedener Flachgravirung mit Figuren, Land* fchaften etc. mit bewundernswerther Reinheit des Stiches, aber ohne befondere Genialität in der Erfindung. Man fall den Ausftellern dafelbft an ihren "Werken an, üe möchten gern zur Weltausftellung Befonderes leiften, konnten fich aber von der Chablone nicht ganz befreien, daher diefe Arbeiten auch nicht erwärmen konnten. Sie fahen fteif und ängftlich aus. Ein Porträt nach einer Photographie auf eine Uhr gravirt wäre wohl erwähnenswerth, wenn die Arbeit nicht denfelben ängftlichen Eindruck gemacht hätte. Es fei jedoch mit diefem Urtheile nicht das Verdienftvolle diefer Arbeit abgeleugnet. Die in den meiften Fällen vorzüglichen Entwürfe von Uhrengravirungen waren fehr intereffant und zeugten von Fleifs und Studium. Die Genfer Firmen J. Sokoloff, Emil Briffand, Bonnet & Comp, theilten fich in obiges Verdienft. Wirklich Neues hat in Flachgravirung R u f s 1 a n d zur Ausftellung gebracht, es waren diefs von unbekannter Hand auf Silber gravirte Porträts von Beethoven. Mozart und Kaifer Alexander für Albumdecken beftimmt und in gravirten Orna menten Rahmen gefafst. Diefe Arbeiten waren fo vorzüglich, dafs man die Hand des geübten Kupferftechers eher vermuthet hätte, als die des Graveurs, und nur die Verficherung der Ausfteller, die Bilder feien von dem Graveur, konnte die erfte Vermuthung unterdrücken. Die in der Kunfthalle ausgellellten Flachgravirungen Italiens lind in Kupferftecher-Manier gravirte Porträts auf Gold, welche geniale Arbeit nur von diefem Lande ausgeftellt wurde und gerechtes Auffehen machte. Bei Flachgravirungen, welche grofse Flächen, wie Taffen etc. mit Orna menten und architektonifchen Verzierungen zu decken haben, wird feit langer Zeit auch die Guillo chirung, eine Mafchinenarbeit, zu Hilfe genommen. Die Engländer, welche blofs mit llilgerechten Ornamenten ihre 1 affen. Theekannen etc. verzieren, bedienen fich nur feiten der Guillochirung, wahrend die Franzofen und befonders die Schweizer das meifte Verftändnifs m Anwendung der Guillochirung zeigen. , Die Guillochirmafchine ift eine englifche Erfindung und gelangte von do nach Frankreich und der Schweiz, wo fie die mannigfaclifte V erwendung fand noch ehe fie in Deutfchland und Oefterreich bekannt wurde. Mit Anfang d.efes Jahr- hundertes wurde die Guillochirkunft am Wiener Polytechmcum gepflegt Profeffor Altmüller fowie der noch jetzt lebende ProfefforKarmarfchzu j*"J n °' er erfanden Verbefferungen an diefer Mafchine. Während aber das Ausland fort- während diefe Mafchinen verbefferte und diefelben prakt.fcher geftaltete blieb man in Wien liehen und vernachläffigte diefe Erfindungen. Es wurden keine Hilfsmafchinen angefchafft, keine Gehilfen herangebildet, die Atters daher^auch nicht vergröfsert. Die noch vor Jahren im Gebrauch (teilenden Mafchinen konnten nur kleine Gegenftände, Uhrgehäufe etc. mit Mafchinengray.rung verteilen, daher man vor Jahren auch auf Taffen Eintheilungen in kleine Felder vornehmen m uf s te _ um diefe Mafchinen verwenden zu können, während die Arbeiten des Auslandes grofse Flächen tadellos guillochirt bedeckten.