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J. Schwerdtner. Die in der Colledlivaushellung der Graveure Wiens ausgehellten Siegel* gravirungen zeigten viele vorzügliche Arbeiten, trotz der ungünftigen Verhältniffe, und haben, vom heraldifchen Standpunkte beurtheilt, die Arbeiten Kleiner t's, welcher Siegel im mittelalterlichen Stile ausgehellt hatte, am meiflen befriedigt. Hier ih eine empfindliche Lücke entbanden durch das Zurücktreten von der Aus heilung durch H. Jauner, k. k. Hofkammer-Graveur. und C. Braun. Die Siegelgra- virung würde nicht nur durch diefe Künfller bereichert worden fein, fondern es wäre dem Auslande gegenüber der Beweis geliefert worden, dafs man in Wien weit \ orzüglicheres leihet nach Gefchmack und Technik, als anderswo. J. Radnitzki, A. Hafelhofer, Refch, & Riek, H. Hölzel, C.Rigi, R. Mayer, Jofef Reywöger, K. Zeplichal und J. Zehngraf haben nicht nur Siegelgravirungen, fondern auch Gravirungen von Wappen und Monogrammen auf Knopfhanzen, Elfenbeinknöpfen, Albumplatten, Uhren, Silberbehecken etc. zur Ausheilung gebracht und lieferten den Beweis von der Vielfeitigkeit ihres Talentes und ihres Gefchäftsbetriebes. Die Ausheilung des Auslandes befchränkt fich auf ausgehellte Siegellack- Abdrücke und find in der Ausheilung des deutfchen Reiches Carl Voigt, Hof- Graveur in Berlin und C. Stromann in München als hervorragend in ihren Leihungen zu nennen. Peterfen, Hofgraveur in Braunfchweig, hellte nebh hübfchen Gravirungen auch fehr hübfch gebohrte Siegel aus, welche erwähnt zu werden verdienen. A. Hafelhofer in Wien, Selbherzeuger von Siegelmarken, hat auf der Ausheilung des deutfchen Reiches nur einen Concurrenten in diefem Fache, näm lich E d e r & Sohn in München, welche aber von H. A. Hafelhofer weit über- lagt werden, da die Schriften diefer Herren veraltet und die Eintheilung der- felben oft gefchmacklos ih. Auch in der Wahl der Farben werden die Arbeiten aes Auslandes vom Inlande übertroffen. Die Schweiz hat gebohrte und gravirte Siegel, geschmackvoll gearbeitet, zur Ausheilung gebracht. Auch Briefpapier- Stempel diefer Firma find erwähnenswerth. Von Frankreich wurden gebohrte Siegel ausgehellt, ohne die deutfchen Arbeiten zu übertreffen. England hat im Siegelfache Wyon mit feinen kunhvoll gravirten Staatsfiegeln und Gravirungen von Wappen und Monogrammen auf Uhren und auf Stempel für Briefpapier-Erzeu gung, zum Vertreter diefer Kunh. Gravirung von Intarfien. Wir kommen zu einer in Oeflerreich bis jetzt wenig betriebenen Technik, welche beinahe ausfchliefsend vom Auslande, zuerh in Italien, fpäter in England und Frankreich ausgeübt wurde. Es ih diefs die Gravirung der eingelegten Möbel. Was auf der Parifer Ausheilung von diefen obgenannten Ländern beinahe Privi legium war, wurde feit diefer Zeit auch ein in Oeherreich in’s Leben gerufener Artikel, und es gebührt dem k. k. Mufeum für Kunh und Induhrie die vollhe Anerkennung für die Unterhützung, die es diefem Fache zuwendete. Wir fahen in der englifchen Abtheilung einen Schrank mit Auffatz, von welchem wir den Untertheil fchon auf der Ausheilung in Paris kennen lernten. Die Tifchlerarbeit ih eine vorzügliche, aber die Elfenbeinintarfien-Gravirung ih die fchönhe Arbeit aller bis jetzt gefehenen Gravirungen. Der ungenannte Künfller hat jahrelang an diefer Arbeit zugebracht, wovon erh auf der Ausheilung in Wien der Auffatz zu dem in Paris ausgehellten Schranke hinzukam. Die Elfenbein- Einlage in Ebenholz, von welch’ Letzterem der ganze Schrank gearbeitet ih, reich mit Gravirung verfehen, die Technik, die des behen Kupferhiches! Obwohl die Einlage des Elfenbeines keine befonderen Schwierigkeiten zeigt, fo können grofse Flächen doch erh durch die Gravirung zur vollen Wirkung kommen. Bei Betrachtung diefes Möbels kann man den wahren Kunhwerth einer Gravirung von