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Briefkasten. L. K. <80 Pfg.) „Vergeblich linde ich im lebten MontagS- briefkasten eine Ecwidening gesucht auf jenes Erdenbürgers geist reich« Rede in der Nummer vom 6. November, welcher keine Jnnggrlelleiisteucr will Vielleicht liegt alle» Elter», die inelir wir zwei Kinder haben, noch der Schreck in de» Gliedern wegen der steuern, die er vielleicht beim nächsten Reichstage beantragen wird. Weil wir nun auch sechs Kinder habe», will ich meinem Heuen hierdurch Luft machen, sonst ersticke ich und kann dann die „Dresdner Nachrichten" nicht mehr lesen, was wir schon über 20 Jahre tun, Oder fühle nur ich allein, als einfache verheiratete Frau, den ordinären, unS kinderreichen Litern angedichtetc» Sin» ? Heiraten sei eines ManneS freier Wille, spricht der Weltverbesserer, Ich aber sage: „Nein!" heiraten ist keines Mannes freier Wille, son der» Naturgesetz, dem sich >eder, ob Wilder oder Kulturmensch, untenverfen mutz. Ei» Christ im allgemeinen und ein echter, deuischer Man» im besonderen erfüllt dieses Gesetz, wie Doktor Martin Luther, in einer gesunden, keuschen Ehe. Wenn sich dann an solchen Eheleuten das Wort Gottes erfüllt, sind sie ebenso wenig schuld an ihrem Kinderreichtum, wie andere Elter», die keine Kinder haben, dafür können, datz ihnen der Kindersegen ver sagt bleibt. Vielleicht erklärt »ns dieses Rätsel der Natur der zurückgezogen lebende Sokrates, der das Naturgesetz umswszen benv. korrigieren will durch sein — Menschenverdünnungs- ftiftem. Eltern, die mehr als zwei Kinder haben, will er doppelt ober je »ach der Zahl dreifach besteuert, also bestraft wtisen! Schade, dag dieser Junggeselle jetzt erst lebt, er batte früher geboren werden sollen. Schillers goldene Worte konnte er auch vollends in seinem Geiste auslege»: Es prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich das Herz zum Gelde findet. Dafür mag er nun Schillers Lob der Männer ganz im Geiste des Dichters lesen, wenn er's kann, vielleicht findet er die Lösung für die Männer, die, wie er schreibt, zwar i» pekuniärer Hinsicht heiraten können, es aber nicht tun aus anderen Gründen. Dann fragt er verzwei felt, „was einmal aus den viele» Menschen werden toll". Na die Junggesellen seines Schlages mögen »ach Afrika geben und Affen- wctber veredeln, da wird gleich Luft. Solch' Gemüse, das nicht mal Steuern zahlen kann, mag ja keine Frau unglücklich machen, um das ist ausgetrnuert. Witwen und Jungfrauen, zwingt ja keine Junggesellen zum Heiraten durch Juuggesellenstcuer. Ei» echter Mann luts ungezwungen." — Donner und Doria, das war gesprochen! Wenn sich der wagehalsige Zunggeiell', der den Kindersegen besteuert wissen will, jetzt nicht im Sande wälzt, dann darf ihn jeder Dickhäuter beneiden. E. S ch. (80 Pfg.) „Vielleicht können Sie oder einer a»S Ihrem werten Leserkreise auf Folgendes Antwort geben. Seit einer Krankheit, die mich im 6. Jahre befallen hatte, neige ich stets bet schroffem Witterungswechsel zu Bronchialkntarrh, der sich nachts in einem heftigen, bellende» Husten äußert. obgleich ich sonst nicht kränklich bin und zu den Stärksten meiner Kameraden zäble. fräst schon alles habe ich dagegen getan, mehrfacher See- aiifcnthalt und fast alle bekannten Hustenmittel haben nichts ge nützt." — Sie gehören jedenfalls zu den Patienten, die an dein iogenannten Winterhusten leiden und sich im Sommer ganz wohl befinden, guten Atem, leidlich reine Luftröhren habe», aber beim Eintritt der kalten Jahreszeit von einem lästigen, guälenden und öfters eintretenden Husten, mit gewöhnlich starker Schleimexpecto- ration, befallen werden. Ratsam ist hiergegen natürlich in erster Linie ein gutes Halten, bei nasskalter Witterung das Zimmer z» hüten, die Füße warm zu halten, den Genuß des Tabaks gänzlich zu meiden und Wein und Vier nur sehr mäßig zu trinken. Abends würde eine schwache Gabe von Morphium, Dloni». Vcronal :c. angezeigt sein, was der Arzt verordnen und überwachen müßte. Als eigentliche Kur würden Inhalationen mit verschiedenen Heilmittel» zu cinpsehlen sein. Dieselben bietet Ihnen das Inhalatorium der Acrzte Bottermund und Fanlhaber. *" M. N. „Meiner Haiissraucnpflicht und de: Wissenschaft wegen bitte ich lim Aufklärung, ob Fett, in welchen! ein Lössel (Vtita»»ia> geschmolzen ist, ungenießbar ist?" — Das kommt ganz auf die Legierung des Britanniametalls an. Hergestellt wird es aus Zinn, Antimon und Kupfer, meist mit vorherrschendem Zinn und in der Regel mit weniger als 5 Prozent Kupfer, bisweilen aber auch mit Zink und Blei. GnteS BritanniametaÜ ist in der Regel in hygienischer Hinsicht dem Zinn gleich zu achten, während solches mit hohem VIeigehalt leicht anlüujt und dann auch an ge eignete Flüssigkeiten Blei abgibt. In zweiter Linie koinint es daraus an, wie groß die Quantität Fett ist, in welcher sich Ihr Lössel aufgelöst hat. >e größer, desto besser. Das Zunächstliegendc dichte sei», daß Sie das Fett nochmals zum Schmelze» billigen und vorsichtig m ein anderes Gesäß gießen, so daß das infolge feines spezifisch schwereren Gewichts z» Boden gesunkene Metall im ersten Gesäß verbleibt. Da aber Vorsicht als die Matter der Weisheit gilt, so ist mein Rat: Fort mit dem Fett zum Seifensieder! ***Fran Geh. Rat N. (l Ml.) „Ich bin sehr herz- schwach. habe Bronchitis, Atemnot, bin immer heiser und belegt, bei jedem kleinsten Lnftziige oder Wind erkältet, kann die Dresd ner Winterliift nicht vertragen. Mein Arzt drängt, daß ich fort soll, so bald wie möglich, kann mir aber leider direkt keinen Ort raten, da er nicht selbst gereist ist, und rät mir, Sie z» fragen. März und April war ich deshalb an der Riviera, wo cs mir gar nicht gefallen und auch nicht bekommen ist. In Meran und Arco war ich vor Jahren, da wechselt die Temperatur zu schnell, und möchte ich nicht wieder hin. am besten ist mir Lugano bekommen, aber cS war April und fürchte ich. daß cs im Dezember, Januar und Februar auch zu kalt sei» wird, so ungciuud wie liier für mich doch am Ende nicht. Können Sie mir einen Ort mit noch milderem Klima an den italienischen Seen nennen, an dem man während der Wiiitcrmonate lede» kan»? Leider wage ich nicht, bei ineiaem Atter und der Anstößigkeit und Schwäche wegen, weite Reisen zu unternehmen." — Einen besseren Winteranfent- halt als an der Riviera oder auch am Comosee wird es wohl tauiii geben, wenn wir vom weiteren Süden abseheu wollen. Fikilich strengen große Reisen wohl an und wird man nur ungcrn de» Ort seiner Behaglichkeit und Häuslichkeit verlassen, um ihn mit einem andere» nnbestiininten Charakters in bezug aus Ver vslegung und Unterhaltung zu vertauschen. Nun vielleicht findet Ihr Arzt »och Mittel und Wege, um Ihnen auch hier zu Ihrer Wiederherstellung zu verhelfe». Reden Sie mit ihm doch noch einmal darüber. M. N. (.50 Pfg.) „Bitte um Beantwortung folgender Fragen: I. Gibt es ein Mittel, weiße Kindenvagcnplnnen (Wachs tuch, das in den Brüchen rissig geworden ist) anfznfrischen? Kann man durch Regen entstandene schlechte Stellen auf einem schwarzen Samthnt entfernen?" — l. Kaufen Sie sich weiße Emaille-Lackfarbe und übcrstrcichen Sie damit die brüchig gewor dene Plane. Für 60 Pfg. dürste genügen. 2. Versuche» Sie es damit, den Hut über Wassrrdämpfc zu Halle», indem Sie einen nasse» Hader auf einen heißen Stahl legen und die gedrückten Stellen mit einem feinen Pinsel gegen den Strich zu streichen. *" Johann F. „Ich bin im Besitze eines alten kauf männischen Lehrbriefes vom Jahre 1758, künstlerisch auf Perga ment gestochen. Als Kops befindet sich ein Kupferstich der Sladt Leipzig. Größe 60 x 60 Zentimeter. Nun bitte ich Sie, mir milzuleilen, ob und welchen Wert dieser Lehrbrief, welcher sehr aut erhalte», hat. Oder wo habe ich mich hinzilwenden, »in den selben verkaufen zu können?" — Künstlerisch hcraestclltc kalli graphisch und malerisch schöne Lehrbriefe finden >» den orts geschichtlichen Sammlungen, sonach für Leipzig in Leipzig, gern Ausnahme und werden, aus dcni 18. Jahrhundert stammend und ans Pergament geschrieben, wenn die Unterschriften und Siegel wohl erhallen sind, mit 2 bis 4 Mk., für de» Fall aber, daß die Sladlansicht Handsklzze und nicht Kiipfcrdriick ist, je nach der Güte der Arbeit von 5 dis zu 10 Mk. bezahlt und bewertet. Käufer würde eventuell auch jeder hiesige Antiguitätenhandliing sein. *** R. G. (30 Psg.) „Wie erlernt man die russische Sprache am besten? Wie erlernt man sic hier am schnellsten bezw. welches ist die beste Methode für einen Kaufmann und Maschinelltechniker?" — Lehrer der russischen Sprache gibt cs hier mehrere. Wenn Sie bei uns vorsprechen würden, könnten wir Ihnen eventuell nähere Auskunft gellen. Wenn Sie die russische Sprache durch Selbststudium erlernen wollen — wozu sreilich ein gut Stück Energie gehört —, so sind als ein unbc- singt vortreffliches und richtiges Sprechen mid Schreiben mit absoluter Gewißheit gewährleistendes Werk die Unterrichtsbriefe von Toussaint-Langenschcidt zu nennen, die allen, die eine Spracl-c ohne Lehrer erlernen wollen, aus das wärmste emp fohlen werden müssen. . *** R.. D. ,-Um Zweierlei bilte ich Dich: 1. In ein- zelnc Waichestncke sind mir gelegentlich Obstflecke gekommen, die trotz mehrmaligen Väschens und Bleichens nicht heransgcgangcn sind. Kannst Du mir ein wirksames Mittel zur Entfernung der Obstflecke sagen? 2. Ich möchte gern ein gutes Rezept zur Her stellung von einem wohllchmeckenden ausgezeichneten „Warm bier"! — Die fleckige Wäsche in leichtes Ehlovioasser legen, nach einigen Stunden sorgsäliig spülen und trocknen. Das Chlor- Wasser rate ich der licöen Hnussrau selbst znrcchtzuniachen, nach dem sie sich vorher beim Drogisten über die Herstellung des selben unterrichtet hat, denn dem Dienstmädchen darf so etwas nicht überlassen werden. Das Warmbier-Rezept fiiisesr'Du unter „Für unsere Hausfrauen". *** M. G., Dresden. „Ich habe zwei Jungen, 12 und 8 Jahre alt. Ich bin Witwe und durch mein Geschäft so sehr in Anspruch genommen, daß ick mich leider nicht um die Kinder kümmern kann. Obwohl cs sonst ganz gute Jungen sind, so sind sie doch mit der Zeit etwas nachlässig in ihren Schulaus gabe», auch ungehorsam und oberflächlich geworden, weil sie zu viel unbeaussrchligt auf der Straße find. Was soll ich tu» ? Ich dachte schon daran, die Knaben zu eurer kinderlosen Lehrers- tuinilie in Pension zu gebe». Oder konnte ich den 12jährige», der schon die Realschule besucht, ins Freimaurcr-Iiistititt geben? Was würde das kotzen? Sind die Jungen da in voller Pension? Muß der Vater Freimaurer gewesen sein, wenn der Junge in dieses Institut koinmcu soll? ' — Der Gedanke, die Knaben in einer Lchrerssamilie in Pension zu geben, ist jedenfalls ein ganz gsiicklichcr. Beide Knaben könnten dann i» ihren Schulen verbleiben »nd würden nicht aus ihrem Bildungsgänge herauSgerissen: denn jeder Schulwechsel ist mit großen nistcr- richtlichen Nachteilen verknüpft. Damit soll aber nicht gesagt fei», daß in erziehlicher Hinsicht nicht auch der Uebergang des älteren Knaben ins Freimaurer-Institut von Vorteil sein könnte. Die strenge Ordnung und straffe Zucht des Intcrnatslebens da selbst würde gewiß auch ein vortreffliches Mittel sein, den etwas verbummelten Jungen wieder aus den rechten Weg zu führen. Allein erstens sind gegenwärtig nur wenige Plätze in diesem vortrefflichen Institut frei, und zweitens ist der Pensions preis auch ziemlich hoch: er beträgt (ohne die Ferienzeit!) 1100 Mark jährlich rnkl. Schulgeld und Wäscheversorgung. Davon, ob der Vater des Knaben Freimaurer gewesen ist oder nicht, hängt die Aufnahme ins Institut nicht ab, Pudern von den oeic «brachten Schulzeugnissen und von einer abzulegendcn Auf- nahmepriifung. Dr. L. in O. „Bezugnehmend ans die Auslassungen eines Kranken, die ich im vorigen Briefkasten Ihres Blattes fand, bitte ich Sie. dem Kranken niiiziiteilcn, daß er meines Erachtens trotz seiner Zweifel doch an Gallenstein-Kolik leidet. Demi, daß er nie gelb anssah und daß nie Gallensteine gefunden wurden, ist durchaus kein Beweis gegen Gallensteine. Ihre» Rat, daß der Kranke sich in das Dresdner Stndtkraiikciihaiis ansnehme» laßt, kann ich natürlich nur billigen. Vielleicht baben Sie aber die Güte, den Kranken zu veranlassen, daß er vorher noch ei» Mittel anwendet, das ich ihm übersenden will. Im allgemeinen ist zivnr die Feriibehandlimg im ärztlichen Stande streng verpönt — mit Recht! — im vorliegenden Falle liegen aber die Verhältnisse, was die Diagnose anvclanat, meines Erachtens sehr einfach. Auch kanii das betreffende Mittel niemals Schaden ainichtcn. wenn es sich wirklich nicht um Gallensteine handeln sollte. <Die Kosten wurden sich auf etwa 3 Mark belaufen ausschließlich Porto). Zum Schluß erwähne ich noch, daß das betreffende Mittel schon mehrere Personen vor der drohenden Operation bewahrt hat, wie ich nach- zuwcisen in der Lage bin. Selbstverständlich dars das Leiden noch nicht so weit vorgeschritten sein, daß bereits eine Eiterung in der Gallenblase stnilgefiiiiden hat." — Beste» Dank! H. H. (1 Mk.» „Da ich mich von meinem Manne vor sechs Jahren habe scheiden lasse» und allein dastehe, so bilte ich, mir doch mit Rat beizustehen. Ich habe eine» Sohn, welcher Ostern konfirmiert wird und große Lust hat, Landwirt zu werden, und zwar ist sei» Wunsch, einst ans eine Domäne zu kommen. Ta ich in B. eine Pension für ErholtingSbedürflige habe, die nur sechs bis sieben Monate im Jcchre etwas einbringt, so daß ich das Verdiente vom Sommer im Winter wieder zusetze, so möchte ich auch annähernd wissen, ob ich es durchfuhren kann. Mein Mann ist zwar verurteilt, für uns zu sorgen, doch es reicht für ihn kaum, »nd ich mag auch nichts mit ihm zu tu» haben. Muß mein Sohn »och eine weitere Schule besuchen, wo Landwirtschaft gelehrt wird? Wie hoch würde sich das sährlich nngefähr stellen? Mnß er nicht mindestens das Einjährigen-Zeugiiis haben, um einmal auf eine Domäne kommen zu könne»? Ist es überhaupt ratsam, zur Landwirtschast z» greifen?" — Bei den gesteigerten Anforde rungen, welche a» die landwirtschaftlichen Beamten gestellt wer den müssen, auch in bezug ans die allgemeine Vorbildung, dürfte sich die Erwerbung des Bercchligiiiigslchcincs für den einjährig- freiwilligen Militärdienst sehr empfehlen. Die Ausbildung für den landwirtschaftlichen Beruf beginnt am besten mit der Einfüh rung in die Praxis. Die Lehrzeit wird ans drei bis vier Jahre zn bemessen sein. Hieran schließt sich der Besuch einer landwirt schaftlichen Schule <eii> bis zwei Jahreo Die Kosten dürften c»if 700 bis 800 Mk. jährlich zn beziffern sein. Die Frage, ob es sich überhaupt empfiehlt, den landwirtschaftlichen Beruf zu ergreifen, ist schwer zu beantworten. Wie andere Erwcrbszivcige. so bietet auch die Landwirtschaft die Möglichkeit, durch Tüchtigkeit und Fleiß eine bcstiedigeiidc Beamlenstellnng zu erreiche». Freilich allzu leicht wird dies gerade in der Landwirtschaft nicht gemacht. ES bedarf daher in jedem Falle reiflicher Ueberlegung, che man sich entschließt, die Beamlenlansbahn zu wählen. *** P reichen bei Dux. (1 Krone.) „Meine 16jährige Tochter hat früher in Dresden und dann in Dux die Bürgerschule und sodann den ci»>ährigen Fortbildiiiigskiilsiis besucht und zwar mit bestem Erfolge. Da sie viel Lust und Geschick hat. mit Kindern nnlzngchen, möchte sie Kindergärtnerin werden und zu diesem Zwecke den einjährigen Kursus im dortigen Fröbel-Jiistitnt besuche», den sie sicher mit Auszeichnung absolviere» wird. Welche vetnniärcn Aussichten bieten sich ihr, wenn sie a) auf Anstellung in einem ösfcnilichcn oder privaten Kindergarten, b) in einer Familie reflektiert ? Ist zn diesem Berufe als Broterwerb z» raten ?" — Das AnfangSgebalt einer geprüften Kindergärtnerin beträgt in der Regel 750 Mk. jährlich und steigert sich später bis ans tzOO bis 1000 Mk. Bei Anstellung in einer Familie wird ge wöhnlich freie Station »nd 25 bis 30Mk. monatlich gewährt. Ob zu diesem Berufe als Broterwerb z» ralen ist oder nicht, hängt im wesentlichen davon ab. ob daS fragliche imige Mädchen Lust »nd Liebe und ein gewisses Maß von allgemeinem Wisse» znmKinder- gältiicriimcnberlise niitbringt. Sind diese Vorbedingungen erfüllt, wie dies ja bei Ihrem Fri. Tochter der Fall zu jein scheint, so wird sich das junge Mädchen gewiß in diesem Berufe wohl fühlen und reiche Befriedigung finden. Der Umgang mit der fröhlichen Jugend erhält auch Erwachsene jung »ns fröhlich, und in der Kinderscele zu lesen, ist iedensalls interessanter und anregender, als etwa zeitlebens als Verkäuferin hinlrr dem Ladcnlischc stehen oder niit seinen weiblichen Handarbeiten bei beständig sitzender Lebensweise sich ein käcglich Stücklei» Brot verdienen zn müssen. *** R. L. 26. „Im Interesse aller einmal „Schustcrpech" brauchenden Leser Ihrer Zeitung möchte ich Ihnen nachstehen den Vorfall berichten: Ein Schlosscrgeselle hatte vor einigen Wochen vom Schmieden eine schlitzartige Wunde an der Hand bekommen, zu deren Heilung er das altbewährte Hausniiitel „Schusierpcch", welches man in warm flüssigem Zustande in die Wunde legi, verwenden wollte. Zu diesem Zwecke schickte er einen Lehrling nach einer Leder- ustv. Handlung mit dem Aus trage: „Schullerpech" zu holen. Der. Lehrling kam ohne „Schusterpech" zurück. Ein älterer Lehrling wird hingeschickt, der erhält aber auch keins, wobl aber aus seine verwunderte Frage die Antwort: „Wir verkaufen nur „Schuhmacherpech"!" Der Lehrling erklärte sich mit diesem Namen auch einverstanden und konnie nun seinem Gesellen das hcihersehnie Heilmittel über- bringen. Komi»eutar überflüssig, nicht?" — Allerdings! Das Wort „Schuster" für Verfertiger von c-chiihzeug ist so uralt, und die Schuster-Innungen standen im Mittelalter in so hohem An sehen. daß sich eigentlich heute noch kein Meister der edlen Fuß- bcllcldiiiigsklinst der Bezeichnung „Schuster" zu schämen brauchte. Aber na. anddre Zeiten, andere Sitten. Aus dem Schuster ist eben der Schuhmacher und aus dem Schuhmacher der Schuh- sabrikant, aus der Flickschusterei eine Schnh-Revaralur-Anstall geworden. An dem Sprichwort: „Schuster, bleib' bei Deinen Leisten" ändert daS aber ebensowenig wie an der Tatsache, daß ein knusprig gebackener „Schuster" stricht zu dünn gestrichen) als Kasseegcbäck in unserem engeren Vaicrlande selbst in den feinsten Familien ein gern gesehener Gast ist. *** N. N. „Mein Mann. Mitte dreißig »nd ganz gesund, leidet sehr an Schwcißfuß, bereits seit seinen Iünglingchayren. Denselben ganz zu vertreiben, halten wir für bedenklich, aber gibt cs nicht ein Mittel oder Verfahren, den üblen Geruch zu verhindern, ohne die Schmeißbildung zu unterdrücken? Aber ganz unschädlich mußte cs sein. Noch bemerke ich, daß mein Mann genötigt ist. den ganzen Tag Stiesel zu tragen." — Der übelriechende chronische Schweißfuß entsteht durch Fänlnis- bakterien, welche sich in der Fußbaut und im Leder und sonstigem Slosse der Fußbekleidung festgesetzt haben. Wenn Ihr Mann auch die Füge fleißig wäscht und sonsttvie einrcibt, die Bak terien kann er durch solche vorübergehende Prozeduren nicht vertreiben. Tagten cmpsiehll sich vielmehr folgendes Verfahre»: Man laste sich ein Salbe bereite», und zwar aus 100 Gramm cilisachem Bleivslastcr und 100 Gramm Leinöl. Das bislier geliagcne Schuhwerk mit seinen Rakierien-Nestcru vernichte man inicht aber verschenken). Nun bestreicht mau Fußlappen, wie sie gern die Soldaten statt der Strümpfe tragen, in t der Salbe und hülle die Füße damit ein: doch lege man zuvor auch zwischen die einzelnen Zehen und in die Zehcnsurchen etwas mit Salbe bestrichene Matte und ziehe nunmehr iieuwaichene Strümpfe und neues Schuhwerk an. Dieses Verfahren ist 14 Tage lang täglich einmal zu wiederholen. Während dieser zwei Wochen ist nicht zu baden. Jetzt laste man d,e Fußlappen mit der Salbe weg und bade die Füße erst nach mcttcreii zwei Wochen Die Fußhaut (Oberhantj wird Ach abschälcn. Die Kraittheic ist hiermit gehoben. Da der Schweißfuß iomii estie äußere Ursache hat »nd demnach nichl, wie inan anzunchmen pflegt, eine Ablcitungsstelle innerer Krankheiten ist, P kann Ihr Mann sich unbedenklich dieser unangenehmen Krankheit entledigen. *** U. E. (40 Psg.s ^1. Wie hoch helaufcn sich die Ans- bildungskosten für das sranzöiische Fachlehrerinncn-Examen? 2. Würde ein Jahr genügen, mit ausreichenden Vorkcmttnisseu de» Kursus zu absolvieren? 3. Gibt es m Dresden außer dm Schule des Fraucncrwerbsvereins und der von Klcinhempcl ein Institut, wo ausschließlich Muslcrzeichnermnen ausgcbiidct wer den? 4. Mit welche» Kosten märe die Ausbildung verbunden? 5. Kann man in Dresden die Keramik praktisch erlernen? ' - 1. Eine bestimmte Summe anzuaebcn, ist iiiiinöglich, wenn man nicht weiß, welche Borkenntnisse vorhanden sind uns welcher Art und welchen limsanas die noch zu erwerbenden Kenntnisse und Fertigkeiten sind. Doch kann wohl im allgemeinen gchag: werden, daß — die Sprachkenirtniise einer Abiturientin der lOsiusigen böheren Töchterschule vorausgesetzt — mindestens noch 300 bis 400 Mk. Stundcichonorar iür ergänzenden Unterrichi in französischer Grammatik, Konocr alion und Literatur, in Deutsch, Pädagogik usw., sowie mindestens 900 Mk. für einen halbjährigen Aufenthalt im AuSlande gerechnet werden müssen. 2. Wenn die Vorkenntnissc die soeben angenommenen lind und alle Kraft aus die Vorbereitung zur Fachlehrerinnenprusung verwendet werde» kann, dann wird ein Jahr allenfalls genügen können sdcn Auscnihall im Auslände natürlich noch nicht ein gerechnet). 3. Bei Frau Häntzschel, Lütiichaustraßc 14, 3. 4. Läßt sich wiederum ohne nähere Angaben über den Grad der erlangten Vorbildung auch nicht annähernd fixieren. ,5. Wenden Sie sich an die Firma Villeroy n. Noch, Leipziger Straße. *** N. A. s30 Psg.) Antwort: Wenden Sie sich mit Ihrer Frage direkt an das städtische Gewerbeami H., Altstädter Nat hans, 3. Obergeschoß, Zimmer .56. *** A b o n n e n t, N i e d c r h e r m s d o rs. stzO Psg.) „Vor einigen Jahren stellte sich bei mir ein Augenleiden ein, welches durch Operation geheilt wurde. Nun benötige ich aber starke Brillengläser zum Sehen, deren Anlaufen, sobald man vom Kalten ins Warme kommt, eine recht unangenehme Sache ist. Können Sie mir ein Mittel empfehlen, welches das An laufen der Brillengläser verhindert?" — Wenn die Brillengläser unter Anwendung einer Glyzerrn-Scifcirmischung scvent. von Weigel u. Zeeb) ahvoliert werden, vertragen sie plötzlichen Temperaturwechsel, wie Sie ihn schildern, ohne zu beschlagen. Uebrigens gibt cs außerdem noch em sehr eunacheS Ver>ai-ren. die Brillengläser vom Schweiße zu befreien, ohne daß man die Brille abzunehmen und die Gläser abzuwiichen braucht. Sobald man nämlich ans der,Kälte in ein erwärmtes Zimmer getreten ist und die Brillengläser beschlagen, braucht man nur noch ein mal umzukchren und einen Moment im Freien bezw. in dem kälteren Raume zn verweilen. Die Gläser schwitzen dann sofort ab und beschlagen, wenn man den wärmeren Raum aufs neue betritt, nicht wieder. *** Fr. H. L. (34 Psg.) „Aus der Zeit Ludwigs XVI., sowie der ersten französischen Republik besitze ich zwei größere Wertpapiere sDomainc-s Nationoux-Assignai de Deux Ecnis Liv. L 5. Zinslcisten ft Vingt-Cina. SolS., sowie A'signat de dix mille Francs). Heute bin ich in hilfsbedürftiger Lage »nd möchte mir durch Veräußerung der Papiere einen kleinen Erlös verschaffen. Ich erlaube mir daher die Anfrage, ob diese Papiere einen Sammlerwert haben, und wohin ich mich wenden könnte?" — Die genannten Wertpapiere galten mir Zwangskurs als Papiergeld in Frankreich 1790 bis 1796, sie trugen den Namen Assignaten lAnweisungen aus denjenigen Nationalschatz, den die eingezogenen geistlichen Güter und sie Domänen im angeblichen Werte von 10 000 Millionen repräsen tierten). Dieses Assignaten-Papiergeld wurde in unkontrollier- baren Mengen bis zu über 45 000 Millionen Francs hcrgcsicllt und auch in den ersten Jahren vielfach nachgcmachi. Der Wen dieser Scheine, die in Stucken von einigen Sols bis zu Tausenden von Francs ^ergesiellt wurden, siel nach und nach vis ans Null herab: die Scheine wurden niemals cingelost. Tausende von Stücken befinden sich, allerdings ebenfalls fast wertlos, noch in vieler Leute Hände. Kürzlich wurden Scheine ü 1000 Frcs. zum Preise von 1 Mk. ausgcboien, waren aber nicht an den Mann zu bringen. Wenden Sie sich einmal an das Buhrigscbe Völkerschlackt-Anttgiiariar in Leipzig, Querstraße 1; vielleicht ist dort Absatz zu finden. *** L. H-, B- „Ich bin Lehrer einer Landschule, und cs stehen mir über meine Lebriätigkeit die besten Zeugnisse meiner Vorgesetzten Behörden zur Seite. Trotzdem sucht ein kleiner Teil der Ellern meiner mir anvertrauten Schulkinder meine Tätigkeit an Schenktiichen, also öffeiillich, herabziisctzen, indem diese Leute mir nachsagen, daß ihre Kinder in meiner Schule nichts lernten. Die Kinder dieser Ellern sind infolge ihrer geringen Begabung mid Vernachlässigung seitens der Eltern allerdings bezüglich ihrer Kenntnisse und Fertigkeiten nicht die besten meiner Schüler, gbcrwas zu erreichen war. habe ich erreicht. Würde es von Erfolg sein, wenn ich diese Verleumdungen und wissentlich falschen Anschuldigungen Sem StaatSanwalte unterbreitete ? Könnte ich wobl ans ein Em- greisen desselben rechnen? Ich habe lange genug ruhig zngesehcn, nabe die Angelegenheit aber nun mal dicke." — Wen» Ihnen die Leute »achsagen. daß ihre Kinder in Ihrer Schule nichts lernen. P ist das nicht gerade angenehm für Tie, aber Sie werden sich wohl oder übel darüber hinwegsetzen müsse» und, wenn Sie Ihre Pflicht redlich getan haben und der Ucberzengnug sind, daß die Schuld an den Kindern und deren mmigelhaften Veranlagung »nd an der Nachlässigkeit der Elter» liegt, auch iinschwer darüber hin wegsetzen können. Eine Beleidigung ist in dein cinsachc» Ans stellen der Behauptung, daß die Kinder bei Ihnen nichts lernen, nicht zu finden. Aus jeden Fall würde man. selbst wenn man die Aeußeruiig als beleidigend anseheii wollte, den Elter», die sie anfstellcn, den Schutz des S 193 des Strafgesetzbuchs zubilligen müsse». Darnach ist eine maßvolle Kritik, iiamcntlich wenn sie zur Wahrung eigener bercchligler Interessen geübt wird, erlaubt. Eine Bestrafung wegen Beleidigung kann in solchen Fälle» höchstens dann erfolgen, wenn das Vorhandensein einer Beleidigung ans der Form der Aenßernng oder ans de» Umstanden, unter denen sie ge schah. hervvrgeht. Erscheint es nach alledem schon ausgeschlossen, daß Sie im Wege der Privatklage eine Bestrafung erreichen, so ist »och viel weniger Aussicht, daß sich die Staatsanwaltschaft ans Grund des 8 196 des Strafgesetzbuchs iBcamtenbeleidigung) mit der Sache befaßt und sie er amen, verfolgt. M iß Ponn d. (1 Mark.) „Gibt es hier in Dresden Unterrichtsstunden im Mvdezcichiicn? Werden die Zeichnungen für die Modeblätter in Ateliers verfertigt oder ist es wie in Eng land, daß sie meistens vo» den Zeichnern >m Hanse verfertigt werden? Wie wird diese Arbeit in Dciittchland ungefähr bezahlt? Wenn Sic mir keine nähere Ansknnft darüber gebe» können, möchte ich Sie bitten, mir Adresse» anzugeben. wolnn ich mich eventuell zu wende» hätte." — Die Gravuren für Modejonrnale werden meist i» den betreffenden Ateliers entworfen resp. gezeichnet. Natürlich ist aber das Zeichnen von Entwürfen außer dein Hause nicht ausgeschlossen. Bc'oiidcrs große Firmen resp. Ateliers in Modeblätter» und dergleichen betinden sich in Berlin, welche Ihnen jedenfalls mit allen weiteren Auskünften bezüglich der Preise für Zeichnungen usw. gern an die .Hand gehen werden, z. B.: C. Hcinemaiin, Berlin IV.. Markgrafen Straße 39/40, Gustav Legon, Berlin 81V., Puttkamer Straße 19. Vielleicht wenden Sic sich aber zuvor einmal an die Akademie europäischer Moden, WaffenhauSstraße 14. hier. "'L'anvsLrisiknbeiikteiliing. Nichte Leonore (ta Psg). Di« geradlinige Schrift verrät sttien Cbaraiier, Konsequenz und -Inadaucr. Van Icmpcianient bni D» eniilftede» mein IS als «, ja, ich gehe wohl nicht fehl in der Vnnainne. daß Du zuweilen den Kovs be denklich hängen läßt und zu trüben Grübeleien neigst. — NichteFlor»