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Dresdner Nachrichten : 04.12.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-12-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-190512041
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19051204
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19051204
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-12
- Tag 1905-12-04
-
Monat
1905-12
-
Jahr
1905
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 04.12.1905
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«che. Auch für den OMier besiehe die Unverletzlichkeit Ser Ehre. Man könne die Weigerung eines Offiziers, sich Sem Zweikampf -u stelle«, nicht für Mutlosigkeit auslegen, denn eine solche Weigerung erfordere ebenfoviel moralischen Mut. als »er bekämpf physischen. Eine ausdrückliche Befreiung des Offiziers oon der Strafe für den Zweikampf würde erträglich ein, unerträglich jedoch sei der steinige Zustand. Bedenklich und auch die Folgen der heutigen Geseylage für die Gnaden- i »stanz, denn fie wird dadurch in eine Gegnerschaft zum Gesetz »edrängt. Auch als militärisches Schulungsmittel halte er den Zweikampf sür vollständig entbehrlich, seien doch die Helden x-s „Iltis", die kaum je ein Duell hätten ansfechten müssen, > ark und mutig in den gewissen Tod gegangen. Nach Ausfüb» nig von einer Fülle van Beispielen, wie verschiedenartig die Motive zum Zweikampf, wie verschieden die Motive für die 'audluugsweiie während des .dveikampses sein könnten, unter wie vielen Gesichtspunkten die Handlung auch beurteilt werden ointte. führte der Redner aus, daß, nm in jedem Falle eine ent- orechende Strafe zu verdangen vos Gesetz weit mehr individiiali- ü ert werden müise. Wer im B e w u ß t s e i n seiner lieber legen heit im Kampfe cinen^ anderen >cvvoziert, um ihn zu töten oder fürs Leben zu zeichnen, der gehört aufs Schaffol oder > n 8 Zuchthaus, starkes Bravo uno Beifall.) lleb«. 'cundeii, so schloß Gebeimrat Bindiug, werde der Zweikamps uich durch gerechtere Strafgesetze nicht: siege jedoch die Wahr- nett von der llnverletzlichkelt unserer Ehre, dann würden wir uuö gewiß seltsam Vorkommen, wenn wir immer die Hand am Schwerte führten. An die Stelle unserer Ehreunervositäk werde saun vielleicht eine kraftvolle Estreiisicberhcit treten. Am estesien werde der Offizierssland am Zweikampf ballen, denn 'ür ihn sei er gewi'fermaßen eine Benttspslichi. Eine Lösung könne sicher das englische Borbild geben, Sa dort der Zwei kampf nicht geduldet werde. — wenn via» sich an höchster Stelle ruf diesen Standpunkt stellen könne. Dieser Dag sei wohl noch i weiter Ferne, aber auch er werde kommen. Langandaiiern- eer Beifall folgte dem Vertrag. oo» Sem die Hörer sicher einen üiver'öichliche» und ohne Zweifel 'eine Wirkung bringenden Eindruck mitgenommen I-aben. Lertlichcs imv Sächsisches. — Se. Moiestät bei K ö n i g wohnte gestern vormittag dem GotteSd enile in der kotbolochen Hosticcbe bei nnd nnteuiabm nachmittags mit den drei Printe» einen Ausflug »ach Langebrnck. >vo man in der „Bost" den Kaffee einnahm. Die Rückkehr nach Dresden erfolgte mit dem Zage 1 Uhr 13 Min. Die Dasel fand im Resibenzsihloffe statt. -- Die gestern vounittag N llbr in sieben Sälen abgehaltc- nen iozinldemokcakiichen Prot e st vers a m m l u n a e n . in denen über die „Stellungnahme deS Landtags und der Negierung zur Wahlrcform" veri'andclt ivuide, Ware» sämtlich stark besticht, w dag sie nieist vor Beginn schon abgeiverrt tvncden. In den Bcrjammliiiigen wnide arg gegen das jetzige Tleiklasieiiwahlrecht nnd seine Urheber hergezogen. nanienttich gegen die konservative Partei, weit sie eS veistaiiden babe, vvr zwei Jahre» die von der Negierung «»gebrachte Walllieiorin unter den Ti>ch fallen zu I'.'sen. Im „Ttianon" führte der N'cichStagsabgeordnete Linder- niaiin auS: Ter'R'cgiernng könne inan den von ihr jetzt ein genommenen Standpunkt nicht verdenken, weil cS ihr unmöglich sei, bei der bciitigen Zniaminenietziiiig dci Zweite» Kammer irgend eine liberale WabttechtSvorlage dnrch;nbunge». Ihr schwelsier - K Fehler aber sei, daß sie damals, als man die WahttechkSvorlage im Pavieikott'e vettchwindcn ließ, den Landtag nicht aufgelöst nnd ! ^ durch '.Kenwahlen ^das Bolk habe reden lassen. Da hätte man ^ ^ sehen 'ollen, wie sie das Bolk ans ihrer Teile gehabt hätte. .Heule : A, iei es min soweit gekommen, daß die Negierung erkläre, nein, ^ unter dieser Kaminerinebrl'eit nnterhieiten wir keine neue Borlage, E- mell sie unseren guten 'Willen nicht anerkannt hak. Oesterreich ' mit seinem Knrienwahliecht besinde sich fall in derielbei! Lage wie i Sachen: in Ungarn habe aber der Minitter Ieiessn selbst daS all ^ gemeins. gleiche, direkte und geheime Wahlrecht gesendet!, weil er er mit der Mehclieik nicht mehr daichkominen konnte: das möge sich i DI die sächsische iliegieniiig znm Muster i-ebmen. Daß das sächsisihe Volk nicht schon längst zu Akten gegiissen habe, die mit den Ge- I 5 letzen im Widerspruch siehe», lei in der .Hanblsarhe den Arbeiker- . organiiatloneii ;n verdanken. Deshalb sei cs auch mmütz, dietzlr- l I beiter zu warnen und das Militär in de» Kasernen zu tonsig- i O »ieren.^ Sic winden niemals den Behörden Gelegenheit geben. » ^ gegen sie eiiirinchreiten. Sie wollte» sich vielmehr die Bewmide- c rnng der czanzen Bevölkcumg erzwingen, bis sich endlich alles »m t. ihre rote Fahne schare. Es wnrde eine ciilsprcchende lliciolnlion , w angenonimen. — tzc'ach den Beisammlniigen veranstalteten die . ? Maßen, wob! etlva 20 OM Mann. T-emonstrationen aus den > <ll Straßen. Das allgemeine Ziel der Züge war der Altmark!. : n Unterwegs wurden die Maße» von Misgcstclltcn Polizeimami- k o schiften jn die Oicbenstraßc» abgelenlt. wobei cs an mehreren Stellen, wo 'ich die Demonstranten den Anordnungen durchans ^ mcht fügen wollten, auch zur Benützung der blanken Waffe kam. H Sv zog ein Trupp von einigen Tausend Personen nach der Woh- ^"E^,n»g Hxmi Ministers v. Mctzsch, ein andeier wieder zog vom >Älti»arkke d^irch die Schloßstrahe nach dem Schießplatz, beziv. nach dein Daschenlicrg. n»d stimmte schließlich die Arbetter- lnarsailläse und den 'Andreas.Hofer-Marich an. bis die Polizei auch hier mit blanker Waffe eingriff. Es wnrden eine Reihe Ber- bcnttiiigeii vorgenoninieii. Ob dabei ernstereBerletznnge» vorgekom- me» sind, war noch nicht ieslznslellcn. '.tllaiiiiichaften der Aibctter- DanilälS-Kvlvnnc sah ina» an allen den Platzen, wo es zu Zu- ianiüienttvßep niit der Policci kam Am heftigste» ging cs am Brückenköpfe der Aliguiinsbrncke in der Oiensladt und am Postplatze zu, >vv schlleitlich auch die berittene Gendaimerie einen Angriff mit blanker Waffe machte, nm die Menge zu zerstreuen. Diese Plänkeleien, die sich bald da, bald dvrt abspielten, dauerten bis ln die spaten Nachiiilttagssliuidcii, sv daß erst bei Einttilt der Dunkelheit wieder völlige Nahe auf den Straße» mar. — Zu einem Zusammenstöße zwischen Manifestanten und der Polizei kam eS am Nachmittag kurz nach 2 Uhr aus der König- .lvhannstraße. Um di«e Zeit marschierte von der Grunaer D traßc her ein nach mehreren Hunderten zählender Trupp von Um- zngiern in jester Marichordnnng unter Gesang über den Pirnar» 'Neu Plag in die König Iohanv'lraße hinein. Das Ziel war Massen u> Bewegung nach der inneren Stadt zu - meist gut- gekleidete Leute in säst srohucher Stimmung, woraus man er sehen konnte, daß sie nur mit anschen wollten, »vaS auS der Demonstration würde. Schon jenseits de» BonischplatzeS trat dem Menschenslrome eine Gendarmenkette «nweaen, die iün in die Elisenstraße dirigierte. Ohne höhnische» Lachen und einige zu achten, den Werken dt- Frieden- btnaab. W1'wmei, er eigene» geschichtlichen Eniiotcklung. da» unler Bolk. aggrcsstve» Neigungen «dr»io siri ist, wie die deutsche» ise" SonniagSschüler mit Wi den Holbeinplatz ging es durch .. . über den Amalienplatz, am Zenghause und Pvlizeigebäude vor bei und durch die Rampiiche Ltraße nach de», Neumarkt. Dieser war nach dem Schlosse zu durch dichte Gendarmenketten nbae- sperrt, sodaß nur die Passage durch die Morihstraße freiaeaeben wurde. Jn der Krenzstraße bürte ich. wie ein kleine» Mädchen zitternd einem anderen die Bedeutung dieses Zuges mit den Worten erklärte: „Die wollen ItMO Mk. haben" — alle, die es hörten, lachten sehr über den kindlichen Humor. An der ktrcuz- „Halt!" Hier war wieder kirche riesen die Ersten des Zuge» abgesperrt. soda» die Menge nach der Friedri ' ötzlics Alle? geleit« .. . . ...,H „ wurde. Dort erscholl plötzlich ein ciiihalteiides Hochrufen, denn von der Marienslraße her traf gleichzeitig ein großer Zug von Demonstranten ein, die den Versammlungen im „Trianon", im „Drci-Kaisel-.Hos" in Löbtau und im „Ballhaus" in der Bantziier Straße beigewohnt halten. Fast völlig unbehelligt von der Gendarmerie zog dann der ans etwa -',000 Personen ange'chwollene Zug über den Georgplatz durch die Bürgerwiese, Aittichausiraße, Mvsczinskt,straße nach der Wiener Straße, die er hinanSging. Hier wäre es allerdings fast zu einem heftigen Zniammeiinvi! gekommen. Die Polizei versuchte hier, von hinten ans der Elektrischen in den Zug cindringend, einzelne Trupps abtnschneiden, waö ibr daS erste Mol allerdings nur mit wenigen tOO Mann nclana, da die renwnsiraitten im Laufschritt eng sten 'Anschluß an ihre Spitze nahmen: bei einem zweiten Versuche jedoch kehrten die Demonstranten nm nnd stellten sich der Gendarmerie entgegen, die. erheblich in der Minderzahl und von einigen erhitzten Gemütern bedroht, blank zog.. Der r'lnblick der veranlaß! zwar den größeren Teil der blanken Waffe . .. Demonstranten, sich zu entfernen, ein kleinerer jedoch wurde durch eindringliches Zureden der Führer von eigentlichen Tät lichkeiten abgehalten und schließlich zum 'Abziehen bewogen. Die Marseillaise sinnend, zogen schließlich noch etwa 1500 Mann wieder den westlichen Vororten zu, wo sie sich bald mehr und mehr zerstreuten. ^ — . . . . — In P l a u e n i B itt nm Sonnabend H«r Semmaronmehrer Friedricli Oskar M c tz n e > gestorben. Eng verwachte» mit dem Boatlniide, das it»» zur zweiten .Heimat längst geworden, hat er sowohl in der Oeffeiitlichleit als BegiiGder nnd erster Vor sitzender der MiiseiimSgefellsihaft »»d als zweiter Vorsitzender des Voaktäiidischen Tonritwnvereilis (seit 1881) und als Herausgeber deS bekannten Fnlners durch das Vogtland, wie auch im Kreile seiner zalilreihen Schüler die Liebe znm heimischen Boden und Volkstum allzeit gefördert. In Ebersbach «folgte am Freitag nachmittag tt-5Nhr eine g e w a l t i g e D e t o n a t i o n. In dem der Stadt Zittan gehörigen, von dem Sleiiihriichpächter Ztrhncke in Wiesa bei Kamenz betriebene» K»»sisteii>h>nche hatten die Arbeiter in eine vsiene Klntt 1l Psiind Svreiigvnlver geschüttet »nd dann zur Ezvlosivn gebracht Die Wirkung war eine fürchterliche. Stein- blöcke von 3 bis 5 Zentner wnrden in einer Entfernung bis zu 150 Meter geschlendeit und grnben mcterliese Löcher in di? Erde, tvv sie auftritten. Ein 3 Zentner schwerer Block traf die Hintere Haiisfront der Geometer Tivbmannschen Billa, durchschlug ei» Fenster, riß den Sockel und die Uinwandiing bennis. zertrümmerte die Möbel, durchschlug die Dielen nnd blieb schließlich in der gegenüberliegenden Wand stecken. Tie Trümmer liegen meterhoch in dem demoliettcn Zimmer. Ter angerichiete Schaden ist ein ganz bedeutender. 2Lciteres Oertlickics siebe Leite 4. Vercinsknlender für beute. BezirkS-Obstbau-Ver«»: Bezirks-Vers., „3 Raben". Gcwerbe-Verein: Versammlung, V28 Ebr. Verein Dresvn. Gastw.: Ver.-Litz., „Kaiserhos", 4Z-2 ^ör. DOllisersraild der Elbe und Moldau. Unow-ia Pro,, 'tzarvntntz Mennk nenin-"v tiuMa Dre8"-n 2. Dezttr. -t- 18 D 5l -t- 2 -t- >6 t6 ff- 52 — 85 3. Dezt-r. fehlt fehlt - 0 ff- 7 ff- U ff- 47 - St TaqcSücschichte. Zur Lage in Rußland liegen folgende Meldungen vor: Unter dem Vorsitz des Zaren fand ein außerordentlicher Ministerrat statt, um über die Finanzlage zu ve- raten, die sich täglich verschlechtert und dos Schlimmste be fürchten läßt. Nach in Paris eingetrosscnen Berichten sollen die Meu- lereien im russischen Heere znnehmen. Di-' ganze Garnison Kiew, heißt es, verweigert den Gehorsam. Viele Regimenter sollen an den Grafen Witte Proteste gegen ihre Verwendung gegen das Volk gesandt haben. Von den gemeldeten Verhaftungen in der Leib garde des Zaren wurden über 200 Mannschaften und Unteroffiziere betroffen. Wie das Telegraphenamt in Kopenhagen mitteilt, ist seit Sonnabend nachmittags 4 Ubr die telegraphische Verbind» n g mit Rußland vollständig unterbrochen. Der G c n e r a l st r e i k für ganz 'Rußland soll am heutigen DWntag verkündet werden. oiederum der Schwßolatz. Als d>e'e Kolonne merkte, daß sich ihr. oon der Marim-lianS-Allee kommend, ein grünerer Drupv Gendarmerie cntgcgrnwersen wollte, ging sic in Eanffchritt üocr. Doch auch die Gendarmerie stürmte un Lauffchrilt die Moritz- große vor, und es gelang ihr auch noch in letzter Minute, an der Kreuzung der Moritz- und König-Iohannitraße crnzu- chweukcn und so den mit lautem Halioh oustürineiidcil Manen «ugegerizulre'.en. Unter Führung eines Pvlizeilentnaiits und Mitchlank gezogenem Sabel wurde nun vorgegangcn, nnd zwar in Slraßenoreite, wobei von der flachen Klinge Gebrauch ge macht werden mußte, ehe cs gelang, die Anstnrmenden zurück- iutverwn. ON.anche von den vie.en Passanten der Kvnig- Iohannslraße. die ahnungslos ihrcn Weg gehen wollten, kamen ui dreien! 'Augenblicke in eure heikle Situation, denn es wurde alles mrückgclrieben, nnd mancher Puff und Hiev dürfte da wohl mit nur den Rücken eines Unichuldige» niedcrgesanst sein. Jn kurzer Zeit war aber die Straße bis aus den Pirnanchen Platz hinaus geräumt, und nur in respektvoller Entfernung sah man noch tangere Zeit einzelne Trupps stehen, heftig gestikulierend uns aus die >n geichlossener Reihe ani Eingänge der König Johann- irraße stehende Genüarmerie schimpfend. Später «zutreffende Gendarmerieverstärkunqcn konnten wieder abrncksn, da sich d,e Maniseitanteu mit der Zeit verliefen. — Von einem Augein .engen wird uns ferner geschrieben: Im „Trianon" war der Saal ichon lange vor Beginn der Versammlung überfüllt, wdaß er für später Kommend.' aeivcr« wurde: als ich ihn etwa eine halbe Stunde nach dem Beginn verließ, mar die Veriamminng bis aus einige Beiiallsunterbrechnngen ruhig verlausen. Ani dem Scbützenolatze standen in kleinen TrupoS etwa 300 Pc« tonen. Ich fuhr mit der Elektrischen nach de 1 „Biuuiciijälen" ui der Binmcnstraße, tvv zwar der Saal nicht geschlossen war, aber die Gendarmen doch, nm etwaigen Gefahren vorzubcngcn. den Zutritt zu den Settengängen nicht mehr gestatteten. Ich öbrte gerade, wie Gradnauer den Hörern sagte, daß sie Arbeiter aeere den Behörden keine Veranlassung zum Einschreiten geben würden, keine Provokation würde sie zu Gewalttätigkeiten Hin reißen. Nach der Annahme der Resolution wnrde ein Hoch ans das allgemeine, gleiche und geheime Wablrech! ansgcbrocht, nnd ruhig verließ die Menge den Saal. Aut der Straße allerdings iah man g'eich, daß sie nicht ohne weiteres auseincinderzngeben Legbsichlige, und bald setzten sich die etwa 2500 Mann starken Deutsches Reich. Englische Matter lassen chch aus Berlin folgendes Telegramm schicken: „Beunruhigende Symptome einer Weiterentwicklung des Ohren leide ns des Kaisers haben sich in letzter Zeit gezeigt und dazu geführt, daß ein be kannter Londoner Spezialist von Weltruf nach Ber lin berufen worden ist, um Hier eine Operation vorzunehmen. Ein hartnäckiger Katarrh, der von einer Erkältung herrührte, hat eine Eiterung des Mittelohres zur Folge gehabt, die mit heftigen Schmerzen verbunden ist und auch eine akute Neuralgie hervorgerufen hat. Der Ernst der Operation liegt darin, daß die Krankheit Teile des Golnrns ergreifen und eine Gehirn- bautentznnduna nach sich ziahen könnte." sTer Kaiser befindet sich zurzeit cnis der Jagd in Schlesien, der er eifrig obliegt.) Die offiziöse „Lüdd. Korr." bemerkt dazu: „Wir erwähnen dieses nichtswürdige Zeug lediglich deshalb, weil das „vor- nehme" Pariser „Journal des Däbats" sich zu feiner BerbrSi- Gng hergegeoen hat. Im übrigen wird man auch im Auslande gut tun, nicht an die Mär vom kranken Kaiser Wilhelm zu glauben." Zur Thronrede bemerkt die ..Nmdd Alla Zig.' in ibr« Wochen-Riiiidschau: 'Allentbolben hat die Zuvctticht neue Ver tiefung erlabren. daß die deutsche Sla<nskn»st, ibreni innersten Wesen nach friedliebend, niemand beransiordein will, daß sie aber auch ander'«!» in der Wach-amleit gegenüber etwaigen Anschlägen wider das streich keinen Augenblick «lahme» wird »nd für die Sicherheit der deuilchen Nation und sür den Schlitz ihr« hoben Kultmgüler zu sorgen enlicbloss«, ,st. Mit Recht ist gegen über der Nnteoielliiiig auslänNscher Blätter, die Thronrede habe für die Flolteiisordernngen Stimmung zu machen versucht, von einem l>b«ale» Berliner Organ aut die Tatsache hingewicien worden, daß die erwähnten Forderungen bei keiner bürgerlichen Partei grnndsätzliche Bedenten erweckt hätten nnd daß ihre Be willigung nicht in Zwejiel stehe. Jn der Tat gehört eine geradezu überra'rhende Naivität dazu, lange »ach ErklärnngSgründen iür die Sprache der Thronrede zu suchen Nicht erst im letzten Jahre sind uni«« nationalen Entwick iing Widersacher erstanden; seit langer Zeit kviinie die Wiiblazbcit beobachtet werden, deren nächste greif bare Ziele allerdings dentlich dnich die Mmokko berithiende» Bestrebungen kimdgeworde» sind- Konnte der Kaiser auch mit Be- stiedignng ans die inzwöch«, erfolgte Verständigung Hinweise», io v«»iochie der Monaich sich boch der Erwägung nicht zu ver- ichließen. dnß das deutsche Volk Nicht im unklaren gelassen bleiben ducke über die Gefahren, die ibm drohen worden, wen» es in Er- lchlaffnng verfiele. Obne aegen irgend eine bestimmte Macht den Vorwurf feindseliger Absichten zu erheben, ist es leicht z» ver sieb-». n»S welchen Gründen Seine Majestät bei diesem scicrlichc» Anlaß die Anfiiierksamkett unseres Volkes auf ernste Möglichkeiten der Zukunft lenkte: es genügt hierzu et» stÜch. > tiger Blick auf die Geschichte D«itlchland» in den Zeile», da die deutsche Nation sich sorglos und. odn« de» süßeren Gefahren zu achte», den ' . a»S unseier da- von ag„ Staatölenkerffnur dann si"chr"r feine« Weges sieben kann, wenn es stark bewehrt und wachiam ist: diese Erkennt»« neu einzupräge», hat die Kaiserliche Knndgkbnng im Auge aebabt. und nach dem Eindruck, den sie biiiterlaffen hat. dark man sich der Hoffnung hingrbeii. daß ihr« Adficht voll erreich» worden ist. Eugen Richter veröffentlicht, daß er lein Mandat kür da- Abgeordnetenhaus niedergelegt hat. weil sein Augenleiden »ud sei» Rheumatismus nicht gebannt seien. Er kvrichl den Dank an- für die siebenmalige Wiederwahl feit 1870 und hofft, an wich tige» Sitzungen des Reichstags tellnehmrn zu können. Ter Reichstags- nnd Landtagsabgevrdnete llr. Sattler ist wieker erkrankt »nd befindet sich z»r Herstellung seiner Gesundhrit i» einem Sanatorium. Ile. Sattler leidet a» hochgradiger Nervo sität und war deshalb bereits im letzten Jrübiahr zur Echoluna in Italien. — Der Reichst»'sabaeordnetr Auer, der frühere Sekretär der sozialdenivk'atischeii Partei, war in voriger Tagung schwer erkrankt gewesen und lange dem Reichstage fern geblieben. Auch am Ienenler Parteitage hatte er nicht teilgenommen. Nun mehr hat er sich erholt »nd ist im Reichstage erschiene,,. Karl August Grasv 0 n Schanmburg. der einzige Sobn deS Prinzen Philipp von Haiinu, ist infolge UnglückSfalleL auf Schloß Lekrbach in Oberurs gestorben. Der Generalarzt der Marine. Dr. Carl David-, ist In Kiel gestarl> e u. Wie der Karlsruher „Volksfrriind" mitteilt, bat der Vartei- vorstaud der s az i a l d e m 0 t ra t i ich e n Partei beschlossen, in ganz Dkuttchlaud dir Bevölkerung zum Eiiispruch gegen die »enen Flotten- und Steuerpläne ausznrnsc». Jn Karlsruhe selbst roll i» den nächsten Tagen die erste Volksversammlung stattsinden. I» Tarmstadt ist nir» auch ein konfessioneller Hoch- > ch n l k 0 » s l i kl ansgebrochen. Ter Senat der Technischen Hochschule hat die von der Stiidentenlchast im Sommer im Sinne der Ehinloiienbiiraer Be'chlüsse gefaßte Resolution abgeletmi. Taraus löste sich vorgestern abend in einer Sitzung der Studenten schaft der Ans'chnß am. Es wurde eine Kommission gewählt zur Nenabjassimg der Satzungen. Mit Rücksicht am die Fleischnot gewährte die Eiitiri- Lnbecker Eisenbabn-Geselllchaft ihren sämtlichen Beamten und Arbeiter» eine T e» e r n n g Sz n l a g e. Ungar». 'Wie verlautet, soll den,nächst der Versuch, zu einem K 0 n, vr 0 >» i ß zu kommen, gemacht werden auf der Grundlage, daß die Fotdeiung der ungarischen Kommandosprame zurückgezogen, dagegen das allgemeine Stimmrecht von einem ans gemäßigte» Mitgliedern der Koalition bestehenden Ministerium vor das Parlament gebracht wird, doch dürfte», wie das Ungarische Korrespo»denrb»reaii bemerkt, die Hoffnungen aus ein derartiges Konivroniiß nicht optimistisch beurteilt werde». DaS Regieriivgsvrgnn ..Ncmzet" erklärt: Zahlreiche Mitglieder der Koalition sind ivolil zu der Erkenntnis gelangt, daß die Masse des Volkes sich nicht übermäßig sür einen Kampf nm die Armeeiprache begeistern kann. Nur in einer Anzahl von Komitatshäulern benscht häßlicher Znnk »nd Renitenz, das Volk aber steht diesen Dingen gleichgültig gegenüber und demonstriert sogar gegen die Koalition, weil d«e» Haltung die Einführung des allgemeinen LkiinnnechtS verhindert. Die geniäßigten Elemente der Koalition und wünschen der Herrschaft . Verleumdung scde Regung der Friedensliebe erstickt, wenn auch daS Land darüber dein Verderben entgegcngehen sollte. Knust nnd Wissenschaft. ck Königl H 0 ftheater. Im Overnhause gelangt heute <7 Uhrl „Die Z a n b e r s l ö t e" zur Aufführung; im Schau- svic»wli>e (G8 Uhrl „Prinz Friedrich von Homburg". s In dem 3. Petri-Abend heute abends 7 Uhr tMuseii- hansl komme» folgende Streichanartelte znm Vortrag: Sindina: »I>. 70 (.4 »will; Mozart: Köchcl-Verz. Nr. 421 (Ü-woll); Dvorak: op 90 (U-cliir). f König!. Hosopcr. Herr Puttlitz von Dortmund er- zielte an seinem zweiten Gastabend, als Daland im „Flie genden Holländer", eine» weitaus günstigeren Eindruck, wie bei seinem ersten Anslrcien «„Waffenschmied"). Die derbe Seemciniiserscbeinung. ungelenlig und passiv in den Beweanrmen, ernst und besonnen im Handeln, kommt Herrn Puttlitz' Dar- stellimgSvermögen, wie es ihm zur Zeit gegeben ist. näher, als die Boiihviinnle und unbewußte Komik des Stadtnger. Im gleichen Maße günstiger entlpricht der Daland seiner stimmlichen Begabung. Das O>gan kommt in ernsten Momenten besser zur Geltung, als in komiich« Situation, die an lebhaftes Tempo ge bunden ist. Olm besten klang die Stimme auch diesmal wieder in der Mittellage und im hohen Register, während es der Tiefe an sctttmcm Aohtklange nnd Tragfähigkett mangelte. Auch für den künstlerisch ciiiivaiidfreien Vortrag bleibt Herrn Puttlitz noch manches zu tun übrig. Zn unterschätze» sind Herrn Puttlitz' Mittel trotzdem nicht. Die Stimme hat Körper, sie ist klar uird rein im Timbre »nd greift durch mit Ausnahme der Töne unter dem tiefen .4. Um Herrn Pnitlitz entschiedener schätze» zu können, mußte man ihn in einer großen, maßgebenden Aufgabe höre», als Marcell. Sciraslro, oder in einer weitere» Wagnerrolle. II. 8t. Das Sherwood-Konzert. das vorgestern obend im Saale des Mlisi'nhnnses stattsand, gehört zu denienigen küustleckscheii Ver anstaltungen. die die Krilil eigentlich überflüssig machen. Denn der Konzertgeber, .He« Per«, Sberwovd, ist seit bald zwei Jahrzehnten hier als vortrefflicher Musiker und Pianist bekannt, so daß es sich bei jedem neuerlichen Anstreten nur »m ein „in empfehlende Eunnernng bringen" Handel» kann. Daß das Herr» Sbcrwvod auch vorgestern niit Erfolg gelungen ist, sei gern be stätigt. Sein Spiel recht nicht gerade hin, aber zeugt von solid« Technik, gesundem mnsilalilchcn Empfinden und treffsicherer Vvr- lragskiinst. Enorm ist lei» Gedächtnis, von dem man sich Wunder dinge erzählt. Er bewies diesen Vorzug diesmal, nachdem er Bach ausgezeichnet »nd Beethoven gut interpretiert hatte, an Draeiekes außerordentlich knisftichen „Rückblicken", die ihm und dem im Saale anwesende» Meister eine stürmische Beifallsbnldigung ein- brachten. Am Schlüsse spielte der Künstler vier eigene Komposi tionen, tzpn denen mir die beiden Romanzen, (4« stur und O-äur) am beiten gefallen haben. Die Ballade (U-m«ll) besticht durch die Fülle reizvoller Einzelheiten, ist aber zu breit in Anlage und Dtttchftihulng. das ,.'Nachtstück" (Oi»-in»ll- ist zu voll von krausen Gedanken, um beim ersten Hören einen geklärten Eindruck zu hinlctlajscn. — Ter Saal war sehr gut besucht, die Ausnahme, die Herr Sberwovd fand, in icder Hinsicht glänzend. ^V. 7 Die U r a u s s ü h r n n g des Kainpsjchen Revoliitlonsdramas „A in Vorabend", die vorgestern im Earl Schnitze-Theater in Hamburg »»gesetzt war. ist von der Pvlizctbenörde in letzter Stunde verboten worbe». s Infolge des EngogeinciilS Babr stir dieMünchner Hos- bühne hat der langiährige Hoilheater-Oberregliscur Ivcza Sav its seine P e» > i 0 n i e l » » g «halten. V Ter Geinndheitszustaiid des älteren Coqueliu hat sich in den letzte» Tage» welentlich gebessert. Coguetin ist allerdings noch immer recht leidend, und zwei Wochen wird er wohl noch iin Veit zubringen müssen. I» spätrstens sechs Wochen jedoch, so prophezeit der Arzt, wird CoglieUli wieder 10 weit her- gestellt sei», dak er cs von neuem mit seiner Kunst anfuehmen kann. Sport-Nachrichten. Bei de» Rennen zu Paris-A»teuil ereignete sich gestern in der Hauptnnmiuer Prix de la Haye-Jousselin, einer Steeple- Chase über 5500 Meter, ein verhängnisvvller Unfall. Durch das lchlechic Wetter >var da« Geläus ttes geworden, infolgedessen kamen von den neun Teilnehmern vier zu Fall, während nur fünf das Ziel passierten. Jockei W. Lamas stürzte mit „Jusquc au Baut so schwer, daß Reiter und Pferd auf der Stelle den Tod fandcn. Das 40000 Francs-Rennen wurde von „Tandvio" gewonnen, der ..FriSquet" im Kanter mit acht PM Prix wtcnivonrget, einer isieevie-rsaaie im Werre von IO000 Francs, siegte „Jssond" unsicher mit dreiviertel Län,.«n über „Solomon" acht Längen zurück besetzte „CineaS" den dritten Platz. Tot.: 38 : 10. Platz 19, 53. 18 : 10.
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