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Das Hüttenwefen. 83 Als weiterer Fortfcliritt ift der theilweife Uebergang vom Holzkohlen- Betriebe bei der Roheijen-Erzeugung zum Coaksbetriebe in den Alpenländern zu bezeichnen. Der Bau des erften Coaks-Hochofens wurde von Herrn Baron Dick mann in Prävali begonnen und von der HüttenbergerEifemverks-Gefellfchaft voll endet und der Ofen in Betrieb gefetzt. Diefem folgten erft mit Beginn des Jahres 1873 die zwei Coaks-Hochöfen der Innerberger Hauptgewerkfchaft in Schwechat. Noch in diefem Jahre wird ein Coaks-Hochofen der fteierifchen Eifeninduftrie-Gefellfchaft in Zeltweg in Betrieb kommen und diefem ein Hochofen in Niclasdorf, der Radmeifter-Communität von Vordernberg gehörend, bald folgen. Nicht unerwähnt dürfen die Anflrengungen bleiben, welche von der öfterreicliifch-ungarifchen Hochofen-Gefellfchaft in Oftrau und von mehreren anderen gemacht werden. Wenn es durch diefe Anftrengungen auch noch nicht möglich wird, die Roheifen-Produc- tion mit der Confumtion in Einklang zu bringen, fo wird dadurch die Rolieifen- Produdlion Oefterreichs fchon in den nächften Jahren doch wenigftens um einige Millionen gefteigert werden. Befonders hervorzuheben find noch die Beftrebungen, die jüngeren Braun kohlen zur Erzeugung von Eifen heranzuziehen, fei es durch Verwendung der- felben zur Roheifen-Erzeugung oder zur direkten Eifenerzeugung aus Erzen. Die letztere Arbeit wurde nach von Siemens durchgeführten Verfuchen von der Hüttenberger Eifenwerks-Gefellfchaft bereits in Angriff genommen. In der Fabrication von Eifen, Blechen etc. wurden wefentliche Fortfehritte gemacht, die mafchinellen Einrichtungen wurden wefentlich vergröfsert, und durch ziemlich allgemeine Einführung von Siemens-Oefen für den Schweifsprocefs kann derfelbe nicht nur vollkommener mit geringerem Brennmaterial-Aufwand, fondern auch mit Brennmaterialien, welche bisher keine Verwendung finden «konnten, durchgeführt werden. Wefentliche Fortfehritte wurden bezüglich der Durchführung des Beffemer- proceffes gemacht. Wenn derfelbe auch bereits im Jahre 1863 eingeführt wurde und die öfterreichifchen Hütten die Mufter- und Lelirhütten für ganz Deutfchland waren, fo find doch die Fortfehritte, welche von dem Standpunkte der Maffen- fabrication gemacht wurden, erft in den letzten Jahren durchgeführt worden. Die Fabrication würde noch weitaus gröfsere Fortfehritte gemacht haben, wennOefter- reich nicht wegen Mangel an paffenden Roheifen-Sorten gezwungen wäre, den Roheifen-Bedarf aus dem Auslande, und zwar überwiegend aus England zu decken. Diefem Uebelftande wird theilweife durch den früher erwähnten Bau von Coaks- Hochöfen abgeholfen werden. Ebenfo ift man beftrebt, den Bedarf von Spiegel- eifen durch inländifche Produdle befonders aus Krain zu decken. Um ein Bild über die Entwicklung des Proceffes mit der Einführung des felben in Oefterreich zu geben, follen hier die Produktionsmengen der einzelnen Hütten, nach Betriebsjahren geordnet, in der nebenftehenden Tabelle angeführt erfcheinen. Wenn diefe Produclionsfteigerung auch als eine fehr erfreuliche anzufehen ift, fo kann diefelbe doch nicht mit der Deutfchlands, welches den Procefs erft fpäter einführte, Schritt halten, weil Oefterreich bis jetzt Mangel an brauchbarem Roheifen hat. An Fortfehritten find befonders hervorzuheben die Verfuche bei Anwendung von heifsem Wind, welche in Zeltweg von der fteierifchen Eifeninduftrie- Gefellfchaft durchgeführt wurden und zu den fchönften Hoffnungen berechtigen. Durch die Vervollkommnung des Beffemerproceffes war es möglich, lieh fo zu fagen hinfichtlich des Bezuges von Bandagen ohne Schweifsung vom Aus lande vollkommen unabhängig zu Hellen, indem diefer Fabricationszweig fich in den letzten Jahren ungemein vervollkommnet hat und die öfterreichifchen Hütten werke den Bedarf der Bahnen leicht zu decken im Stande find. Was die Erzeugung des Martinftahles anbelangt, fo hat Oefterreich 3 Hütt en mit zufammen eilf Oefen, von welchen jedoch nur zwei Hütten mit je einem Ofen in Betrieb flehen und circa 60.000 Centner Stahl per Jahr von vorzüglicher Qualit ät