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Kirchliche Kunft. 17 Concurrent in den frommen Schwertern zum Kinde Jefu in Döbling, welche vom Rhein her Stickereien und geübte Stickerinen acquirirt hatten. Während die Induftriellen Steuern zu zahlen haben, ihnen auch bedeutende Regieauslagen für Arbeitsfäle und Arbeits kräfte erwachfen, fallen für die frommen, vom E r z b i f c h o f b e f o n- ders protegirten Schwertern diefe grofsen Auslagen weg und ihre Concurrenz irt leicht erklärlich und um fo bedeutender, als die hohe kirchliche Protection ihnen fichere und gut honorirte Arbeiten zuführt. Diefe die fleifsige Indurtrie fo bedrückenden, künrtlicli grofsgezogenen gewerblichen Werkftätten , welche aufserhalb der Staatsgefetze flehen , welche ganz mit Unrecht und ohne volkswirthfchaftlichen Werth Vermögen anfammeln, gegen Recht und Gefetz und auf Korten fchon beftimmter bürgerlicher Indurtrien Gewerbe und Handel treiben, müffen früher oder fpäter entweder in die ftaatliche Ordnung einbezogen oder durchgreifend reformirt werden. Wenn trotzdem Giani heute eine groise Anzahl Stickerinen befchäftigt, fo irt das ein Beweis feines unermüdlichen Strebens, und zeigt, dafs im Publicum diefei lang verfchollene Kunftzweig wieder gefchätzt und anerkannt wird. Neben der immerhin kortfpieligen Stickweife wurde fpäter auch die Appli cation eingeführt, nämlich jene Darrtellung, wo Gemälde etc. aus wirklichen Stoffen nach der Zeichnung ausgefchnitten, dann aufgenäht und die entfprechende Schattirung darauf geflickt wird. Es laffen fich in diefer bei Weitem billigeren Darftellungsweife fchöne Wiikungen erzielen, wie mehrere Beifpiele, die Giani in der englifchen Kirche aufgeftellt hatte, bewiefen, und die gewifs in jeder Beziehung jenen in Oel gemalten Heiligenfiguren, die noch heute häufig verwendet werden, vorzuziehen find. Man durfte ja nur, um diefs klar zu erkennen, die Arbeiten Giani’s z. B. mit jenen Oberbauer’s, wie fie in den ungarifchen Gallerien ausgeftellt waren, vergleichen. Carl Giani hatte fowohl in der englifchen Kirche, als auch in feiner Expofition bei den Seidenftoffen in der öfterreichifchen Abtheilung Original- mufter in lomanifcher und gothifcher Weife reichhaltig ausgeftellt, aufserdem fchön geflickte kirchliche Gewänder, Infein in alter Form und edler Zeichnung, von denen befonders jene für den Abt Bubic beachtenswert war, Traghimmel und Fahnen mit vorzüglich ausgeführten Figuren in Application, ein Tauftuch für proteftantifche Confeffion, von origineller Zeichnung, ftreng ftiliftifch im Ornament und harmonifch in der Farbenwirkung, auch einen Vorhang für ifraelitifche Cultuszwecke mit romanifchen Anklängen. Hermann Uffenhe im er aus Innsbruck reiht fich, was Stickerei betrifft, anerkennenswert dem Streben Giani’s an, und ftellte in der englifchen Kirche eine prachtvolle Colledlion von Kirchenornaten aus, reich geflickt, theils mittel; alterlich, theils einer modernen Richtung angehörig mit Anklägen an die mittel alterliche Stilweife. Auch waren bemerkenswert die vorzüglichen Tambouri- rungen von Weifszeug. Der Linzer Dombau-Verein ftellte einen geflickten Ornat mit Chriftus und Maria im reichen Weinlaub-Ornament von derfelben Firma aus. Albert Kaflner aus Wien brachte für das Stift Admont ein Pluvial aus dem XVII. Jahrhundert, neu inftallirt, jedoch ohne richtiges Verftändnifs für ältere Stilweife, dann eine Cafula, reich in Relief-Goldflickerei, für den Fürft Primas von Ungarn, einen modernen Ornat in Silberftoff mit reicher Goldftickerei, wobei nur zu bedauern irt, dafs fo viel Arbeit und edles Materiale auf fo unverantwortliche Art mifsbraucht wurde. Ferner fanden fich dafelbft recht hübfche Weifsrtickereien von Therefia Lemik aus Wien und Elife Wurft aus Inzersdorf ausgeftellt, jedoch fehlte das fliliftifche Element in der Zeichnung.