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Kirchliche Kunft. Tiflis, welches vom Architekten Huhn in der ruffifchen Abtheilung der Kunfthalle ausgeRellt war, zeigte. Es würde hier zu weit führen, über die architektonifchen Leitungen der Jetztzeit auf dem Gebiete des Kirchenbaues in Rufsland fich eingehend auszufprechen, nur fo viel fei erwähnt, dafs die Zeichner, welche in einer ziemlichen Anzahl kirchliche GegenRände etc. ausgeflellt hatten, V orzüg liches leifteten, und unter ihnen die Studien des Architekten M e f c h m a c h e r befonders hervorragten. Reichhaltig war die Colledtion von Cultusbauten, welche uns die Nieder- ' lande von Java, und England von Indien in guten Photographien brachten. Die freiRehenden Tempel, die Dagaps, die Pagodenbauten und Grotten tempel der brahma’iRifchen und buddha’iftifchen Religion waren gewifs für jeden Archäologen von hohem Intereffe. Noch mehr erfichtlich wurden diefe Bauformen durch die Naturabgiiffe, welche England aufgeftellt hatte. Geradezu überwuchert von Reliefs, in der phantaflifchen, barockften Form erinnerten manche Details; zumal von Friefsen, an die fpätere romanifche Bauweife in unferen Landen. Pyramidal aufwärts Rrebend, mit ftarken, reich verzierten Abfatzen, oft mit Kuppeln gefchloffen, von Menfchenfiguren , Löwen, Elephanten, Vögeln und anderem Gethiere in Verbindung mit Pflanzenornamenten und geometrifehen Linien belebt, zeigt diefer kirchliche Bauftil eine Eigenart und einen Reichthum, der uns höchlich überrafchen mufste. Wenn wir in diefe Hallen blickten, fo Raunten wir über den grofsen Einflufs des Cultus auf das Kunftleben und müffen Raunen, welche Schwierigkeiten über wunden worden find zur Verherrlichung der buddha’iRifchen und brahma’iRifchen Religion. Frankreich hatte ebenfalls Zeichnungen und Sculpturen aus dem kirchlichen Gebiete gebracht. „Die Direction der Arbeiten“ Rellte Entwürfe und Monographien grofser Kirchen aus, unter denen fich die Dreifaltigkeitskirche von Ballu in moderner Renaiffance befonders auszeichnete, St. Ambroife, romanifch gehalten, ebenfalls von Ballu, ferner die Liebfrauenkirche am Kreuz von H e r e 1, modern mit Zugrundlage romanifcher Bauweife, die AuguRinskirche von VBaltard, originell im Grundrifs, vom Haupteingang fich gegen den Chor erweiternd, mit einer fchönen Kuppel gefchloffen. Die St. Bernhardskirche von AuguR Magn e, ein franzöfifch-gothifcher Bau, eine Synagoge in der SiegesRrafse, romanifirend von D a r c o 11 i e r. Die Jofefskirche, franzofifch-gothifch, von Ballu, welcher Architekt grofse Kirchenbauten im modernen Renaiffance- im romanifchen und gothifchen Stil auf zuführen Gelegenheit hatte, iR gleich bedeutend. Beachtenswerth iR weiter die St. Laurenziuskirche vom Architekten B u fe u x, welcher dabei ins XV. Jahrhundert zurückgegriffen hat, Fifchblafen-Mafswerk in den vielgetheilten HauptfenRern und ein zierlicher durchbrochener Dachreiter beleben das Kirchengebäude. Auch iR die Kirche St. Pierre de Montrouge von Voudremer mit dem Ciborienaltar im Querfchnitt fehr anerkennenswerth. Aufserden find fchöne Relieffkizzen aus der Klothildenkirche und Wand malereien, Farbenfkizzen zu GlasfenRern für die Dreifaltigkeitskirche von Oudinot, Skizzen für die Zwickelbilder auf Goldgrund von Barrial ausgeRellt gewefen. Ein fchön in Farben ausgeführtes Travee aus der Dreifaltigskeitskirche vom Decorationsmaler Benuelle, Plafonds-Farbenfkizzen für St. Rochus, vom Maler Roger zur Ausheilung gefchickt haben viel Beifall gefunden. Portugal hatte ein Tableau vergleichender Pläne von Dombauten, welche J. da Silva zufammengeRellt hat, gebracht. Dabei waren vor Allem die Kathe drale du Porto, de Lisbone, AletRaca Braya und Batalha bemerkenswerth; mittel alterliche Kirchen, dreifchiffig mit polygonem Chor und Kapellenanbauten.