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— Es geht da» Gerücht, Herr Staat-minister von Beul habe in Folge seiner gestern in der -weiten Kammer gehaltene Rede von einer Anzahl Abgeordneten der Linken eine „identische Note" erhalten, worin diese die Einladung zu dem von Sr. Excellenz heute in Laubegast veranstalteten Feste ablehnen. Da« wäre eine eigenthümliche Feier der so oft gepriesenen Rede» freiheitk — Der 318 VereinSangehörige zählende Arbeiter »Fortbil dung-Verein hat über die schon vor 3 Jahren angeregte, auch da mals schon vor betr. Behörde angebrachte Idee: in seiner Mitte eine Nachweisstelle für Arbeitsuchende und Arbeitgebende zu schaffen, in vorgestriger Hauptversammlung dahin Beschluß ge süßt, daß solcher Nachweis schon in nächster Zeit Jedem, der ihn sucht, ohne Bezahlung gegeben werden solle. Auch soll solches nicht bloS an seine Mitglieder, nicht bloS an Hiesige, sondern auch an Fremde, insbesondre an hier Einwandernde geschehen. Zu diesem Behufs werden im Vereinslokale (Palm- straße Nr. 20, Part.), nachdem die nöthige Meldung bei der Polizeibehörde geschehen ist, Anmelde-Manuale für Arbeitnehmer u d für Arbeitgeber ausgelegt werden, in welche die Gesuche vom Suchenden selbst einzutragen sind, oder vom anwesenden Tagesordner notirt werden. — Beim Abbruch der alten böhmischen Bahnhofshalle er litt gestern ein Handarbeiter aus Schönfeld, Namens Felgner, der hier auf der Pragcrstraße wohnt, dadurch eine nicht unbe deutende Verletzung, daß ihm ein Real auf das rechte Bein siel. Der herbeigerufene Herr Wundarzt FreieSleben gewährte ihm nach Lage der Sache nöthigste Hülfe, richtete ihm das am Oberschenkel aus dem Gelenk gerissene Bein sofort wieder ein und ordnete nachträglich seinen Transport in die angegebene Wohnung a>i. — Seit einigen Tagen vermißt man hier einen erst im 13. Lebensjahre stehenden Schüler einer hiesigen Anstalt, den sein Unternehmungsgeist bestimmt haben soll, das elterliche Haus heimlich zu verlassen, um zur See als Schiffsjunge sein Glück zu versuchen. — Vorgestern fiel in einem in Friedrichstadt befindlichen Brauhause ein dortiger Braubursche in ein Faß mit heißem Wasser. Die Verletzungen, die er dadurch erlitten, sind glück licherweise nicht besonders gefährlich, da die Temperatur des Wassers nur in 40 Grad Wärme bestanden haben soll. Trotz dem erfolgte der Transport des Braubvrschen in das Kran kenhaus. — Falsche Goldmünzen waren seit längerer Zeit in Deutsch land in Umlauf, die so täuschend nachgemacht waren, daß das Bestkhkn einer sehr geschickten Falschmünzerbandk constatirt wurde. Jetzt ist tiefe Bande in Venedig entdeckt und verhaftet. In ihrem Besitze wurden sämmtliche zur Fälschung erforderlichen Werkzeuge, sowie eine nicht unbedeutende Anzahl falscher Zwanzig» und Zehn-Frankenstücke, sowie österreichische Silberguldcn ge funden. — Ein Wink für die Wohlfahrlsbehörde. Im Laufe dieses Frühjahrs hat, wie die „B. Börs.-Ztg." mittheilt, in Berlin eine Recherche stattgefunden, deren Resultate zwar interessant, aber keineswegs erfreulich sind. Der Bericht lautet: „Man hat nämlich das Wasser der sämmtlichen öffentlichen Brunnen einer chemischen Untersuchung unterworfen und dabei festgestellt, daß etwa der zehnte Theil derselben verdorbenes Wasser liefert. Von den beiläufig 900 vorhandenen Brunnen waren 86, und davon etwa die Hälfte durch das aus Röhrenleitungen ausströmende Gas, verdorben. LS ist dies eine sehr bedenkliche Erscheinung, die um so schwerer wiegt, als erfahrungSmäßig bei den Pri- vatbrunnen dies Verhältniß ein noch viel ungünstigeres ist, und diese in ganzen Stadttheilen ein fast ungenießbares Wasser ge ben. Es kommt dazu, daß auch von den unverdorbenen Brun nen nur wenige ein eigentlich frisches und wohlschmeckende« Wasser liefern, da in Folge der Ausdehnung der Wasserleitung die Benutzung der öffentlichen Brunnen von Jahr zu Jahr sich vermindert, das Wasser in denselben sich also seltener erneuest und durch das lange Stagniren einen fauligen oder doch faden unerquicklichen Geschmack annimmt Das ausströmende Ga» hat bereits das ganze Erdreich unter hea SM«, vMWig insirirt md so geschwängert, daß da« durchfickernde I st di« höher gelegenen Quellen Md Zufiüff« Ve-Met «ch nrn den widerlichen Gasgeruch und Geschmack ertheilt. Ge» räde die ärmere Bevölkerung, deren Mittel nicht auSreichen, sich die Wohlthaten der Wasserleitung zu erkaufen, leidet unter di«, sen Uebelstäuden bedeutend und man wird sehr ernstlich aus ein« baldige Abhülfe denken müssen." — Die Männergesangvereine zu Zittau haben für den 4. September zum Besten de« Baue« eines neuen SchulhauseS in Oybin ein große» Gesang-fest in der Kirchenruine auf dem Oybin veranstaltet, wozu an 14 auswärtige Gesangvereine in Sachsen und dem angrenzenden Böhmen Einladungen zur Be. theiligung ergangen sind. Ferner soll dem Bernehmen nach zu dem gleichen Zwecke in der Johanniskirche zu Zittau im Sep. tember ein Kirchenconcert veranstaltet werden, um der dafige« armen Gemeinde beim Anfänge de« Baues möglichst unter di« Arme zu greifen. — Zu Buchholz ward am Montag in der Stüber'schen Fabrik die 19jährige Tvchtsr des Posameüstackeister« Beckrrt ein Opfer der Erinoline. Sie wurde von einem an einer auf. recht stehenden, sich sehr schnell drehenden eisernen Walze befind, lichen eisernen Haken am untern Reifen ersaßt, in das Getriebe hineingezogen und war in wenigen Augenblicken, von unten nach oben zerquetscht, eine Leiche. Der zur Rettung Herzuge, fprungene Fabrikherr Stüber hat hierbei solche Verletzungen da. von getragen, daß an seinem Wiederaufkommen gezweifelt wirk — Ein wildes Dänenroß, das eine fidele Pathengesellschast sammt Täufling und Hebamme vorgestern mittelst Droschke von der Oppellstraße nach der Kirche bringen sollte, ging plötzlich auf dem Wege dahin durch und konnte erst auf dem Bischofs, weg angehalten und wieder zur Raison gebracht werden. s. Endlich ist es losgegangen: nämlich das so oft aw gekündigte und immer wieder von Gott Pluvius hintertriebrn« Feuerwerk auf dem Schillerschlößchen, und obgleich der blaue Montag gar nicht blauer Laune war, so kam das Feuerwerk an diesem Tage doch noch mit einem blauen Auge davon und unter den Klängen von G. Kunze's beliebtem und bekanntem Potpourri: „Erinnerung an die Dresdner Vogelwiese" gin- ganz erwünscht von Statten. — Da wir gerade von der Vogelwiese sprechen, so wollen wir bei dieser Gelegenheit ein kunstsinniges Publikum daran erinnern, daß der amerikanisch« Caravan-Salon, welcher auf der „Vogelwiese" so viel Sensation erregte, seit einigen Tagen, und zwar nur auf kurze Zeit, auf dem Postplatz aufgestellt ist Schon ein einziges Stück: „der mechanische Elephant" ist allein eines Besuches Werth, da ein ähnliches Kunstwerk in einer Schaubude Wohl noch nie gezeigt worden sein dürfte. f Der jugendliche Elb-Schraubendampfcr steht nunmehr fest auf der Rhede zu Blasewitz. Wie wir hören, wird er „entschraubt" und nunmehr „berädert", um mit größerer Schnellig« keil und Ausdauer den Rücken deS ElbstromS zu peitschen. — Angekündigte Gerichtsverhandlungen: Heute Vormittags 9 Uhr (unter Ausschluß der Oeffentlichkeit) wider Eva Rosine geschieh. Höhne wegen KindeStödtung. Vorsitzender: AppellationS-Rath v Criegern. — Donnerstag, den 18. August, Vormittags 9 Uhr Wider Carl Ernst Neuhäuser wegen Betrugs. Vorsitzender: GerichtSrath Jungnickel. — Oeffentliche Sitzung der Stadtverordneten den 17. August 1864 Nachmittags 5 Uhr. Tagesordnung! 1) Direetorialvortrag aus der Registrande; 2) Vorträge der Verfassungsdeputation über «) eine Beschwerde des Herrn Stadtv. Unruh wegen deS von der Einquarnrungsbehörde gegen ihn cingehaltenen Verfahrens, d) die Frage wegen Schließung d«S EliaSkirchhofs re.; S) Vorträge der Finanzdeputation über ») di« Frage wegen Errichtung eine« neuen Leihhauses in der stllt. stadt re, d) Einfriedigung eine- communlichen Areal- an der Martinstraße, v) Anschaffung einer Reservebraupfanne, 6) ein« PenfionSangelegenheit. «) ein Unterstützungsgesuch, t) die Er» Werbung eine» zur Verbreiterung der Einmündung der Vfarb grafenstraße in die Bautznerstraße zu verwendenden Areas» re,' g) einige RechnungSangelegrnheiten; 4) Vortrag der vereinigte« Verfassung-; und Finan-deputatky ßber die Srhehung de; jnjf