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28 Dr. Emanuel Hannak. In den übrigen Sprachen der Monarchie fuchen wir vergeblich nach Lehr büchern für den Gefchichtsunterricht an Realfchulen Nur in czechifcher Sprache edirte Wenzel Kovar eine allgemeine Gefchichte zum Gebrauche der Schüler an c e ch ofl a vi fc h e r Realfchulen, von der bereits 2 Theile erfchienen find. Abgefehen von den Lehrbüchern find die übrigen Hilfsmittel für den gefchichtlichen Unterricht an Realfchulen und Gymnafien gemeinfam. Hieher gehören G efc hi c h t s t a b e 11 e n zur belferen Einprägung der chronologifchen Aufeinanderfolge der Begebenheiten. Selten werden in Oefterreich befoudere Werke diefer Art gebraucht. Meift find fie mit den Lehrbüchern der Gefchichte verbunden; doch find einzelne Gefchichtstabellen erfchienen, fo z. B in deutfcher Sprache von Dr. M. H. Richter und St. Zaranski, in cechifcher Sprache von Wenzel Krizek, letzteres Werk wurde behördlich auch approbirt. Zur Einprägung des Raumes, auf dem die Gefchichte der Menfchheit fielt entwickelte, dienen hiftorifche Karten. An folchen hat Oefterreich noch grofsen Mangel. Es werden, was fowohl Wandkarten als Schulatlanten anbelangt, die in Deutfchland erfchienenen Kartenwerke von Bretfchneider, Kiepert, Menke und Spruner benützt. Indeffen find auch in diefer Richtung einzelne Verfuche gemacht worden. Im Verlage von F. Tempsky in Prag erfchien ein Atlas zur alten Gefchichte in 13 Blättern, der indefs den gleichen deutfehen Werken nachfteht. daher auch keine behördliche Genehmigung erlangte; aber in neuefter Zeit 1872 publicirt Ed. II ö 1 z e l’s artiftifche Anftalt einen hiftorifch-geographifchen Schul- atlas von Profelfor Georg Jausz, der fielt gegenwärtig blofs auf das Alterthum erftreckt, aber fielt würdig den gleichartigen deutfehen Werken an die Seite Hellen darf. Auch in cechifcher Sprache erfchien ein politifcherAtlas zur allgemeinen Gefchichte des Mittelalters und derNeuzeit von Joh. Lepaf, der dieminifterielle Approbation erhielt. Noch lebhafter als die Karte vergegenwärtigt das B i 1 d den feftzuhalten- den Gegenftand. Darum dienen Abbildungen dem gefchichtlichen Unterrichte in ähnlicher Weife, wie den Natunviffenfchaften. Auch in Bildwerken mufste fich Oefterreich mit den in Deutfchland erfchienenen Werken: Weifer’s Bilderatlas, Launitzens Wandtafeln, Lübke’s undKugler’s kunfthiftorifchem Atlas und anderen begnügen. I11 der neueften Zeit hat aber Jof. L a 11 g 1 ein Lehrbehelf gefchaffen, das gewifs über die Grenzen Oefterreichs fich Bahn brechen wird. Es find diefs die „Denkmäler der Kunft“, naturgetreue Abbildungen nach vorhandenen Ueber- reften des Alterthums, die zunächft wohl die Kunftentwicklung auf dem Gebiete der Iiaukunft zur Anfchauung bringen, aber vielerlei Beziehungen zu der poli- tifchen Gefchichte und Cultur der bedeutfamften Völker bieten. Durch ihreGröfse (28 Zoll zu 21 Zolll eignen fie fich zu Wandbildern. Auch in Böhmen wurde ein Werk in cechifcher Sprache für-den Anfchauungsunterricht in der Gefchichte gefchaffen. Es ift diefs der Bilder-Handatlas von Urbänek mit Abbildungen von Bau- und Kunftwerken der verfchiedenen Zeitperioden. Endlich eignen fich wirkliche Ueberrefte der Vergangenheit 1 befonders dazu, den Unterricht in der Gefchichte zu beleben, die Liebe für die- felbe zu nähren. Die wenigften Mittelfchulen find in der Lage, nennenswerthe archäologifche Sammlungen zu Stande zu bringen, doch finden fich hie und da Sammlungen von Münzen, Siegeln und dergl. vor. Ungarn. Seit dem Jahre 1867, wo Ungarn fich von dem einheitlichen Staatswefen Oefterreichs loslöfte, verliefs es auch in dem Unterrichtswefen die durch Oefter reich angebahnten, dem deutfehen Sclmlwefen nachgebildeten Pfade und betrat neue Wege, die keineswegs zur Hebung feiner Schulbildung beitrugen. So fchön die Beftrebungen, fo reich die Mittel, die zur Verwendung kommen, auch fein mögen, fo mangelhaft ift die Durchführung, fo wenig entfpricht die Wirklichkeit