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Der Unterricht in der Gefchichte. 19 gefchehen. Die „Simples Recits d’hiftoire deFrance“par Ducondray et Feillet können uns über die Art und Weife der Behandlung Auffchlufs geben. — Im 1. Jahrgange foll in wöchentlich zwei Stunden alte, befonders griechifche, römifche und mittelalterliche Gefchichte betrieben werden, ein Lehrftoff, der unmöglich in diefer kurzen Zeit bewältigt werden kann. In Emil K 1 e i ne's „Recits d’hiftoire ancienne, Grecque, Romaine et de moyen age“ erblicken wir ein Lehrbuch für diefe Claffe. — hur den II., III. und IV. Jahrgang ift Gefchichte Frankreichs, für den letzten auch Gefchichte der Erfindungen vorgefchrieben. K1 e i n e’s zweiter Band und Simonet’s „hiftoire de France“ etc. werden hiebei als Leitfaden ver wendet. Beide Werke reichen blofs bis 1789, woraus wir fchliefsen dürfen, dafs man überhaupt nicht weiter zu kommen vermochte, hauptfächlich wohl darum, weil das Lehrziel des I. Jahres zu weit gefleckt ift. Ein eigenes Werk über die Gefchichte der Erfindungen lag nicht vor. — Dafs neben den Büchern auch Kar ten beim Unterrichte benützt werden, beweift die Beigabe folcher in Kleine’s Lehrbuch. Bei dem claffifchen Secundärunterriclit an den Lyceen wurde dem Gefchichtsunterricht eine wichtigere Stellung eingeräumt. Er ift in den vier oberen Claffen (Divifion fuperieure; mit je zwei Stunden bedacht und wird in zwei Abtheilungen ertheilt. — Die erfte Stufe umfafst die drei erften Jahrgänge (I) 1 v 1 f 10n elementaire, die 9., 8. und 7. Claffe) und befchränkt fich auf ein fache Erzählungen aus der heiligen Gefchichte (in 9. und 8.) und auf die Gefchichte Irankreichs (in 7.). Mit der 6. Claffe (Sixi&me) beginnt der fyftematifche Gefchichtsunterricht und zwar ift für diefelbe Gefchichte des Orients, für die 5 Claffe Gefchichte des alten Griechenland, für die 4. römifche Gefchichte, für die 3 Ge fchichte Frankreichs und des Mittelalters vom V. bis XIV. Jahrhundert, für die 2. Gefchichte Frankreichs, des Mittelalters und der Neuzeit vom XIV. bis XVII. Jahrhunderte für die r. Claffe (Rhetorique) moderne Gefchichte und Gefchichte hrankremhs vom XV’ 11 . Jahrhunderte bis 1815 vorgefchrieben. Ueberdiefs wird in der Bhilofophie (der deutfehen Oberprima; Gefchichte derNeuzeit von 1789 bis zur Gegenwart gelehrt, im auffallenden und kennzeichnenden Gegenfatz gegen Deutfch- land wo in der Oberprima befonders auf Wiederholung der alten Gefchichte und Herbeiziehung der Quellen Werth gelegt wird. Charakteriftifch ift auch der Umftand dafs nur die franzöfifche Gefchichte den Vorzug befitzt, auf zwei Stufen gelehrt zu werden und dafs überhaupt der Gefchichtsunterricht im Mittelalter und der Neu zeit auf franzöfifche Gefchichte befchränkt ift und fich nicht zu einer univerfellen pragmatifchen Gefchichte erhebt. Fügen wir noch hinzu, dafs in den meiden Lehrbüchern Alles gethan ift, um der Nationaleitelkeit zu fchmeicheln, fo erklärt fich aus diefem Umftande fchon der enge Horizont, den felbft gebildetere Fran zofen m der Gefchichtskenntnifs haben. — Dafs aber in Folge der letzten Kata- itrophe die beffere Einficht platzgreift, beweift ein Circular der Regierung vom 27- September 1872, das bei Gelegenheit des Studienplanes für die Lyceen fich über den Gefchichtsunterricht folgendermafsen äufsert: „Le profeffeur doit avoir pour but de faire aimer fon pays; mais il ne faut pas arrive r i\ C rt n falfifiant les faits. Outreque le premier devoir de hiftorien eft d’etre vrai, le.s döfillufions viendraient trop vite etferaittrop fun eite s. Tou t e fcienc e d o n n e, o u t re fo n enfeigne- ment fpecial, un^ enfeignement general, l’hiftoire furtout. Elle üoit donner le goüt de l’exactitude et de la veracite. Quand on dit üansun cours public, qu’il n’y a pas en de vaincus i Waterloo, on attire des applaudiffements; mais il vaut mieux dire que Ia r rance a dt£ vaincus k Waterloo et en chercher caufe. Si mSme nous avons m^ritö d’etre vaincueil faut l’avouer. Lafcienceest autre chofe, que la poefie, l’hiftoire est toutautre chofe qu’un Oman; le patriotisme eft un fentiment ferieux et faerd, qui ne 01t pas etre fuscitd et entretenu par le menfonge. Les profeffeurs 2*