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Der Unterricht in der Gefchichte. 17 quellen, ,Monumenta Germaniae u , diente dazu, diefes Bewufstfein unter den Gebildeten zu nähren. Mit Vorliebe warfen fich diefe Kreife auf die deutfehe Gefchichte und Literatur. Das Mittelalter, die Illüthezeit des deutfehen Reiches und Volkes, wurde nach allen Richtungen durchforfcht, die Quellen hiezu forg- fältig gefammelt. Pertz, Rohm er, Jaff e, Potthart edirten das kritifchgefich- tete Quellenmateriale. Sollte die Jugend nicht auch Kunde erhalten von den Gefchichtsquellen ihrer eigenen Kation? Es war und ift nur ein billige Forderung dafs auch die deutfehe Gefchichte que 11 enmäfsig behandelt werde. Es erfchienen defshalb die Scriptores rerum germanicarum in usum scholarum von Pertz in lateinifchen und die Gefchichtsfchreiber der deutfehen Vorzeit von Grimm, Pertz und Fachmann in deutfeher Bearbeitung. Auch verfafste Afsmann in Braunfchweig ein Handbuch der all gemeinen Gefchichte, in welcher die deutfehe Gefchichte befonders ausführlich mit Hinweis auf die Quellen abgefafst ift. Ob aber an den deutfehen Gymnafien wirklich die vorhandenen Hilfsmittel zur quellenmäfsigen Behandlung der vater- ländifchen Gefchichte benützt werden, und welcher Erfolg auf diefe Weife erzielt wird, ift eine Frage, deren Beantwortung aus den zur Aufteilung gelangten Berichten nicht eriichtlich ift. Doch dürfte die Behauptung nicht irrig fein, dafs es in Prima, für welche das Mittelalter und die Neuzeit und überdiefs eine Repe tition des Alterthums mit Ilerbeiziehung der Quellen vorgefchrieben find, an Zeit mangeln dürfte, auch die Quellen des Mittelalters gebührend zu würdigen. Frankreich. Frankreich hatte feine Lehrmittel in folcher Weife angeordnet, dafs man mit Leichtigkeit einen Ueberblick über diefelben gewinnen konnte. So’ grofs aber die Zahl der ausgeftellten Lehrmittel war, fo wenig erfährt man über deren Benützung und die mit ihnen erzielten Erfolge. Was den Unterricht in der Gefchichte anbelangt, fo wird diefer in h rankreich höchft einfeitig betrieben. Man fcheute fich nicht die, Thatfache zu Gunften Frankreichs zu fälfehen und erzeugte dadurch jene Selbftüberhebung der hranzofen. von der fie felbft durch die letzten fchweren Schläge nur zum kleinften Tlieil geheilt fcheinen. Doch bricht fich fchon, wie wir aus einzelnen \erordnungen der letzten Jahre erfehen, die beffere Einficht Bahn. In den öffentlichen P r im ä rfchu le n (E n fe i g ne me n t primaire public) war in der Kaiferzeit kein gefchichtlicher Unterricht vorgefchrieben, es war nur geftattet, wo örtliche Verhältniffe es erlaubten, die Elemente franzo- fifcher Gefchichte zu lehren. Doch die letzten Ereigniffe riefen einen voll Händigen Umfchwung hervor. Ein Circular aus dem Jahre 1872 von Gerard, das den Lehrern der Volksfchulen die Matieres d’Enfeignement auseinanderfetzt, fordert nicht blofs eine der erften Bildungsftufe angemeffene Behandlung der franzöfifchen Gefchichte, fondern fchiefst weit über das Ziel hinaus, indem es dem Lehrer zur Pflicht macht, der Jugend die Urfachen der Begebenheiten entdecken und ihre Folgen ausfindig machen und würdigen zu lehren ilemaltre s’effor- cera d'en faire decouvrir les caufes aux eieves, illeur en fera egalement rechercher et appröcier les confequences). Die Jugend Joll das mündlich Mitgetheilte fchriftlich wiedergeben und der Lehrer foll auf der Tafel die Karten Frankreichs in den wichtigften Epochen der franzöfifchen Gefchichte zeichnen, eine Forderung, die gewifs nicht leicht zu erfüllen ift. — Wir erblickten mehrere Lehrbücher für franzöfifche Gefchichte in den Volksfchulen, fo G. Ducoudray „premi£res lecons d’hiftoire de France“, M. A. Mazin -hiftoire de France abregee“ in neuer Auflage von Condorcet und „Petite hiftoire de France“ par M. H. Pigeonneau, die fpeciell für die Volksfchulen «er Stadt Parts bearbeitet wurde. — Dafs die biographifche Methode fchon in