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»rrin Sennora Isabel Cuba» ist in gewisser Beziehung mit Napoleon M zu vergleichen, denn auch sie wurde durch volk»- wähl zur Pepita II. erhoben und macht deshalb ganz beson dere« Glück bei den Volk«männern. Sennora Cuba» wurde mit Beifall überschüttet, und können wir auch wie der Schloßhauptmann in der Preciosa sagen: .Seit der großen Nr- tirade sah man so wa» Span'schr» nicht!- ^ — Der in einer Haarlocke Schiller« bestehende Hauptge winn der National-Lottrrir ist nach Posen gefallen. — Die Herbst- und Wintersaison unserer Mode- und Ma- nufacturwaarenhändler überbietet sich in den geschmackvollen Aus stellungen. Die großartigen, Hellen und freundlichen Verkaufs- loeale mit ihren kolossalen Spiegelscheiben locken den Vorüber gehenden zum Beschauen und laden ihn ein, hineinzutreten, sich die Herrlichkeiten anzusehen und wo möglich recht viel davon zu kaufen. Im Laden de« Herrn BarteldeS haben wir dieser Tage ein sehr geschmackvoll ausg fübrtes Bild, dessen Grundi- rung au« 140 Damenmänteln in den verschiedensten Mustern besteht, gesehen. Die Mitte desselben bildet eine Gruppe von ei nigen zwanzig Damen in vollem Kostüm. Dasselbe ist ca. 3 bi« 4 Fuß breit und 2 bi- 3 Fuß hoch und macht mit sei ner Goldeinfassung den lieblichsten Eindruck. — Am Sonntag circulirte hier da« Gerücht, daß di« am selbigem Tag« ausgegebene Nummer de« Berliner „Kladde radatsch" auf höhere Anordnung confiscirt und vorzüglich in hiesigen Restaurationen hinweggenommen worden sei. An der Sache ist kein wahre« Wort Geschah irgend in einem öffent lichen Locale eine Hinwegnahme des Kladderadatsch, so können w r, nach zuverlässiger Mittheilung, Jedem die Versicherung ge ben, daß die- nicht durch Gensd'armen geschah. — Hingegen wu'd« gestern Abend die auf den heutigen Tag lautende Num mer der „Saxonia" polizeilich mit Beschlag belegt. — Di« Leipziger Creditanstalt will den Borschußvereinen, insofern deren eigener Vermögen 10 bi- 20 Proc. der aufge nommenen fremden Gelder erreicht, einen Conto-Corrent gegen 5 Proc. jährlichen Zinse« und ^ Proc. halbjährlicher Provi sion, solidarische Haft der Verein-Mitglieder und insbesondere der Vorstand«- und Ausschußmiiglieder, bi- zu einer gewissen Höhe eröffnen. Die von den Vereinen selbst eingelegten Gelder, so weit sie dir Vorschüsse der Anstalt übersteigen, sollen von dieser mit 4 Proc. jährlich verzinst werden. — Die Zeitnngsfresser. Der Habicht, der Stechfinke, kurz, da- Geschlecht der Stoßvögel wiederholt sich seinem We sen nach in gewissen Zeitungslesern, wovon besuchte Kondito reien und Restaurationen oft Prachtexemplare aufzuzeigen haben. Diese Stoßfinken der Zeitung-literatur leben nämlich in dem Wahne, als wenn Zeit, Weltgeschichte und Gulenberg« Erfin dung nur für sie allein arbeiteten. Wenn ihr Verzehrungs system in der Konditorei mit der Lesewuth gleichen Schritt hielt, dann stände e« gut. Höchsten« aber vergreifen sie sich an ei nem Pfannenkuchen, knabbern ein Stückchen Pumpernickel oder nutschen eine Tasse Kaffee. Die Zeitungen aber, diese fressen sie, so zu sagen, und eh« sie ein Hauptblatt oder eine Beilage hergeben, lassen sie wohl eher ein Stückchen von ihrer bockle- deinen Seele fahren. In Berlin nennt man solche Individuen Zeitungstiger, und da Einsender dieses Artikel« dergleichen Exemplare an der Quelle studirt, so sei e« ihm vergönnt. Et wa« au- der Naturgeschichte derselben mitzutheilen. Wenn Abends die Stunde naht, wo die neuen Zeitungen, vorzüglich Dresd ner Journal, Constitutionelle rc., gebracht werden, da werden sie unruhig wie ein Blutegel im Schlamme, wenn andere« Wetter eintritt. Die Brille wird geputzt, da« Auge geschärft, ihr Basiliskenblick ist nach der Thür gerichtet, denn — durch dies« hohle Gaffe muß er kommen, sobald r« Fünf geschlagen. Ihr Stuhl am Tisch, wo das hellste Licht flackert, ist belegt und wehe Dem, der ihn antastet. Die Thür geht auf, der Zei- tung-bote kommt, „da« Opfer fällt, die Raben steigen nieder!' Aber wa« Raben, nein I. Geier, Etoßadler, Haifisch«. In diesem Mo ment möchte man für Alle, die in die Konditorei zum Zei- tungslesen kommen, über die Thür derselben die Worte au» Dante'» .Hölle« schreiben: .Ihr, die Ihr hier eingeht, laßt dir Hoffnung a«ßm!« — Dir Hoffnung: hier rin Blatt, nur «int vrilag«, nur «inen Zipfel von rinrr veilagr zu bekomm«», da» ist unmöglich. Sir betrachten sich al« Generalpächter, fir jfind der .literarisch« Hochwächtrr", der „persönliche Schutz" rinr« je den neuen Blatte», da» sie krampfhaft vor der Nase halte« odrr zu fernerer Sicherung unter den linkrn Arm klrmmen. Da« Zeitung-futtrr wird nun mit einer Gier verschlungen, wir r» mit den Pfannrnkuchen nie und nimmer geschieht. Sir vergessen dir Dose, dir Pries«, sie vergessen, sich ihre Nase zu putzen, sie lesen und lesen. Mit Ungeduld warten dir Anderen auf da« Blatt; eine leis« Mahnung ist gar nicht möglich, denn wenn e« geschieht, da fahren sie auf wie Schießpulver und machen ein Gesicht wie «in Bullenbeißer. Endlich find fie zu Ende und der Andere steht wie auf Kohlen. Aber an rinr Herausgabe de« Blatte« ist noch nicht zu denken; jetzt discu- riren die Seelöwen erst über da« Gelesene, und wenn über einen Artikel Zweifel entstehen, muß da« Blatt zur Stelle, r» wird mit dem Finger darauf getippt. Man möchte da vor Aerger au« der Haut fahren, und wir fragen hiermit öffent lich an. wer gilbt solchen Riffpiraten da« Recht zur ersten und alleinigen Besitzergreifung der ZeitungSblätter? Haben Sir be sonder« darauf abonnirt, haben sie löschpapirrliche Grundrechte und gilt vielleicht ihre Person mehr al» andere Gäste, welche auch ihr Geld daselbst verzehren? E< ist .die« eine brennendt Frage, die durchaus nicht mit dem Zuckerstrngel der Liebe und dem Honigplätzchen der Geduld abgemacht werden kann. Ge schieht keine Aendcrung, so wird nächster Zeit die Feder wie derum eingetaucht, aber nicht in Rosenliqueur. Wonach zu achten! — Für Angler. Seit längerer Zeit ist ein Verfahren in Anwendung, um au« den Spinngefäßen der Seidenraupen eine ganz vortreffliche Sorte von Angelschnüren zu machen. Di« außerordentliche Festigkeit dieser Fäden, so wie die große Durchsichtigkeit derselben, welche sie im Wasser kaum erkennen läßt, machen sie zum besten Mittel, um die Verbindung de» Angelhaken« mit der Leine zu bewerkstelligen. Ist der Haken selbst durch den Köder gut bedeckt, so wird es für den Fisch fast unmöglich, den Angelapparat zu erkennen. Man erhält diese Fäden, indem man abgestorbene oder schlecht ausgebildet« Sei denraupen, natürlich kurz vor dem Einspinncn, einige Stunden in starkem Essig weichen läßt, und alsdann mit Daumen und Zeigefinger jeder Hand in die Mitte de« Körper« faßt und langsam auseinanderzieht. Der Inhalt der Spinngefäße bildet so einen Faden, den man über ein Brct ausspannt und trock nen läßt. Sin« jede Seidenraupe verwerthet sich so auf etwa 6 Pfennige, während jetzt die abgestorbenen Raupen auf den Mist wandern und die gedachten Angelschnüren au« Spanien und dem Orient bezogen werden. TageSgefchichte. Wien, Montag, 19. Nov. (Tel. Dep. de« Dr. I.) Nach der Turiner .Opinione" hat am 12. d. Mon. zu Neapel in der Toledostraße vor dem König-Palast« rin Volkskrawall stattgcfunden. Da« Volk verlangte die Zurückberufung Garibaldis und die De« molirung de« Castells. An der Porta-capuana kam e« zwischen ihm und den Piemontesen zum Kampf, bei welchem es mehrere Todte und Verwundete gab. Zahlreiche Verhaftnngen haben statt gefunden. Italien. Eines der letzten Dekrete de« Diktators war das jenige, wodurch Alexander Duma« gestattet ward, noch ein Jahr als Ehrendirektor des Museum« im königl. Palaste von Chiamonte zu bleiben. Als Garibaldi an seiner Felscninsel Caprera landete, war er erstaunt, wo sonst nackte, unbebaute ffel-klippen ragten, Vegetation zu finden und überall Spuren neuer Anpflanzungen zu gewahren, Anlagen in schönster Ordnung, Alleen und Gebüsch in Menge. Ist da« mein Felseneiland? soll Garibalpi gerufen haben. Doch die höchste Ueberraschung kam noch, »l« er in die Nähe seiner Behausung kam, fand er statt de- bescheidenen Häu«. chen« ein prächtige» Landhaus und in dem Hauptsaale ein große» Portrait — da« seine« königl. Freunde« Victor vmanuel, der ffch da» Vergnügen gemacht hatte, Giuseppe Garibaldi diese kleine, doch rührende Ueberraschung zu bereiten. Vor seiner Abfahrt vyn Ara-