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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 29.12.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-12-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19051229027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905122902
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905122902
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-12
- Tag 1905-12-29
-
Monat
1905-12
-
Jahr
1905
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Areitag. 2V. Dezember 1VO-» »Kr. tkit» «rngemekdelen Da»«» >u»b Herreu und « Utz» 3V Mm. «in« große AiI« mbls an. - Betreffs der während de- bevor stehenden Karnevals statt sinkenden Hofffstlichketten wird nochmals zur Kenntnis gebracht, daß am 10. Januar, sowie am und 27. Februar 1906 «ruße Hosballe, bei denen Vor stellungen angemeldeter Damen und Herren erfolgen können, und am '24. Januar und 11. Februar Kammer balle statt- sinden werden, lieber weitere Hoffestlichkeiten sind zurzeit noch keine Bestimmungen getroffen. Diejenige» an, König- tichen Hose vorgesiellten Damen und Herren — sowohl di« in Dresden als die außerhalb wohnenden —, di« den Wunsch hegen, mit Einladungen zu den großen Hosbällen bedacht zu werden, wollen ihre Karten mit einem bezüglichen Vermerk an das Königlich« Oberhosmarschallamt gelang« oder ihre Namen in eine zu diesem Zwecke daselbst von vormittags 9 Uhr bis abends 6 Uhr ausliegende Liste eintragen laßen. Wie schon früher bekannt gegeben, finden die Empfange bei der Oberhosmeisterin am Königlichen Hose Frau v. d. G a b el« n tz- L i n s i n g e n und bei der Hofdame der Prinzessin Mathilde Freiin ». Gärtner von Neujahr bis Fastnacht an jedem Dienstage lwchmlNagS von 1 bis 4 Uhr in den Wohnungen der betreffenden Damen, Residenzickfloß. 1 Etage, be,w. Königliches Eckpalais am raichenberge, 1. Stage, trän. Die Öberbosmeisterin der Königin-Witwe Iran v. Pslugk empfängt an denselben Tagen und während derselben Stunden in ihrer Wohnung, Residenz- 'chloß. '2. Etage. —* Heute früh halb 2 Uhr ist ganz plötzlich unv uner- ivartet im Dekanate zu Bäutzen Herr Bischof Dr. theol. Georg Wuschanskl, apostolischer Vikr, einem Herzschläge erlegen. Nur kurze Zeit — zwei Jahre — bat der Entschlafene als Nachfolger des Bischofs Tr. Wahl feines Amte» ge waltet. Der Entschlafene wurde 1839 in Dsiro bei .Kloster Marienstern in der sächsischen Qberlcmsitz cieboreu. Bon 1877 bis 1891 war er Präses des wendischen Seminars in Prag, der hauptsächlichsten Borbereitungsschule des sächsischen Klerus. Dann wurde er residierender Domkapitular des Dvurstines in Bautzen, nach der Erkrankung des Bischofs Dr. Wahl Admini- flralor oetKesiiistiau-« der Aposwlitchen Delcgatur Bautzen und lKiter Protonotar. Er vertrat das Domstift Bautzen in der Ersten 'ächsilchen Ständekammer. Poiinsch ist WuichanSki in bemerkcn»- iverter Weise nicht hervorgetreten. —* Wie uns seitens der König!. Polizeioirektion mitgeteilt wird, werden für die bevorstehende Silvesternacht alle Vorkehrungen getroffen lverden, um Roheiten und Lärmszenen mit aller E n erg ie zu unterdrücken. Der Umstand, daß die Polizeidirektion schon seit mehreren Jab- ren grobe Ausschreitungen m der Silvesternacht innerhalb ihrer Zuständigkeit zumeist mit Haststrafen ahndet, bar zwar aus widerspenstige Elemente abkühlend gewirkt, allein es werden u dieser Nacht leider noch genug Roheiten verübt. Kommt nun noch hinzu, daß die bedauerlichen Ausschreitungen der letzten Zeit gerade in der Silvesternacht sich leicht wiederholen können, >o kann den friedliebenden Einwohnern nicht genug empfohlen werden, sich o o n allen Ansammlungen fernzu - halten und allen tumultuarischen Straßenszenen aus dem Wege zu gehen. Die Teilnehmer an öffentlichen Ansammlungen, Zusammenrottungen und Aufläufen machen sich ohne weiteres strafbar, außerdem haben die. die während eines Tumultes in dessen Nähe aus den Straßen und öffentlichen Plätzen verweilen, kein Recht zu Beschwerden oder Klagen, wenn sie von den zur Unterdrückung des Tumultes ergriffenen Maßnahinen mit- betroffen werden. —' Zu unserem in der heutigen Moraeunnmmer befindlichen Belicht über die gestern stattgefuiidene, mit feierlicher Uebergabe, Festmahl und ichwimmeüsche» Vorführungen verbundene Eröff nung desGüntzbades sei »och mitgeteilt, daß wir diese» Bericht lediglich einem Berichterstatter verdanken, welcher sich auf die allgemeine Bekanntgabe der Eröffnung des Bades hi» ;u diese» Veranstaltungen eingefunden hatte. Die Eröffnung der neuen Anstalt, welche mit einem Kostenaufwand von l> , Mist. Mk hergestellt worden ist. bildet für Dresden zweifellos ein Ereignis. Ter Rat zu Dresden hat es aber nicht für notwendig befunden, die P re sie hierzu in irgend welcher Form direkt einznlade» Es ist diese Unterlassung um so unbegreislicher, als der Rat zu Dresden bekanntlich als Kurator der Güutz-Stiftung in einem ganz besondere» Verhältnis zur Presse steht und er sich hierdurch nur zu leicht dem Verdacht aussetzt, eine seinen Wünschen ent sprechende Berichterstattung über derartige wichtige Vorgänge im Amtsblatte sich zu sichern und die andere Preise absichtlich fern- zuhalten. Ten Berichterstattern der TageSblättcr, welche auf Grund der allgemeinen Mitteilung von der Eröffnung des Gnntz- Bades sich zu den betreffenden Veranstaltungen eingesunden hatte», wurde sogar erst nach einein Dazwischeiitreteii des Herrn Bürgermeisters Lenpold der Zutritt gestattet. Man kann die Beurteilung solcher Vorgänge der Eeffentlichkeit selbst überlasse». —* Gegen den Z w i s ch e n h a n d e l a u f d e m S ck; l a ch t- hose in Dresden hat der Rat der Stadt Maßnahmen in Vorschlag gebracht, die am heutigen Donnerstag den Stadt verordneten zur Be chiußfaffuug oortiegen. Nachdem die ge- meiu'cha'klich mit den Stadtverordneten an die Könial. Staats- regieruna und an den Herrn Reichskanzler gerichtete Petition wegen Maßnahmen zur A b m i nd e r u n g der Fleisch- reueruna ohne Erfolg gewesen ist. hat der Rat Mitte! und Wege gesucht, innerhalb des Rahmens seiner Zuständigkeit Maßnahmen zu treffen, die zur Abminderung der Fleischteuerung zu führen geeignet sein können. Nach diesen Erwägungen kommt in erster Linie ein polizeiliches Verbot des Z w i i ch e n h a n de l s au« dem Schlachtviehhofe in Betracht. Es ist Tal'ache. daß aus dem schlachtviehhose Vieh- itücke und insbesondere schweine, ehe sie in die Hände dessen, der sie tatsächlich schlachten läßt, gelangen, wiederholt verkauft werden, was natürlich eine Verteuerung des Ver kaufspreises im Ge'olge hat und damit zur Fleischteueriiug bei- irägi. Ter Rat hat daher zur Behebung dieses Mißstandes bei' chloi,«». eln enrio ffvrechende» pottzeflicheS Verbot mit Straf. mal» veräußert werden. Zuwiderhandelnde werden nach 8 IS mit Geldstrafe bi» zu IbO Mark oder Haft di« zu ll Tage» de- straft. Auch kann ihnen viS zur Dauer eines Jahre« jeder Verkehr aut dem Schlacht» uns Viehhose untersagt werden." AIS zweite zweckentsprechende Maßnahme hat der Rot di« A n. frelluna von städtischen VerkausSpermittlern aus dem Schlacht- und Liehhos« beschlossen. Nach einer in den Städten Berlin, Hamburg. München. BreSlau, Köln und Frankfurt a. M. gehaltenen Anfrage besteht zwar dort und an aiideren Schlachthöfen des Deutschen Reich« eine derartige Einrichtung noch nicht. Indessen lasten die günstigen Ersah- rungen, die man in Dresden mit der Einrichtung einer itädtl- ichen tverkausSvrrmitllung in der Houptmarklhalle bisher erzielt hat. e« empfehlenswert erscheine», den Versuch mit einer ähn lichen Einrichtung aus dem schlachtviehhose zu unternehmen. Nun wird man zwar an di« geplant« neue Einrichtung nicht übertriebene Erioanungen knüpfen dürfen, und e« waren auch oo» vornherein im Schoße de« RatS, als auch un Vorstande der Fleiicher-Jnnung die Meinungen darüber geteilt, ob diese Ein- richluna auch wirklich eine erhebliche Vermehrung des Vieb- aut'triebeS und den hieran« zu erhoffenden Druck aus di« hoch- gespannte» Viehpreise herbeifukren wird. Wohl aber war man der Ansicht, daß man schon deshalb die Einrichtung treffen wolle, weil hierdurch zum mindesten «ine wünichenSwert«. weitere Klärung der odil>alttnd«n -tzveif'ck über di« Ursachen der Fleischteuerung voraussichtlich herbeigenihrt werden wird. Denn während di« Viehhändler und Fleischer die schon längere Zeit andauernde Fleischteuerung vorwiegend darauf zurnckMren. daß infolge der durch die schlechte vorjährige Futter» ernte bedingten Verminderung des Viehbestandes es zur Zeit an geeignetem Schlachtvieh, und zwar nicht bloß an Rindern, sondern namentlich an Schweinen mangelt, bestreiten die Landwirte da« Vorhandensein eines Vieh- mangel« und geben die Schuld an der Fleischteuerung dem ü b e r h a n d n e hm en d e n Zwischenhandel, der sich zwischen die Viehproduzenten und die Fleischer gedrängt lmbe und der daraus abzielr, durch künstliche Preis- treibereien zum Nachteil der oiekzüchtenden Landwirt schaft die Oessnung der ReichSgrrnze für Einfuhr lebenden Viehes zu erreichen. Insbesondere behaupten die Landwirte, daß sie häutig für ihr hinreichend vorhandene«, schlachtreifes Vieh 'elbst zu verhältnismäßig niedrigen Preisen keine Käufer fänden, und daß die Viehhändler auch bei größeren Abschlüssen das Vieh nur lehr langsam abnähmen. Durch die Einrichtung f dem Schlachthot soll gegeben werden, durch einer städtischen VerkausSvermittlung aus nun de» Viehproduzenten die Möglichkeit g „ amtlich verpflichtete Verkaussvermittler unter Umgehung des den Kaufpreis verteuernden Zwischenhandels ihr Schlachtvieh unmittelbar an die Schlachtenden zu verknusen. Es sollen zwel Verkaussvermittler. einer für Großvieh und einer für Kleinvieh, angestellt werden mit dem an die Viehprodnzenten zu richtenden Anheimgeben, ihre Ware dem städtischen Verkaussvermittler zur Verfügung zu stellen. —* Aus der am heutigen Donnerstag dem Stadtverordneten- Kolleginm vorliegenden Petition der städtischen Kollegien zu Dresden, die Vermehrung der Landtagswahl, kreisederstadt Dresden und dieVertretungvon Industrie, Handel und Gewerbe in der Ersten Ständekammer betreffend, ist folgendes besonders zu er wähnen: „Nach der Volkszählung von 1867, deren Ergebnisse bei der nach dem Landtagswahlgesetze vom 3. Dezember 1868 vor zunehmenden Wahikreis-Einteflung zum Anhalt genommen wor den sind, zählte das ganze Königreich '2 423 586 Seelen, Dresden allein 156 024 — 6,44 Prozent. Der Anteil Dresdens an der Bevölkerung des Landes hat sich jedoch von 1867 bis 1900 nahezu verdoppelt. Aus grund der bei der Volkszählung von 1867 seit gestellten Zahlen wurden der Stadt Dresden von 80 Abgeord netensitzen in der Zweiten Kammer der Stäirdoverfammluna 5, das sind 6,25 Prozent, zugeteilt. Durch die später erfolgte Ver- mchrung der Mil^jeder der Zweiten Kammer auf 82 ist der Anteil der Stadt Dresden aus 6,1 Prozent gesunken. Auch die Steuerleistung der Stadt Dresden Ist gegenüber der des ganzen Landes in demselben! Maße gestiegen. Dieser Braß- nab erscheint um so mehr berechtigt, als in dem jetzt geltenden Wahlgesetze für die Zweite Kammer der stärkeren Steuerleistung ein Anrecht auf entsprechend stärkere Vertretung zugestanden ist. Im Jahre 1878 berechnete sich das Einkommensteuersoll der Stadt Dresden aus 1892 242 Mk., das ist 16,2 Prozent des gesamten Einkornmensteuersolls des Landes im Betrage von 11 703 062 Mk. Im Jahre 1905 dagegen stellte sich das Ein- kouimensteuersoll der Stadt Dresden und der einverleibten Vor orte aus 9538 930 Mk. — 20,37 Prozent des gesamten Ein kommensteuersolls im Betrage von 46 830 350 Mk. Wenn etwa gegen die Wünsche Dresdens eingewendet werden sollte, daß bei Abmessung der Landtagswcrhlkreise auch die Bodensläche des zu vertretenden Gebietes in Anschlag zu bringen sei, so wür den auch von diesem Gesichtspunkte aus die städtischen Anträge durchaus gerechtfertigt sein. Tenn auch das Gebiet der Stadt Dresden ist von 2889,82 Hektar s0,193 Prozent der Gesamtfläche des Landes) im Jahre 1880 aus 6750,97 Hektar l0,450 Prozent der Gesamtfläche des Landes! am 1. Januar 1905 gestiegen." Es heißt daher in der Petition: „Die Vermehrung der Wahlkreise in der Hauptstadt des Landes muß daher als «ine dringliche Angelegenheit bezeichnet werden, und es wirb gewiß nicht als unbillig erscheinen, wenn wir darum bitten, daß sie, unerwartet einer Neuordnung des Wahlrechtes zur Zweiten Kammer, über haupt bewilligt werde. Denn so wünschenswert an sich eine baldige Aenderung dieses Wahlrechtes im Sinne einer gerechteren Verteilung der Mandat« aus di« ein zelnen Bevölkerungsklassen erscheint, so sicher ist e« wohl auch, daß über eine sachgemäße Lösung dieser Frag« noch viele Jahre vergehen werden. — Aber auch eme Ergänzung der Ersten Kammer wird im Interesse der städtischen Bevölke rung nicht mehr verschoben werden können. Wenn man aus -»»-» »»nd-tUklS«» n» st-« sten Dienste u>nd Leistungen beanspruch««, eine diesen l» Leistungen entsprechende Vertretung In der Sa« Wurde» di« Steuern in der > - - LU vor. daß die wesentli Diensten«! . ^ WWW. mer erhielt. Wurden di« Steuern in der Hauptsache in früherer Zeit vom Grundbesitz« erhob«,, w war es naturgemäß, dp^cmch dieser Grundbesitz, m Allererster Lune zur Bertrxtzlng HcechtiG tvar. Nkit der Zeit bot sich diese» wesentlich verschoben, pttd^ie wärtig geteisteten Steuern sind im Verhältnis zu die der Staat un übrigen deansprmcht, aerina. sich von selbst, daß die derzeitige ständische Bei r Vertretung berechtigt VerhalTni" ^ >M Grundbesitze gegen- den L«^ Daran W> ertretung t. Ersten Kammer nrcht mehr aus derienigen Grund- 4>er Steuerlast de» Staate» decken und aufbringen, a» al» ei»e Unbilligkeit betrachte», werur nicht auch ihnen eure entsprechende ständische Vertretung gesichert wird. Wir sdie siötckifche» »vSo. gien Dresden») glauben eS als Merkmal einer Welsen und vor- auSschauenden 'Staatsverwaltung bezeichnen zu sollen, wenn solchen veränderten Verhältnissen und Umstände» durch sack»- gemäße Aenderungen der LerfassungSbestiuunuagen in maß voller Weise rechtzeitig Rechnung getragen wird, bevor «tn wirk lich vochaitdener Mißstand durch seine Verwertung i« agita torischen sinne zum Angriffspunkte gegen die bestehenden Ern» richtunaen geworben ist. Auch kommt im besonderen für Dres den noch der Umstand hinzu, daß e« schon längst als eine Lücke empfunden ivorden ist, daß die Technische Hochschule im Gegensätze zur Universität keine Vertretung ru der Ersten Kammer besitzt. 'Die Wünsche und Anträge der städtischen Kölle- aim gipfeln daher in folgendem Gesuche: Di« hohe Gtändevcr- tailimlung wolle bei der Königlichen StoatSreglerung die Vor legung elnes Gesetzentwurfes beantragen, durch welchen — und zwar unerwartet eurer Ncuovdnuna deS Wahlrechte« zur Zweiter« Kammer überhaupt — 1. der Stadt Dresden eine angemessene Vertretung in der Zweiten Kammer der Ständeoersammlnng durch mindestens acht in Dresden zu tvählende Abgeordnete ein- aeräumt und 2. in der Ersten Kammer der Gtändeverfommlung dem Stande der Handel-, Gewerbe- und Industrietreibenden eine größere Anzahl, etioa 7 bis 8, Sitze, und zwar in solcher Form bewilligt werden, wie sie eine gesonderte angemessene Ver tretung »1 von Handel und Jndlfftrre. b) des Handwerker- und GewerbestaNdeS und es der Technischen Hochschule zu Dresden sicherstellt." —* Hmte mittag batte sich hier ein so dichter Nebel gebildet, wie er zu den Seltenheiten gehört. Der gesamte Fahr- verkehr litt, besonder« in den Vorstädten, ganz empfindlich darunter. In freieren Lagen waren die Nebelmassen so ge waltig, daß man lange Zeit mit unbeschütztem Auge in die Sonne sehen konnte, die heute zeitweise den Anblick einer dunkelroten großen Scheibe bot. Erst in der dritten Nachmittaasstunde ivichen, wenigstens im Innern der Stadt, die Nebelmasten der Sonne. —* Im Central-Theater ivaren, wie uns die Direk tion mittelst, während der drei Weihnachts-Feiertage di« Bor- stellungen sowohl nachmittags wie abends vollständig ausverkauft, und Hunderte mußten wieder Weggehen, ohne Billetts erhalten zu können. Die drei Tage haben zusammen nicht weniger als 17 000 Mark Einnahme ergeben. 'Der Andrang, besonders zu den MLrcheiEusfi'chrunaen, ist ganz enorm und die Nachfrage nach 'Billetts nicht zu befriedigen. Es ist deshalb jedermann zu raten, sich Billetts im Vorverkauf zu besorgen. Dieser be ginnt acht Tage vor jeder Vorstellung und findet statt an Wochentagen von 10—2 uiG Sonntags von 11—2 Uhr. Das Weihnachtsmärchen „Die M ä u se ko n i g i n" wird bis zum 7. Januar täglich, von da ab wieder Mittwochs. Sonnabends und Sonntags gegeben. Mit Ausnahme vom 31. Dezember Silvester), an dem die Märchen-Vorstellung um 3 Uhr ihre» Anfang nimmt, beginnen die Ausführungen nachmittags Uhr. —* P ol i z e i b e ri ch t. 28. Dezember Beim Klettern auf der ani Striesener Landgraben befindlichen Barrier« stürzte am Sonntaa ein 7 Jahre alter Knabe zu Boden und zog sich einen komplizierten Bruch des linken Ellenbogengelenkes zu. — Am Montag fiel im Hause Nr. 60 der Loutsenstraße ein 64 Jahre alter Handarbeiter infolge AuSgleitens auf den unteren Stufen der zu feiner Wohnung führenden Treppe zu Boden, wobei er eine Gehirnerschütterung erlitt, die am nächsten Tag« seinen Tod herbeisührte. — Am ersten Weihnachtsfeiertage wurden zwei Sckulknabcn dabei ertappt, als sie in die Abort anlagen eines Geschäfts ans der König Johann-Straße e«n- aestiegen waren und im Begriffe standen, von dort aus Luxusgegenstände von geringem Werte zu stehlen. —* Ten über l5 Jahre im Betriebe der Dresdner Straßen bahn stehenden Wagenführern Wurzel und Donath in Bühlau wurden von der Direktion ic eine Ehrenurkunde und eine goldene Uhr überreicht. —* Aus dem Bahnhofe Klotzsche ereignete sich heute früh gegen i/s7 Uhr während der Eintährt des Arnsdorf—Dresdner Vorortzuges ein bedauerlicher Unfall insofern, als der in Klotzsche wohnhafte, 42 Jahre alte Arbeiter Wendler bei dem Versuche, auf einen Wagen 4. Klasse des in mäßiger Gangart befindlichen Zuges auszusteigen, zu Falle kam und dabei sch w « r verletzt wurde. Man brachte den Verunglückten im Kranken- Hanse unter, wo er bald nach seiner Aufnahme verstarb. —* Landgericht. Ein WahlrrchtSdemoustrant hatte sich heute vormittag vor der 6. Strafkammer zu verantworten. Unter der Anklage des Aufruhrs. der Aufreizung und Beleidigung erschien der 1861 in Niederbobritzsch geborene, wegen Gewalttätigkeiten vor längerer Zeit einmal vorbestrafte Zimmermann Friedrich Hermann Wolf vor Gericht. Zur Verhandlung waren 8 Zeugen, darunter 4 Gendarmen, geladen. Der Angeklagte war Sonntag, den 3. Dezember, aus reiner „Neugier" von Neustadt nach Altstadt gekommen, um angeblich aber verstummten ihre Klagen, und zuletzt scheint sich ihrer erne überwiegende Zufriedenheit bemächtigt z» haben. Die Kauflust erwachte immer stärker, je näher das Weihnachtstest heranrückte, und schließlich brachte namentlich der „goldene Sonntag" wohl allen Ladeninhabern di« ersehnte goldene Ernte. Ucbel waren diesmal die Händler mit Wechnackstsbäumen daran. Im vorigen Jahre war der Vorrat bald erschöpft, und am Heiligen Abend «wurden für verkümmerte Eremplare, die noch übrig geblieben waren, sehr stattliche Preise erzielt. In diesem Jahre ist infolge dessen natürlich ine Zufuhr wieder bei weitem zu groß gewesen. Anfangs erzielten die Händler noch für einigermaßen stattliche Bäume 8 bis 4 Mark. Wer aber in diesem Jahre mit dem Einkauf wartete, konnte am letzten Tage für eine Mark schon einen schönen, hohen Baum erstehen, und schließlich sollen im ganzen 50 000 Weihnachtsbänme als ziemlich wertloses Brennholz in Groß-Berlin unverkauft geblieben sein. Die Händler machten denn auch recht trübselige Mienen zum bösen spiel, und nur wenige ließen sich den angeborenen Witz nicht verderben. So brachte ein Charlottenburger Händler die Lacher auf seine Seite, indem er an seinem Verkaufsttnnde zu guter Letzt ein Rielenplakat mit der Inschrift onidrachte: „Großer 'Ausverkauf von Weihnachts bäumen wegen Aufgabe des Geschäfts!" Nicht alle verstehen es. in, kritischen Laßen ihren Humor oder.auch nur ihren Gleichmut zu bewahren, selbst ausgetragene Berliner, die sich so leicht nicht verblüffen lassen und beim erst- maligen Anblick des Montblanc: versichern, daß Berlin auch eine „icheene Jejend" und der K'reuzberg ein höchst ansehnliches Jebirge ist, erbleichen vor innerer Angst, wenn sie am Heiligen Abend ihren Dienstboten etliche milde Welhnachtsgaben cnr- evbietig Vorbringen. Die Bes ch e ru n g B c r! i n e r Dienst mädchen wird von Jahr zu Jahr ein schwierigeres und un- tuuikbarerrs Geschäft, denn die Ansprüche dieser Holden cm den Geldbeutel ihrer sogenannten „Herrschaft" steigen nach- gerade ins Aschgraue. Selbst eine so gefestete uns selbstbewußte Persönlichkeit, wie der treffliche Berliner Schriftsteller Theodor Jontane. schrieb einmal um die Weihnachtszeit: „Vor zwei Dingen au-f dieser Welt graule ich mich: vor dem Blicke eines Oberkellners, der mit dem Trinkgeld unzufrieden ist, und vor d« Berliner Magd, wenn sie ihre Weihnachtsgeschenke beäugen- scheinigt." Hier setzte der Menschenkenner nicht erst hinzu: „und mit ihnen unzufrieden ist". Denn da» ist beinahe die Regel Dienstmädchen, die restlos mit dem, was ihnen ihre lwi« man diste weißen Sklaven noch immer euphe- nnmü aus dem Weihnachtstische gutgebaut hat, zufrieden sind, könnte man in einem Rciritätenkabinett als Sehenswürdig keiten ausstellen. Früher, und diese Zeit liegt erst wenige Jahr zehnte zurück, war die Sache noch verhältnismäßig einfach. Ta galt in Berlin ungefähr als Norm, daß ein Dienstmädchen zu Weih nachten an Geschenken und barem Gelbe etwa den Betrag des Mvnatslohnes zu erhallen habe. Damals waren die Löhne noch bescheiden, 30 Taler Jahreslohn galt als gute Durchschnitts- bezcchlung, und wenn man zu Weihnachten 3 bis 4 Taler opferte, konnte man immerhin auf ein liebliches Lächeln seiner .Küchensee rechnen. Heute sind die Löhne auf mehr als das Doppelte ge stiegen, aber die Weihnachlsansvrüche der Holden ins Ange messene. Es gibt hierfür überhaupt keine annähernd gültige Norm mehr, und jede Hausfrau muß sich, so gut oder schlecht es gehen will, persönlich mit ihrem Küchendrachen abzufinden suchen. Es gibt Fatalisten, die sich in der Erwägung, daß alle schätze Indiens ihre Minna oder Laura doch nicht an diesem kritischen Tage zusriedenstellen könnten, mit einer Mindest leistung begnügen und das, was sie dadurch erspart haben, als Schmerzensgeld für die Follergucuen betrachten, die ihnen ihre schwerenttäuschle Minna oder Laura biS zu ihrem Abgänge reich lich bereiten. Ernstlich gesprochen, erhält gegenwättia in einem besseren Berliner Haushalt «in Mädchen, das 20 Mr. Monats lohn bezieht, mindestens für den Gesamtbetrag von 50 Mk. Weihnachtsgeschenke. Wer klug ist und sich zeden unnötigen Aeroer ersparen will, gibt neben der unvermeidlichen „bunten Schussel", die auch von Jahr zu Jahr bunter und wertvoller geworden ist, nur noch bares Geld, da es erfahrungsgemäß beinahe für einen Ehemann leichter ist. den Geschmack der ihm seit vielen Jahren angetrauten Gattin bei seinen Geschenken zu treffen, als für eine noch so gewandte Hausfrau, mit ihren WeihnachtSgaben den Erwartungen ihrer Küchenfee zu ent- sprechen. Uebrigen» stellen die erwähnten 50 Mk. nur einen bescheidenen Durchschnitt dar. Man braucht nicht einmal nach Berlin 5V oder gar VVVV. dem feinsten Westen, zu wandern, um Familien zu finden, in denen langjährigen und einigermaßen tüchtigen Dienstboten weit mehr als der doppelte Betrag in bar und in sorgfältig auSgewählten Geschenken aufgebaut wird. Zum großen Teile haben ja die Berliner Hausfrauen durch ihr übertriebenes Entgegenkommen und dadurch, daß eS die eine der anderen zuvorzutun trachtet, an den unyeiiiiltch gesteigerten Ansprüchen ihrer Dienstboten selbst die Schuld. Dies« und ähnlich«, an sich wenig erfreulich« Erscheinungen hängen ja allerdings auch mit dem ständig wachsenden Wohl stand weiter Kreise der Berliner Bevölkerung zusammen. Die ehemalige Berliner Durstigkeit ist wie so manches andere mir noch ein Märchen aus alten Zeiten und von der besseren Gegenwart längst Lügen gestraft. Man hat in Berlin vielfach große Einnahmen und gibt demnach auch mit leichterer Hand als ebedem das Geld aus. Wie sehr der Berliner Wohlstand zugenommen hat, zeigt allein die Tatsache, daß im letzten städti schen Rechnungsiahre die deutsche Reichshauvtstadt znm ersten Male über hundert Millionen Steuern ausgebracht hat, davon allein fast 69 Millionen nur an Gemeindesteuern. Das ist ein als einer Million Mark jährlich zu versteuern. Es ist dies nur ein volles Dutzend. Doch muß man auch hierbei wieder ge bührend berücksichtigen, daß gerade die reichsten „Berliner" nicht in Berlin wobnen und steuern, sondern in Charlottenburg. in der Kolonie Grunewold und einem anderen westlichen Vollste. Einzelne Berliner Millionäre sind auch durch die Lage ihrer großen Fabrikbetriebe genötigt, in einem der ärmeren nördlichen oder östlichen Vorort« zu wohnen, wo sie natürlich als besonders sette Bissen von den kommunalen Behörden sehr geschätzt werden. Das Weihnachlssest ist vorbei, nun rüstet sich di« festirohe Reichshauptstadt. Silv«st«r und Neujahr zu feiern. Man trifft däzu bereits die umfassendsten Vorbereitungen, »eben de» Gastwirten aller Art, die tu der Silvesternacht ihr« Haupt- ernte halten, tlomentlich auch die Polizei. Denn da Suvester diesmal auf einen Sonntag fällt und die Berliner 'Nächte vom Sonntag zu Montag ohnehin sehr geräuschvoll zu verlaufen pflegen, so muß man sich diesmal auf einen Lxtraradau gefaßt machen. Hoffentlich wird die Sacks« glimpflich abgeh en. Denn di« Polizei durfte Heuer, durch gewisse Straßendemonstrationen von vornherein nervös aeinao,'. weniger Spaß verstehen, al» in früheren Jahren, und manchen harmlosen Silvesterulr mit etwas kräftigeren Mitteln als sonst anvackeu. Im allgemeine» hat ja allerdings die Berliner Silvesternacht von ihren eh«, maligen Schrecken und Ausschreitungen viel «ingebüßt, obwohl sie dem. der ste noch nicht zuvor mitaemacht Hai. immer »och an häßlichen Roheiten und Geschmacklosigkeiten genug bietet, um ihm den Genuß an Berliner Neujahrsnachtfreudeo auf »sge bmauS zu vergällen. ^
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