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Die Fettwaaren. 7 wird, als fein phyfiologifchcs Aequivalent an Wachs, fucht der rationelle Bienen züchter den Waben ihren Honig zu entziehen, ohne ihre Form zu zerftören, um fie den Bienen zur neuen Füllung darzubieten, und hängt fogar künftlich erzeugte dünne Wachsblätter mit Zellenanfängen in die Bienenwohnungen ein. Unter diefen Verhältniflen mufs die Menge des gewonnenen Wachfes ein Minimum fein. Die rohen Wachsforten find meiftens grünlich, gelblich, bräunlich bis dunkel braun gefärbt, umfo dunkler, je älter die Waben waren, aus denen fie gewonnen wurden. Zur Bleichung wendet man feiten chemifche Mittel (Weinfäure, verdünnte Schwefelfäure, Chlorgas oder Chlorkalk) an, da das fo erzeugte Wachs, das walir- fcheinlich Chlor in die Zufammenfetzung aufnimmt, fchlecht brennt, fondern benützt die uralte Bleichmethode durch Luft und Sonnenlicht. Die Wachsbleicher,ich nenne Mafotti, Altmann jun. und F. Dollinger in Wien, Fifcher in Biftritz, Montalard in Lyon u. A.,ftellten meiftens rohes und gebleichtes Wachs in der Form feiner, gekräufelter Spähne aus, was eben die fogenannte Naturbleiche charakterifiren foll. Es wäre freilich leicht, durch nachträgliches Bändern eines chemifch gebleichten Wachfes eine Täufchung hervorzurufen. Profeffor Cavaliere Zinn o aus Neapel Hellte eine Probe gebleichten Wachfes aus, bei der er angab, fie fei ohne Chlor und chlorige Säure gebleicht. Wahrfcheinlich liegt hierin die Andeutung, dafs es fich um eine andere chemifche Bleichmethode, vielleicht mit übermanganfaurem oder chromfaurem Kali handelt. Dem Bienenwachs am nächften fteht das Pflanzenwachs, Myricawachs vom Cap der guten Hoffnung, chinefifches Wachs, Carnauba und Ocubawachs von Bra- filien , und find diefe Wachsforten auf den Ausfüllungen diefer Länder vertreten. Solche wachsartige Ueberzüge auf Früchten und Blüthen kommen auch bei uns in minimalen Mengen auf vielen Pflanzen vor , ich erinnere nur an den Hauch der Pflaumen, und die tropifchen Pflanzen, welche zur Gewinnung der genannten Wachsforten dienen, charakterifiren fich eben nur durch das maffenhafte Auftreten des Wachsüberzuges. Die Pflanzenwachfe, an und für fich fchon ziemlich hell gefärbt, werden doch noch einem Bleichproceffe unterworfen und kamen auch hievon Proben zur Ausftellung. Als dritter mächtiger Concurrent des Bienenwachfes ift endlich in neuefter Zeit das Erdwachs oder der Ozokerit aufgetreten, was für uns umfo mehr Intereffe hat, als diefes Produft faft ausfchliefslich Oefterreich angehört. Das Erdwachs kommt bekanntlich in Galizien am Nordrande der Karpathen zu Drohobycz und Boryflaw nefterweife im Salzthon vor und wird theils durch Tagebau, theils durch unterirdifchen Betrieb gewonnen. Sein Vorkommen hängt ficher einerfeits mit dem des Petroleums, anderfeits mit dem des Salzes zufammen. In der fehr grofsartigen Ausftellung der galizifchen Erdöl- und Erdwachs - Intereffenten *) lag dasfelbe im rohen Zuftande mit Einfchliiffen von faferigem Gyps und hellen, farblofen Steinfalz - Kryftallen, ' ebenfo aber auch in dem Zuftande vor, wie man es nach dem Schmelzen und Abfchöpfen von den erdigen Beftandtheilen durch Eingiefsen in fchwach konifche Foimen erhält. Dabei ift die dunklere Farbe, die fich leicht durch das Austreiben der Luft erklärt, die ftarke Zufammenziehung beim Erkalten, die fich durch das Ein finken der Oberfläche zeigt, endlich der dem rohen Bienenwachfe fehr ähnliche Bruch zu bemerken. Aus diefem dunkelbraunen, faft fchwarzen Material wurden fchon frühzeitig in Galizien Kerzen gefertigt, die trotz ihrer unfehönen Farbe mit gutem Lichte brannten. Als nun die Gewinnung gröfseie Dimenfionen annahm, gerieth man zuerft auf den Abweg, das Erdwachs als ein Rohmaterial zur Paraffinerzeugung zu verwenden. Wenn man es dei zerftorenden Deftillation unterwirft, erhält man in der That ein Deftillat, das neben Photogen und Solaröl reichliche Mengen eines fchwer fchmelzbaien *) Die Ausfteller Hochftetter in Wien, Dingler in Mährifch-Oftrau ftellten, wie es fchien das Erdwachs nur als Rohmaterial ihrer Fabrication aus. Auch aus Rumänien (Geor- gescu Petrache u. A.) und Transkaukafien (Gebrüder Siemens) lagen Erdwachs-Proben vor.