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Dresdner Nachrichten : 28.02.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-02-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188602281
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18860228
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18860228
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Unvollständig: S. 21-22 fehlen.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-02
- Tag 1886-02-28
-
Monat
1886-02
-
Jahr
1886
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 28.02.1886
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einer Versammlung hon Tlubbmännern de» Unterhau'eo. welcher Ml« «ister raaffe in der Krieg»« au vriwodnle. beschloß man. vle Buvgetbebatte er« nach ven Ofterlerien. welche vom 2<». März bi» L. <lprll prolektirt sind, zu beginne» unb blö ba- bin, die übrigen Vorlagen ausgenommen, da» Gesetz über die Milltärtaie zu erlevtge». Die Lanvtago- sesiion ist späteste»» E»be Mai, die Delegativnssel- slon lm Htebst tn Si»S« sicht aenommen. — Die „Polit. Evrrespondenz"dc- richtct auSKonstantinopel: Eondouriotto bestätigte den Emptang tel zwei türtischen Memoranden, welche derselbe »einer Negieiungzur^eurtbeilung unter breitete E ontouriotis bestimmte keinen Zeitpunkt zum Wlcberzusaminentritt der türkisch-griechischen Kommission. Petersburg, 27. Februar. Die hier seit I«N»WWS. Tageblatt für Wokitik, Unterhaltung, Geschäftsverkehr. Sörsenbericht, ^remdenlistt. Mitrebacteur: vr. L»II Druck und S Für daö Feuill.: laentbum der Herausgeber: iu Lre»de«. Lvppvl L 6o., »It Laftlosii-Strusss 14, verantwort!. Redacteur: HvQrrtol» in Dresden Vle Schlvciz, nexvnUkor der ftirorergasso. ^n- und Verkauf nUor 8tLLlspspIsro, pfLnftdriofs, /heilen sto. ^usraliluns; ullsr Loupoas. vneutMltllcrllö Lonirols der Verloosung aller äVsrtt» Papiere. -KUes auoti nuk brieftiolitzm äVegv. llomiviletells für Nselissl. mevreren Taaer «Buch» Vera Eassuftttck soll nach der ruft ..PeterSb. Ztg." hier in der Wohnung «»er Freundin ergriffen worben sei». Belgrad. 27. Febr. Der serbische Unterhändler Marie, begleitet von dem Ingenieur Vichetetschka. kehe» morgen nach Wie» zurück. Rom 27. Februar. Im heutigen Eviiiino- rium überreichte der Pavn de» Kardinalen: Fürnen- bcrg, Ferreira, Megita. Eailani und Sauguignt den Eattinaiohut unb er nannte 15 Biichöie tür Italien, >9 i» partibus, 8 sür Frankreich, 1 für L iür Amerika und :» iür »7ester- relch, übergab sodann den erwähnlen Carei- nalen de» Eardinalsriug und verlieb den,eiben ihre Earbinalßlitel. Siach der Jiivcstnr »aut der Empfang der (Lartinale i» einer Privat« audienz statt. Witterungsaussichten: Unbeständig, noch etwas windig, wenig über Null. AktSÜkll« 28. Neueste Telegramme »er..Dresvuer Nachrichten." Berli n. 27. Februar. Reichstag. Auf die Inter pellation Bernutd'S. betreuend die Borlegung bco Gcsetzeiftwuriö über die Regelung der Ansprüche der Hinterbliebene» vonRcichö- bcamten. erklärt Staatssekretär Scholz, cö »ei ein neuer Gesetz entwurf auSgcarbeitct, der zunächst sich aus die Angehörigen bcö Heeres und der Marine nicht beziehe, von den übrigen Ressorts aber »ciriekigt ausgenommen wurde. Ein Entwuri der Einzel- »laaten liege vor und werde dem Reichstage zur Begutachtung im Lame der Session zugehcn. Aus die Interpellation Stumin'ö, betreftenv die AlterovcrsorgungS-Invalldenkassen sür Fabrikarbeiter, erwiederte Minister Hoimann. er gedenke, arbettsunsäbig gewor bene Arbeiter nicht der Armenpflege anheim »allen zu lasse», sondern durch die Gesetzgebung sür dieselben zu sorgen. Die Durchlübrung aber sei schwierig. Die Relchsrrgierung habe unter Darlegung der HauptgcsichlSpunkte die Aeufferungc» der Einzel- rcgicrungen nachgclucht, von den grösseren Etnzclstaaten ichlten dieselbe» noch und deshalb sei eS letzt nicht möglich, ein zusam menhängendes Bild der verschiedenen Anschauungen geben zu könne», auch nicht möglich, der gegenwärtigen Reichötagoscislon eine dahingehende Borlage zu bringen. Berlin. 27. Februar. Die deutsche Reichöpartei beschloss zu dem Antrag Hänel, betreffend dle Boriegung des offiziellen Berichts über den Untergang dcö „Grosser Kurfürst", Uebergang zur einiachen ragcsordnung zu beantragen. Berlin. 27. Februar. Wie die „Post" hört, sei letzt de finitiv beschlossen, das» Fürst Hohenlohe zunächst tür dle nächsten sechs Monate die Geschäfte eines Staatssekretärs des Auswärtige» übernehmen werde. Dresden, 28. Februar. - Nachdem eS während der letzten Tage bei wesentlich er niedrigter Temperatur i» der Provinz wiederholt geschneit hat, in in vorvergangciier Nacht und gestern auch im Dresdner Eidthal etwas Schnee gefallen. — Die dieöiährige M u st erung findet nunmehr statt: den 20. und 2 l. März in Tharandt, den t., 2., 2. April l» Döhle», den 5. daselbst Lovsung; den «!., 7. April in Radeberg, den 8., io., 12. bis mit 17. In Dresden, den 20. ebendas Loosung. Den 21. April beginnt die Musterung sür den Stadtbez. Dresden. - In den Sälen der Flora verricht kür die mit heute be- ginuende Ausstellung keS Vereins zur Beförderung berGe- > lügel u >» v Ka »iuche»»- Zucht ein regeS Leben. Schönes Geflügel wird als Post- und Babniracbt auögcpackt lind sich die vom Transport gedrückten Federn putzend, zeige» sich die Tauben» värck'en nun stolz den Beschauern. Die Ausstellung t» insolccn praktisch, als gerade letzt die Leg-, Brüt- und Brutzeit begonnen hat und dte rvtere somit den Besuchern in ihrer Gvllrutwickelung gezeigt weiden. — Bei der gestern stattgefundenen Prämiirung In der Geflügel, und Kauiuchen-AuSstellung <Ottra-AUee im Garte» der Flora) wurden kür Hühner. Gänse und Enten 10 erste, 15 zweite Prelle und ein Ebrendlplom des landwirthschaitliche» KrelövereinS zu Dresden für ralwnelle Zucht, sür Tauben iü erste und 20 zweite Preise, tür Kaninchen ein erster. 5 zweite Preise und ei» Diplom des landwlrthichaststchen Kreisvereins tür rationelle Zucht, iür Geräthschattc» ein erster und 2 zweite Preise Lurch die Preisrichter zur Berthcilung gebracht. Welcher B u n k» checkIgkeit des M ünzensvsteINö durch die neue Münzgelctzgebung des Deutsche» Reichs ein Ende gemacht worden, ist aus der dein Reichstage vom Reichskanzler vorgclcgten Denkscbrist über bicAuöiübrung der Münzgesctzgebung zu erleben. Da gab es zunächst an Landcöstlbermünzcn in Deutschland Tbaler undzwarZwclthaicrstücke.Tvalerauö denJahrcn 1750- 1818, auö den Jahren 1817-1822, aus den Jahre» 1822 bis 1d5«> und von 1857 ab; ferner an Münzen der Thalcrwäbr- u»g '/2, >/:», '/4, '/k>, '/», ff», ffik>, st»», ffnn Thalcrstücke; kcrner st, Thalcrstücke Anöbach-Bayrcutber Gepräges, ff,s Tbalcr- slücke hannöverscheii und braunschweiglich-lüncblligischcn Geprä ges. sowie an im Wertste herabgesetzien Stücken und zwar st» Thalerstücke <zu 8 Sgr.s, st Thalerstücke <zu 2 Sgr.s; an Mün zen der süddeutschen Guldenwährung 2 Guldenstücke, 1 Gulden- »tucke, '/, Guldenstücke. 2l) Krcuzcrstücke, >5. 6. 2 und 1 Kreuzcr- stückc; ierner badische IO«) und 1» Kreuzerstücke. Kronenthalcr, ConvenllonSmünzcn des 2» Guldenlußeü; an Stlbermünzen kur- sürttllch unr königlich sächsischen Gepräges '/6, '/>«, ffn,, >/-4, st»». '/4« Thalerstücke. Achtpiennlger. Dreier, Einptennlger; an Lilbcr- inüinen schieöwlg-hoistelnlschen Geprägeö st>, ^/». '/», '/», st>^, >/-4 SpeclcStvaler. Zweisechöllngstücke; an ältere» Stlbermünzen han- növersaen Geprägeö uaffeneindrittel- und Zweivlittelitücke; an Münzen mecklenburgischer Währung 2 und 1 Markstücke, 12, 8, 1. 2. 1. st4 Schillingstückt; an Münzen hamvurglicher Cou- rantwährung 2 und 1 Markstücke, 8. 4, 2, 1, st, und >/4 Schil- lingstücke; an Münzen lübeckstcher Währung 3, 2 unt 1 Mark stücke. 8, 4. 2 und t Lchilltnastücke. während an LandeSkuptcr» münzen eristlrlen in der Thalerwährung 4, 2. 2 und l Prennig- slücke, hessische 8. 0. 4 und 2 Heucrstücke. preutzisch.posensche 2 Kuptergrolchen »zu 8 preuff. Pfennigen» und > Kupsergroichen »zu 2 Pt.», «erncr kurtürstiich und königlich sächsische 5. 2, 2, Ist, unb t Piennigstücke, hannöversche 2 und 1 Pfennigstücke, in süd deutscher Währung 1, st, und st4 Krcuzcrstücke. tn nieckleiiburgi. ,ä cr Währung 5. 2. 2, 1'/, unb I Pfennigstücke. Gegenüber der Beielktgung einer !o iaiinncrvollen Zerrlssendeit aut dem Gebiete dcö MünzwesenS können eS nur sonderbare Schwärmer sein, welche st» noch nicht mit der neuen deutschen MünzgcsrMdung zu befreunden vermögen. - Das war eine sonderbare Boxstellung, die vorgestrige im Elrcuö Herzog! Nicht baff sie >n toren Produktionen mangelhait gewesen wäre. Im Gegenthell, Alles ging bcillant, die Reiterinnen. Re ter und Ghinnanlker entfalteten ihre vorzügliche Thät'gkelt mit einer hinreiffcnden Kühnheit. Aber - eö iehlte a» Musik! DieieS bclcvente Element, diese so nötdlge harmo nische Verschönerung der kühnen Künste muffte - wegen Borbe reitung au» den Bufftag wegsaitcn und selbst baS drollige Ge plauder der Elownö sollte schwelgen. Die lustigen Herren brach ten» zum Bedauern des PubllkumS auch über sich, blö aus Herrn Pool! Dieser witzige Kops, dessen prächtige Eiusälle unb an. geborene Komik gcwlff schon vollwichtigen Hypochondern ein Lachen anögepreht bat. konnte nicht schweigen; er witzelte tn drol liger. harmloser Weile über vle abwesende Kapelle, über die tlnn pon den Stallmeistern inevr'ach gewordenen Auftorkerunarn zum Schweigen u. s. w. Endlich erregte er mit einer satyrischcn Be merkung. dir den Nagel köstlich au> den Kops trat, einen gar nicht endenwollenden Sturm von Bestall. Fräul. Therese Stark ritt eben und zwar brluant; baS Publikum applaubirte aufferordent- lich, ba meinte Pool mit einer fidel verschmitzten Miene: „Na seh'n se — bei uns geht die Borstellung ohne Musik noch reckt gut. aber die armen Menschen heute im Hostbeater, - wie denen wohl der Lobengrin ohne Musik schmecken wird!" Wie gesagt — An Sturm von Zustimmung! Jedermann sühlt eben baS unbe greiflich Jnconscguent,. der diesbezüglichen Lage ter Dinge. Mannsseldt dar» seine ernste, würdige Musik nicht hören lasse» — aber im Hottheatcr ist Lohengrin; im Eircus darf man reiten, springen, tanzen aber die harmloseste Kunst, die Musik, muff schweigen; der BIctoria-Salo» <der doch auch »lchtü Ucblcreo bietet) muff ganz schlteffen, gleichzeitig darf aber >m Residenztheater eine komische Oper — natürlich mit Musik von Stapel lausen! — „Erkläret mir, i7eri»dur. diesen Zwic spalt der Natur!" Dem schlichten Berstande ist bas zu dunkel. Schliesslich sällt unö noch ein Bvdcnstebt'schcrBcrö ein, der viel leicht nicht gairz unpassend ist: „Alles dem gemeinen Verstände Unverständliche bat seinen Urguell im - Unverstand!" — Er liebte sie. sie liebte ihn. Ihre Eltern wufften nichts davon, sie ahnten nur. Neulich standen sie ln der HauS- thüre und plauderten; Liebenden geht nie der Eonveriationölloff auö. An der Hauöflur war eü kalt und daö Pärchen klapperte. Da schlug sie ihm vor, mit hinaus zu steigen ins Stübchen der Groffmutter. die auSgcgangcn sei und wohl nicht so bald wieder kommen werte. Gesagt, gethan. Dbcn wurde geinüthlich weiter geplaudert; ob sich ihre Lippen dabei mehr zu nahe gekommen, alö iust notbwendig, sei unerörtcrt. Plötzlich hört man aus dem Eorribor r ritte — die Groffmutter kommt! Indes, die Frauen sind schlau. wen» sich« um Herzensangelegenheiten und daraus resultirenden Verlegenheiten handelt. Schnell »ntcr'S Sopda! raunt sie dem Geliebte» zu. Der thut wie ihm gehciffen u»v daö Jungiräuicin steckt eine mög lichst unbciangene Miene aus. mit der eü aus der Stube oinausspazirt- Groffmutter. ahnungslos wie sie ist. macht sich's behaglich und sucht ihre Bärlatschen unter dem Sopha. Den einen findet sie, aber vergebens krabscht sic nach dem anderen; der liebende Jüngling hatte ihn mit hinlcrgelchobcn. Nun nimmi die alte Frau die Lampe und leucht-t untcrS Sopha. Entsetzen erlasst sie! Darunter liegt ei» iremder Kerl mit großem Barte. Diebe, Räuber, Mörder! schreit die Großmutter und alarmirt durch ihre Schrcckenoruie das ganze Haus. Alles läuft herbei, auch dte Eltern des Mädchens und dicscö selbst. Der junge Mann kriecht langsam hervor, ba« Mädchen lallt In Ohnmacht. Inzwischen kommt die Polizei, welche den vermeintliche» Dieb iettnlmmt und in Nummer Sicher unkerbringt. Im Verhör stellte sich der wahre Sachverhalt heraus und die Verwickelung löste sich. Der letzte Akt, die Verlobung, dürste sich recht bald genug vollziehen. — Mlt den buukeliarbigen Töchler» Indiens ist nicht zu spaßen, davon ward am Mittwoch »Abend aus der Waisenhauö- straffe ein Soldat recht empfindlich überzeugt. Alö nach der Borstellung Im Victoria-Salon Miß Betty BowS mi> ihrer Kolleg!» Nils, Dlma Mchubby aus dle Straffe traten, kamen einige, vielleicht angeheiterte Soldaten vorbei und einer umiaffte soiort ungenirt Miß Bowö und warb äußerst zudringlich. Alö die Inblcrin dies sab und ihre Freundin auischreie» hörte, gerielh sie soiort In solchen Zorn, taff sie den Mann von hinten »affte, sich iörmlich ln sein Genick verbiß und mit den Fäuste» einige kräitige Wirbel au» seinem Kopie schlug. Wenn das auch nich: als Muster weiblicher Sitte gelten kan», so ist doch eine solche unerschrockene Belhätigung der Freundichait »iituntcr recht gut. — Leipzig. 28. Februar. Aul Antrag der Kreiöhaupt- mannschaft hat daö Handelsgericht der GenosienichailSbuchbruckerei. welche nicht nach dem Reicho-Genoiienschaitsgesctz. sondern »ach dem Sächsischen Gesetz über die juristischen Personen eingetragen ist, die Rechte einer juristischen Perwn entzogen. Der Antrag war damit »loilvlet, taff die genannte Druckerei seit ihrer Be gründung bis heutigen Taaö sich vorzugsweise mil der Herstellung sozialdemokratischer Prefferzeugniffe belaßt habe. S'e wird bähe: wob> in Privathänbe übergeben. Auch die Bcrcinödruckcrel, eben- »astS eine Actiengesellichait, ist aus geschäftlichen Rücksichten zur Liquidation zu schreiten genöthlgt gewesen, soll aber setzt noch einen Käliicr gesunden haben. Die Armenanstalt, welche in den letztcnIahren mit einem fortdauerndenDefsiit gewiltbschaitei hat, weil die »Ansprüche an sic in viel höherem Maße gestiegen sind, als die ireiwliitgcn Beiträge der Bürgerschaft für sic» soll in diesem Jahre aus die Gcmcintevcrwaltung üvernommen werden. ES bleibt nichts übrig, alö von dem Prinzip der Freiwilligkeit abzugeben und aus eine 'Armensteuer zuzukomme». Staunens wertst ist freilich vielfach die Geringfügigkeit dessen, waS notorisch wovihabcnde Leute als ihren freiwilligen Beitrag tür die Armen- anstalt zeithcr gezeichnet haben. Die Armcnsteuer wird Biele ganz anders treffen. - Die Iuristenlacullät leiert nächsten Sonn tag l» der Aula der Universität daö Gedächtnis, tbreS im vorigen Monat Hingeschiedenen Ordinarius, deö Geh. R. Wächter, und Tags darnach die Poliklinik ihr 50iährigcS Bestehen durch eine Festrede dcö Proi. Benno Schmidt. - Aus einer Vergleichung der Jahresberichte der beiden Vereine, weiche nach Unterdrückung des „ArbeilcrviidungövcrcinS" zur „Ausfüllung der entstandenen Lücke" gegründet worden, dcS „BolksvcreinS" unb dcö „Fortbil. dungSvereinö sür Arbeiter" geht hervor, daß beide Vereine in den Unlerrichtszwelgcn vollständig »usaminenircffcn, daß der BolkS- verein zwar viel mepr Mitglieder zählt tdurchichnittttch 807>,^>Iö der Fortbildun«Soerein »222». auch viel höhere Einnahmen crAelt bat (l2,r>«)4 M.» alö dieser 122R) M.). aber sich auch der Unter stützung de: Bürgerschaft mlt baarenBeiträge» süber l l.OllN» und vieler Proicsioren mit povulär-wissenschaitüchen Vorträgen erireut. während der Vo köverein Allcö aus eigener Kraft geleistet hat, und wie viel er auch bei hervorragenden Männern aller Parteien um einen Vortrag angeklovft hat, ohne Unterstützung gelassen worden ist und es dennoch ebcn'allS bis zu 22 belehrenden Vor trägen gebracht hat. An der Seihe dcö Boltövcrclnö steht der ProiefforWach, an der deSFortbilbuiigSvercinv berRechtcanwalt Freyiag. Man hat deöba b den letzteren Verein a!S einen „Pro paganda-Herd der Sozialisten" verdächtigen wollen, aber nicht einmal bei der Kreidhauptmannschait damit Anklang gesunden. Frcytag versiehe« in seinem Jahresbericht, daß der Verein einzig und allein eine Bildungsstätte tür Arbeiter aui „neutralem" Boden sein wolle und nickst bloö nach einem Statut, sondern auch ln ter Tbat und Wahrheit die Verfolgung ..politischer unb religiöser Zwecke irgend welcher Art" unbedingt auvschlleffe. — DleFrechbeit derBcttler grenzt doch bald ans Unglaubliche. Kommt am vorigen Mittwoch tn Lichtenberg bei Radcberg ein solcher in einen Bauerhof und „spricht daselbst an"; als er irdoch nichts empfängt, spricht er ganz einfach, daS schadete nichts, er würde seiner dcö Bauern - wegen nicht verhungern, da siele er eben Leute aus der Straffe an und ibn den Bauer ^ werbe er mit Feuer strafen, ba werde eö schon Herberge. Esten u. s. w. gebe». Bei einem Häusler desselben Dorfes, wo er ebenfalls resultatloö gebettelt, bat er einige Fenster clngewor'en unb ist wobi da'ür mit einer gehörigen Tracist Prügel belohnt worbe», denn nunmehr liegt er, wenn eö nicht Simulation ist, in Lichtenberg krank darnieder. Warum der bctr. Bauer, dem dock, sebensailö Knechte re. zur Versügung stehen, diesen ge meingefährlichen rohen Menschen nicht zur Arretur gebracht, ist uncrsinvlich. — In Oybin bei Zittau erhängte sich dieser Tage der Gartenbesitzer und Maurer Wilhelm Zeißig, nicht Lieblg, »vle ursprünglich berichtet ward. — Ans Zwickau wirb gemeldet, daß am 25. dö. Abends die verchcl. Häniel in Löffniv ermordet worden ist. Der Ehemann der Ermordeten soll cingczogcn worden sein. — In Werinödvrs erhing sich am 28. doi früh eine >» de» 2i>cr Jahren sichende ledige Frauensperson infolge Hon Geistesstörung. - In der Nacht zum 28. ds. entstand in einem der Gebäude der chemischen Fabrik von I. E. Devricnt zu Zwickau Feuer, welches zum Glück noch rechtzeitig unterdrückt wurde, che ev eine» naben Nicdcrlagöraum erfaßt hatte, in dem größere Quantitätcu Spiritus lagerten. — Amtsgericht«Vorsitzender HerrAmtbrickster vr. Thvtt«. Man wird eö sehr begreiflich finden, daß der Vater einer iungen. Im hciralhöiählgen Alter stehenden Dame vo» matclloicm Ruie, sobald idm Gerüchte bekannt werden, welche die Tugendhaftigkeit und Unschuld seiner Tochter tn Frage zu stellen geeignet sind, aui energische Weise vorgebt, um den Urheber dcS Gerüchtes zur Rechenschaft zu ziehen. Im vorliegenden Falle lag ein Stiaian- trag vor, wonach eine Frau vcrebel. Thiemlg in Bezug aus die einige Zeit von zu Hause abwcicnb gewesene Tochter es Klägers Hermann Harz geäußert haben soll, die selbe habe sich von zu Hause entfernt, um ihre Nieder kunft abzuwartcn und habe fern vom elterlichen Haule außerehelich geboren. Wie jedoch auö der Bcweioaumahme her- ^ erging, war der Inhalt des schließlich von einem jungen Mann der Stiefschwester deö Fräulein Harz colportirtcn Gerüchtes ein ganz harmloser, und wesentlich von dem incrimirten Wortlaut verschieden, wenn auch die in der Sache vernommene» Zeugen zugaben, daß die In der Tbat gefallenenAeußerungc» dem Sinne nach mit dem Inhalte ter Anklageschrift in Einklang gebracht werben könnten. Da war denn unter Anderem davon gesprochen worden, baff Fräulein H. ein Verhältnis) mit einem Ver walter gehabt und dann 2/4 Jahre iortgewesen fei, recht leidend auüsebe, man wisse nicht warum, unb war Alles >ui die angebliche unglückliche Liebe geschoben u. s. w. aber von einer direkten Aeuffcrung. wie sie der Klage zu Grunde lag, war nirgends die Rebe gewesen. Die verklagte Frau Thicmig stellte schon in der Voruntersuchung entschieden i» Abrede, sich >n Irgend einer zweideutigen Weise ausgesprochen zu baden. Her» Relerendar vr. Thüriner, der Vertreter des »Anklägers, wies um die Gründe bin, die seiner Ueberzeugung nach, »venu auch i» etwas anderer, aber keineswegs mikzuverstehender Form den In halt der Anklage bestätigten und beantragte, ba sonach mit der Ebre eines völlig unbescholtenen Mädchen» tu» heiratböiäbigeu Alter in frivolster Weise gespielt »vorbei» sei, Zuerkennung einer Geiängnißstrase. Ganz entgegengesetzter Ansicht war der Vetthcidiaer der Privatangcklagten, Herr Rechtsanwalt Richard Schanz. Der Herr Redner anerkannte die Geiahte eines .'-aterS, dessen Kind an der Ehre beleivlgt »vorbei, sei, in vollem Umfange, »and aber lm vorliegenden Falle keinen Deut von der Anklage erwiesen und plaldirte daher sür die Freisprechung seiner Elicntii». Dle vortreffliche Vertheidigungösaat fiel aus eine» fruchtbaren Boten» den» bas Schöffengericht sprach Im Sinne der Ausführungen des Herrn Rechtsanwaltes die Privatangeklagte straf-unb kostenfrei, während dein Kläger die Kosten aufgebürbet wurden. Bertha verebei. Seiiert in Niedersedlitz äußerte A»- >ang Oktober zu zwei Nachbarinnen, die Frau Schlenkrich'«» sei kürzlich mit 15 Mk. Strafe belegt worden, »veil sie vor ihr. der Letiert, aus der Straffe auögespuckt habe. Da nun eine Be strafung der Frau Schlenkrich gar nicht ettolgt war. stellte deren Ehemann wegen verleumderischer Beleidigung Strafantrag und die Seiiert gab auch soiort zu. daß sie die Unwahrheit wenig stens insofern, als sie von einer Bestrafung gesprochen, gesagt habe. Freilich hatte die Privatangeklagtc sich schon etwas hart näckig gezeigt, alö sie vor Kurzein bei dem Friedensrichter ver weigerte. gegen Zurücknahme dcd Strafantrags seitens Sctstentrich'ü eine Ehrenerklärung re. zu geben. Der Herr Vorsitzende schlug im Verhandlungstermin abermals einen Vergleich vor. die Frau Seiiert besann sich aber sehr lange, und alö sie schließlich ihr mitanwcscndeö Männchen mit den Worten: „diu, woll'mer uns denn vergleichen?" trug, war es bereits zu spät. Der Vertreter des Klägers, Herr Reckstöanwalt Fränzel. beantragte eine inöq- iichst empfindliche Bestrafung der Seifert aui Grund von K 187 dcS R.-Str.-G.-B. und hiernach erkannte baS Schöffengericht unter Annahme mildernder Umstände aus 30 Mk. Gcldstrase ev. 6 Tage Halt und Zahlung her Kosten. - WitterungS-iveodaklituua am 27. Februar,Mitt. 12 U. Barometerstand n. Oöcar Bbkolt Mallstr. lv>: 753 Millimeter üei» gestern 2 Mm. gefallen). - In Aussicht: Winb. — Thermometrograrb n. Reaumur: 4 ° W. — Differenz v. gestern zu heiite 7"; - niedr. Temp. Nullp., - höchsie Temp. 7 W.— Die Kchloßtburmfabve zeigte West-Wind. Himmel: wolkig. —«IdbSV» in Dresden. 27.Febr.. Mitt.: 98 Gent, über0. Taae-aesLtchte. Oesterreich. In Salzburg brach lm dichtbevölkertsten Stadtviertel, in der Getreldcgasse beim Kaufmann Schwarzen- beraer, wieder ein Brand aus. der zwar infolge angestrengter Tdatigkeit her Feuerwehr auf daö HauS selbst beschränkt blieb, aber lcibcr fünf Menschenleben zum Opfer forderte. Ei» Post beamter mit Frau unb Kind fand iin Wohnzimmer seinen Tod; ei» Schuhmacher wurde auf der Treppe tödt gesunden; endlich verbrannte eine Köchin. Dle Aufregung über diese Katastrophe Ist eine uin so größere, alö auch in zwei Nachbarorten in der drackst voin 21. und 25. d. mehrere Bauernhäuser abbrannte». Frankreich. Paris, 26. Februar. Labische, Lariine, Du- camp sind zu Mitgliedern der Akademie gewählt »vorbei». — Aus RegicrungSkreiten wird bestätigt, daß der russische Bot schafter, Fürst Orloff, gestern die Schriftstücke überreicht bat, welche die Identität und die Schuld dcö verhafteten russischen Untcrtbanc» Hartmann darthun und daß der Justizininistcr vom Kabinet beauftragt worden ist, einen Bericht über die Frage zu erstatten. Rußland. KonferenzderRussischen Botschaf ter. Fürs» Orloff. der russische Botschafter in Paris, hatte am Dienstag eine längere Unterredung init dein Präsidenten dev französischen Republik, Herrn Grevy, wegen der Auslieferung des in Paris verhafteten und an» Moskauer Attentat angeblich dcrbciligten Hartmann, alias Mayer. Die Unterredung herlief ohne eine bestimmte Zusage Seiten dcS Herrn Grevy. Dies ist die Veranlassung, daß Fürst Orloff seine Abreise von Paris ver zögert hat und erst gegen Ende der Woche in Berlin eintrifft. Sämintliche russische Botschafter und Gesandten an europäischen Hösen haben Ordre erv-iiten, im Lause kurzer Zeit sich in Pe- ! tcröburg zun» Zwecke einer gemeinsamen Konferenz einzufinden. Petersburg. 28. Februar. Ein vom 24. datirter, heule ! veröffentlichter kaiserlicher Ukas an de» kiriglrenden Senat be- i s-igt: Fest entschlossen, den tn der letzten Zeit sich unauibörltck
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