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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 02.05.1909
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1909-05-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19090502019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1909050201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1909050201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-05
- Tag 1909-05-02
-
Monat
1909-05
-
Jahr
1909
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 02.05.1909
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— D«r Verein Dre»»ner Presse begeht beute die Feier seine» Sbjährigen Besteht»». E» war im Frühjahr 1884, al» sich unter Führung de» damaligen Hauptrebakteur» der »Dresdner Nachrichten", Dr. Emil Biere«, ver- schieden« Mitglieder der Dresdner Journalisten. und Schrtftstellerwelt zusammenfanden, um zur Wahrung ihrer Berufsinteressen sich zu einer Bereinigung zusammenzu. schließen. In den Borstand wurden gewählt die Herren Dr. Biere« <»DreSdner Nachrichten"), Dtttrich iMilitär- schriftfteller), Elm l»Dre»dn. An-."). Hesse sKvrrespondent des »Leipziger Tageblatt»"), v. Puttkamer lRedakteur der „Landwirtschaftlichen Zeitung"). Seemann sKunstschrift- steiler). Nur Herrn v. Puttkamer, dem jetzigen 1. Bor. sitzenden de» Verein», ist es vergönnt, an der heutigen Jubelfeier al- einzig Ueberlebender au» diesem Kreise teil,»nehmen. Wie eS in dem damaligen Bericht unseres Blatte- über die bedeutsame Neugründung hieß, »ent- behrte bi- dahin in Dresden auffälltgerwetse gerade der- jenige Stand, der auf die korporativen Bestrebungen aller anderen stet» und gern fördernd eingewirkt hat. derjenige der Journalisten, eine- gemeinsamen Mittelpunktes". Außer der Wahrnehmung der vielseitigen Interessen der BerufSschrtftsteller sollte die Unterstützung in Not gerate ner BerusSgenosseu einen Teil der Aufgaben des Vereins bilden. Im Hintergründe der Bestrebungen stand von An fang an die Altersversorgung. Nicht uninteressant ist auch, daß es in dem erwähnten Bericht über die konstituierende Versammlung de- Vereins ausdrücklich hieß: »Der Verein »Dresdner Presse" wird alle persönlichen Reibereien, die unter dem erregbaren und streitlustigen Bölkchen der Journalisten so leicht Vorkommen, hintanzuhalten wissen und dadurch einen Hauptzweck, die Hebung des ganzen Standes, mit erreichen helfen." Bereits im ersten Jahre seine» Bestehens stieg die Zahl der Vereinsmitgltedcr aus 80. von denen zurzeit noch 11 am Leben sind: die Herren Georg Burckhardt. früher an den »Dresdner Nachrichten", jetzt Chefredakteur des »Freibergcr Anzeiger", Schrift- steiler Otto Fischer. Schriftsteller Hauptmann a. D. Eugen Friese, Geh. Hosrat Prof. Dr. Cornelius Gurlttt, August Pvrteger» Redakteur des „Pirnaer Anzeiger", Schrift steller IeSco v. Puttkamer, Journalist Robert Reber, Bruno Scholze, Redakteur der »Dresdner Neuesten Nach, richten", König! Sächsischer Kommtssionsrat Hermann Thenius, ehemals Chefredakteur des »Dresdner Anzeiger", Journalist Emil Widemann und Dr. phil. Gotthard Winter, Chefredakteur des „Meißner Tageblatt". Wenn man heute, nach einem Bicrtcljahrhundert gewaltig ster Fortentwicklung der Presse. auf das Werk zurückblickt, dessen Bau damals unter den gekenn zeichneten Absichten und Hossnungen gegründet wurde, so wird man trotz mancher Ungelegenheiten und Fahrlichkeiten, denen der Verein ausgeictzt gewesen ist. nicht mit der Anerkennung zurückhaltcn können, daß in der Hauptsache das, was die Gründer gewollt, erreicht worden ist. Der Verein „Dresdner Presse" hat sich im Laufe der Jahre zu einem unendlich segensreichen Institut nicht nur für in Not geratene Bcrufs- ge nossen, sondern vor allem auch sttr die Hinter bliebenen der Mitglieder erwiesen. Wer da weiß, baß der Tagcsschriststellcr, dessen Nerven und Arbeitskraft meist weit rascher und heftiger vom Kampfe des Tages zerrieben werden als es in anderen BcrusSständen der Fall ist, in vielen Fällen auf sich allein gestellt ist, daß nur wenige von ihnen dazu gelangen, für sich und die Ihrigen etwas znrück- zulegen, oder ihr Alter durch eine vertragsmäßig scstgclcgte Iahresrente gesichert zu sehen — wer alles dies weiß und aus Erfahrung kennt, -er wird zngeben. daß die, wenn auch bescheidene Rente, die der Verein seinen „alten Herren" zu gewähren in der Lage ist, wie auch die oft ganz beachtliche Summe, die beim Ableben eines langjährigen Mitgliedes dessen Hinterbliebenen erhalten. Tatsachen darsiellcn, die die Berechtigung, ja, die Notwendigkeit eines solchen Vereins fraglos erweisen. Seit der Begründung des „Vereins Dresdner Presse" hat der Zusammenschluß der Bcrnfs- stände in Deutschland bekanntlich eine ungeahnte Fortent wicklung genommen, und auch die Organisation der Presse hat sich außer in kleineren, lokal begrenzten Kreisen, in groben, über das ganze Reich sich erstreckenden Verbünden mächtig ausgewcitet. Die Standes- und Bcrufsinteresscn der Presse können heute bereits in weit einheitlicherer, nachdrücklicherer Weise wahrgenommcn werden als vor 25 Jahren, und auch der Gedanke gegenseitiger Hilfe und materieller Sicherstellung des einzelnen hat in verschiede nen, segensreich wirkenden Instituten zu weiteren greif baren Erfolgen geführt. Der „Verein Dresdner Presse" kann es jedenfalls als sein ureigenes Verdienst in Anspruch nehmen, alle Wege zu einem wirksamen Zusammenschluß und zur Hebung des Standes frühzeitig vvrgczeichnct und eingeschlagen und innerhalb der ihm lokal gesteckten Gren zen eine an Arbeit und Erfolgen reiche Wirksamkeit ent faltet zu haben. Es liegt in der Natur einer so vor der breitesten Oefsentlichkeit stehenden und sich sortcntwickcln- den Institution wie der Presse, daß die Organisation der Ihr dienenden Glieder und deren Fördernna in anderer Weise sich vollziehen muß als in einem Berns, dessen Lebensäußerungen sich fern vom Markte des Tages abspielen. Jeder Schritt einer Prcssevcreini- gung muß von vornherein anders registriert, anders beurteilt werden: da die Zeitungen als Organe der Ocfscnt- lichkeit nach Lage der Dinge nun einmal gleichzeitig die Organe der Interessen der Pressemitglicdcr sind, ergibt sich ein gewisser, ebenso unabsichtlicher wie gar nicht zu umgehender Zusammenhang der beiderseitigen Interessen, der nur zu leicht mißverstanden werden kann. Auch der „Verein Dresdner Presse" hat im Laufe seiner Entwicklung mit mancherlei sich hieraus ergebenden Begleiterscheinun gen zu kämpfen gehabt, und wenn der Verein am heutigen Iubeltage mit Stolz ansührcn kann, daß er mit 69 Mit gliedern einen Stand erreicht hat wie nie zuvor, und daß er mit geringen Ausnahmen alle im Dienste der Tages schriftstellerei in Dresden arbeitenden Berussgenossen unter seinem Banner versammelt hat, so zeigt diese Tat sache. daß er alle Fährlichkcitcn mit Glück über wunden hat und daß seine Grundlagen fest und gesund sind. Die Anteilnahme der staatlichen und städtischen Behörden an den Bestrebungen des Vereins, die sich ebenso wie die der Dresdner Einwohnerschaft in ständig wachsendem Umfange bei jeder Gelegenheit in so schöner Weise bekundet, ist dem Verein ein weiterer Beweis, daß er sich ein richtiges Ziel gesteckt hat. Gewiß steht noch gar manches aus, che die Organisation der Presse, auch in unserem engeren Vater lande, die ihr gebührende B»dcutnng nach jeder Richtung hin erlangt. Aber vieles ist geschehen, vieles ist besser, ja, gut geworden im Lause der Jahre, und daran mitgcarbcitct zu haben, ist sicherlich nicht der geringste Teil festlicher Freude, die die heutige 26jährige Gründungsfeier des „Vereins Dresdner Presse" glück- und zukunftsvcrheißend überstrahlt. — Eine Abordnung des Bereins Dresdner Presse mit dem ersten Vorsitzenden Herrn Iesco v. Puttkamer an der Spitze, legte gestern auf dem Trtnitatisfricdhofe einen Lor beerkranz mit Schleife aus dem Grabe des Begründers und langjährigen Vorsitzenden deS Bereins, Herrn Stadt rats Dr. E. Bieren, nieder. — Der verband der sächsischen Hansbcsttzervercine ver öffentlicht zu den bevorstehenden La n d tag Swa h l en folgendes Programm: „1. S t e u e rs rag e n: Bei der in Aussicht stehenden Gemeindesteucrresorm darf den Haus- »nd Grundbesitzern einseitig keine Last auserlegt werden. Bei Feststellung von Steuergrundsützen ist den einzelnen Gemeinden weitgehendste Freiheit zu lassen. Die Staats- grundsteuer muß, da sie eine veraltete Sonderbelastnng ist. beseitigt werden. Sollte ihre völlige Beseitigung zurzeit unmöglich sein, so darf der Staat nur denjenigen Betrag erheben, den er zu seinen eigenen Ausgaben braucht. Bei einer etwaigen Ueberwersung der Staatsgrundsteuer an die Gemeinden ist dafür zu sorgen, daß die gesamte Ge- Melndegrundfteuer in gesetzlich sestzulegenden mäßige» Grenzen btecvt, keinessalls aber die heutige StaatSgrund- steuerhöhe übersteigt. Bet «enderung de» GtaatSeinkom. mensteuergesetzes müssen die den Hau», und Grundbesitz betrefsenden Härten und Unbilligkeiten beseitigt werden. Die Hausbesitzer verlangen z. V. Einführung der Abzugs- fähtgkeit einer Gebäude-Amortisation sowie der Kosten für Hypothekenbeschassung: Zulässigkeit der Abzngsfähigkeit aller dinglichen Steuern und Gebühren Die Doppel besteuerung des städtischen Grundbesitzes durch dingliche Kirchensteuern ist aufzuheben. 3. Eine umsassende Reform de» Gesetzes über die La n desbrandversicher u ng s- an stakt ist wünschenswert. Insbesondere verlangen die Hausbesitzer: Beteiligung der Versicherten an der Berival- tnng, Verbesserung des Klassisikationssystems zugunsten des massiven Wohnhauses. Ausdehnung der Versicherung aus alle direkt und indirekt durch Brand entstehende» Schä den, aus die Fundamente usw. 8. Die Bestimmungen des Baugesetzes von 1900 sind mit möglichster Schonung deS Baugewerbes sowohl als auch des bestehenden HauS- besitzes zu handhaben. Gutachten auf Grund des BaugesetzeS sind nicht von einzelnen Sachverständigen lBezirköärzten usw.), sondern von kollegial zusammengesetzten Ausschüssen abzugeben. 4. Unterstützung von Baugenossenschaf ten aus öffentlichen Mitteln darf nicht stattsindcn: auch ist zu verlangen, daß Baugenossenschaften nur insoweit Er leichterungen hinsichtlich der geltenden Baubestimmungen gewährt werden, als solche auch jeder Privatperson zugestan den werden. 5. Im Falle einer Resorm der Ersten Kammer muß auch dem Hausbesitzer eine besondere Bcr- tretuna gewährt werden." — Der Lntherverein zur Erhaltung der deutschen evan gelischen Schule« in Oesterreich lLandesverband Sachsen) erstattet seinen Jahresbericht. Die Mitgliederzahl des Ver bandes wuchs aul 4106. Die Zahl der Ortsgruppen in Sachsen stieg von 40 auf 45, da neue Ortsgruppen ent standen in Seel:tz b. Nochlitz, Bischofswerda, Reichen bach i. V.. Bautzen-Stadt. Zittau-Land und Nünchritz. Die Einnahmen des Landesverbandes betrugen 0247 Mk. Im Jahre 1M8 hat der Landesverband Sachsen eine ganz neue Gliederung erhalten. Während bisher die Orts gruppen von ganz Sachsen in direkter Beziehung zu dem in Dresden arbeitenden .Hauptvorstand sich befanden, bilden jetzt die Ortsgruppen jeder Kreishauptmannschast einen Kreisverband für sich, und erst dieser hat Beziehungen zum Hauptvorstand. Der Landesverband als solcher besitzt Rechtsfähigkeit, ebenso hat sie die Ortsgruppe Dresden er langt, und auch für andere Ortsgruppen bietet das keine Schwierigkeiten mehr. Tie nächste Hauptversamm lung, die in drei Jahren stattzufindcn hat, soll wieder in Dresden abgehaltc» werde». Aus der ersten Haupt- vcrsammluna am 24. Avril 1008 in Dresden wurde unter anderem die Herausgabe zwanglos erscheinender „Mit teilungen des Lutbcrvereins" beschlossen. Auch außerhalb Sachsens macht der Lntherverein Fortschritte. Diesmal ist da besonders Württemberg zu nennen, wo Herr Lehrer Moll in Stuttgart mit großem Eifer und Erfolg die Werbe trommel rührte. In der Provinz Sachsen bestehen fünf Ortsgruppen, in Bauer» sind sechs begründet worden, im Rheinland«: ist in Wickrathberg eine „Zentralstelle zur För derung der deutschen evangelischen Schulen in der Diaspora" mit zurzeit 18 Ortsgruppen bezw. Sammelstellcn errichtet worden. Eine große Sorge liegt dem Verein auf dem Herzen, die Sorge: „Woher nehmen wir in Zukunst Lehrer für die deutschen evangelischen Schulen Oesterreichs?" Einesteils müssen diese arbeitsreichen Armier an jenen Schulen, die in jeder Hinsicht so viel Idealismus fordern, besser besoldet werden, sonst fehlt der Nachwuchs, weil niemand für so viel Arbeit auch noch so viel Sorge ans sich nehmen will. Anderseits muß das Bestreben darauf gerichtet sein, rechte deutsch - evangelische Persönlichkeiten für unsere Schuicn zu gewinnen, Lehrer, die da wissen, was cs ist um deutsche Art und evangelische Denkweise. Da ist cs denn mit Freude zu begrüßen, daß i „ Eg er ein Schü 1 erhcim errichtet werden soll. Beides möchte dieses Heim gewähren: erstens bessere und doch billigere Unterkunft, als sie gewöhnlich geboten zst werden pflegt, und zweitens ein von wahrhaft deutschem und evange lischem Geiste erfülltes zweites Vaterhaus für evangelische Jünglinge. Ein großes Ziel, aber auch eine schwere Sorge, die der Lntherverein von Anfang an nach Kräften mit zu tragen versucht hat. Möchten ihm nur recht viele starke Schultern zu Hilfe kommen, die eine so segcnsvolle Last mit aus sich nehmen wollen, und die die segensreiche aber auch kostspielige Arbeit an der deutschen evangelischen Schule Oesterreichs fördern mit freundlichem Sinne und brüderlicher Hilfe' lVorsitzendcr der Ortsgruppe Dresden ist Herr Lehrer Hantusch, Drcsdcn-A., Silvermannstr. 3N.s — Das Dresdner Zirkus - Projekt. Dem Vernehmen nach hält Direktor Stosch-Sarrasani sein der Stadt gemachtes sehr günstiges Angebot, einen steinernen Zirkus auf seine Kosten zu erbauen, der sofort in Besitz der Stadt übergehen soll, aufrecht, trotzdem ein anderer Zirkus im nächsten Jahre auf dem von Sarrasani ge wünschten Platze an der Gerokstraße Vorstellungen zu geben gedenkt. — Die Handelskammer Dresden verlieh Anerken nungsurkunden folgenden seit 25 Jahren und länger bei der Firma Emil Staudigcl, hier, tätigen Angestellten: der Kassiererin Fräulein Lydia Glöckner, der Arbeiterin Frau Hedwig Hübner, der Arbeiterin Frau Emilie Richter, -cm Heizer und Klempner Herrn Robert Gäblcr und dem Gießer Herrn Friedrich M c d l a. — »Die Sozialdemokratie al» Agentin des Auslandes". Unter dieser Ueberschrift schreibt die ^Sächsische Industrie" in ihrer Nr. 14 vom 25. April 1009: „Wie die Sozialdemokratie die Geschäft« des Auslandes besorgt und dabei die Lebensinter- esscn der deutschen Arbeiter mit Füßen tritt, zeigt in geradezu klassischer Weise das Verhalten der „Chemnitzer bezw. Erz- gebirglschen Volksstimme" in der Angelegenheit der ameri kanischen Wirkwaren zolle. Bekanntlich ist der Export an Wirkwaren, der in dem Bezirk des amerikanischen Konsuls in Chemnitz im letzten Jahre 47 Millionen Mark betrug, da durch auss äußerste gefährdet, daß durch die amerikanische Payne Bill die Fälle auf Wirkwaren um 23 Prozent erhöht werden sollen. Die amerikanischen Hochschutzzöllner haben zum Beweis für die Notwendigkeit ihrer Zollerhöhungen die Behauptung auf gestellt, daß die Lohne in der deutschen Wirkwarenindustrie inner halb der letzten zehn Jahre erheblich zurückgeganaen seien, wäh rend die amerikanischen Löhne eine starke Entwicklung nach oben zeigten. Demgegenüber hat der Abgeordnete Dr. Stresemann im Reichstag bei der Beratung über den Etat des Auswärtigen Amtes darauf hingewiesen, daß nach den amtlichen Mitteilun gen der sächsischen Textil-Berufsgenosscnschaft die Durchschnitts löhn« der Arbeiter in der Wirkwarenindustrie in den letzten zehn Jahren um 29 Prozent gestiegen, die Behauptungen der amerikanischen Hochschutzzöllner somit also hinfällig seien. So viel man aus allerdings widerspruchsvollen Meldungen er sehen kann, scheint man in Amerika selbst einzusehen, daß man in dieser Beziehung zu weit gegangen ist und sich von irrigen Voraussetzungen hat leiten lassen. Da entsteht den amerika nischen Hochschutzzöllnern eine Hilfe in Gestalt des sozialdemo kratischen Blattes für den Chemnitzer Bezirk, das Dr. Strese mann in gehässigster Weise angreift, weil er. gestützt auf amt liche» Material, die den Sozialdemokraten allerdings unange nehme Tatsache des Steigens der Durchschnittslöhne in der Wirkerei-Industrie heroorgehoben hat. Da das genannte Blatt natürlich nicht in der Lage ist, die im Reichstage voraetragenen Ziffern zu entkräften, so stellt es in tendenziöser Weise, anstatt Stimmung machen, und es ist durchaus nicht unwahrscheinlich, daß die Notiz, die natürlich den amerikanischen Hochschutz zöllnern sehr aut in den Kram paßt, auf dem Wege des amerika nischen Kabels weitergegeben wird, um auf diese Weise die deutschen Bestrebungen auf Herabsetzung der Zölle zu durch kreuzen. Wenn durch derartige Maßnahmen der sozialdemokra tischen Presse tatsächlich die Geschäfte der amerikanischen Hoch- lchutzzöllner besorgt werde», und wenn wir unseren Export an Wirkwaren etwa verlieren sollten, so würde der Effekt natürlich darin bestehen, daß Zehntausende von Arbeitern und Arbeite rinnen im Chemnitzer Bezirk brotlos würden und daß durch das Ueberangebot von Arbeitskräfte» aus dem Arbeitsmarkte die Löhne auch in andere» industriellen Betrieben herabgedrückt würden. Diejenigen Arbeiter, die dann nichts mehr verdienen, können sich bei der sozialdemokratischen Hetzpresse sür diesen Er folg bedanken. Auch hier sieht man wieder, daß die Sozial demokratie zwar gern bereit ist, für die Interessen ausländischer Arbeiter und ausländischer Industrieller einzutreten, während sie sür die Lebcnsintcressen oes deutschen Arbeiters nicht das geringste Verständnis, vielleicht aber auch absichtlich nicht das beitern sollte aber eine derartige skrupellose Vertretung aus ländischer Interessen zeigen, wie es mit der wirklichen Förder ung der Arbeiter-Interessen seitens der sozialdemokratischen Partei und ihrer Presse bestellt ist." — Ans dem Südwcstasrikasonds des Deutschen Flottcn- vereino sind wieder an zwei hier wohnhafte Teilnehmer deS Feldzuges in Südwcslasrika größere Unterstützungen bewilligt worden. — Platzmusik auf dem Altmarkt. Heute mittag -^j12 Uhr spielt die Kapelle des 12. Feldartillerie-Regi- ments iObcrmusitmeister Raumj folgende Stücke: Gruß an Dresden, Marsch von Baum. Ouvertüre zur Oper „Das Nachtlager zu Granada" von Kreutzer. Ave Maria vv» Schubert. Sphinx, Balse de Genre von F. Popy. Fantasie aus C. M. v. Webers Oper „Euryanthe" von Ä. Schreiner. Frühlirlgsständcheu von Lacvmbe. Attaque de Cavallerie vv» C. Fricdemann. — Von der Erössnnna der Internationalen Photogra phische« Ansstclluna zu Dresden 1999 stellte die Photogra phische Handlung von Oskar Bohr, neben Cafö König, Aufnahmen in unsere» Redaktions-Schaukästen aus. welche vom Hosphvivgraphcn Louis Held, Weimar, ansgeilvinincil wurden. Die Bilder gelangten bereits gestern nachmittag !45 Uhr zum Aushang. — Der heutigen Nummer d. Bl. liegt sür Dresden- Neustadt ein Prospekt der Brauerei in Grttnbcrg bei Dresden bei. Aufwärtsbewegung stattgesunden hat, so ' ' ' ' - - - Zeit nur eine glaubt sie damit den Beweis erbringen zu könne»^ dch ^aben de» Abg. Dr. Stresemann fals' wären. Selbstverständ lich können derartige Versuche, wenn sie auch durch Vergleichung mit dem korrekten Material sck sdsm-ckum geführt werden, in tendenziöser Weise für die amerikanische Hochschutzzollbewegung Eine beachtenswerte Stimme über deutsche nnd englische Flottenpotitik. Ein A merika n e r hat sich von London aus über die Flvttenpviitik Teutjchlailds und Englands in folgender beachtenswerter Weise ausgelassen: Der deutsche Reichs lag hat wie ein Mann die Vorlage der Regierung ange nommen. So tvmml in Deutschland die öjsentiiche Mei nung zum Ausdruck, wenn das Verhallen der Regierung vom Auslände angegriffen wird. Das ist eine eindrucks volle Äeußerung von Würde nnd Stärke, die den Angst machern und Parteipolititern in England die Schamröte ins Gesicht treiben sollte. Man gewinnt die Meinung, als sei die Schaffung einer starke» deutschen Flotte wie eine überraschende Entdeckung über die englische Admiralität nnd das englische Volt gekommen, obwohl das Ziel des oeutschen Flvttenbaucö längst bekannt war, ebenso wie die Einrichtung zur Herstellung von Panzerplatten. Geschütz- lürme», schweren Geschützen, zum Kielstrecten und raschem Bau von Liinenichissen und Kreuzern. Kein Geheimnis hat über den Vorgängen aus den Kruppschen Werken in Essen, aus den Wersten in Kiel, Hamburg, Stettin und Bremen geschwebt. Mit der charakteristischen deutschen Äründtichteit wurden Vorbereitungen und Mittel ge schaffen zum Bau von Dreadnoughts und Invicibles. Die Vergröberungen der Lchisssbauwerslen nnd der schifss- banlcchnischcn Einrichtungen waren nur Teile eines offen verkündeten Planes, Deutschland zu einer starken See macht zu mache». Die kühle Ruhe und Selbstbeherrschung der Deutschen, die sich in der Kundgebung des Reichstags ivibcrspicgelten, sind geeignet, England zur Rückkehr zur Verrinnst zu veranlassen. Die Agitation zugunsten des Baues von zwei englischen sür jedes deutsche Schiss ist eine Beleidigung für die bestdiszipliniertc und mächtigste Flotte der Welt und unwürdig einer Nation mit einer ruhm reichen Marinegcschichte. Die Flottenrüstungcn selbst, die die sinanzieUcn Quellen der beiden am meisten svrtjchreiteliden Länder Europas erschöpfen, mögen einen friedlichen Zweck haben. Diese „Dreadnought-Flotten" sind aber so furchtbar mit ihrem weittragenden und konzen trierten Geschützsencr, daß selbst die Admiralitäten vor dem Gedanken an einen nach allen Mitteln der Kunst von einer erstklassigen Seemacht geführten Krieg erschaudern. Die englische Admiralität würde wahrscheinlich eine Gelegen heit, die deutsche Flotte heute zu vernichten, willkommen heißen, wenn sich üasür ein ausreichender Grund fände und es ohne Flecken auf dem Gewissen geschehen könnte. Sie wird aber in drei Jahren weniger Verlangen nach einem Konflikt tragen, wenn 13 oder mehr deutsche Dread noughts im Dienst sein werden. Die Vermehrung der Schlachtflotte auf der deutschen Seite der Nordsee wird zur Folge haben, daß sich in England die Neigung für einen großen Seekrieg von Jahr zu Jahr vermindern, und baß die Friedenswahrscheinlich keit desto sicherer sein wird, je mehr die Stärke der Dreadnoughts der beiden Nationen sich ausgleicht und je größer das in ihnen angelegte Kapital ist. Ohne Zweifel ist diese Art der Versicherung gegen Kriegs gefahr im Begriff, unerträglich hoch und erdrückend zu werde», aber die Nutzwirkung Leö Systems kann nicht, in Frage gestellt werde»! Taneßaeschichle. Kaiser Wilhelm und König Victor Emanucl. Wie die „Neue Preuß. Eorr." erfährt, ist als Ort der Begegnung zwischen Kaiser Wilhelm und König Victor Emanucl der italienisch)« Hafen Brindisi in Aussicht ge nommen. Ob Kaiser Wilhelm Messina besuchen wird, ist bis zur Stunde noch ungewiß. Reichskanzler Fürst Bernhard v. Bülo« vollendet morgen das 60. Lebensjahr. Er ist am 8. Mai 1849 zu Klcin-Flottbeck geboren. Die Verantwortlichkeit des Reichskanzlers. Die nationallibcralcn Abgeordneten Dr. Junck, Linck, Detto und Neuner haben in der VerfassungSkom- Mission des Reichstages folgende Anträge einge bracht: Einen Antrag betr. ein Gesetz zur Abänderung der Verfassung des Deutschen Reiches: Dem Artikel 17 der Ver fassung sollen danach folgende zwei Absätze hinzugefügt werden: Die Verantwortlichkeit deS Reichs kanzlers erstreckt sich auf die gesamte Regierungstätig keit des Kaisers. In einem besonderen Gesetz wird ge regelt, in welchem Umfange und in welchem Verfahren die Verantwortlichkeit des Reichskanzlers durch Anklage vor einem Staatsqerichtshos icltcnd gemacht werben kann. Sodann haben sie einen Antraa betr. den Staats» gerichtshof gestellt, in dem es u. a. heißt: „Der Reichs tag hat das Recht, den Reichskanzler durch Anklage vor dem Staatsgerichtshof für das Deutsche Reich zur Verant wortung zu ziehen, wenn durch seine Schuld ein Reichs- gcsetz verletzt oder die Sicherheit oder die Wohlfahrt des Reiche» schwer gefährdet worden ist. Zur Dresdner Nachrichten. . 1L1. Seite S. Sonntag. L. Mai LKVS
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