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8V. Jahrgang. O 26L. v«1«»»-Ge»Ur »l»rt«l>ötzrl, silr Drr«. d«> de« tö-Ilch >wkt. »»It,«rZntr»giu>,<-n 3»nn-u.M-nle»en mir rinmal) r.LOM.. durch auiwtrN», Annahme. llualand: Oeffer- rrich.U»garn ö,<i Ar, Schwei« «,6t Frl», ZtaUeu 717 Lira. — Nachdruck nur mit deutlich« Quell«« < «u^d« «-Dreadiur «aqr.-> pULffla. - Un- derlanat« Schrtllftllck- wrrd.ntchlauf» »wahrt. Freitag, 24. September IS16. Telegramm-Adresie: Nachrichten Dresden. Druck und Verlag von Liepsch 6c Rcichardt in Dres-en. ksauxtgeschäftssteNe: Nlarienstvafte 58/1.0. Sammelnummer für sämtliche Tclephonanschlüsse: 25 241. Nachtanschllcst: 2VV11. ««teigen-Preise ««nähme »an Lnkön- dimmjrn bi» u-chm. d Uhr. Soimtaa» nur Marienstrohe i>« »an N bi» >/,1 Uhr. Di« elnlpaUIge Zelle («twa « Silben» sa Ps, die -weiilXlltige Zeile aus Terlsciie 7k» Ps<. die zweispaltige Reklame- »ile l.ba M. — An- lUndigungc» in Lum mern nach So«»»- und Feiertagen erhöht« Anzeigen-Preise. — Aubwartige Auströge nur gegen Vcrau»- bezahlung. JedeiBclegbdlliloPt. dornpklssler beseitig I-iÜsMSkLUASN «nick s->0kNllSUl 80 IA. Versaust nach ausvärts. Löulsl. llolspoldstzv. Vresäen-L.. Ssorsentor. iLsicisnii-tus ölussn I UrsAer Ztrallc sicrstirianst- DUN llclegensieit ^ billi'A uncl xut rn staukcn. -KA ffMMe. !ciMi>M. WKM lUiiieilieWsölli. Herrn v rogs H»»WÄ«>I in c>o>„inn- und VcrlobungsgogensILndcn. Ws ff. ff. Wller. »s-Är kr v wie ZI UW»» - i-inim-i "««e rrssr Sie Terschiirsmg der Krisis aus dem Balkan. Bulgariens bewaffnete ReutralM. — Radoslawow über den bulgarisch-türkischen Vertrag. — Heftige Kiimpse au der Nwa mb am Sttzr. — Sie krsolglosigleit der italienischen Sssensive im vierten Kriegsmoaat. — Ne Lage in Petersburg. Sefterrekchlsch-migarischer Kriegsbericht. Wien, -lmtlich wirb verloiitbart den sä. Keptem, der ISIS: Ruffischer Kriegsschauplatz. An -er Front in Ostgalizieu verlies der Tag im -llqemeinen rnhig. Es fanden nur Kämpfe vorgeschobener Abteilungen statt. An der Ikwa und am Gtqr kam es an mehreren Stellen zu heftigen Mampfen. So wurden südöstlich von Nowo-Poczajew zwei russische Angriffe blntig jurütkgeschlogeu. Ein feindliches Ansanterie-Negiment» das nachts nahe der Ikwa-Müudung über de« Stqr vorgedrun- ge» war. mutzte »ach einem von nuferen Truppen durch? geführtem Gegenangriff unter großen Bcrlnsten auf das Ostitfer zurückgehen. Unsere bisher östlich Lnzk befindlichen Abteilungen wurden in die Stellungen am Weftvfer des Stur zurück- ae nommen. Italienischer Kriegsschauplatz. Im Tiroler Grenzraumc fanden mehrere kleinere Aämpfc statt. Angriffe schwächerer italienischer Abteilun gen im Tonale-Gedietc, dann nördlich und östlich von Con- dino. wurden abgewiefen. Die Hochflächen von Bielgerenth nnd Lafraun stehen wieder >urter dem Feuer der feindlichen schweren Artillerie. Unsere tapfere Besatzung des Monte Eostou, die diesen weit vor unseren Linien gelegenen Grenzberg monatelang gegen eine« der Zahl nach bedeutend überlege nen Gegner behauptet hatte, räumte heute zeitlich früh ihre nnn von mehr als zehnfacher Uebermacht angegrisfene nnd fast umschlossene Stellung. Die Artilleriekämpfc im Dolomiten-GeVietc Lauern mit grober Heftigkeit fort. An der KLrntner Front versuchte vorgestern abend 6ne Alpiui-Abteilnng am Monte Peralba durchznbrcchen, sie wurde mit Verlusten heruntergeworfe». Au der küftcnländische« Front beschränkt sich die Tätigkeit nnfcrer Trappe« auf Geschützfeuer «nb einige erfolgreiche Unternehmungen des Stellungskrieges. Heute läuft der vierte Monat des Krieges gegen Italien ab. Der Feind raffte sich in diesem Monat zu keiner Kampfhandlnn« groben Stiles ans, sonder« führte nur gegen einzelne -lbfchnitte Angriffe mit Kräften bis zur Stärke mehrerer Infanterie-Divisioueu. Alles vergebens: Unsere Front steht fester denn je! Südöstlich er Kriegsschauplatz. Seine wesentliche» Ereignisse. Der Stellvertreter des Chefs LeS GcneralftabS: s-S. T. ». Höfer. Feldmarschall-Leutnaut. Ne bewaffnete bulgarische RentralstSt. Die Mobilisierung, die Bulgarien jetzt vollzogen hat, zwingt ebenso wenig wie die gleiche, sofort bei Kriegsaus bruch vollzogene Maßnahme der Schweiz zn der Schluß folgerung, daß nunmehr ein kriegerisches Eingreifen dieser hervorragenden Balkanffsacht unmittelbar bevorstehc. Es handelt sich vielmehr zunächst nur um die entschiedene Be tätigung des Grundsatzes einer vernünftigen Politik, daß bereU sein alles ist. Insofern besteht also zwischen der Maßregel der bulgarischen Mobilisierung und der wenige Tage vorher gegebenen Versicherung des Ministerpräsi denten RadoSlmvow, daß Bulgarien noch weiter in der Neutralität verharren werde, kein Widerspruch. Der Uebergang Bulgariens von der einfache«»zur bewaffneten Neutralität hat im gegenwärtigen Augenblick hauptsächlich eine politische Bedeutung, die darin gipfelt, daß er die ge samte Lage auf dem Balkan um einen wesentlichen Schritt der allgemeinen Klärung näher bringt, weil daraus mit völliger Klarheit hervorgcht. daß König Ferdinand und feine Berater der ewigen Bcdrängung durch die hinter hältigen Treibereien der Bicrverbandsdiplomatic müde ge worden sind und auf die Herbeiführung eines Zustandes Wert gelegt Loben» der über den gründlichen Mißerfolg des Vicrverbandes in Sofia nnd über die feste Ent schlossenheit Bulgariens, nur den geraden nnd ehrlichen Weg seiner eigenen natürlichen Interessen zu gehen, keinen Zweifel übrig läßt. Wenn die Verhältnisse am Balkan im weiteren Ver laufe des Weltkrieges erfordern werden, daß auch die strategische Richtigkeit der bulgarischen Mobilisierung ihre Feuerprobe bestehen mntz, so ist die Richtung, nach der sich das bulgarische Vordringen zu ivcndeu haben wird, von selbst gegeben. In Serbien erblickt die bulgarische Ration mit Recht ihren Todfeind. Serbien war cs, das die Blüte der männlichen Kraft Bulgariens im Kriege gegen die Türkei zuerst ruhig verbluten liest, ohne selbst seiner damaligen vertraglichen Verpflichtung entsprechend tat- trästig ciuzugrelsen. Erst nachher, als Bulgarien völlig er schöpft war, trat cs mit der »»geschwächten eigenen Hecrcs- macht gnf den Plan und gliederte sich mit -Hilfe des Bicr- vcrbaubcs einen antzerordcntUchen Gebietszuwachs an, während Bulgarien das Nachsehen hatte nnd mit einigen unwesentlichen Ncuerwerbuugcu abgespcist wurde. Seit dem ist der alte Groll des bulgarischen Volkes gegen daS verräterische und treulose Serbien mit einem Rucke er wacht, und die klugen verantwortlichen Leiter des bulga rischen Staates sind in. aller Stille beflissen gewesen, die gesamten nationalen Kräfte des Landes für die Abrechnung mit Serbien vorzubercitcn und alte Irrtümer, deren haupt sächlichster die Feindschaft gegen Sie Türkei war! zu. be richtigen. Nachdem nunmehr die bulgarische Staatslcitung die dauernde Freundschaft mit dem osmanischcn Reiche be siegelt und dadurch ihre territorialen Wunsche nach dieser Richtung erfüllt bekommen hat, nachdem sie den Blick in die Zukunft klar und fest auf die durch neuen Bund der Mittelmächte mit der Türkei bezeichnet,: Richtung gelenkt und durch die allgemeine Mobilisierung ihrer bewaffneten Macht ihren Witten zu einer selbständigen, vom Bierver band unabhängigen Politik bekundet hat, kann cs auch mrr noch eine Frage kurzer Zeit sein, bis dieser kraftvoll auf strebende und im besten europäischen Sinne kirltursähigc Staat seine zurzeit noch von dem seelischen Iock>c schwer bedrückten Volksgenossen unter seine eigene Obhut nehmen wird. In diesem Sinne erscheint als Anfang bedeutsamer Geschehnisse das deutsche Vordringen gegen Serbien bei Semendria bedeutungsvoll, wenn cs bei gelegener Zeit von Süden her durch einen bulgarischen Vorstntz ergänzt wird. Es handelt sich dabei um die Herstellung einer il n u n t e r b ro ch c n c n V e r b i n d u n g s st r a st c von Deutschland und Oesterreich-Ungarn über Bulgarien nach der Türkei, die, wie ein deutscher militärischer Fachmann erklärt, nicht nur die Sicherung der freie« Durchfuhr Berlin—Wien—Sofia—Stambul be zweckt, sonderu darüber hinaus die politische Einheit der genannten Staaten auch zu einer militärischen «rachen und die Frage der Meerengen und des Schwarzen Meeres einer endgültigen Lösung eiitgegenführen ivird. Sind die Verhältnisse aber erst einmal so weit ge diehen, so kann auch niemand von Bulgarien verlangen, daß es auf halbem Wege stehen bleiben soll, sondern dann wird zugleich die mazedonische Frage Serbien gegen über im Sinne der bulgarischen Forderungen erledigt werden müssen. Wir können setzt in aller Ruhe abwartc», wenn die fortschreitenden Ereignisse Bulgarien zwingen, „nicht un tätig zu bleiben", wie Radoslawow den Abgeordneten der Svbranjc erklärt hat. Tritt dieser Fall ein, so ist alle Aus sicht vorhanden, datz die bulgarische Energie im Verein mit der siegreichen Kraft der deutschen und österreichisch-unga rischen Waffen bei gleichzeitig stets abnehmendem Nimbus des Vicrverbandes die Rumänen und Griechen im Schach halten und ihnen die unverhältnisinäßigc Gröste des eigenen Risikos bei einem Waffeugangc genügend zn Ge- müte führen wird. Tann aber ist Serbien ganz aus sich allein angewiesen und sein Schicksal kann nicht zweifelhaft sein, wenn es nicht noch rechtzeitig Vernunft a,«nimmt und es angesichts der Sackgasse, in die cs geraten ist, vorzichi, das Aeutzcrstc zn vermeiden. Bulgarien must endlich betvmmc», was ihm nach seiner natürlichen Stellung und Mission aus den, Balkan gebührendermaßen zukommt. Schon Bismarck erkannte mit dem vornnsjehendcii Scharfblick des Genius die küns- tigc führende Rolle, zn der das bulgarische Siaatsweseu berufen war, und die er mit den Worten kennzeichnctc: „Nach allem, was man sehen und beobachten kann, haben die Vulgaren ein staatsblldendes und staatscrhaltcndcS Element in sich. Sic sind ein arbeitsames nnd sparsames Volk, das einem langsamen, bedächtigen Fortschritt huldigt. ES nährt und wehrt sich und gefällt mir viel besser als sein serbischer Nachbar, der ein ansschäninendes, univirschcs Wesen zur Schau trägt und etwas zuviel südländisches Temperament hat." Der Gang der Ereignisse hat die An schaumig Bismarcks vollauf bestätigt, und heute wird jeder einsichtige deutsche Politiker von der Erkenntnis beherrscht, dast ans dem Balkan nicht eher ein dauernder Zustand von Ruhe und Ordnung gcjchasscn werden tan», als bis dort ein starker bulgarischer Nationalstaat als Vormacht vorhanden ist. der innerhalb genügend wett gesteckter Gebietsgreiizen seinen kulturellen und fried lichen Einfluß voll zur Geltung zu bringen vermag. Ganz Deutschland sicht der «vetteren Entwicklung der Dinge aus dem Balkan mit dem aufrichtige» Wuusche entgegen. Säst Bulgarien unter der »msichtigcn Regierung König Ferdi nandS und seiner voll wahrhaft staatSmännischem Geiste geleiteten Berater blühen und gedeihen und an das Ziel alter seiner berechtigten Wünsche gelangen möge. Alles in allen« stellt die Gesamtläge ans dem Vallan, «vic sic in der Haltung Bulgariens und dem dadurch beivirlten mäßigenden Einfluß aus Rumänien und Griechenland zum Ausdruck loinmt, einen wesent lichen Erfolg unserer Diplomatie dar, der volle Anerkennung dafür gebührt, dast sic unseren Lebcnsintcr- esscn im Osten eine aussichtsreiche nnd gnt besestigic Bahn eröffnet hat. * Das Rcutersche Bureau meidet: Der Bericht, dast Bul garien mobilisiert habe, verursachte in diplomatischen Kreisen Londons natürlich viel Unruhe, obwohl inan ans derartige Entwicklung vorbereitet gewesen sei. Ueber die Bedeutung der Mobilisierung sei man augenblicklich noch im unklaren. Die bulgarische Gesandtschaft habe die Nach richt erst am 21. September spät abends erhalten und er klärt, Bulgarien würde weiter Neutralität be wahren, aber bewaffnete. In anderen Kreise» werde erklärt, Bulgarien versetze sich lediglich in denselben Zu stand, wie einige seiner Nachbarn oder wie die Schweiz und die Niederlande. (W. T. B.j d. Das halbamtliche „Echo de Bulgaric" schreibt: Während man uns einerseits cinredcn will, daß Serbien die Note des Vicrverbandes «»nimmt und damit die bulgari schen Forderungen erfüllt, betont mau anderseits die un erschütterliche BüudniStrcue Griechenlands zu Serbien und die Notwendigkeit für beide Länder, eine gerneiu- same Grenze auch in Zukunst zu behalten. Unter diesen Umständen braucht man nicht nach dem zukünftigen Weg Bulgariens zu fragen. Er liegt offen da. Die Lehre von 191,'j ist so hart für »ns gewesen, daß sic uns von unserer Sentimentalität geheilt hat. Die Be tonung öcS Bestehens des griechisch-serbischen Bündnisses in einem Augenblick, in dem cs sich darum handelt, end gültig die Baltanfragc zn regeln, ist ein bezeichnender Hinweis ans die Verfassung, in der sich Griechenland und Serbien befinden. Frieden und Sicherheit lan» auf dein Balkan erst dann herrschen, «venu die Erinnerung von 191" vollkommen aiisgetilgt sein wird. Radoslawow über der» türkisch-bulgarischen Vertrag. In der Sitzung der liberalen Partei gab der bulgari sche Ministerpräsident Radoslawow wichtige Erklärun gen über die politische Lage Bulgariens ab. Die türkisch-bulgarische V e r stä n d i g u n g sei bereits beschlossene Tatsache: er könne dabrr den Ab geordneten die Einzelheiten des Vertrages Mitteilen. Der Vertrag ist ratifiziert und vom König, dem Sultan und den Ministern des Aeutzcrn der beiden Länder unterfertigt. Nach diesem Vertrage erhalt Bulgarien die LandeSteile westlich der Tundscha. Die Grenze verlänft entlang der Tundscha bis zu einem Punkte nicht «nett von Adrianopel, wo sic »ach Westen abbtcgt. Karagatsch wird bulgarisch, ebenso die große Brücke über den Maritzaflutz, die Adria nopcl mit Karagatsch ncrbindet. Ein wenig weiter von Adrianopel überschreitet die Grenze die Martha und gehl östlich von dieser in ein er Ausdehnung von sast-'Kilomctc« in türkisches Gebiet nnd verlänft weiter am linken User bis zur Enns-Miindnng. Die Maritza wird bulgarisch, ebenso erhält Bulgarien das Recht zur Ausnützung des Maritza-Wasicrs. Die Servitntrechte aber, die türkische Untertanen dort haben, bleiben aufrecht» ebenso jene -er