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4 Eduard Kaltncr. zehn enthält, in welche zur Zahlenbezeichnung halbkugelähnliche Körper mit ihrem nach abwärts flehenden Zapfen gedeckt werden. Ungarn hatte in feiner Unterrichtsabtheilung eine der ruffifchen Rechen- marchine ähnliche, für den Pytagoräifchen Lehrfatz ausgedellt, die mit geringer Aenderun" anch für den Blindenunterricht verwendbar id. Statt der Kugeln finden wir hier verfchliefsbare Kapfeln, auf denen die Zahlen dehen. Nehmen wir z. B. in der erden Reihe oben die Zahl 5, fo finden wir darunter in der fünften Reihe davon das Quadrat 25 u. f. f. Auch Brüffel und Madrid haben ruffifche Rechenapparate ausgedellt, wovon der von Brüffel fich in vier Theile theilt, und in einem folchen Theile Mafse und Gewichte, im Rechnen die Längenmafse enthält; diefer Apparat müfste für Blinde theilweife Umänderungen erhalten. Im Ganzen find alle diefe Apparate nichts weiter als Verfinnlichungsmittel, zum eigentlichen Rechnen für Blinde aber bald entbehrlich, weil die meiden der- felben mit aufserordentlicher Leichtigkeit und Schnelligkeit im Kopfe rechnen ebenfoauch die Taubdummen, denen auch das fchriftliche Rechnen (Zifferrechnen) keine Schwierigkeiten macht. Blindenfchrift. Wie der Sehende fühlt auch der Blinde das Bedürfnifs der Gedanken mittheilung, und betrifft diefe abwefende Perfonen, fo kann diefes eben nur fchriftlich gefchehen. Zu diefem Zwecke lehrt man die Blinden in allen Indituten fclireiben und zwar nach der delienden Lateinfchrift. Wenn fchon die beden Schreiblehrer darüber einig find, dafs die Latein fchrift überhaupt auch für feilende Kinder am leichteden zu erlernen id, wenn man ferner noch bedenkt, dafs gerade diefe Schriftart am weiteden verbreitet und allgemeiner bekannt id, als z. B. die deutfche Currentfchrift, fo id es leicht erklärlich, warum man für Blinde diefe Schrift als die zweckmäfsigde betrachtet. Zur Ilerdellung derfelben hat fchon Diredlor Klein einen ganz einfachen Schreibapparat eingeführt, der auch in der Blindenabtheilung der öderreichifchen Lehrmittel-Ausdellung zu fehen war,’ und mitteld deffen die blinden Zöglinge des Wiener Inditutes ganz gute Schriften herdeilen. Der Apparat id eine einfache hölzerne Tafel mit fühlbaren Querlinien, darüber wird das Papier gelegt und mit einem darauf paffenden Rahmen fed- gehalten. Der Blinde legt nun die Spitze des Zeigefingers der linken Hand an die oberde Linie, die Daumenfpitze der linken Hand an die zweite Lime, und fchreibt feine Buchdaben zwifchen den beiden Fingerfpitzen mit Bleidift, wobei er bei jedem Buchdaben mit den Fingerfpitzen gegen rechts vorriickt. Id eine Zeile fertig, fo fährt er mit den Fingerfpitzen in denfelben Linien nach links zurück und rückt jetzt um eine Zeile tiefer, um in gleicher Weife die nächde Zeile zu fchreiben u. f. f. . u Haben die Zöglinge einmal einige Fertigkeit erlangt, fo genügt es auch, die Linien mitteld des Apparates blofs durchzudrücken, und dann das fo fühlbar linirte Papier, ohne Apparat auf gleiche Weife zu verwenden Häufiger findet man jetzt den Hebold’fchen Schreibapparat, der auch zur Punktfchrift, von der wir fpäter fprechen werden, zu verwenden id. Diefer Apparat war in der Ausdellung in allen Blindenunterrichts-Abtheilungen zu finden, Amerika ausgenommen, wo er aber ebenfalls verwendet wird. Er bedeht aus dem eigentlichen Schreibbrete, an deffen beiden Rahmen- theilen links und rechts in Linienweite fich eine gleiche Anzahl von Lochern befindet. Statt der Linien, wie bei Klein’s Apparat, hat der Hebold’fche Apparat einen oder zwei Meffingquerdreifen, diefe find an den beiden Enden nach abwärts mit Zäpfchen verfehen, mitteld welcher der Streifen, der nun eine Schreiblmie