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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 14.11.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-11-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19031114013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903111401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903111401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-11
- Tag 1903-11-14
-
Monat
1903-11
-
Jahr
1903
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 14.11.1903
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, «ar er viel zu zeitig abgelebt, ae« beschlob «in flotter Ball. Da» wohlgrlungene - Der unter der Leitung de» Herrn Lledermelster» Abmann ^ MSnnrraklanaverein der Sleischergrselie n - Kran. Tasse beding bei lehr grober Beteiligung «m Gaaie der An's.'Stistunassest. Außer v edem de» >,verein» derLlekicherlnnung waren Abordnungen de» «verein» der Opvrllvorstadt. der .Amlcltta" und de» erschienen. Auch de« dieser Festlichkeit betonte „.Itand, Herr Nike, im Namen de» Verein» da» Ge ber Treue zu Kail« und König und da» angestammte dechou». Seine stürmisch aufgenommenen AuSkübrungen äen aut beide Regenten au». Eine wettere beachtenswerte AiilpmiLe hielt der Borstand d« Ftetlchergelellen-Blilderlchast. Ken HauSmann. der den Wunsch auSsprach. daß da» blsheiige gute Einveniehmen ,milchen Arbeitgeber und Arbeitnehmer auch für die Zukunft erhalten bleiben und dem gaiijen Gewerbe zun. Lege» gereichen möge. Gutgeschulte Cborlteder. ei» Dopvel- quartett, ein komische» Duett, ein dergleichen Terzett, sowie das Gesamtspiel von O. Junahänel .Lehmann» verreisen", von Mit gliedern vorzüglich ausaesührt, fanden eine sehr belMige Aus nähme. Ein Ball beschloß die Feier. - Der 134. BolksunterhaltungSabend des Vereins „BolkSwohl" findet heute, Sonnabend, 4^9 Uhr im großen Saale des „Tivoli", Weltinerstraße 12. statt. Der erste Teil des Abends besteht aus der Ausführung eines Lustspiels, sowie eine- humoristischen Cyorgesangs durch Mitglieder der Bereinigung Lrarienabenb". Die Darbietungen des zweiten Teiles bilden Nesangsvorträge des Herrn Carl Hassenkamv und Biolinvorträge des Herrn Curt Wsichert. Die Klavierbegleitung der Gesanas- und Biolinvorträge hat Herr Otto Winter übernommen. Die Mit glieder des Vereins „Volkswohl", sowie die des Bezirksvercins gegen den Mißbrauch geistiger Getränke habe er gegen Vorzeigung tzrer Mitgliedskarte freien Eintritt. - Der Militärverein „Kaiserliche Marine" zu Dresden feiert am 3. Dezember im „Tivoli" sein 20. Stiftungsfest mit Konzert, theatralischen Aufführungen, lebenden Bildern und Ball. — Morgen feiert der Christliche Verein junger Männer. Neumarkt 9, 3.. sein 10. Stiftungsfest. Vor mittag >/a9 Uhr wird Herr Pastor Wcidaucr im Bereinssaale eine Morgcnandacht kalten: um 11 Uhr, nach dein Haupt gottesdienste. sind die Räume des Vereins zur Besichtigung für alle Freunde und Gönner geöffnet: auch wird der Polaunenchor einige Choräle aus dem Eckfenster der 4. Etage herab blasen. — Abends 7 Uhr beginnt pünktlich die öffentliche Fcswersaminlung im Festsaale dcS Evangelischen Vereinshauses, Zinzendorfsiraße Nr. 17. Die Festrede wird Herrr Äonsistorialrat, Superinten dent v. Benz halten. Der Zutritt ist frei. — Daß man aus dem Erlöse nicht achtlos tveggcworfencr Abfälle an Flaschenkorken, Staniolkapseln, Zigarreistpitzen und dergleichen manche Not lindern, manche Träne trocknen kau», hat der Wohltätigkeitsverein „S P i tz e n s a m m l c r" für Dresden-Neu- und Antonstadt schon oft bewiesen. Um neue Mittel zur Ausübung der Wohltätigkeit zu gewinnen, vcran- sialtetc der Verein am Donnerstag abend im Ballhause eine Kirmessei er. deren finanzielles Ergebnis trotz des ganz minimalen Eintrittsgeldes bei oer geradezu erdrückenden Zahl der Besucher ein hochbefriedigendes gewesen sein muß. Bereits stehen dem Verein für die diesjährige Weihnachtsbescherung 17K Mark zur Verfügung. Die Verteilung der Weihnachtsgaben wird aber seinerzeit ohne allen Prunk, ohne jegliche Feierlichkeii geschehen. Weitere Eingänge an Sammeloli>ckte» werden cs ermöglichen, im Frühjahr wieder eine Anzabl von Konsirniandc» ouszustatten, um so mehr, als die diesjährige Kirmessesllolterie einen Reinertrag von annähernd 100 Ml. brachte. Die Kirniesfesti selbst verlief in dem mit Girlanden, Flaggen und Spruch- schiidern geschmückten Saale in schönster Harmonie, wofür dem Gesamtvorslande, an der Spitze dem Vorsitzenden Herrn Dietze, insbesondere dem Obmann des Vergnügungsausschusscs Herrn Thiele, Dank gebührt. Nach einigen einleitenden Konzertstücken der Hauskapelle wurde das Feld zunächst den Tanzlustigen srei- geaeben. Das Festprogramm hatte jedoch auch einige humori stische Nummern vorgesehen, die von Damen des Vereins und einem bekannten Humoristen vorgetragen wurden. Angenehme Überraschung brachten auch die gediegenen, unerwarteten Licdcr- vorträge des Gesangvereins „Stradella". Der Vorsitzende wünschte in einer kurzen Ansprache für den Rest des Abends noch „viel Vergnügen", und nun trat ein äußerst srohbclcbtcr Ball ui seine Rechte. - Zur Feier des 15. Stiftungsfestes versammelte sich am Mittwoch abend der Turnverein „Jahn", Vorstadt Cotta, mit Angehörigen und zahlreichen Gästen im großen Saale der .Constantia". Das Musikpodium war mit Lorbeerbäumen und Blattpflanzen geschmückt, aus deren Mitte die Büste Turnvater Jahns ragte, wahrend zur Seite die Fahne des Vereins aus die Iesiversainmlung herabgrüßst. Nachdem mit einem Klavier- vorirag: „Sonate" von Bohm das Fest eingcleitet worden war, begrüßte oer Vorsitzende, Herr Lehrer Schäme, die Festvcrsamm- iung in schwungvoller Reoe, «n der er die Tätigkeit im ver gangenen Vereinsjahre streifte und erneut znm Zusammenschluß un edlen Turnsporte, der so recht geeignet sei, Körper und Geist zu stählen und gute kameradschaftliche und vaterländische Gesinnung und Betätigung zu fördern, ermahnte, woraus er seine Ausfüh rungen mit einem „Gut Heil" schloß. Recht exakt ausgcführtc Hebungen einer Musterriege am Hochreck, Stabübungen und ein anmutiger Domenreigen legten Zeugnis davon ab, daß der Pflege der Turnkunst ein ivachsames Auge im Verein geschenkt wird. Klaviervorträge und humoristische Darbietungen des Herrn Komikers Hümchmann-Dresden wechselten angenehm mit all gemeinen, die Turnerei und das deutsche Vaterland verherrlichen den Gesängen ab und ließen bald eine echte, fröhliche Turncr- stimmung Platz greisen, die ihren Höhepunkt und würdigen Schluß >n einem flotten Balle fand. — Die Gewinne der am 11. d. M. gezogenen Lotterie de? HilsSvereins-BasarS können nur noch heute von lv bi» 3 Uhr Johann Georgen-Allee 16. Paiterre, verabfolg! werden. Die bl» dahin nicht abgehobenen Gewinne verfallen z»m Nutzen de» Vereins. - Soeben gelangt das vorzügliche Reise witzcr Bockbier zum Ausstoß. Die Biere genannter Brauerei erfreuen sich jetzt fortgesetzt großer Beliebtheit. ^>enn dieselben sind erstklassig und von bester Qualität. Die Brauerei ist mit allen der Rcuzeit ent sprecheichen maschinellen Einrichtungen versehen und vermag somit ledcr Konkurrenz die Spitze zu bieten. Die neue Direktion säht es sich angelegen sein, die Biere in weiteren Kreisen dem Publi kum zugängig zu machen, sodatz man in allen Stadtteilen, sowie auch m der Umgebung diese vorzüglichen Biere kredenzt erholten kann. Der diesjährige Bock ist süffig, und kann man dieses Produkt nur bestens empfehlen. Man versäume deshalb nicht, diesen vorzüglichen Stoff bald zu probieren, umsomehr, da der Ausstoß nicht lange währen wird. - Der heutigen Nummer diese» Blatte» liegt für die Stadt- ousiaae eine Preisliste des Erzgebirgischen Handschuh hauses, Altmarkt 6, bei. — Aus die vom Rate in Leipzig beschlossene Erhöhung des Schulgeldes in den Realschulen von 72 auf 100 Mark zäh» sich haben mehrere Bewohner von Leipzig-Reudnitz, deren Kinder die zweite Reallchule besuchen, eine Eingabe an de» Rat gerichtet, in oer darauf hmgcwiesen torrd, daß der Unterschied im Schul gelde dann zwischen Realschulen und Gpmnasiun, wo bekannt- sich das Schulgeld 120 Mark beträgt, zu gering fein und daß demnach ein vermehrter Andrang zu den Gvmnasicn erfolgen würde; andererseits würde ein Prozentsatz von Schülern über haupt auf die höhere Schule verzichten und cs bet der Bürger schule belassen. Das Endergebnis würde ein Rückgang der all gemeinen Bildung in kleinbürgerlichen Kreisen und Zunahme des BildunaSproletariats sein. Sodann tritt die Petition lebhaft dafür ein, daß die Schulgelderhöhung nur für neu eintrctende Schüler in Kraft trete, nicht aber für solche, die die Realschule bereits besuchen. — Landgericht. Anklage wegen Urkundenfälschung und Betrugs ist gegen den Geschäftsreisenden Georg Mar Fiedler ans Lberlößnih erhoben worden. Der Angeklagte war bl- Ende v. I. ProMon-reilend« der „Allgemeinen OrlentirniiigSsäuIeii'Gesell- schast" und soll am 19 Dezember die Gesellschaft durch Vorlegung eine» gefälschten Bestellscheine» um einen ganz vedeulenden Pwvi- swnsbetrag geschädigt haben. Er gtbt die Fälschung zu, bestreitet ab« die betrügerische Absicht. Da» Gerichtsieht auch nur einfache Urkundenfälschung ol» erwiesen an und erkennt aus 4 Wochen Gefängnis. — Der vorbestrafte Stalllchwrlz« Bernhard Max Heide au» Burkau bei Bischofswerda stahl im Juli d I. aus dem Ritteraute Drebach einem daselbst beschäsilaten polnischen Arbeiter die gesamten Ersparnisse in Höhe von 53 Mk.. wandte sich dann nach NeiinlinannSdors. stieg am 28. und 30. August in da» Hau» de» Gutsbesitzer» Große ein. «brach mehrere' Behältnisse und machte 14 Mk. Bargeld und eine Taschenuhr zur Beute. Am 3. September erschien H. In Dresden »nv nahm ln einem diesigen Äasthause Wohnung. verschwand am folgenden Morgen heimisch, indein er die Taschenuhr eines anderen Nachlgaste» und dessen mit 8 Mk. gefülltes Portemonnaie mitnahm. Ta dem erst 23>äh- rlgen Angeklagten nochmals mildernde Umstände zugebllligt wer den. lautet da» Urteil aus 2 Jahre Gefängnis und 5 Jahre Ehr verlust : 1 Monat Gefängnis gilt al» verbüßt. — Der in der Roblchi'itz« Paplerfadrlk veschästlgle Handarbeit« Robert Eduard Huhle au» Semmelsberg öffnete unter Anwendung eine» falsche» Schlüssels zu wiedeiholien Male» de» Lagerkcller eines in Rob- schtttz wobnenden Kansnianns »nd holte nach und nach 150 Flnlchen Bier heraus, um sich zum Frühstück zu stärken. Da H. den Kauf mann mit 30Mk. voll entichädigt hat, wird er trog der ostmaligen Wiederholung der Diebereien niit 6 Monaten Gefängnis durch- aeiassen. — Der empfindlich vorbestrafte Droschkenkutscher Karl Oskar Hagen ist beschuldigt, die Grundstücke am Fürstenvlatz und an der Fürstenstraße abgeveltelr und bei passender Gelegenheit eine Anzahl Kleidungsstücke gestohlen zn haben Da der Angeklagte energisch bestreitet, der Dieb zu scin, macht sich die Ladung von Zeugen nötig. Die Verhandlung wird »erlagt, der Angeklagte abe> wegen Ungebühr vor Gericht in eine Iltägige Haststrase genommen. — Ter OliS Reichenbach gebürtige Hausschlächtcr Johann Wilhelm Gähde besorgte in den vergangenen Jahre» für einen hiesigen Restaurateur den Einkauf von Schiachischweine». Er betrog im Jahre I90l seine» Ausiraggeber dadurch ui» 10,50 Mk.. daß er i» die vom Maikimeist« des hiesigen Zentralichiachiviebhofes aus gestellte» Wägescheine nachträglich Hoheit Gewichiszisscrn einsetzle. Die 3. Strafkammer diktiert ihm 6 Wochen Gefängnis zu. Znm Prozess Bilse. Der Prozeß Bilse hat in der Presse lebhafte Erörterungen hcrvvrgcrusen, die darin übercinslimmen, daß die Verhandlungen vor dem Metzer Kriegsgericht Zustände enthüllt haben, die im Interesse des Ansehens unscrcS Heeres sehr zu bedauern sind und dringend der Abhilfe bedürfen. Die „Post" schreibt: „Was dem Prozesse eine weit über die Person des Angeklagten hinausgebende Bedeutung verleiht, das ist der Umstand, daß durch ihn wieder die Frage des Soldastnioses in den kleinen Grcnzgarmsonen, welche die Oeffcntlichkeit schon so vielfach beschäftigt Hai, aufs lebhafteste angeregt wird. Und ivas da alles durch die Verhandlungen ins grelle Licht der breite sten Oeffcntlichkeit gerückt ist, macht einen durchaus unerfreulichen Eindruck, am meisten >» denjenigen Kreisen, welche in erster Linie sieben, wen» es gilt, die Armee gegen Verunglimpfungen und un- billige Verallgemeinerungen vereinzelter Mißstände zu verteidigen. Gewiß ist vieles in den durch Angaben in Bilses Roman bis ins einzelne in den Bereich der gerichtlichen Feststellung gezogenen Erorieruugen als Klatsch und Entstellung in dem Munde oft bös williger Weiterträger erwiesen, andererseits sind aber auch viele gravierende Punkte durch den Gang der Verhandlung als ivahr chstgestcllt. Der ehebrecherische Umgang einiger Offiziere mit den Frauen von Kameraden w'ist ein schauerlich düsteres Licht auf die Verhältnisse im Forbacher Ofsizierkorps." — Die „De utsche Tagesztg." äußert: .Mas uns veranlaßt, den Prozeß an dieser Stelle zu erörtern, ist nicht der Roman, nicht sein Verfasser, sondern die Verhältnisse, die er, wie die Verhandlungen ergaben, in vielen Punkten zutreffend geschildert hat. Es sind betrübende, beschämende Bilder, die uns durch den Prozeß vor die Augen ge führt worden sind. Mit innerem Widerstreben haben wir uns entschlossen, die Berichte zu veröffentlichen: wir dursten sie aber unseren Lesen: nicht vorcnthaltcn. Die demokratisch« Presse wird selbstverständlich die Forbacher Verhältnisse verallgemeinern, wie si« cs schon unmittelbar nach dem Erscheinen des Romans getan hat. Wenn auch unseres Erachtens und unseres Wissens zu einer solchen Verallgemeinerung kein Grund vorliegt, so wird man doch dem tiefen Bedauern, daß derartige Dinge überhaupt in einem deutschen Ofsizierkorps möglich waren, rückhaltlos den schärfsten Ausdruck geben müssen. So etwas darf nicht scin und dars nicht wieder Vorkommen. Man wird nicht umhin können, den eisernen Besen in Anwendung zu bringen, und zwar so scharf und rück sichtslos, wie cs der Eimst der Sache erfordert. Man wird sich auch der Aufgabe nicht entziehen können, anderwärts nachzu forschen, ob ähnliche Verhältnisse vorlicgcn. Wir glauben'» nicht, wir halten die Forbacher Vorgänge für einen tief bedauerlichen Ausnahmefall. Aber trotzdem halten wir peinliche Vorsicht und Prüfung für geboten " — Die „Deutsche Ztg." urteilt: „All gemeine Not und Engigkeit der reichsländischen Grenzgornisonen. die sich in Bezug auf Dürftigkeit aller Üebenskultur übrigens keineswegs so stark von dem polnischen und masurischen Osten unterscheiden, wie das unter der Vorstellung vom Gegensätze des reicheren und entwickelteren „Westens" vielfach geschieht, und per sönliche Schlech zu dem - Verhandlung entrollt hat. Die starke Zahl der Fälle von Durch brechung der Disziplin und Dienstordnung, die dreifache Ehe- 'rriiiig innerhalb der Kameraderie des Offizierkorvs eines einzigen Bataillons und das Ausbleiben einer durchgreifende» Neuordnung von oben her auch in Bezug aus andere krankende Lebens- Verhältnisse der Offiziere — das bleibt ein böses Symptom für jeden Freund des Vaterlandes, des Heeres, des Ofsizierkorps. Ausgeschiedcn bleibt dabei natürlich und noch immer, was der Roman in „taktloser" »nd „roher" Weise — wie die Urteils-Be gründung sagt — an die Oessentiichkeit brachte in Bezug aus menschliche schwächen, auf persönliche Reibereien und KlcioOch- leiten, wie sie überall Vorkommen, wo Menschen menschlich un vollkommen sind." Die „Magdeb. Ztg." erkennt den Schwerpunkt der Sache in der rechtzeitigen Aufdeckung und Erkenntnis der vorhandenen Schäden und ffndet im übrigen das Urteil gerecht: „Dieser Leutnant Bilse hat einen sehr ungünstigen Eindruck hervorgerufen. Ein junger, begabter Mensch, der sich von der Phantasie zu Sachen fortrcißen läßt, die ihn allmählich seinem Stande entfremden. Nicht, daß wir die Pflege der schönen Künste im Ossiziersstandc eingeschränkt wissen wollen — aus dem Ossiziersstandc ist mancher Künstler, Maler, Dichter von Ruf hervorgcgcmgen, aber keiner von ihnen hat seine Laufbahn begonnen wie dieser junge Viel schreiber, der das Niedrige und Gemeine — des Niedrigen wef-en schildert und zur Kolportageliteratur verarbeitet. Niemand wird ihm glauben, daß er seine Modelle nach anderen als den im Prozesse ausgetretenen Persönlichkeiten geformt habe. Als er die Frage des Verhandlungsleitcrs: Haben Sie nicht, als Sie den Regimentskommandeur v. K. schilderten, an Ihren Bataillons- kommandcur F. gedacht? mit einem kühlen Nein beantwortete: da wurde er nicht nur seinem Rcgimcntc, sondern auch seiner Kunst — wenn hier das Wort Geltung hat — fahnenflüchtig." — Die „Voss. Ztg." meint, der Prozeß werde im Jnlanbe wie im Auslände „verblüffend gewirkt haben, da auch der bös willigste Kritiker nicht geglaubt bätte, daß derlei Vorgänge in einem deutschen Offizierkorps möglich seien. „Man darf es offen aussprcchen," schreibt daS freisinnige Blatt, „daß es heilsam er scheinen wird, wenn eine Art der Dichtung, die mit photographi scher Treue wirkliche Vorgänge wicdcrgiot, ohne auf die be troffenen Personen Rücksicht zu nehmen, nicht gerade in die Mode kommt. Es kann gerechtem Zweifel unierliegcn, ob es schön und edel ist, die Ocfscntlichkett mit Familieiiangclcgcnhcitcn und Wcibcr- acschichten »nd Ehebrüche» bekannt zu machen, die zunächst nur vic Beteiligten angchcn. Zum Zwecke der „Milieuschilderung" ist cs sicherlich nicht nötig, die Personen so zu kennzeichnen, daß sic sofort erkannt werden, und ihnen dann mit der Lampe in das Schlafgemach hineinzulcuchten. Vermutlich würde sich jeder mann energisch verbitten, einem Dichter derart unfreiwillig als Modell zu oiencn. Vollends daß Offiziere und ihre Damen von einem ihrer Kameraden m dieser Weise getreulich konterfeit wer- den, daß einem jungen Manne öffentlich vorgchalten wird, wenn er'S mit einem hübschen Mädchen gehalten, oder einem Ritt meister. wenn er ein Glas über den Durst getrunken hat, ist nicht just rühmens- und nachahmenswert. Vielleicht hat Leutnant Bille, der als Mann von Herz, von Gemüt geschildert wird, beute selbst die Empfindung, sich hier und da vergriffen »nd mehr Unheil an gerichtet zu haben, als er wünschte. Aber die Verfehlung des Dichters, zumal da sie selbst vom Äerichtshos mit der Erbitterung über ungerechte Behandlung entschuldigt wird, tritt völlig in den Hintergrund neben der Aufdeckung der erschreckenden Zustände, wie sie in Forbach geherrscht haben. Wa» alle» hat nicht die unparteiisch geleitete Beweisaufnahme als Tatsache «geben, wo der Leser angenommen hatte, der Dichter schöpfe nur aus der Phantasie? Er ist wegen Beleidigung, nicht wegen übler Nachrede oder Verleumdung verurteilt worben. Er ist nicht über führt, falsche Anschuldigung, geschweige wider besseres Wissen, erooben zu haben. Im Roman liest man allerlei tolle, unglaub lich« Dinge, über die man den Kopf schüttelt: man hält sie der Neigung des noch jugendlichen Autors zu krassen Urbertrewungen zu gute. Und dann liest man die Prozcßberichst und schüttelt wiederum den Kopf, weil die meisten und wichtigsten Abenteuer lichkeiten nicht erfunden, sondern der Wirklichkeit obgeschrieben sind. Das Buch ist kein Pamphlet, sagt der Gerichtshof: es ent hält „vieles Wahre und Beachtenswerte". Man fühlt aus der Begründung heraus, wie die Mililärrichter seufzen, wie sie i» der Sache dem Angeklagte» Recht geben und nur bedauern, ihn wegen seiner Mittel zum Zweck bestrafen zu müssen." LageSgeschichte. Deutsches Reich, lieber den Verlauf der Operation beim Kaiser erfährt die „Franks. Ztg." aus authentischer Quelle »och folgende Einzelheiten: „Der Polyp war nicht, wie es hieß, gestielt, sonder» fast breitbasig ani Rande des linken Stimmoandcs. Aus diesem Grunde ivar die Operation etwas komplizierter als bei gewöhnlichen Stimmbandpolypen, da die Geschwulst erst durch Einschnitt an ihrer Basis zu einer gestielten gemacht werden muhte. Das Kokain wirkte vorzüglich, >o daß Professor Schmidt das Kchlkopsincsscr mit Sicherheit führen konnte und mit einem kleinen Schnitt den Polyp und dessen Anhaflungsstelle lostrennst'. Dann ging er mit der Kehlkopszange in den Schlund und holte mit einem raschen Griff die ganze Geschwulst heraus. Während der Operation machte der Kaiser keine Bewegung. Tie Blutung ivar etwas reichlich, doch erforderte diese kein beson deres Blutstillungsmittel. Da beim Kaiser schon vor der Opera tion das ganze linke Stimmband cmpsindlich gerötet war, ist an- zunehmcn, daß die völlige Abblutung und Heilung noch längere Zeit in Anspruch nehmen wird. Eine solche Milbetciligung der <oiimml>änder ist nichts Ungewöhnliches und kein Zeichen einer tieferen Erkrankung. Das Resultat der mikroskopychen Unter suchung war schon nach sechs Stunden in den Händen des Kaisers und seiner Aerzte. Eine solch schnelle Untersuchung war bis heute unerreicht, da die Härtung und Färbung eines Prä parates bis jetzt 24 Stunden, bei größeren Präparaten sogar Tage in Anspruch nahm. Durch die Geschwulst wurde eine ganze Anzahl sogenannter Serieistchnitte ausgcfnyrt. Dies ist eine Erfindung Professor Orths, die noch nicht bekannt ist und beim Kaiser zum ersten Male angewcndet wurde. Professor Schmidt nimmt beim Kaiser täglich eine Besichtigung des Slimmbandcs mittelst Kehlkopfspiegels vor und bestreut dasselbe mit Pulver. Resten, scharfe Getränke und scharfe Speisen sind dem Kaiser bis aus weiteres verboten. Die Stimmung im Neuen Palais ist trotz dieser Einschränkung durchaus behaglich und nicht gedrückt. Der Kaiser zeigt sich als gehoriamcr Patient, der alle Ratschläge des Arztes befolgt. Wen» bisher der Termin für die Einberufung des Reichstages noch nicht bekannt gemacht ist, so dürfte der Grund dafür Wohl in dem Umstande zu suchen sein, daß noch nicht ganz genau zu übersehen ist, wann der Reichshaushalls- Etat für 190-1 im Bundcsrate sertiggestellt scin wird. Es besteht der Wunsch, dem Reichstage möglichst bei seinem Zusammentritt den nächstjährigen Etat vorzulegen. Tie Feststellung der endgültigen Ziffern im letzteren hängt noch von auf anderen Gebieten zu treffenden Entscheidungen ab. Sobald diese erfolgt sind, dürsten die Etatsarbciien im Bundesrate einen schnellen Fortgang finden. " ebenfalls wird der Reichstag noch im lausenden Jahre zu seiner agung versammelt werben, da das Gesetz über das Landels- vertragsprovisorium mit England am 31. Dezember 1903 ab- läuft, und man einer Erneuerung des Abkommens über die Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und England nach dieser Zeit entgegensetzen darf. Ein hierauf bezüglicher Gesetzentwurf würde demgemäß den Bnndcsrat als eine der ersten dem Reichs tage zu unterbreitenden Vorlagen in Bälde zu beschäftigen haben. Außerdem dürsten auch einige mit dem Etat im Zu sammenhänge stehende Entwürfe recht bald an den Bundesrat gelangen. Ein weiterer Entwurf, der mit Bestimmt heit zu erwarten ist, ist die Novelle zum Servistarifgesehe. Sie wird, wie alle ihre Vorgängerinnen, in beiden gesetzgebenden Körperschaften des Reiches einer recht eingehenden und umfassen den Erörterung geioiß sein können. Ob sic jedoch schon sogleich dem Bundcsrate unterbreitet werden wird, bleibt abzuwarten. Bis zum 1. April 1904 sind die Verhältnisse auf diesem Gebiete ja auch geordnet, die Erledigung hätte mithin immer noch einige Zeit. Jedenfalls würde de-- Reichstag auch noch in der Lage sein, de» betreffenden Entwurf zu verabschieden, wenn der Bundesrat ihn erst nach Weihnachten seststellen würde. Vor der Hand dürfte cs sich im Bundesrate hauptsächlich um die Vorlagen handeln, die den Etat betreffen oder mit ihm im Zusammenhänge stehen, sowie um den Entwurf über die Handelsbeziehungen zu England. In der bayrischen Kammer der Abgeordneten trat bei der fortgesetzten Beratung des Militäretats Müller-Mün chen sSoz.j für eine ausreichende Unterstützung der Kriegs- vcteranen ein, indem er gleichzeitig die immer wachsenden Ofsizierspcnsionierungen kritstierte. Der Kricgsminister er klärte, daß er es sowohl als Kriegsminister wie als Kriegsteil nehmer aufs freudigste begrüßen würde, wenn sich im Reiche Mittel für eine ausreichende Unterstützung der Veteranen finden ließen. Der Finanzministcr Freiherr v. Riedel erklärte, nian müsse Mittel finden, um den Reichsinvalidenfonds, welcher sonst im Jahre 1910 völlig erschöpft scin werde, zu stärken. Bei der jetzigen Finanzlage sei dies freilich nicht leicht. Die bayrische Re- gierung werde ihrerseits alles tun, um an der Ordnung der Rcichsjinanzverhättnisse mitzuwirken. Sobald das gelungen lei. werde die Regierung für die Veteranen alles tun, was möglich sei. iBeifall.j Der Minister des Innern Freiherr v. Feilitzsch sprach sich in demselben Sinne aus und fügte hinzu, daß alle deutschen Regierungen und das ganze deutsche Volk ebenso empfinden, so weit sie sich vom Gefühl leiten lassen dürsten. Dr. Schädlcr sZentr.) übte scharfe Kritik an den Offizierspensionierungen in Bayern und bemerkte u. a., man spreche sogar davon, daß ins besondere solche höhere Offiziere pensioniert würden, welche den preußischen Wünschen nicht genügend entgegenkämen. Ter Kriegsminister Freiherr v. Asch wies die Vorwürfe bezüglich des Pensionierungssystems energstch zurück und bezeichnest das, was Dr. Schädlcr in dieser Hinsicht zugetragen worden sei, ais Geschwätz. Der Mund- und Zahnpflege der Truppen ganz besondere Fürsorge zu widmen, ist nach dem „Hann. Cour." den Sanitäts-Ossizieren des 16. Armeekorps durch Korpsbefehl auf gegeben worden. Infolgedessen werden von den Aerzten bczw. den Lazarettgehilfen eigene Jnstruktionsstunden über dieselbe abgeholstn. Die Münchner „Allge meine Zcitu na" begeht am 17. November ihr hundertjähriges Jubiläum als bayrische Zei tung. Vor hundert Jahren siedelte sie^ nachdem sie in Württem berg verboten worden war, unter dem Schutze des damaligen Kur fürsten und späteren Königs Max Joses von Stuttgart nach Uli» über, worauf sie einige Jahre später ihren Sitz nach Augsburg und dann nach München verlegte. Das entgegenkommende Verhalten des Erzbischofs Dr. Stablewski der Akademie in Posen gegenüber ist vielfach angenehm ausgefallen. Jetzt nun wird der „Echtes. Ztg." dazu von einem „vorzüglichen Kenner der Poscncr Verhältnisse" geschrieben: Die Angriffe, welche die polnischen Zeitungen gegen den Posencr Erzbischof deswegen richten, weil er seine jungen Kleriker die Vorlesungen der neuen Akademie in Posen besuchen läßt, halte ich meinesteils für bestellte Scheinangriffe. Ich konimc dazu auf Grund des folgenden GedankenzugeS: Der jetzige, sehr kliige intorrox koloniao von Stablewski ist eine so ge scheite Persönlichkeit, daß es ihm nicht entgangen ist, daß der einzige Fehler, der den so vortrefflich organisierten Pröpsten der Provinz Posen anhastet, der völlige Mangel universeller Bildung ist. Früher halte dieser Fehler nichts zu sagen. Jetzt aber, wo ein polnischer Mittelstand mehr und mehr geistig und materiell emporsteigt, kann er stickt dazu führen, daß die Priester die Herrschaft und den unbedingten Einfluß aus diese bedeutsame Schicht der bürgerlichen polnischen Gesellschaft mit der Zeit per- lieren. Diese Erwägungen mögen dem Erzbischöfe schon manche sorgenvolle Stunde gebracht haben. Da naht die Erlösung durch die mit deutschem Gelbe ernchtest Akademie. Ihr werden die Dresdner Nachrichten. 818. Leite 3. WM Sonnabend. 14 November
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