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10 Dr. Wilhelm Hartei. kann 120 betragen; doch wird diefs Maximum nie erreicht. Die Koften des Inftitutes belaufen fich gegen 300.000 Francs. Was die auf drei Jahre berechnete Vertheilung des Lehrftoffes betrifft, fo ift das erfte Jahr in beiden Sektionen auf eine gründliche Wiederholung und Ver tiefung der im Lyceum tradirten Disciplinen in der Art gerichtet, dafs in der einen Sedtion Philologie, in der anderen Mathematik den Mittelpunkt bildet. So kommen im erften Jahre wöchentlich auf lateinifche und griechifche Sprache je drei, auf franzöfifche Sprache und Gefchichte je zwei, auf Philofophie, Deutfch oder Englifch je eine Conferenz; auf Mathematik zwei, auf Chemie zwei nebft einer Stunde für Experimentenkunde, auf Mineralogie im erflen und Botanik im zweiten Semefter je zwei, auf Zeichnen und defcriptive Geometrie je zwei, auf Englifch oder Deutfch je eine Conferenz. Im zweiten Jahre werden in der humaniftifchen Abtheilung diefelben Gegen- ftäncle behandelt oder weitergeführt. In der realiftifchen kommen neu hinzu: Mechanik, Aftronomie, Zoologie, Geologie. Nur ift die Zahl der wöchentlichen Stunden eine geringere, da die Zöglinge eine Anzahl Vorlefungen am College oder an der Sorbonne hören und am Ende des zweiten Jahres das Diplom als Licencies hs lettres oder fciences erwerben muffen, um in den dritten Jahrgang aufzufteigen. In diefem werden die Zöglinge zur Ablegung der Lehramts-Prüfung (agre- gation) in einer der bachgruppen gehörig präparirt. Diefen Fachgruppen gemäfs zerfallen die beiden Sektionen in Unterabtheilungen, fo die fection des lettres in eine Abtheilung, die die künftigen Lehrer für claffifche und franzöfifche Literatur, für Philofophie und für Gefchichte umfafst, und in eine Abtheilung für die, welche die Lehrbefähigung für die .unteren Lycealclaffen anffreben (divifion des gram maiiiens), die fedtion des fciences in eine divifion des fciences mathematiques, deren Mitglieder Mathematik und Phyfik an den höheren Claffen, undineine divifion des fciences pliyfiques et naturelles, deren Mitglieder die naturwiffenfchaftlichen Fächer, Chemie undExperimentalphyfik am Lyceum einft lehren wollen. Mit Rück- ficht auf diefe Unterabtheilung ift der Lehrftoff vertheilt, deffen wiffenfchaftliche Durcharbeitung aber nicht die einzige Aufgabe des dritten Jahrganges ift, der auch praktifch für das Lehramt vorbereiten will. Diefs wird erreicht, indem die Zöglinge probeweife den Unterricht in den Parifer Anftalten leiten. Zum Zwecke ihrer wiffenfchaftlichen Durchbildung frequentiren fie wie im zweiten Jahrgange Vorlefungen am College, an der Sorbonne und am Mufee d’hiftoire naturelle. Die von der Ecole normale fuperieure gemachten Erfahrungen haben die Regierung nicht davon abgebracht, das grol'se Bedürfnifs an Realfchul-Lehrern, welches durch die Organifation der höheren Bürgerfchulen gefteigert wurde, wiederum durch die Errichtung eines Internats, die Ecole normale de Cluny zu decken. Die Ausftellung bot keine Veranlagung, auf diefes in der alten Abtei in Cluny etablirte Inffitut einzugeben. Das gröfste Lob verdienten von jeher die franzöfifchen Specialfchulen, nicht blofs die für technifche Fächer. Die Regierung war auch auf diefem Gebiete beftrebt, diefelben zu verbeffern und fühlbar gewordene Lücken auszufüllen. Unter diefen fand auf der Ausftellung eine reichliche Vertretung die Ecole de Chartes, deren innere Organifation, treffliche Lehrmittel und in einer von 1847 bis 1873 reichenden Collecftion de th^fes niedergelegten Lehrerfolge (Nr. 3469). fowie die aus diefer Schule hervorgegangene, in ihrer wiffenfchaftlichen Bedeutung aner kannte Bibliothique de l’ecole de Chartes, Colledlion des documents hiftoriques publies par la fociete de l’ecole de Chartes vorgeführt werden. Die 1821 gegründete, aber erft durch Erlafs vom 31. December 1848 feft organifirte Ecole de Chartes zählt zu den beften hiftorifchen Fachfchulen, welche ebenfo treffliche Archivs- und Bibliotheksbeamte, wie tüchtige Hiftoriker gebildet