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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 15.07.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-07-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19050715029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905071502
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905071502
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-07
- Tag 1905-07-15
-
Monat
1905-07
-
Jahr
1905
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Dies« Blatt wkd de« Leiem von Dresden »ugestrllt. während es die Post. Abonnenten «zd Umgebung am Lage vorher bereit als IBV ^ HUMV v am Morgen in einer Gesamtausgabe erhalten. oerugsgedUdr: «ieiNeliNrii« Nie »»»»ni de« Ug»« zweimal«,er ßutrazun, durch unser« Voten «a»eu»» und «»r,»»», au Sonn- und Montagen nur einmal) » Mt »OUs durch autwüriige »om- miili-uLre , Mtdei» MI »O P« Bei immaliger Sultelluna durch di« Lol) »Mt. «ohne Bestellgeld), unilud laud mit entsprechendem Üuichlag«. Stachdruit aller «rtitel u. Original. Mitleil»»,»» nur mit deutlicher Oueiienangade I.Dreod Siachr/) «tläill, Nachträglich« Lonorar- »nivrüche bleiben unberülklichtigt: unverlangte Manuitrrvt« «erden nicht auidewabrt. »«legramm.«dreil«: N«chrtcht«» r««»»,«. 18LH Novlag von Kiepscli L Reirtiardt. Anrelgen-tsm. «nnadme von Lnkiindtgungen bid nachmittag» s Ubr. Sonn und fteierlag» »ur Marienslrade 3S von n bi» '/,r Ukr Di« t ipaltige Brund- «eile tca s Silben) 20 Pia. An- kiindiaunaen auf der Privatieite geile rs Via: die ripallige geile aus Text leite so Big . al» Singeiandt geile « Pia An Nummer» »ach So«», und tzeteita,«» ,1»a»tae sgrundzeil« so Big - aui Piivaiieiie <u> Ps,.. ripallige geil» am Terlicite und al» Emgeiandt« Pig. Auswärtiae Aul> trage nur gegen Borauoiicjalilung. Belegvitiller werde» mit to Psg. berechnet. tternlprechaiischlutz: Am« I Ar. U und Nr. LOS» llmlM VernivkvIu»L8 LustÄt von vtto VMIuvr. ^ e//7x/>a <Z-W/SM/ SS,/ ^ s sd s Lttionol - Neueste Trnl'lbetichle. Hofnachilchtc». Epangelilcher Bund. Jnnungslag. GerichtSverbaiidlnngen. Lage in I Li,i,»„e»It«i,»?» d H » 1 Vss. VVlkKtl. Rußland. Lulunaun-Kvnzcrt. Der Manlclstreit in der Obcrlansitz. ! lVVNNNUcNU, I>. L'-VA. Neueste Druhtmeldnuae» vom 14. Juli. Der rusiisch-iavanische Kriea. Petersburg. Der „Neoierungsbote" bestätigt di« Er nennung des Präsidenten des Ministerkomitees Witte zum Bevollmächtigten jür die Friedenskonferenz in Washington. Schanghai. Das chinesische Postamt gibt bekannt, das« die Verbindung zwischen Niutscywang und allen Städten der westlichen Mandschurei, einschließlich Eharbin, unter brochen ist. Znr Lage i» Nnstlind. Petersburg. Ein heute veröffentlichtes Negie- r un gsc o m m u n i q u 5 teilt mit, dass die Vorgänge im Kaukasus während der verflossenen zwei Wochen das Werk der revolutionären Parteien in Tiflis gewesen sind, deren Be streben darauf gerichtet war, das dortige Wirtschaftsleben zu stören. Das über die jüngsten Bombenanschläge in Tiflis Be kannte ergänzt der ..Regierungsbote" durch eine vom 11. Juli datierte Mitteilung ans dem Kreise Tiflis, der zufolge ein Bombenlaboratorium entdeckt worden ist, in dem 4 gefüllte und 24 unfertige Dynamitbomben, sowie gegen 50V Pakete inil Dynamit und Nitroglycerin usw. gefunden wurden. Ter Ver such der Laboranten, eine Explosion zu verursachen, wurde durch die Umsicht der Polizei vereitelt. Während der Huusjiichniig wurden in den umliegenden Gärten Gewehr- und Rcvolver- schüsse gewechselt. Insgesamt wurden dort 12 Personen ver haftet. Ein Laborant verübte im Gefängnis Selbstmord. Moskau. Der M ö rd c r S ch u w a 1 o ws, der srühcr Lehrer in Pclersburg war, erklärte, er gehöre der Kampsoraa- nisation der sozial-revolutionären Partei an. Gras Schuwalow habe aus der List« der zum Tode Verurteilten gestanden. Moskau. lPrio.-Tcl.j Im Keller des Hauses Elkind, das inmitten des belebtesten Stadtviertels gelegen ist, explodierte gestern nachmittag eine Bombe. Drei Per sonen, die sich zufällig im Keller aufhiellen, wurden in Stücke auf den jetzt in Moskau lebenden General Trepow vorbereitet werden sollte. In der Stadt geht das Gerücht, das; Trepow viele Drohbrief von den Führern der revolutionären Partei erhalten habe. Kiel. Ter Kaiser hat den König von Schweden unter Stellung ä la «uita der Marine zum Großadmiral ernannt. Hamburg. lPrio.-Tcl.j Reichskanzler Fürst B ü l o w hat außer der bekannten Millionenerbschaft auch eine umfangreiche Besitzung, nämlich den großen Park bei Blankenese, von dem Großkanfmann Godessroy geerbt. Breme n, Di« Rettungsstation Wangcroog der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger telegraphiert: Am 14. Juli sind von dem unweit hier gestrandeten, von Wangcroog nach Wilhelmshaven bestimmten Segcltutter „Wille" 10 Personen durch das Rettungsboot „Fürstin Bismarck" der Station ge- rettet worden. Paris. Präsident Lonbct und Kricgsminister Bcrteanx nahmen heute in Longchamps die Revue aus Anlaß des Rationalsestes ab. Auf der Präsidentenlribünc wohnte der Kom mandant des in Brest weilenden englischen Geschwaders, Admiral May, der Revue bei. Paris. IPriv.-Tel.j Präsident Loubet vollzog bereits die Begnadigungsdekrete für DsroulLde, Guerin, den Grafen Lur-Saluce und Diisset. Die Dekrete erscheinen zum heutigen Nationalfestc im „Journal ofsiciel". OcrllichtS nnv Sächsisches. Dresden, 14 Juli. —* Sc. Majestät der König unternahm gestern nachmittag ruh Pirschfü' und heute früh Pirschfahrlen im Revier. Heute vor mittag ritt er in die Dresdner Heide und lraf gegen 11 Uhr im Residcnzscblvsse ein zur Entgegennahme von militärische» Meldungen und den Vorträgen der Departcinentschefs der kämgl. Hofstaaten. Von mittags 12 Uhr ob erteilte der Monarch nach stehenden Herren Audienz: Ministerialdirektor Geh. Rat Dr. Wacntig-Drcsden, Kömgl. Kammerhcrr, Amtshauptmann von Erdinannsdars - Kanienz, Geh. Schulrat Dr. Müller-Dresden, Geh. Hofrat Dr. Nenmann-Leipzig, Amtshauptmann Dr. Meh- nert > Dippoldiswalde. LandgcrichtSdirektor Wittig - Chemnitz, Oberbaural Nother, Oberfinanzral Klinger-Dresden, den Ober- justizrätcn Rechtsanwälten Licbicher-Leipzig und Spitz-Dresden, Ooermedizinalrat Dr. Haukel-Glcmchau, Obermedizinalrat Pros. Dr. Karg - Zwickau, Oberjnstizrcit Tr. Anger-Coith-Zwickau, Finanz- und Banwt Schäfer-Fr " rat Langbein-Dresden sistorialrat Mansroiii-, . . i. V, und Noack - Schivarzenbcrg. Amtsgerichtsrat LeAnaim Dresden, LandgcrichtSdirektor Schmidt-Leipzig, Professor Ltaats- rat Grübler-Dresden, Bergamtsrat Dr. Birkncr-Freiberg, Juslizrat Rechtsanwalt Stichler-Annaberg, Anstaltsdirektor Schink-Hohnstcin, den Finanzassessoren Hosfinann-Lcipzig »nd Ritterstaedl-Tresden, Polizeirat Dr. Müller und Professor Grohberger, Oberlevrer Pros. Dr. Haupt-Wurzen, Prof. Dr. Seifert-Nadcbeul, Pro». Dr. Wilde-Leipzig, den Regierungs- Assessoren Dr. Bochwann und Dr. Schmidt-Dresden, den Hos- räten Dr. med. Blaß-Lcipzig und Tr. med. Honecker-Dresden, Kommerzienrat Decker-Mittweida, den Sanitätsräten Dr. Beck- Biihlan und Dr. Kietz-Kirchberg, den Oekonomieräten ehem Gutsbesitzer Däweritz-Leisnig, Kreissekretär Tr. von Littrow- Dresden und Rittergutsbesitzer Winkler-Wurgwitz, prakt. Arzt Dr. von Dadelsen-Annaberg, Gutsbesitzer Donath-Sönitz, Apo theker und Fabrikbesitzer Friedrich-Dresden, Neichstagsabg. Gräse-Bischosswerda, Seminaroberlehrer Hager > Löbau. Ober psarrer Aeidel-Lichtenltein, Fabrikbesitzer Wilisch-Planen, Ge . a nach zurück, wo um 2 Uhr königliche Tafel stattsand. An dieser nahin Ihre König!. Hoheit die Prinzess inMatbilde mit der Hofdame Freiin von Gaertner teil. Heute nachmittag 5 Uhr 52 Min. reist der König mit dem Kronprinzen und den Prin zessinnen Margarete und Alix vom Hauptbabnhose aus über Hof -Nürnberg - München—Innsbruck nach Seis in Tirol. In Treuchtlingcn trifft er mit den Prinzen Friedrich Christian und Ernst Heinrich, welche von Münster am Stein znrückkehren, zu sammen und wird mit ihnen von dort aus die Weiterreise sortsetzen. Im der Begleitung der Königlichen Familie befinden sich die OKerhofiiieisleri» Frau o. d. Gabeleiitz-Llnsingen. Flügel- adjutant Oberst von Wilncki, LUationsrat von Stieglitz und Militärgonverneur Haupimann Äaron O'Byrn. —* Ihre Majestät die K ö n i g i n - W i t w e hat Herrn Hans Schlüter, Inhaber der Firma Rudolf Bagier u. Co., hier, das Prädikat eines Hoflieferanten verliehen. —* Der Kämmerer Sr. Majestät des Königs. General v. Erregern, tritt morgen eine» mehrwöchigen Erholungsurlaub »ach Villach i» Kärnten a». —* Gestern nachmittag fand im „Albert-Salon" zu Tha randt eine von Konservativen, Reformern und Mitgliedern des M it t el sta nd s b u nd e s zu Frei berg besuchte Besprechung zwecks Aufstellung eines gemein samen Kandidaten zu den bevorstehenden Landtags- Wahlen statt. Sie wurde vom Einberufer, dem Vorsitzenden des Mittelslaiidsbundes zu Frciberg Herrn H. Müller, eröffnet, während den weiteren Verlaus der Verhandlungen Herr Neichs- niid Landicigsabgeordneter Zimmermcmn leitete. Der in 'Aus sicht genommene Kandidat Herr Stadtverordneter AhlHelm- Dresden entwickelte in eingehender Weise sein Programm, das allgemein beifällig ansgenonniien wurde. Nach längerer Aussprache über die wirtschasls- und parteipolitischen Verhält nisse wurde die Ausstellung des Herrn Ahlhelm als Kandidat im sechsten, die Städte Freiberg, Tharandt und Wilsdruff umfassenden Landtags Wahlkreise einstimmig beschlossen. In der daraussolgenden Besprechung über die praktische Wühl arbeit wurde die Bildung eines gemeinsamen Wahlausschusses in die Wege geleitet. Zunächst wurde für jede der drei beteiligten Städte je ein Herr mit der Leitung der Geschäfte beauftragt und dickem die Bildung eines Ortsausschusses übertragen. Mit der Agitation soll in der nächsten Zeit begonnen werden. —* Vom Wetter leider wenig begünstigt, sand gestern nach mittag im „Linckeschcii Bade" das Sommcrsest des Evange lischen Bundes statt. Nach einigen einleitenden, von der Kapelle des Pionierbataillons ausgeführlen Musikstücken richtete Herr Pfarrer Naumann herzliche Begrüßungsworte an die Erschienenen. Unter Hinweis aus die neuesten Attentate, die der Ull>auiontaiiisi»»s gegen die deutsche Glaubensfreiheit ge richtet, gab er der Ueberzeugung Ausdruck, daß Kaiser und König feltstchen würden gegen solche Stürme und daß man mit vollem Vertrauen zu beiden aufblicken könne. Er schloß mit einem begeistert imgenomnienen Hoch auf Kaiser Wilhelm und König Friedrich August. Tie erste Hauptansprache des Festes über „Luther" hielt Herr Pastor Rein warth, der Vorsitzende des Evaugetifchen Bundes in Niedersedlitz. Ein kircheiigeschichlliches Jubiläumsjahr sei das gegenwärtige. 1150 fiel Bonisacius, der sogenannte „Apostel der Deutschen", unter den Streichen friesischer Krieger. Eigentlich müßte Bonifacius nicht „Apostel der Deutschen", sondern „Apostel Noms" heißen, denn er habe die römischen Ketten geschmiedet, die unser deutsches Volk heute noch trägt. Für den Deutlchen dürfe es darum nicht heißen: „Aus nach Fulda!" lwo Bonisacins begraben liegt), son dern: „Hin nach Wittenberg!" Tort schläft unser deutscher Paulus, ihn grüßen wir heule als Christen nach seinem Sinne, . .. . he . . unser ist und bleibt er, das fei das Gelübde jedes Evangelischen, vor allem aber des Evangelischen Bundes. — Nach einigen Musikstücken und Vorträgen des Johanncskirchenchores unter Leitung des Herrn Kantors Fährmann sprach Herr Oberlehrer Dr. Bassenge über: „G oeth e". Luther, Goethe, Bismarck, Glaube, Dichtung, Vaterland, drei Idealbilder des deutschen Volkes, das seien die Themata des heutigen Festes. So wie der deutsche Protestant feinen Luther verehre und seinen Bis marck, so auch seine» Goethe. Goethe ici gewiß nicht leicht in Beziehung zum Protestantismus zu bringen, denn er bezeichne klcki selbst als einen „decidiertcn Nichtchristen". Freilich war weder er noch alle unsere Klassiker Anhänger und Verfechter irgendwelchen kirchlich gestempelten Christentums, aber ihr Ver hältnis zu Gott war doch ein ideales. Ter Redner beleuchtete sodann rn kurzen, klaren Ausführungen das Verhältnis Goethes zum Göttlichen im allgemeinen, zum Christentume im beson deren und zu Welt und Menschheit. Für sein Verhältnis zuni Göttlichen im allgemeinen könne man als charakteristisch den Ausdruck „ehrfürchtige Scheu vor dem Unerforschlichen" wähle», wie sie Faust in der berühmten Szene mit Gretchen ausiprichr. „Wer darf ihn nennen? — Name ist Schall und Much, um nebelnd Himmelsglut." lieber das Wesen der Religion sagt Goethe: „In unseres Busens Reine wogt ein Streben, ent rätselnd uns den ewig Ungenannten. W>r nennen's Froiiini- sein!" Glauben ist für ihn innere Sicherheit, doch er sängt erst da an, wo das Wissen aufhört. Das Erforschliche erforscht zu haben, das war sein Ließ das Unerforschliche aber verehrte er ehrfürchtig. Gottes Lpuren zu sinden, war seines Lebens Inhalt. „Wer immer slrebeno sich bemüht, den können wir erlösen." lieber Goethes Verhältnis zum Christlichen im beson deren sei herzlich wenig zu jagen. Eine Kirche, deren Glaubeus- Kmtst und Wissenschaft. -f* Lahmann-Konzert. Man muß es Frl. Adelheid Bernhardt lassende versteht die Werbetrommel zu rühren ^Weißen Adler" ein Konzert veranstalte-, Darbietungen auch dem verwöhntesten Geschmack genügen mußten. Allerdings mag der gute Zweck — das Reinerträgnis des Konzertes war dem Lahmann-Denkmalfonds zuge dacht — das Seine dazu beigetvagcn haben, diese Elite von Künstlern so rasch und willig aufzubringen. Kein Wunder, daß auch das Publikum nicht versagte, sondern in erfreulicher Fülle den Saal des „Weißen Adler" besetzt hielt. Das fast zu reich bedachte Programm des Abends wurde durch einen von Frl. Bernhardt verfaßten, stimmungs- und eindrucksvollen Prolog er- öffnet, den Herr Gaston Marner, der frühere jugendliche Held des Hamburger Stadttheaters, mit schlichter Herzlichkeit sprach. Hieraus betrat Herr Kammersänger Gießen, lebhaft begrüßt, das Podium, um mit vier Texten von Cornelius in wechselvoller Vertonung — Liszt, Cornelius, Ritter und Lassen standen hier friedlich als Komponisten nebeneinander — seine lyrische Bravour, mehr noch aber sein« ausgezeichnete musika- Iische Pbrasierungskunst auss neue zu beiveiscn. In erhöhtem Maß« gelang das dem trefflichen Sänger später noch mit dem Liede Ossians aus Masfcnets „Weither" und der etwas äußer en Arie des Giuliano aus Leoncavallos rasch ver- 'ener Parade-Oper „Tie Medici". Des gleichen Er- lgeS wie Herr Gießen durste sich Frau Kammer- angerin Neuß - Bclce, die ausgezeichnete Wagner- interpretin, erfreuen. In den Grammannschen Liedern konnte sie, durch und durch mccbtvolle Persönlichkeit, deren großzügiges Pathos sich nicht mit der Soubretten-Grazie des „Trutzliedchens" verträgt, das auch mehr stimmlichen Charme und jugendlichen Reiz verlangt, nicht ihr Bestes geben. Dafür vermittelte sie, in den Traditionen des Hauses Waünsried groß liche: L dramatischen Crescendo von eminent schwierigen Komposition sie einen Erfolg von sonderlich ,ter Wirkung vorgetragencn, es Lenauschen Textes errang icher Höhe und Tiefe des Eindrucks, i Erfolg von fonderucyer Hoye und Tiefe des EMdruas, Verlauf des Abends nicht zu überbietcn war. Meister te sich hier auch das Spiel ihres Gemahls, des von s, der im Verlauf des A lieh fügte ... ... bekannten Pianisten EduardReuß an, der nicht nur iämt liche Begleitungen — kein leichtes Stück Arbeit bei der Länge des Programms! — übernommen hatte, sondern auch mit her- vorraaeNvem Gelingen noch zweimal solistisch auitrat. Am Schluß des Programms vereinigten sich Frau Reuß-Bclce und Herr Gießen noch zu dem Duo-Vortrag der nicht mehr so ganz frisch anmutenden Trompeter-Lieder von Herrn. Riedel, auf die man schließlich flanz gut hätte verzichten können, ohne dem Pro gramm ein Wesentliches von seinen Qualitäten zu nehmen. Angenehme und freudig begrüßte Abwechslnna in die stattliche Reihe der musikalischen Vorträge brachte Herr Gaskon Marner mit verschiedenen Deklamationen. Von den mit uornehmstem Geschmack gewählten einzelnen Stucken hintcrlicßen der „Phantasns" von Holz, eine der eigenartigsten Poesien des .,TraumnliiS"-Dichters, und ein noch nicht veröffentlichtes mun- dcrbar inniges Gedicht von Rudolf Presbcr, „Die Mutter", in der anSqczeichneteii Interpretation des Künstlers den tiefsten Eindruck. — Alles in allem eine Veranstaltung, an die nicht nur die unermüdliche Managerin Frl. Adelheid Bernhardt, sondern auch alle Teilnehmer noch lange gern und freudig zurück- denken werden. IV. Der Mantelstreit in -er Overlansitz Fra» Etikette, die anspruchsvolle, gezierte und nniiatüiliche Dame, das Zerrbild von Frau Sitte und eine Zwilliiiasschwcster der ihr geistig ebenbürtigen Frau Mode, hat von icher ihre leiden schaftliche», starren Verfechter, aber auch ilirr nicht minder leiden schaftlichen Gegner gehabt. Wie weit der Eifer auf beiden Seiten oft ging, das zeigt vor allem die Geschichte der Kleinstaaterei des 18. Jayrhniiberts, wo Raiigstrcitlgkeitcn von Hofdamen sogar mili tärische Aktionen entfachten. Aber auch in der Geschichte des Sachsenlandes gibt cs einen solchen Fall, der in der Obcrlausitz spielr und den die Historiker als den „Mantelstreit" bezeichnet haben. Im Zeitalter des Zop'cs und der Allongeperücken war man eben leichter als je geneigt, die lächerlichste» Vorkommnisse zu Staatsaktionen ciiifrilbauscheii, weil die Staats-, Lokal- und Kommuiialpvlitik gänzlich der großen Gesichtspunkte entbehrte und daraus angewiesen war, mit kleinlichen Streitereien ihr Leven und ihre Bedeutung zu fristen. Die 1635 von der Krone Böhmens dem Kurfürstentum Sachsen überlassenen Markgrafentümer Ober- und Nicdcrlausitz waren nicht den sächsische» Erblanden regelrecht einvcrleibt worden, sondern hatte» ilire eigenen Behörden, zum teil sogar ihre eigene Gesetz gcbnng behalten. Die inneren Verhältnisse beider Länder blieben »och lange von denen Chnrsachicus scharf »ntcrschieden. Das machte sich besonders in dem Verhältnis der Stände zu einander bemerkbar. Man hielt in der Lausitz weit strenger noch, als dies sonstwo geschah, an den Standesnnlcrschiede» fest und vornehmlich zwifchen Ritterschast und Städten war man ans peinliche Jnin Haltung des gcsellichastlicheii AbslandcS bedacht, weniger freilich anf letzterer als bielmehr ans crslcrcr Seite. Diese Tatsache zeigte sich eben in dem erwähnten „Mantelstreit" auss deutlichste aus geprägt. .Hatte da in den Lausitzer Landen eine, vermutlich von einem besonders ctikcitecifiigen Landeshauptmann erlassene Verordnung bestanden, die den Dcpnücrtcn der Städte »orschricb, bei der Einholung des Landcsherrn. der Leistung der Erbhuldigung, sowie bei Lcinb- und Ansschnßtaaen im Mantel, ohne Degen, zu erscheinen, während die Ritterschast, bc;w. die Landstände, ohne Mantel mit Degen erscheinen durften. Natürlich bezweckte man damit »ichls anderes, als die Deputierte» der Städte schon äußer lich in der Kleidung vor den Landstünden kenntlich zu mache», denn der Mantel ivar als Festkleid bei der stets a In moci« geklei deten Ritterschaft längst nicht mehr üblich. Die Deputierten der Städte aber sollten — man denke! — verurteilt sein, dies un moderne Kleidungsstück weiter z» tragen. Selbstverständlich brachte diese Verordnung, auf deren strengster Befolgung die Ritterschaft bestand, die reichen Patrizier arg i» Harnijch. hatten sie doch meist mehr in die Suppe zu brocken, als der ;n jener Zeit zum Teil schon arg verarmte Landadel. Daß sie sich schließlich energisch gegen die Verordnung auflehuten, dazu trug auch wohl noch der Umstand bei. daß man ihnen das Trage» des Degens verbot. Zu Bcainn des 18. Jahrhunderts muckten die städtischen Ähgemd»
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