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Der Zeichen* und Kunftuiuerricht. 33 Erläuterungi, dafs die Schüler fo grofs wie nur möglich die Figuren zu zeichnen haben, und zwar im erden Entwurf mit der Kohle. Schon bei der erwähnten Ausdellung in Berlin (1S701 erregten die Hand- Zeichnungen des „Stufenganges für den Elementarunterricht“ von Zimmermann Lehrer in Zurckau) gerechtes Auffehen und wurde allgemein der Wunfch ausge- fprochen, dafs der Verfaffer durch Vervielfältigung feine Blätter auch anderen Schulen zugängig mache Auf der Weltausdellung waren die Tafeln ebenfalls erfchienen und hatten (ich der gündigden Beurtheilung zu erfreuen. Wir kommen noch bei S a c h fe n näher auf diefe Arbeiten zu fprechen. Zu bedauern war es nur, dafs von der fo tüchtig geleiteten Volksfchule in Mainz, deren Schülerarbeiten ebenfalls zurZeit in Bezug auf Methodik ein fehr beifälliges Urtheil ernteten, nichts eingefandt wurde. In den Provinzen l’reufsens wird das Zeichnen dort gut betrieben, wo eben der betreffende Lehrer des Gegendandes befähigt id. Es führt diefer Satz uns hier auf den Zeichenunterricht in den Schullehrer-Seminaren, von wo ja die Pflege desfelben für die Volksfchule auszugehen hat. Bisher fanden fielt hierin freilich noch grofse Lücken und wurde, wenn wir dem Berichte weiter folgen, derfelbe durch die häufig ganz ifolirte Lage der Donticile nicht feiten in Frage gcdellt. Den bedehenden Zeichenlehrern wurde dafelbd nur wenig Zeit für ihre Thätigkeit eingeräumt, und da es ihnen an ausreichender Befchäftigung fehlte, wurden diefelben meid aus den wiffenfchaftlichen Lehrern gewählt. Nur an den Seminaren in gröfseren Städten waren tüchtige Kräfte dazu vorhanden, und wur den auch meid gute Kefultate erzielt. Wenn die neueren Bedimmungen in Bezug auf den Zeichenunterricht an den Volksfchulen durchgeführt werden follen, wird wohl die Regierung dafür Sorge tragen muffen, dafs demfelben auch an den Lehrerbildungs-Anftalten in entfprechender Weife Rechnung getragen werde. Auch in Bezug auf den gewerblichen Zeichenunterricht id Nord- Deutfchland gegenüber den füdlichen Ländern noch weit im Rückdande. Noch bis vor Kurzem lag Alles, was in diefer Hinficht zur Förderung der Kundindudrie gefchah, in den Händen von Vereinen, und war es gerade inPreufsen, wo von der Regierung aus am längden gezögert wurde, diefern hochwichtigen Fatflor für den Wohldand die gebührende Aufmerkfamkeit zu fchenken. Mit Ausnahme des Ber liner Handwerker-Vereines, durch welchen vorzugsweife die norddeutfehe Tifch- lerei und Weberei einigermafsen gehoben wurden, gab es bis vor nahe zehn Jahren in l’reufsen keine Andalten, in welchen die Kundgewerbe in ergiebiger Weife eine Unterdützung gefunden hätten. Die dädtifchen Gewerbefchulen gewährten eine mehr allgemeine, wiffenfchaftliche Bildung, als dafs den Special fächern Rechnung getragen werden konnte; defsgleichen war die Einrichtung der Fortbildungsandalten nicht darnach angethan, eine Pflanzdätte des kundgewerb lichen Unterrichtes zu werden, abgefehen von den ganz unzureichenden Sonntags- Freifchulen. Das königliche Gewerbe-Inditut id mehr technifche Andalt und die königliche Akademie der Künde gehört fpeciell der Kund, fo dafs auch von diefer Seite der Kundindudrie wenig gedient wurde. * In dem Reorganifationsplane vom 21. März 1870 wurde der Gefammtcurs der preufsifchen Gewerbefchulen auf drei Jahre ausgedehnt und dem Lehrpläne die modernen Sprachen einverleibt. Das Lehrziel wurde (in P'olge verfchärfter Aufnahmsbedingungen) in den meiden Gegendänden höher gedellt, und zog aus der neuen Einrichtung vorwiegend das Linearzeichnen Vortheile. Im Allgemeinen behielten die Schulen den Charakter von technifchen Schulen, was fchon in der Motivirung des Reorganifationsplanes deutlich ausgefprochen erfcheint; dafelbd heifst es: -Der angehende Gewerbetreibende mufs imStande fein, die Fortfehritte * Ueber die Verhältniffe des kunftgewerblichen Unterrichtes in 'Preufsen bis zum Jahre 1866 zu vergleichen: Die Förderung der Kunftinduftrie in England und der Stand diefer Frage in Deutfchland von Dr. H. Schwabe, III. Theil, S. 188 ff. 3*