24 J. Langl. den Holzarbeiten und Broncen. Schwächer war das figürliche Zeichnen; auch hierin war jedoch der Lehrgang fyftematifch dargeftellt, und konnten die Leiftun- gen von Stufe zu Stufe verfolgt werden, was bei der Nürnberger Schule nicht der Fall war. .. Im Architekturzeichnen fanden fich Studien der griechifchen und romilchen Denkmäler, dann Renaiffance-Paläfte und Grabmäler mit all’ ihrem reichen deco- rativen Schmuck, Pompejanifche Wanddecorationen u. A. m. Es ift hier von München noch zu erwähnen, dafs auch die Pläne des neuen Polytechnicums ausgeftellt waren und von der Anftalt die zum Verkauf beftimm- ten Abgüffe der „Aegineten“ aus der Glyptothek. In der Induftriehalle begegneten wir noch der Ausftellung der Holz- fchnitz-Schule zu Werdenfels (bei Partenkirchen). Die trefflichen Arbei ten zeigten, dafs dafelbft in dem ungezwungenen Naturftil allmählig feilere Formen zur Geltung kommen und an die Stelle der hohlen Bravour, worin die Schweizer bekanntlich das Gröfste leiften, nach und nach äfthetifche Regeln treten. Würtemberg. Seit Jahren geht Würtemberg allen anderen deutfchen Staaten in der Pflege des gewerblichen Unterrichtes voran und befitzt bis heute relativ die meiflen diefsbezüglichen Schulen. Schon auf der letzten Parifer Ausftellung imponirten die Leiftungen diefer Anftalten im hohen Grade und bildeten auch diefsmal den Glanzpunkt in der deutfchen Unterrichts ausftellung. Die zahlreichen Zeichnungen, Modellirungen und fonftigen kunft gewerblichen Arbeiten nahmen einen grofsen Theil des nördlichen Flügels vom Pavillon der XXVI. Gruppe des deutfchen Reiches ein, und waren mit denfelben theils die Wände decorirt, theils lagen fie in Portefeuilles oder in Glaskäften zur Anficht vor. Ueberrafchend war es, dafs allerorts mit nahezu gleich guten Erfolgen gearbeitet wurde und felbft die jüngeren Schulen mit den lobenswertheften Leiftungen vertreten waren; es zeigte diefs nur, wie trefflich das gelammte Unterrichtswefen nach diefer Richtung organifirt und wie fehr ein einheitliches Syftem dem Unterrichte felbft förderlich ift. Leider wurde bei der Ausftellung nur auf die Refultate der Schulen Rück- ficht genommen und nicht in fortfehreitenden Zeichnungen die Methode näher illuftrirt, was gerade der Erfolge wegen wünfehenswerth gewefen wäre. Im Königreiche Würtemberg beftehen bis jetzt an 155 Orten (110 Städten und 45 Dörfern) gewerbliche Fortbildungsfchulen, welche fich ihrer Einrichtung nach in folgende Gruppen theilen: Fortbildungsfchulen, in welchen Sonntags- und Abendunterricht in gewerblichen und kaufmännifchen Fächern ertheilt wird und offene Zeichenfäle beftehen (5). Fortbildungsfchulen mit gewerblichem Sonntags- und Abendunterricht nebft offenen Zeichenfälen (15). Fortbildungsfchulen mit Sonntags- und Abendunterricht ohne offene Zeichenfäle (92). Fortbildungsfchulen mit gewerblichem Abendunterricht ohne Sonntags unterricht (xo). Reine Zeichenfchulen ohne weiteren Unterricht (33)- Die Schülerzahl, welche 1870 bis 1871 in 150 gewerblichen Fortbildungs fchulen 8876 betragen hatte, belief fich 1871 bis 1872 in 155 Schulen auf 97^3, wovon 7430 unter und 2333 über 17 Jahre zählten. Aufserdem befitzt das Land an technifchen Lehranftalten die polytechnifche Schule und die Baugewerk-Schule in Stuttgart und für die Pflege der Kunft fpeciell die Kunftfchule dafelbft.