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Der Zeichen* und Kunftunierrichi. 23 offenbarten ein exadles Studium. Freilich fanden wir darunter auch Namen, die fchon längft das Meifterdiplom in der Kunft erhalten haben! — Die Oel- ftudien waren alle wie von einer Hand gefchaffen; ob diefs ein Vortheil oder Nachtheil der Schule ift. können wir nicht näher unterfuchen. Das Streben des Kunftunterrichtes in allen deutfehen Kunftfchulen geht im Zeichnen vorwiegend nach der Durchbildung der Form und berückfichtigt vielfach zu wenig die denn doch wichtige malerifche Täufchung, d.h. die Nuancen in den Schattentiefen. Die gezeichneten Gypsmodelle erfcheinen in ihren grellen Lichtern und Schatten meift als Broncemodelle ; ein leichterer, freierer Vortrag bleibt überall zu wünfehen. Es ift eigenthümlich, dafs als Zeichenmittel der fo dankbare Röthel überall verfchmäht wird. Die ftets wachfenden Sammlungen des Gewerbemufeums in Nürnberg, welchem auch von der Wiener Weltausftellung wieder Bedeutendes zuflofs, dürfte den gewerblichen Unterricht für die Folge nach und nach den modernen Beftre- bungen näher führen, was der Induftrie des Nürnberger Bezirkes nur vom Vor theile fein wird. Ebenfo wie in Nürnberg hat auch in München das Kunftgewerbe einen fpecififch localen Charakter. Hier flochten fleh in die germanifchen Elemente durch das reichere Kunftleben im Allgemeinen ganz eigenthümlich heitere, viel leicht romantifche Motive, die mit befonderem Gefchick allen Branchen der Kunft- induftrie einverleibt werden. Hier, wo Schwind, der „Vater des Märchens“ in der Kunft, feine zaubervollen Geftalten aus dem Innern der Berge, der Steinburgen und dem Dunkel der Wälder in Schlingwerk und Arabesken hervortreten liefs, wo der Meifter des Humors Kaulbach feit Jahrzehnten wirkt und eine Schaar heiterer Kunftjünger der anderen die Hände reicht, deren unverwüftlicher Witz neben echt deutfehem. poetifchem Gemüthe in den „Fliegenden Blättern“ fein claffifches Tagebuch fand: Hier mufste ein Reflex diefes Kunftlebens auf die Induftrie ftattfinden — und umfomehr, als ja viele der bedeutendften Künftler fpäter in diefe Sphäre ihre Hauptthätigkeit verlegten. Den Centralpunkt für diefe Entwicklung bildet der Münchner „Kunft- gewerbe-Verein“, von dem feit dem Jahre 1851 die „Zeitfchrift für Kunftgewerbe“ herausgegeben wird, welches Werk auch in zahlreichen Bänden auf der AusfteT lung als die Beftrebungen des Vereins kennzeichnend vorlag. Aufserdem war noch eine bedeutende Anzahl Handzeichnungen aus dem Atelier des Vereins ausgeftellt, die in den verfchiedenften Zweigen der Kunftgewerbe den „Münchner Stil“ weiter charakteriflrten. In dem Brunnen vor dem neuen Münchner Rathhaufe hat fich diefes heitere Verbinden des Figürlichen mit der Architektur fogar bis zum Monumentalen gewagt — in diverfen Geräthen, Gefäfsen etc., hier begegnete es uns blofs in der ausgelalTenften Weife. Die Ornamentik löft fich überall in menfeh- lichen oder thierifchen Formen auf; das malerifche Gefchick baut oft die wunder- Iichften Dinge zufammen, ohne dafs wir uns darüber beleidigt fühlten: fo wächft aus einer Greifenklaue ein Hirfchkopf, in deffen Geweih ein Trinkhorn gefetzt ift; ein Harlequin übt an einem Gefäfse Gymnaftik und bildet in der zufälligen Attitüde den Henkel desfelben; Gnomen und Nixlein tummeln fich an allen Ecken herum; das Auge ergötzt fich daran und verzeiht dem Gefchick und dem Humor, mit welchem die Sachen gemacht find, das frivole Spiel mit der Aefthetik. Die Stilrichtung, welche in der königlichen Kunftgewerbe-Schule in Mün chen gepflegt wird, hält fich, wie die Ausftellung zeigte, vorwiegend an die kenaiflance, jedoch wird auch auf ältere claffifche Motive zurückgegriffen. Die Zeichnungen bewegten fich meift in Decorationsmotiven, wohin auch der Schwer punkt der Schule gelegt zu fein fcheint. Hier belebt ein eifriges Studium der I'flanze die Motive und zeigte fich deffen wohlthätiger Einflufs insbefondere bei den farbigen Decorationsftudien. Die Gypsornamente, von den Schülern meift nach kleinen Skizzen von Direktor H. Dyck gefertigt, zeigten ein tüchtiges Ver- ftändnifs der borm und waren mit viel Delicateffe durchgeführt; dasfelbe gilt von