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zitterte manchmal wie leise Furcht durch ihre Stimme, wenn sie zu ihm sagte: «So wie Du wird mich ja doch nie ein anderer Mann lieben!" Und dc>ch war sie einsam und sehnte sich. Ihre einundzwanzig Fahre ver- langten mehr als die Liebe deS BaterS. als Reichtum, Berwöhntsein, Glanz und Pracht. Ihre einsamen Träume waren erfüllt von dem Gedanken a» eine grobe, heilige, alles ausfttllende Liebe, von der ihr Herz noch nichts wnbte, die ihr Nihlcr Verstand bei ruhiger Ueberlegnng verneinte, nach der aber ihre Mädchensecle verlangte . . . Der Gcheimrat schrak aus seinen Grübeleien empor. Der Diener war »ach leisem Klopsen eingetrcten und überreichte ihm aus silberner Schale Briefe und Depeschen. Er durchflog die Post. Dann klingelte er und befahl Dr. Munter, seinen Sekretär, der ihn auf alle» Reisen begleitete. Cr besprach flüchtig mit ihm die Briefe. „Nichts von Bedeutung, lieber Doktor. Sie können die Sachen erledigen. Und dann halten Sie sich bereit, morgen mittag fahren wir zurück. Hier ist alles erledigt." Als der Sekretär gegangen, ging Korf in die Gemächer seiner Tochter, die »eben de» seine» lagen. Der Salon war leer, da klopfte er an die Tür des An kleidezimmers und steckte den Kops hinein. ..Guten Abend, Kind. Darf ich kommen?" Sie nickte ihm zu und er trat ei». Helen Korf war gerade von einem Spaziergang heimgekommen. Die kalte Winterlust hatte ihre Wangen gerötet, in ihre Augen ein frisches Strahlen ge bracht. Kätchen. die Jungfer, stand hinter ihr. Sie nahm ihr den Hermelin, beichten Breilichwanzmautel ab und zog die Nadeln aus dem Hermelinhut. Der Geheimrat trat hinzu und drückte einen Kutz auf das lichtbraunc Haar seines Kindes, in dem goldene Lichter schimmerten. Sie lächelte ihn an. «Berlin ist doch schön, Papacben. Immer wieder wird man gefangcngenommen von diesem unbeschreiblichen Fluidum der Riesenstadt. Und nun der Tiergarten im Schnee! Herrlich!" Er lächelte über ihre Begeisterung. Er hatte es gern, wenn sie einmal schwärmte. „Fch reise morgen, Helen. Möchtest Du noch ein wenig hier bleiben?" „Was soll ich hier ohne Dich, Pappi?" «Die Saison ein wenig geniesten. Du weistt doch, wie Tante Nest sich freut, wenn Du einige Zeit bei ihr bleibst." «Ach nein," antwortete sie lässig, ,,an der Berliner Saison liegt mir nichts. Ich fahre mit Dir heim." Sie zog aus dem groben Hermelinmnff Zn kleines Buch und betrachtete eS. „Hast Du Einkäufe gemacht, Helen?" «Nein, ich war mit Fred spazieren. Er hat mir das Buch gegeben. Von einem ganz modernen Dichter. Lnrik. Das ist sein neuester Sport." Sic lachte. „Er fühlt sich als Mäzen, weil er moderne Gedichtbücher kaust." Der Grheinrrat lächelte auch. «Und was sagt er sonst. Kleines?" «Ach, nicht viel. Er ist momentan in sentimentaler Stimmung. Hat mir zum hundertsten Male seine Liebe erklärt. Nun, das kennen wir ja." Der Vater nickte. Er hatte Fred, Sen er von Kindheit an kannte, gern, nahm ihn aber ebensowenig ernst, wie Helen es tat. Sein Vater war Korfs Freund gewesen. Die Bergwerke, die der alte Dallmer besessen, grenzten an .ciorfö Gruben. Nach seinem Tode hatte Korf sie erworben und seinem Betriebe einverleibt, weil Fred kein Arbeitsmeusch war. weil er frei von jeder Ber- pslichtuug leben wollte und seine Millionen ihm das ermöglichten. Nur seine Villa, die nahe dem Korfschen Schlösschen lag, hatte er behalten. Und dem Hause war er ein Freund und vst und gern gesehener Gast geblieben, wenn er nicht gerade auf einer seiner großen 'Reisen war. Helen sah aus die Uhr. „Es wird höchste Zeit, öast ich mich zur» Abend zurecht mache. Aber wenn Tn willst, kannst Du noch etwas bleiben und zusehen, wenn Kätchen mich frisiert." Die Zofe brachte ihr einen seidenen Kimono, in den sie hincinschlüpste. Tann liest sie sich am Tvileitetisch nieder. Der Vater setzte sich zu ihr. Die Zose löste mit zarten Bewegungen die schwere Haarflut ihrer jungen Herrin und fuhr mit dem Kamm durch die leise knisternde Pracht. Der Geheim- rat sah die goldenen Lichter in den Haarwelle» spielen, sah auch die goldenen Lichter in den grosten branncu Augen seines Kindes, blickte in ihr feines, schmales, schön geformte-) Gesicht, den? ein eigenwilliger Zug um den kleinen Mund einen pikanten 'Reiz verlieh, und dachte, wie sehr Helen dafür geschaffen war, einen Mann zu beglücken, und wie schwer war es doch bei aller Schönheit, bei allem 'Reichtum, den 'Rechten zu finden. Bor ber Zofe, die seit vielen Jahren in Helen» Diensten stand, konnte er ungeniert sprechen. Und er sagte lächelnd: «ES ist wieder ein Bewerber bagewesen. Turandot!" Sr gab ihr oft im Scherz de» Name» der schönen chinesischen Prinzessin, die ihre vielen Kreter köpfen liest ohne Gnade und Erbarmen, einen nach dem anderen, und die trotz des furchtbaren Beispiels nicht vermochte, die Männer fern von sich zu halten. In HelenS feinem Gesicht zeigte sich keinerlei Bewegung. Sie lächelte nur leicht bet dem letzten Wort ihres Vaters. „Bin ich wirklich so grausam, Pappi?" „Na, Kind. Mitleid hast Du gerade nicht mit den Abgcwiesenen." „Es ist noch keiner an gebrochenem Herzen gestorben," sagte sie kalt, „wir wollen unS doch keinen Täuschungen hingeben, Papachen. Der Glanz des Goldes lockt sie. wie das Licht die Motten." Ein harter Zug lag um ihren Mund. Er sah es und seufzte wieder leise. „Aber, Kindchen, üaS kann doch nicht immer so weiter gehen." „Eilt es Dir denn so sehr, mich herzugeben, Papa?" Nun klang ihre Stimme weich und süß und er war wieder entwaffnet. „Ach. Kind, Du weistt, wie schwer ich Dich vergeben würde. Aber Dein Glück, Deine Zukunft liegen mir am Herzen." „Ich bin einundzwanzig Jahre, ich habe noch Zeit." „Und Du fragst nicht einmal, wer Dich wieder haben will?" meinte er vorwurfsvoll. Sinn lachte sie herzlich. „Ach ja, ich vergast. Also, wer ist cS?" „Errätst Du cs nicht?" Sie dachte »ach. aber sie schüttelte den Kopf. „Nein. eS kann ber und jener sein. Näbergctreten ist mir keiner. Uebrigens habe ich für diese Männer, die erst zum Vater gehen, nicht viel übrig." „Sie Handel» aber nur korrekt. Helen." „Mag sein, aber die Liebe handelt nicht immer korrekt. Solche Männer, die erst zu Dir komme», lieben mich sicher nicht. Also, wer ist eS?" „Legalionösekretär von Gretffenstein." Er sah sie gespannt an, aber ihre Miene blieb unbeweglich, sie zupfte gleichmütig eine Locke zurecht und betrachtete da»» ausmerksam die nun vvllendetc kleidsame Frisur. lyortsetzung am Dienstag.» Singet dem Herrn ein neues Lied! Sonntagsgebanken. Singe, wem Gesang gegeben! Es gehört mit zu Len Frenndltchketten unseres Schöpfers, dast er unS eine Stimme gegeben hat. mit der wir uns nicht nur durch Worte und Zurufe verständlich machen und unsere Gedanken anderen mitteileu können, sondern cS auch dem Vogel in der Luft nachzutun vermögen und unsere Freude und Begeisterung, unser Empfinden und Sehnen durch ein Lied, durch einen Gesang, durch Jubilieren zum Ausdruck bringen können. Und weil im Ton noch mehr Seele liegt alö lm Wort, darum hat er auch «och mehr Einfluß auf den Menschen, darum übt er noch größere Macht auS auf ein Meuschcnherz, alS cs das Wort zu tun vermag. Wer hätte noch nicht unter dem Znuberbailn eines Liedes, eines Gesanges gestanden! Sogar unsere Feinde haben cs erfahren, wenn die deutschen Truppen in die eroberte Festung oder irgendeinen anderen Ort etnzogen und mit wuchtiger Stimme ihre Trutzlieder saugen, so waren sie wie gebannt. Wenn aus den Schützengräben die deutschen Lieder in die feindlichen Stellungen hinüberklangen, sanken dort die Gewehr- läuse herab: ausgesprochen haben sie es wiederholt, daß eS ihnen schwer ge worden sei, auf die anstürmenden Truppen zu schießen, wenn diese mit dem Gesang eines geistlichen Liedes dahergestürmt gekommen wären. Eine Gottes gabe, der Gesang, die unserer Nation in besonderer Weise und nach besonderer Weise verliehen worden Ist. Ist sie eine Folge der GcmütStiese, die mau dem Deutschen sonderlich nachrühmt, oder nicht vielmehr eine Zugabe zu dem reichen Gemütsleben, das der große, gütige Schöpfer uns gegeben? Jedenfalls ist es Recht und Pflicht, die Gabe anzuwenden im Dienste und zur Ehre dessen, dem wir sie verdanken. Und so wie der Vogel singt, soll auch der Mensch sein Lied anstimincn, nur daß jener ohne Bewußtsein singt, ber Mensch aber mit Bewußtsein. Und das kann und soll seine -Freude beim Singen und beim Hören von Gesang erhöhen. Sonach gibt cS beim Gesang nicht nur eine Einwirkung auf andere, sondern auch eine solche ags de» Sänger selbst. Man singt sich Mut, man singt sich das Herz leicht, maß singt sich i« »c' lotst isl.'ä MLMLllMK KUiii/LNt!« lleNoi foIrrv <1or Hierin nlbLiIer Kol lirleFsvorlelLiiiltzen, Aerveiient/.limlunsvn. UIieirmnIlsmnZ un<I Olokl. Xonrsi-ts — Istsutsi- — Vortags — pl-svktvollv 8psr!s>-gLngs — Li ossli. Ns lanstaltön mit sllvn Xurmittsln. — Instslstoi'ium 63c!6i- tmcl Xurhgus wütironc! cios gsnrsn sstii-ss gsoffuvt. LnmZ8sigung«rn im Lsbrsuoli clso ösclsp u. Xurmiltol sn Xrisgsvvi-vvunüvts u. lcoankv. öoi-gdslin »uf ükn ^grstui- (suzgvrvictmvt üurej, Intvnslvv 8onnsndvsti'»lilung). Milsl-pei-sonvn unä isti-s Kngvstöi-Igvn slnü scuptaxofk-oi. - . - cTnsknntt «ml Prospekt«; «larek «I»« «tniltisel,« Verkel,r«r»»nt. feinc -. Zcbnbe sollten nicht nur bei ckcm gegenwärtig kerrscbencien becker- mangel, sondern rur Zomnierlclciclung überhaupt als rwcchmassige, leichte Lussbelckeläung bevorzugt werden. Vas von uns vertretene Fabrikat ist hinsichtlich llorm u.Verarbeitung unvergleichlich u.clcm elegantesten l.eckcrsciilili ebenbürtig.