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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 15.08.1928
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1928-08-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19280815011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1928081501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1928081501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-08
- Tag 1928-08-15
-
Monat
1928-08
-
Jahr
1928
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 15.08.1928
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i terarische ^lmschcru Vuntr Slrche ^Reformatoren* fallen. Wer hat je schon etwa» gehört von dem Zllrtcher Jakob Mathy», der gegen Ende des 17. Jahr- Hunderts sich lieber jahrelang al» Ruberknecht auf den Galeeren anschmieden lieb, al» baß er seinen evangelischen Glauben abgeschworen hätte? In dem Schlubkapttel des vucheS: „Der unbekannte Soldat* setzt thm Stickelberger ein unvergängliche» Denkmal. Auch vom NtklauS Manuel Deutsch, dem Berner Maler, Dichter und reformatortschen Staatsmann, dürfte kaum allzuviel Kunde in die Lande ge- drungen sein, und doch — was für ein« wuchtige Resormatorengestalt ersteht unter Sttckelberger» stahlharter Feder auch in diesem wackeren Kämpen gegen das herrsch, und weltlüsterne Pfaffengelichter seiner Zeit! Stickelberger dichtet diesem Berner Malerpoeten ein geistlich Fastnachtsptel Hl. Wenn ein Buch den Titel führt: „Reformation*, so denkt man zunächst an ein Lutherbuch. Da» ist «un da» so- «den im Beklag von Grethlein u> Co. (Zürich und Leipzig) erschienene „Heldenbuch* diese» Titel» von Emanuel Sttckelberger nicht. Wenigsten» nicht in dem Ginne, daß etwa de» groben Reformator» Lebensschicksale und Taten im Mittelpunkte der Geschehnisse stünden. Und dennoch ist «z eine Art Lutherbuch insofern, al» säst auf jeder Seite etwas aufflammt wie starke^ Unbeugsamer Luthergetst. Der kerncvangeltsche Schweizer Dichter E. Sttckelberger. bekannt durch seinen bereit» in achter Auflage vorliegenden aus. gezeichneten Zwtnglt-Roman und durch mehrere wett- verbreitete Novellensammlungen, hat tn seinem neuen ,Resormatton»*»Buche eine Reihe von zehn reformatortschen Helden zusammengestellt, unter denen natürlkch auch die gigantische Luthergestalt <tn dem prachtvoll geschriebenen ^ . Kapitel „Hier stehe tchl*) nicht fehlt, die aber doch zum »A- °<» NKN„U»-^ Berater de» vielgenannten intelligente« Kaiser» Menelik gelebt und sich durch seine fachmännische Tätigkeit, vielleicht aber noch mehr durch seine Lebensklughrit und Menschenkenwtni» das volle Vertrauen, ja die herzliche Freundschaft dieser schwarzen Majestät erworben. Um dieser Freundschaft willen viel beneidet, hat e» thm unter den dunkelfarbigen Machthabern am Hofe, aber auch unter den Vertretern anderer europäischer Nationen, die tn dem Deutschen einen starken Konkurrenten erblickten, auch nicht an Feinden gefehlt. Ohne Ruhmredig, kett, aber mit überzeugender DarstellungSkraft und zugleich auch mit einem kräftigen Humor berichtet nun dieser deutsche Kulturträger von den mancherlei Errungenschaften, die seine Maschinen, elektrischen Anlagen, Etsenbahnbauten, Be. wässerungSetnrichtungen usw. tn Menelik» Reich hinein, getragen haben. Dabet werden alle technischen Fachsimpeleten glücklich vermieden,' Hentze hat kein Buch für Ingenieure geschrieben, sondern ein amüsante» Unterhaltungsbuch für den Laten, der gern etwa» erfährt von den Kulturfortschrttten in fernen Ländern mit primitiver Bevölkerung. Wie hübsche, Novellen lesen sich die Schilderungen von der In l Dampfwalze tn Abessinien anlage, die ein abergläubischer Häuptling sofort als Teufels spuk wieder zertrümmerte, von landwirtschaftlichen Neuerungen, wie der Ausstellung einer Dreschmaschine und der Benutzung europäischer Pflugscharen, von allerlei tech nischen Spielereien, an denen der schwarze Kaiser eine kind- liche Freud« hatte, usw. Andere Kapitel des lesenswerten Buche» bienen mehr der Belehrung über die naiven An- schauungen, Sitten und Gepflogenheiten der abesstnlschen und sudanischen Eingeborenen, allerdings auch über ihre Durch triebenheit. ihre DiebeSgelüste und ihre Verlogenheit. Aber auch über die Art, wie man diesen schwarzen Menschen, ktndern am besten betkommt und sie zu behandeln hat, um ihr Vertrauen zu gewinnen, wird manch beherzigenswerter rach, daS in seiner Urwüchsigkeit und evangelischen Glaubens. >Aufschluh gegeben, wie zum Beispiel in dem sehr beachtlichen t-geisterung auch heute noch, alle Chrtstenherzen erfrischen ergreifenden Kapitel muß. Einigermaßen befremdlich mag e» auf den ersten Blick erscheinen, daß unter den ReformattonSgestalten des Buche» auch Michelangelo erscheint,' aber gerade durch die Gegen- iiberstcllung des von reformatorischem Geiste erfüllten Maler» der Sixtinischen Kapelle mit dem Finsterling Ignatius Loyola, dem Gründer des Jesuitenordens, vor dem päpstlichen Stuhle des kunstsinnigen Paul Hl., weiß Sttckelberger auch in diesem Falle das Aufleuchten eines neuen Geistes, einer neuen Welt, einer Reformation an Haupt und Gliedern tn glänzen der Darstellung begreiflich zu machen. Als weitere Helden reformatortschen Geiste» werden tn lebenstrotzenden, packenden Erzählungen der einäugige Hussitenführer Johann ZIska, der schottische Reformator John Knox sin einer sprühfeuer- durchglühten Unterredung mit der 18jährtgen Maria Stuart), der edle französische Admiral Loligny sauf dem düsteren Hintergründe der Pariser Bluthochzeit), der niederländische Seeheld de Ruyter (dem e» gelingt, 60 evangelische Prediger aus dem Galeerenelend zu retten) und der heldenmütige Führer der Waldenser, Enrico Arnaud sdem selbst ein Napoleon Bewunderung zollen mußte) ins Feld geführt. Auch eine Ehrenrettung de» Genfer Reformator» Jean Ealvtn, der selbst von ernst zu nehmenden Historikern fälschlich eines schnöden Verrat» und damit der Schuld am Feuertode seines Gegners Michael Servet angeklagt wirb, nimmt Stickelberger tn dem fesselnden Kapitel: „Ein Fremder* tn einleuchtender Klarstellung vor. ES gibt nicht allzu viele Bücher, die historische Ereignisse auch dem Laten so schmackhaft, so bildkräftig, so unmittelbar gefangennehmend vorzutragen wissen wie dieses Reformationsbuch Sttckelberger». ES gibt aber vielleicht noch weniger Bücher, die so laut von der Herzenswärme, von der evangelischen Glaubenstreue und von der kerndeutschen Seele ihre» Verfasser» künden wie dieses Heldenbuch, da» selbst von einem Glaubenshelden ge. schrieben worden ist und obendrein von einem gottbegnadeten Dichter und einem die Zettumstände und den Sprechton ver- gangener Tage meisterlich treffenden Erzähler. Was ein be- rufener Kritiker von Stickelberger» Zwingli-Roman sagte, gilt auch für diese» „Reformatton»*-Buch: „Deutsche, lest solche Bücher, und ihr werdet wieder merken, daß ihr eine Seele habt, und baß eure Seele Hunger hat nach kräftiger Speise!* Dichterische Kraft und «ine mitreißende Erzählkunst tritt un» auch entgegen tn einem neuen Roman der Wiener Schriftstellerin Anna Htlarta v. Ekhel: „Die sieben Geier* lBergstabtverlag W. G. Korn, Breslau). Freilich, eine ganz andere Luft tst'S, die im Wien von gestern mrd heute weht al» im Wittenberg und Zürich und Bern der ReformattonSzett. Weich und warm ist alle», wa» die Wienerin zu erzählen hat von den „sieben Geiern*, das heißt von sieben hungrigen Waisenknaben, die nach dem plötzlichen Tode der Eltern deren Untermteterin, einer gutherzigen Modistin, sozusagen in den Schoß fallen, und denen sie sich trotz ihrer schmalen Einkünfte mütterlich erbarmt. Und die sieben Geierlein, denen sich al» Hinterlassenschaft der im Kind, best gestorbenen Mutter noch die kleine „Mausi", das einzige Mägdelein im Geiernest, zugesellt, machen ihrer rührend für- sorglichen Pflegemutter da» Leben wahrlich nicht leicht. Jeder ist eine dickköpfige Individualität für sich und will besonder» behandelt sein. Aber ein liebewarme» Her, vermag mehr als ein mit pädagogischer Weisheit erfüllter Kopf. Jeden der sieben Querköpfe — auch die anfänglich so zarte „Mausi* ent» puppt sich alsbald als ein solcher — weiß sie von der rechte» Sette zu nehmen, und gerade in den kritischsten Momente» wächst ihre erzieherische Mütterlichkeit bi» ins Ungemessene Und so gelingt e» ihr — die auch ihr eigenes Leben kräfttgltch zu zimmern weiß —, aus ihren acht Pflegebefohlenen nach Ucberwindung von hundert Klippen und Fährnissen acht lebenstüchtige Menschen heranzubilden, die ihr „Mütterlein* dankbar vergöttern. Ja. de» ältesten Geier» Vergötterung geht sogar so weit, baß er, der nicht allzuviel Jüngere, seine trotz allen Lebenskämpfen jugendfrisch geblieben« Pfleg«, mutter als Gattin heimführt. Man steht: e» geht etwa» phantastisch zu tn diesem „Geter*.Roman. und daS wirkliche Leben pflegt weniger rosig und harmonisch zu verlaufen als die Geschehnisse tn diesem Wiener Geiernest. Dennoch wird niemand, der da» auch äußerlich schmuck hergertchtete Buch zur Hand nimmt, der Verfasserin ob ihre» ungezügelten Optimismus gram sein können; denn eine echte deutsche auf. opserungSfähige Frauenseele von heldenmütiger Tapferkeit und seinem mütterlichen Instinkt offenbart sich auf diesen 827 Setten, eine gelegentlich auch fest ,»greifende Frauen- natur von echtem Schrot und Korn, dt« auch durch die wildesten Lebensstllrme nicht unterzukriegen ist und vom Herrgott als köstliche Mitgift auch «ine reichliche Dosis gesunden Humors mit auf den Lebensweg bekommen hat. Trotz mancher Un- Wahrscheinlichkeit, die man mit tn Kauf nehmen muß, wird die Seele beS Leser» unwillkürlich zum Mitschwingen genötigt, und so darf man diesen „Geier"-Roman al» eine selten er. qutckliche. harmlos unterhaltende und kerngesunde Lektüre empfehlen. Auf ein ganz anderes, weitaus realeres Gebiet führt ein neues Buch von W. Hentze: „Volldampf unter Palmen" lBerlag von Hess« u. Becker, Leipzig). Der Verfasser hat viele Jahre im Sudan und tn Abessinien al» technischer Ein anregendes Buch, das namentlich auch unserer reiferen Jugend viel Freude machen wird. Prof. FelixRetchardt. „Gchwanenvesanv' - un- an-eres Zu Anfang . stehe: „Schwanengesang* von John GalSworthy lBerlag Paul Zsolnav, Wien). DaS ist der Roman, mit dem der große englisch« Epiker da» breite und tiefe Werk der „Forsnte-Saga" abschließt. Er hätte es kaum bedeutungsvoller abschlteßen können. Denn eS ist. als habe er darin noch einmal mit gesammeltem Willen ineinander, gefügt, was er als Erkenntnis des Leben» und der mensch. ltchen Beziehungen erfahren hat. al» Hab« er noch einmal die schmerzvollsten Wahrheiten mit besonderer Liebe und Kunst dem Geiste de» leisen Humors der Ueberlegenheit genähert und habe die Bitternis mancher EukenntniS mit Ironie immunisiert. Er erzählt den AuSgang de» starken Leben» von SoameS Forsyte tn der Bewegung eine» -Vnösnte con moto; seht ihr. so kommt e» schließlich, — man kann ggx nicht» dagegen machen. Und wenn ihr meint, daß SoameS endlich einem Zufall erliege, so irrt Ihr, denn seht: er, der die letzten Jahre damit verbracht«, seine Tochter tn der Art eines großen, treuen, tapsigen Bernhardiner» zu beschützen und zu umsorgen, er sieht, daß sie bet dem Brand der Bilder, galerte durch einen herabstürzenden Rahmen bedroht ist; und indem er sie mit aller Kraft au» der Gefahr reißt, wird er selbst so getroffen, daß er an der Verletzung stirbt. Zufall? Nein. Schicksal der Treu«. Aber wie kam eS zu dem Feuer im Heiligtum beS so gepflegten SoameSschen Hause»? Viel- leicht durch eine weggeworfen« Zigarette. Und wie kam Fleur tn da» Feuer? Sicherlich, um ihren Vater bei der Rettung der Bilder zu unterstützen: vielleicht auch, oder außerdem: um freiwillig in den Flammen zugrundezugehen. Wir wissen eS nicht: wir sehen und fühlen nur. daß ihr Weg sie schließlich in daS Feuer, in die Lebensgefahr führt. Ja, Fleur Mont, geborene Forsyte, — eS ist auch ihr Leben. daS in diesem Buch zu End« geführt wird, ihr inneres Leben, besser noch: das Leben ihrer Vorstellungen und Wünsch«. Wir wissen ja aus dem früheren Verlauf des Forsyte-Zyklu», vor allem aus dem ^Silbernen Lösfel": Fleur ist ein kapriziöses Wesen, nicht unltvbenSwert, aber schrecklich unruhig, ziellos getrieben. Ihr .praktisches Ideal": eine gute, etwas auffallende Rolle zu spielen. Michael, ihr Mann, versucht ihr auf seine ehrliche, immer ein wenig sarb. lose Art dazu zu helfen. AVer stet», wenn Fleur so etwas erreicht hat, wovon man meinen sollte: daS habe sie gewollt. — stets zeigt sich dann, daß eS da» nicht war. Aber waS dann? Da geschieht eS, daß ihr Jugendgeltebter, Jon For. syte, der tn Amerika geheiratet hat. nach langjähriger Ab. Wesenheit nach England zurückkehrt, mit seiner Frau. Nun weiß Fleur: das ist eSI Und fiebert sich tn erneuerte heiße Sehnsucht hinein. Sie stellt ihr Leben auf den Kopf und be- unruhtgt da» der Familie, bi» sie Jon tn einer dunklen Stunde an sich reißt. Aber wie groß ist ihr« Niederlage, al» der Geliebte thr avsagt, noch einmal endgültig absagt, da er nicht daran denkt, sein« Fra« zu verlasse«. WaS nun? Nun sitzt Fleur. die sich innerlich von Michael loSgesagt hat. zwischen zwei Stühlen, und thr Herz krampst sich vor Leere zusammen. Vielleicht sucht sie wirklich, ob mit Ueberlegung, ob aus Schwäche, den Weg ins Feuer? Wir wissen eS nicht: und wir wissen auch nicht, wa» ste nun nach dem Tode ihre» Vater» beginnen und wie ste sich zu Michael verhalten wird Wir sehen nur, baß sie zerstört ist, und erleben, von der Macht der großartigen Darstellung völlig tn Bann geschlagen, wie eS zu dieser Zerstörung kommt. DaS Rührende, da» Menschlichste tn dem Buch: wiederum SoameS' stiller und zäher Kamps um und für Fleur. Er steht da» Verhängnis, er ahnt die Katastrophe, die abzu. wenden er sich vergeblich bemüht. Er sptelt eine rührende Komödie, um alle, die vielleicht auch „etwa»" ahnen könnten, darüber zu täuschen. Und kann doch nicht» gegen da» Schicksal, da» gar noch ihn selbst wegfegt. — Go geht still und breit und tief ergreifend diese tn jedem Ginne große Romandtchtung von den Forsyte». die ja „nebenbei* noch da» modern« Eng. land tn umfassender Weis« charakterisiert, zu Ende. Doch auch für sich betrachtet ist „Schwanengesang* ein ganz Herr- liche» Wer und da von Leon Gchaltt etwa» flüchtig über- setzte»), tn seinen inneren Bewegungen und seiner Gestalt bedeutende» Werk, dem nur wentge Bücher unserer Zeit an die Seit« gestellt werben können. » Ungleich leichter wiegt „Mantrap* von Sinclair Lewt» (sehr flott übersetzt von Franz Fein: Verlag Ernst Rowohlt. Berlin), «ver Lewis macht e» sich selbst hier auch viel leichter, als sonst oft. Nicht» von der großen Abrechnung mit den Heuchlern in „Elmer Gantry". nichts von der straffen, strenge» Ironie, mit der tn „Babbttt" der amerikanische Ä>teßcr gegeißelt wird. Nein, dies Buch fängt ganz leicht, fast sprühend an, e» tänzelt bi» zur Mitte im Tempo und tn der Art der Kanu», die tn diesem Roman wichtig sind. Denn die Geschichte spielt sich im kanadischen Norden, tn entlegener, wilder Gegend ab. wo Indianer und Trapper zu Hause sind, und wo Neuyorker nur wie sagenhaft« Tier« erscheinen. Aber wir sehen so einen, sehr bedenklichen, verzärtelten, vor. nehmen, gutmütigen Neuyorker Advokaten tn Begleitung eines robusten Klubkameraden dort oben in komische« Er. lebnissen, die sich noch mehr verwirren, als Ralph sich von dem kraftvollen Reiseaenossen trennt, tn einem einfachen Siedler irgendwo am See einen neuen Freund und zugleich Gastgeber gewinnt, und alS dessen Frau sich in den noblen Neuyorker verliebt: da gibt «S Strecken von melancholischer Besinnlichkeit. Und schließlich lösen sich alle Wirrungen recht natürlich: Ralph, der vor AlvernaS leichtsinniger Verliebt heit flieht, folgt doch auch seiner Natur — in die Stadt zurück: Alverna, die liebenswürdige kleine Person, hängt sich an ihn, — sie kann nicht mehr unter Halbwilden leben, auch sie muß tn die Stadt zurück, freilich zuletzt doch noch ohne Ralph: und die» nach einem Ratschluß, an dem auch ihr Mann mit. wirkt, der den Geflohenen folgte, der von Ralph überredet wird, mit nach Neuyork zu gehen, und der trotz allem Unglück. daS ihn im Trapperterritorium verfolgte, doch wieder dort, hin umkehrt: denn auch er kann nur leben, wohin er ge. hört. — Ein reizendes, lockeres Buch, mit gerade soviel Nach, denkltchkett, daß diese eS aus der Sphäre der Unterhaltung in die der menschlichen Gemütsbewegungen trägt. Und un» also in seiner leichten Art doch bis zuletzt innerlich bewegt. * Bier Novellen unter dem Gesamttttel „Der Schrei der Liebe" von Felix Salten Paul-Zsolnay-Verlag) sind ältere, nicht allzu gewichtige, aber wohlgeformte, ein wenig breit fließende Erzählungen dieses Autors. Di« Titel. Novelle entwickelt sich aus einer reizvollen Anekdote aller, ding» zu einem Umfang, der schon in keinem rechten Ver. hältnts zur Sache steht. DaS beschreibende Element, wenn es sich auch in manchen spannenden und heiteren Zügen aus. wirkt, überflutet gar zu mächtig Kern und Gestalt der Er. zählung. Doch wer eine angenehme, sehr gepflegte, literarisch gehaltvolle Unterhaltung sucht, wird tn dem stattlichen Bande auf seine Kosten kommen. Grobe» UuterhaltungSkaltber aber fährt die äußerst schretblustige Gertrud Lent tn dem kleinen Roman „Venu S. p fa b e" auf lBerlag August Scherl). Gar nicht übel: Venu», pfade wandeln wir wohl alle einmal gern, — auch die be» schweizerischen Fabrikanten und Schwerenöters Luthier. Aber wandelten wir lesend nur dies«, so würden wir nach einer halben Stunde am End« de» Wege» angelangt sein. Die» merkt« offenbar auch die Verfasserin beim Schreiben, und flink, wie ste ist. drehte st« ihren Film von den Äenuspfaden weg tn da» Fahrwasser einer internationalen Geschäftsreise. Da tobt denn also ein richtiger Abenteuerklamauk vorüber: London — Aegypten — eine Bolschewtkenzentrale im Bayri. schen Walde sind die Hauptstationen. — Für Etsenbahnleserr bas Buch „reicht" von Dresden bi» Dvbrilugk. Hans Teßmer. LMÄt , - Biographie« Klenier Grotzmekster Bor fstnfztg Jahren hat Earl F. Pohl seine große Haydn.Biographie begonnen: da» groß airgelegte Werk ist aber mit seinen zwei Bänden damals ein Torso geblieben» denn Pohl starb, ehe er den dritten Schlußband voll, enden konnte. Nach beiläufig einem halben Jahrhundert ist dieser Schlußband nun endlich erschienen. Der Wiener Musik, forscher Hugo Botsttber hat ihn unter Benutzung der von Pohl hinterlassenen Materialien bet Brettkopf L Härtel lLeipztg) herausgegeben. Botstiber ist durch früher« Arbeiten als guter Kenner der Geschichte der klassischen Instrumental, musik legitimiert. So war er ein berufener Mann, um den Schlußstein zur Lebensbeschreibung deS ältesten Wiener Klas. sikers zu setzen. In der Gestaltung des Bande» hat er selbst, verständlich und mit Recht, abweichend von der älteren MeHo. dik Pohls, die großen Fortschritte, die auch die Systematik ver Musikwissenschaft seither gemacht hat, zur Geltung kommen lassen, hat also das Anekdotische und allgemein Chronistische zurückgedrängt und daS Lebensbild des Meister» als solche» so klar und quellenmäßig wie möglich herausgearbeitet. I» einem Gonüerkapitel „Werke* wird das künstlerische Schaffe» Haydns, soweit e» in den behandelten Zeitabschnitt fällt, be. sprachen. Dieser Zeitabschnitt aber ist der vielleicht künstlerisch ergiebigste tn de» Meister» Leben: die Jahre der großen Lon. doner Kunstreisen, welche die reifsten und größten Sinfonien HaydnS, „Die Londoner*, und außerdem die Chorwerk« „Schöpfung" und „Jahreszeiten* entstehen sahen. ES ist also der tn jeder Hinsicht volkstümlichste Haydn, der tn diesem biographischen Schlußband Gestalt gewinnt. Dieser Umstand hebt Botstiber» Arbeit über den Rahmen eine» rein musik. wissenschaftlichen OuellenwerkeS hinaus und macht e» zu einer willkommenen Gab« auch für den Musikfreund, der literar-geschichtliche Interessen hat. Der Stil de» Buches, dem nur gelegentlich ein« österreichische Dialektwendung als kleiner Schönheitsfehler anhaftet, ist ebenfalls lebendig und anregend. Jahrzehnt« zurück gehen auch die Anfänge der Arbeit von August Göllertch» Bruckner.Biographie. Schon tn den ersten Jahren de» neuen Jahrhunderts war ste angekündtgt. Doch thr Erscheinen verzögerte und verzögerte sich, denn Göllertch wollte erst nach lückenloser Sammlung des ganzen tn Frage kommenden Materials schreiben. Schließ, ltch kamen noch Weltkrieg und Inflation dazwischen, und so war Göllertch am 16. Mär» 102S gestorben, ohne daß er selbst seine nun lückenlos vorliegend« Vorarbeit zum endliche» Ziele hätte führen können. Göllertch» Freund Max Auer hat e» nun unternommen, die» zu tun. Im Verlag Gustav Bosse zu RegenSburg ist vor mehreren Jahren bereit» der erste, noch von Göllertch selbst besorgte Band de» Werke» er. schienen: soeben folgt in der gewohnt schmucken Ausmachung der Bosseschen Sammlung „Deutsche Musikbücherei" der zwei, teiltge zweite Band. Auch er kennzeichnet daS Werk al» „die* Bruckner-Biographte, zum mindesten als „daS" Ouellenwerk unter den mannigfachen, dem Meister in jüngster Zeit g«. widmeten Arbeiten. Er behandelt Bruckner» Wirken am Stift St. Florian während der Jahre 18sö bi» 1858 sowie die späteren Beziehungen beS Meister» zu dem Stift, in dessen Kirche er auch begraben liegt. Nächst der bi» auf» kleinste durch Dokumente belegten historischen Darstellung ist von ganz besonderem Wert die Sammlung vrucknerscher Kom» Positionen au» jener Jugendepoch«, die der sevarate »wette Teil de» Bande» vorlegt. Schon rein buchtechnisch mtt seinen 286 Setten saubersten Noten, und Faksimiledruck eine bewun» dernSwerte Leistung des Berlage» gibt er al» Sammlung einen hochwillkommenen Einblick tn die Werkstatt de» werbenben Genie». „Der* Wiener Meister diese» Jahre» 1628 ist ja aber Franz Schubert. Und so kann man Heuer schwerlich von neuen Wiener Mustkbüchern reden, ohne daß auch ein solches über den Lledcrkönig darunter wäre. Das diesmal anzu-elgende hat Karl Kobold im Amalather.Ber. lag (Zürich-Leipzig-Wien) erscheinen lassen. Nicht weniger al» 76, zum Teil farbige, Bildtafeln geben dieser Biographie
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