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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 02.02.1906
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-02-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19060202018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1906020201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1906020201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-02
- Tag 1906-02-02
-
Monat
1906-02
-
Jahr
1906
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 02.02.1906
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Provinz stark verbreitete Meinung, der Beruf eine» ..... „sord«, Selche Ans eS Kellners Xrunaen an die gestellt werden. andeeen/Aum Beweise dafür seien Statistik Retch-aesimdt,ettsaini> Während aus «ln Mitglied der strani ner» sei leicht, ist anmdfallch. __ Leisw»a»sähiakeU und «u-dauri eines . ergibt sich schon daraus, bah Kran streiten und Eterbrfälle in in unserem Berufe stärker hewortreten al» in jedem »r seien vier einige Wahlen aus der heit-amte- in Berttn anaesührt: xr Krankenkasse durchschnittlich etwa 6 SrankbeitStage kamen, schwankte für die Kellner dir Krankheit-- dauer »wischen 8 und 10 Tagen; ganz besonders ausfällig sind dir Hoven Ziffern der Tuberkulosekranken. Während die Todesfälle an Tuberkulose in anderen Berufen 12V, Prozent betrugen, beltefev sich dieselben bet den Kellnern ans 37 bis 15 Prozent. ES liebe sich noch viele» aus dieser Statistik bter ansiihren, doch soll nur da» eine noch hier hervorgehoben werden, daß sich diese Fälle hauptsächlich aus Kellner von 16 bis 28 fahren verteilen. ES solle» demnach in erster Linie nur solche den Beruf ergreifen, welche geistig und körperlich vollständig gesund und. In zweiter Linie gebe man den Lehrling nur einein Prinzipal in dir Lehre, welcher durch seine Person als gelernter tüchtiger Fachmann die Garantie bietet, daß der Lehrling daS Fach auch gründlich erlernt, denn eö gibt viele Geschäfte, wo die Lehr linge zwar geschäftlich auSgebeutet werden, aber nichts gelernt be kommen. Für solche Leute »st es. wenn sie dir Lehre verlassen, sehr schwer, vorwärts zu kommen, und hauptsächlich aus den Reihen dieser ungenügend Gelernten rekrutiert sich das von Jahr zu Zahl immer gröber werdende Heer der Kellner-Proletarier. Geradezu erschreckend ist namentlich im Winter das Elend und die Stellungslosigkeit in den Kellnerkreisen der Großstädte. Zu Aus künften Ist die Geschäftsstelle de» Deutsche» Kellnerbundes (Union Ganymed), Weberaasse 29, l. Etage, Dresden-Altstadt, gern bereit. Di« Haupt-GeschästSUelle ist in Leipzig, Querstraße 18. part. — Nächsten Sonntag wird wieder ein Sportsonder zu a auf der Müglitztalbahn abgelassen werden (Abfahrt vom hiesigen Hauptbabnhofe vormittags 8 Uhrs. Auch der Sport- sondersug von Chemnitz nach Oberwiesentbal wird in Verkehr gebracht sAbfahrt vom hiesigen Hauptbohirhose früh 4 Uhr 27 Mumien). -- Die Leitung de» TurnkreiseS Sachsen gibt be kannt, daß in nächster Zeit Bilder und Denkmünzen von dem verstorbenen EhrenkrelSvertreter Professor Bier her- gestellt werden, durch deren Verkauf der Unterst.,kungskasse. dein Lebensweike des Verstorbenen, ein Gewinn zusltegen soll. De» Turnern soll für wenig Geld etwas Gutes geliefert werden — Der Verband deutscher KriegSveteranen HÄt heute sein 10. Stiftungsfest ab. das er in der ..Deutschen Reichskroiie". Kömgsbrücker Straße, mit Konzert. Theater und Ball feiert. — Der Dresdner Schriftsteller-Verein .Die Feder" veranstaltet am Montag, den 5. Februar, einen Frei herr von Schlicht-Abend. Freiherr v. Schlicht wird lesen: „Seine Hoheit", .Alarm", „Meiers Urlaub", „Die Staub wolle". — Wünsche aus Einladungen sind zu richten an den l. Schriftführer, Herrn O. Th. Stein, Silbermannstraße 13. part. — Nächsten Sonntag, abends 6 Uhr hält der Bezirks- Verein rechts der Elbe in den Sälen des Nenstädter Casino zur Feier des Stiftungsfestes einen Familien-Abend ad BethauS m Neudorf «Galiziens, s» daß die «va, wegung bisher genau 100 neue evangelische Gott . . voraebracht hat. Grunds! ei nlmungen zu Kirchen fanden siebe tat!, und an weitrren fünf Orten lJnnSbruck. Cilli. Gallneu irchen, Weipert, Aussigs sind di« Kirchen im Rohbau bereit ^ — Der Bürgerverein der Wilsdruffer und Seevorstadt hatte am Mittwoch abend einen interessanten Bortrag zu verzeichnen, zu dem denn auch die Mitglieder in überaus großer Anzahl erschienen waren, so daß der Weiße Saal der „Drei Raben" vollständig gefüllt war. Herr Kuno Gra ».Hardenberg, einer unserer besten Reiseschriststeller, sprack über das Thema „Reisebilder aus Birma". Im Be- ginn zunächst die Bodenbeschaffenheit des Landes selbst schib dernd, ging der Herr Vortragende sgdann besonders ans die M> wohner ein, auf ihre Sitten und Gebräuche, ihre Religio», ihre Kunst, ihre Gewerbtätigkeit, oder besser gesagt Untätigkeit, ihre Feste und auch zum Teil — nur andeutungsweise — am Geschichte. Gra^ Hardenberg hat Birma selbst durchreist lange Zeit dort Studien aller Art getrieben, so daß er nicht nur als kompetenter Beurteiler dortiger Verhältnisse gelten darf sondern auch, wie sein gestriger Vortrag bewies, als ein lebens- und humorvoller Erzähler. Vieles, was er von dem harmlos früh liehen, liebenswürdigen Völkchen der Birmcsen er,zählte, regte zum Nachdenken an über manche Schattenseiten der modernen lieber lultur Europas und namentlich über die Tatsache, daß aus Dank des herrschenden Wustes von Gesetzen und Polizeiverordnungen so unendlich viel an Natürlichkeit und harmlosem Frohsinn ver loren gegangen ist. soviel auch an Fähigkeit, schön zu empfinden und unser Leben am die Schönheit hin einznrichten, daß man in mancher Hinsicht die Birmescn direkt beneiden möchte. Die ungemein interessanten Ausführungen des Redners fanden all festigen stürmischen Beifall. Eine Anzahl Lichtbilder, nach eiacnen Aufnahmen des Herrn Grafen Hardenberg, unterstützte sehr wirkungsvoll das Verständnis des Vortrages. — An den Vor trag schloß sich die Ha u p tv c r s a m m l u n g des Vereins. Zu Ehrenmitgliedern wurden ernannt die Herren Rektor Professor Dr. Schladebach, der langjährige Vorsitzende des Vereins, mä> Fabrikbesitzer Hugo Albanus, zurzeit Kassenfiihrer. als welcher er gleichfalls schon längere Zeit fungiert. Die Kasse» Verhältnisse des Vereins sind sehr günstige, der Abschluß für 1905 ergab eine Gcjomteinnahme von 5898,82 Mk. und eine Ausgabe von 283257 Mk., mithin ein Kassenbestand von 3006,25 Mk. gegen das Vorjahr eine Zunahme von 179.28 Mk. Aus den Ueberschiissen des Sommersestes wurden 75 Mk. dem Bürger Hospital, 26 Mk. den Ferienkolonien und 25 Mk. dem Kinder I«rt überwiesen. Dem konfirinandenbeklcidungsfondS der Annen- sowohl wie auch der Iacobi-Parochie wurden je 30 Mk. gezahlt. Di« Zahl der Mitglieder beträgt tast 700. — Der Dresdner Turnverein von 1867 feiert am ll. Februar in Hammers Hotel, Augsburger Straße 7, sein 39. Stiftungsfest, bestehend aus Konzert, turnerischen und ge sanglichen Vorführungen und Ball. — Der seit 6 Jahren bestehende P ostnnterbeani tcn verein der Johann st adt hielt am Mittwoch im Konzert Wale des städtischen Ansstelliingspalastes eine Nachfeier des Ge burtstogeS des Kaisers Wilhelm ab, die sich zahlreicher Betei Ugung erfreute. Auch von den höheren Beamten des den Vereins dezirk bildenden Postamts lü »ahmen mit Herrn Postdirektor Kraus niehrere Herren an der Feier teil. Nachdem das Fest mit dem Kaiser Wilhelm-Marsch von der Könzerlkapclle eingcleitel worden war, richtete der VerestiSvorsitzcnde. Herr Bilh. warme Worte der Begrüßung an die Festverlammluna, in der die Treue zu Kaller und Reich, König und Vaterland, sowie die Pflege der Kameradschaft in erhebender Weise z»m Ausdruck kam. Das ab wechslungsreiche Programm wurde fast ausschließlich von Vereins Mitgliedern auSgeführt und sämtliche Darbietiuige» beifällig auf genommen. Ein Äivliirlolo des Herr» Willy Weise, Schülers am köiiigl. Konservatorium, verschönte die Feier. Den Schluß de Festes bildete ein frohbelebter Ball. — Das Dresdner VvlkStheater-Cnsembl gibt im Theatccfaale, Käufferstroße 1, Sonntag, den 4. Februar, naclmrittagS HH4 Uhr, das Märchen „Schutzengel" mit Gesang und Tanz von Jda Sonntag. Mittwoch, den 7. Februar, nach mittags 4 Uhr, gehen die Märchen „Häusel und Grelel" und „Las letzt« Heinzelmännchen" von C. Große rn Szene. — Ihre Könich. Hoheit Prinzessin Mathilde beehrte die Schirmfabrik von Alwin Teuchcr» mit Aufträgen. — Irl. Sidonie Kurtzhalß vermochte gestern aus eine Währlge Tätigkeit bei der Firma Adolph zurückzublicken. Sle bekleidet dort den P Vorsteherin. — Am 31. Januar sichren sechs beladene Deck kähne von Böhmen nach Deutschland ein, die vor Krippen und Schandau zur zollamtlichen Abfertigung gelangten. — Der >K ö n i gl. S ä <b s. M i l i t ä r v e r ei n z u La u s _ und Umgegend konnte am Sonntag aus ein 40jährigeS Bestehen zurückblicken. Er sandte aus diesem Anlaß ein Huldignnqs lelegramm an Kaiser Wilhelm. Das Jubelfest wurde im Hennig ichcn Gasthos durch Konzert. Tafel und Ball gefeiert. — Die Postelwitzer Sandsteinbrüche sollen am 1. Juli geschloffen werden. Es geschieht dies in Rücksicht au- den Straßenbau Schandau—Schmilka. — Der Ausbau der evangelischen Kirche in O e st e r r e i ch ivubde auch im Iabre 1905 trotz heftiger Widerstände erfolgreich fortgesetzt. Im ganzen wurden >echs Kirchen und «in DetbauS eingewciht. davon vier in Böhmen sTurn, Warnsdorf, Lobvsitz, Königsberg a. Eaerl, eine in Mahrenbevg sSteiermorkj und eine rn Ugarstal «Galiziens, dos x Be. Häuser ber- siebeil neu» .. bereit» ertig ES wurden sechs neue Pfarrgemeinden gebildet t'Brau nau. Heida, Hohenstadt, Krem». Stainz und Tcreblestir jBuko- unnas. Neu« Vikariate wurden vier errichtet, drei io Böhmen, eins w Mähren, weiterhin ein« Reihe von Predigtstationen. zu- meist in ordert. ! täuser er _ .. ^ teilen begründet. In Lemberg rourde ein eoangellin. Schülerheim und in Klagenfurt ein evangelisches Töchterheim errichtet. Zahlreiche Vereine wurden wieder ins Leben gerufen, namentlich für di« innere Mission. Die Zahl der Jünglings- vereine erhöht« sich seit 1896 von 16 aus 120, die der Mit- ziieder von 430 aus 3000. Der Deutsch-evangelisch« Bund" ür die Ostmark, der in der „Konstanzer Union" ein tschechisches Seilenstnck erhalten hat, ist aus 70 Ortsgruppen mit etwa 5000 Mitgliedern angewachsen. - Schwurgericht. In geheimer Sitzung wird gegen die 1971 in Bautzen geborene, m Dresden wohnende Answartefran Auguste Heiniine Lina gesch. kaistsky geb. Mielsch wegen Kindes- tötuna veibandelt. Ter Angeklagten steht als Verteidiger Rechts auwalt Höfser ;»r Seite; die Anklage ist durch Staatsanwalt Dr. Mey vertreten. Der Angeklagten wird zur Last gelegt, am l4. Oktober 1905 ihr außer bei Ehe geborenes Kind gleich nach der Geburt vorsätzlich getötet zu haben. Das Urteil lautet aus 3 Jahre 6 Monate Gefängnis: 1 Monat gilt als verbüßt. — Landgericht. Die 6. Strafkammer verhandelt gegen den 1884 hier geborenen, in Dresden-Pieschen wohnenden Markt helfer Alfred Paul Zöllner wegen Unterschlagung. Der Be- chuldigtc war mehrere Jahre bei einer hiesigen Färberei in Stellung und hat in der Zeit vom 27. Avril bis zum Dezember 1905 nach und nach 598 Mk. vereinnahmter Kundengelder unterschlagen und für sich verbraucht. Der Gerichtshof erkennt auf 4 Monate Gcsängnis. — Unter der Anklage des Rückfall- diebstahls erscheint die 1878 in Meerane geborene Stickerin Klara Martha Thümmler vor der 6. Strafkammer. Sie wird beschuldigt, ihrer Wirtin eine AnzM Wäschestücke und 2 Mk. gestohlen zu haben. Da sich kein schnldbeweis erbringen läßt, erkennt der Gerichtshof auf Freisprechung. — Mit einer Erb- schast von 400000 Mk. renommierte die von ihrem Manne seit langer Zeit getrennt lebende Kausmamisehesrau Lora Anna Therese Walther geb. Vierling ihren Bekannten gegenüber. Der unter der Anklage des Betrugs stehenden Frau kann man trotz- deni das Gefühl des Mitleids nicht versagen. Der Ehemann ist spurlos verschwunden und für die Behörden »nausfindbar. Die Eltern der Angeklagten lebten in Liegnitz und hinterließen ein Vermögen von etwa 400 000 Mk., konnten sich aber mit der Ehe der Tochter nicht einverstanden erklären und setzten dieser im Testament nur den Pflichtteil aus. wäbrend die Kinder das klebrige erben sollten. Das eingebrachte Gut der Angeklagten 4000 Mk., hat der verschwundene Ehemann verbraucht, und nun mußte die Frau suchen, von anderen Leuten Geld aufzu treiben. Bei den Verhandlungen mit den Geldgebern hat der Ehemann das Wort geführt und die Angeklagte in resignierter Weise beigepflichtet. Zunächst galt der Besuch im März 1902 einer hiesigen Kausmannssrau, welcher klar gemacht wurde, daß beim Amtsgericht Liegnitz ein Erbteil von 60 MO Mk. bereit liege. Der Anfechtungsprozeß schwebe noch, jedoch seien ganz bedeutende kosten zu befahlen. Die Dame gab 900 Mk. Im anderen Falle wurde ach dieselbe Weise im September 1901 ein hiesiger Privatus um 3000 Mk. geschädigt. Nach den Ver sicherungen der Geldsuchcr sollte in 4 bis 6 Wochen in Liegnitz an Gerichtsstelle das gesamt« Erbteil in Hohe von mindestens 120 000 Ällk. ausaezablt werden. Für die gegebenen Darlehen konnte schließlich kein Ersatz geleistet werden. Obwohl die Ange klagte den kleineren Teil der Schuld trägt, erkennt der Gerichts hof dock, auf 8 Monate Gefängnis unter Anrechnung der Unter suchungshaft mit 3 Wochen. — ragcslndinmg der Zweiten K a m m « r litt die SO. öffentliche Sitzung am 2. Februar, vornnliaaS bald 10 Nbr : Allgemeine Vorberatung Ober die Verwendung eines Reservat« bei Kap. 44 (Akademie der bilaen- den KOnfte zu Dresden) des RechenschastSberiwtS aus die Finanzpertode (902 OS: — Schlubberatung über Kap. 44 des ordentlichen Etats, Akade inie der bildenden KOnfte zu Dresden, über Kap. 44 und 44a VeS Rechen schaitSbcrichtS aus die Finanzveriove »902 0», Akademie der bildenden Künste zu Dresden und Kunftzivecke in» allgemeinen, und über Kap >04 deS Reiben- schaitobertchtS aus die Finanzperiode 1902.03, Finanzielles Verhältnis Sachsens zum Reiche betreffend Renner am Altnmrkte festen einer Abteilung- werkverein» der Heimarbeiterinnen, übernahm di« fMruny. Nur das Bedeutsamste wurde hervorgehoben. Wiederholt zeigten Ausrufe der Kaiserin ihr Erstaunen: „Ist das möglich'?" und „Unerhört!" kam es aus ihrem Munde. Bei der» Kinderkleid chen aus Breslau mit Verdiensten von KHck und 7 Psg. pro Stunde begann der Rundgang. Daß es in Berlin 'stunde n- öhne von »Pfennig sürkonsektionsarbei- er innen gäbe, zckien der Kaiserin kaum glaublich. Ebenso war eS bei den gchakelten Kinderschuhen für 5°/- Psg. Elimden- lohn, bei den Verdiensten in der Lurnspapierbranche von 3 Pfg. rro Stunde. Mit Interesse sah die Kaiserin, oah Somien- chirme in Frankfurt a Al. mit 42 Pfg. pro Stunde, m Königs, berg nur mit 8>/z Psg. bezahlt wurden. Sie ließ sich sagen, daß darin der Beweis liege, daß es sehr aus den Arbeitgeber an- komme. Kaum begreiflich schien es der Kaiserin auch, daß ein Knabenanzug, Jacke, Weste und Hose, nur mit 70 Pfg. Macher lohn bezahlt würde, und daß für den Stundeiwerdienst von Zur Dliitenfrirge macht eine parlamentarische Korrespondenz einige Mitteilungen, die zum Teil mit den bisherigen Meldungen in Widerspruch stehen und deren Richtigkeit daher abziiwarteii bleibt: Bon einer Ausarbeitung eines Dlät-engesehes im Rcichsamt des Innern kann augenblicklich noch nicht die Rede sein, da der end gültige Entschluß, dem Reichstage in irgendeiner Form Diäten zu bewilligen, kaum 14 Tage alt ist. Fest steht vorläufig nur die Absicht, dem Reichstage, oder besser ge'ogt dem Zentrum entgegenzukommen und nach Ostern eine Diäteiworlage vor- znlegen. Im Reichsamte des Innern wird ein Entwurf erst ausgearbeitet werdest können, wenn der Bnndesrat in dieser Frage Stellung genommen hat; dies soll demnächst geschehen. Vorläufig werden im Schoße der Regierung verschiedene Vor schläge geprüft. In parlamentarischen Kreisen verlautet, daß man entweder den Reichstagsmitgliedern pro Tag 20 Mk. An- weseuheitsgelder bewilligen wolle und ihnen Freifahrt zwischen Berlin und der Heimat während der Tuner der Verhandlungen gewährt, wobei den Mitgliedern der deutschen anderen Parlamente von den Reichstagsdiäten die Landtagsdiäteil in Abzug gebracht tverden, oder daß man jedem Abgeordneten eine bestimmte Summe imcm spricht von 3000 Mk.s pro Tagung zu- billigt und jeden Tag, an dem der Abgeordnete den Sitzungen sernbleibt, mit einer gewissen Summe in Abrechnung bringt Bei diesem Modus soll eine achtmonatige Sessioiisdaiier in An rechnung gebracht werden, dauert die Session länger, so werden Znscihdiäten nicht gewährt. Nach dem zweiten Modus würden also etwa 13 Mk. TageSdiäten in Anrechnung kommen. Weitere Bestimmungen dürste die Vorlage nicht enthalten, obgleich be liauptct wird, daß die Regierung auch Geschäftsordnungs-Aende rungeii vornehmen will, so eine Herabsetzung der Beschlußfähig keitsziffer und verschiedene andere Maßregeln zur Verhinde rung allzu starker Obstruftionsbestrebungen. Die näheren Be stimmungen über Zahlung der Diäten und Feststellung der an wesenden Abgeordneten wird der Regierungs-Entwurf aus keinen Fall enthalten^ man legt Wert darauf, daß dies der Reichstag noch eigenen, Ermessen regelt. In Abgeordnetcnkreisen hat man deshalb auch schon verschieden«Vorschläge hierfür in petto. So soll Sitzung einen Namensaufruf vollziehe: wer später eintrifst, soll sich bei einem der Schriftführer melden, der die Anwesen heitsliste führt. Ein zweiter Borschlag will ein Anwesenheits- buch eiiiführen. in deni jeder Abgeordnete beim Eintritt in das Hans seinen Namen einträgt. Der dritte Vorschlag will wieder Legitimationskarten aiigefchafft haben, die jeder Abgeordnete zur Markierung abzuaoben hat, und die er, wenn er die Garderobe wieder empfängt. ebenfalls auSgehändigt erhält. TafltSllcWchte. Die Kaiserin in der Heimardeiter-Aasstellutig. Die deutsche Heimarbeiter-Ausstellung in Berlin, die mit der überzeugenden Kraft der uniiiittelbareii Anschauung die traurige» Zustände in vielen Branchen der Heimarbeit zeigt und aus allen Schichten der Bevölkerung sehr stark beschickt ist, ist am 30. v. M. von der Kaiscrui besichtigt worden. Es ist immerhin bemerkenswert, daß die Kaiserin dabei, gewiß zum ersten Male, mit gewerkschaftlichen Führern und Fülirerinnen kündigt war: kaum hatten die aufsichtsiihrenden Gewerkschaiter sich doram vorbereitet, was sie der Kaiserin im einzelnen vorführen sollten erschien diese bereits in Begleitung einer Hofdame und eines Kammecherrn. Frl. Margarete Bchm. die Vorsitzende des Ge Teztilarbeitcr ließ sich die Kaiserin genau Klöppelstütze entsteht, für die eine 81jährige F erklären, wie die Frau IV2 Psg. der- Das Interesse der Kaiserin des diensnuenvcii Kammer- die Kaiserin und ließ Poslabzcichen, Emaillieren - chsell ihrer Hofdame bei den Puppen, die der Berliner katholische Arbeiterverein vorsührt. „Wie kann man nur von 7 Psg. pro Stunde in Berlin laben!" I» der Abteilung der Metallarbeiter interessierte die Kaiserin die Zuiummeiiietzung der Blechtaternen. der Kuckucksuhraehäusc und der Perpendikel. Der sie führende Metallarbeiter Gaßmann mußte wiederholen, das; 100 Stück Perpendikel mit 1 Mk. bezahlt werden und 22 Pfg. Lohn bringen. Bei der Mcssersabrikalion mit Wocheniöhneii von nicht höher als 16,20 bis 17,50 Mk. wollte die Kaiserin die Arbeitszeit wissen. Es war nickt möglich, diese anzugeben. Tie Arbeiter haben sie wohl nicht obne Gruno der mitarbeitenden Kinder wegen verschwiegen. Lebhaftes Er staunen aber malte sich im Gesicht der Kaiserin, als sie selbst leieil mußte, daß schwere Bleisoldaten. Husaren zu Pserdc, pro 100 Stück fix und fertig nur mit 1,60 Mk. bezablt werden, daß der Guß von IM Bleisoldalenreihen zu 7 Stück gar nur 40 Pch. bringt. Kopfschüttelnd besah die Kaiserin die Nürnberger Meck,- spielivaren von 144 Stück sür 47 Pfg., und das machen Arbei terinnen! Der führende Arbeiter konnte noch mit mehr aui- warten, mit Kinderarbeit: Aufziehen der Nähnadeln, 1000 Stück für 31,2 Pig.. Biegen der Angelhaken, 1M0 Stück für 15 Pfg.. Einpacken von Haarnadeln. 10M Päckchen ü 25 Nadel» ftir 70 Psg.. Ausziehen von Hake» und Oefen, 360 Karten » 24 Paar — 17 280 Teile für 1,25 Mk. usw wuchs. Trotz der Mahnung Herrn, auftnbrechen, blieb sich die Arbeit von einem , und Bemalen des Wappenschildes mit einem Adlcr pro Stück 2 Psg., und das Zusammensehen von Damenknöpic» pro 150 Stück für 4 Psg. erklären. Die Kaiserin sah sich weiter ein sogenanntes Berliner Dreiriegeltürschloß an. wofür pro Stück 26 Psg. gezahlt werden. Dafür sind alle Teile zusammen- zusetzen. zu feilen, zu vernieten usw. Die Kaiserin konnte es nicht glauben, daß dies Frauenarbeit sei. „Warum ist das Frauenarbeit'?" fragte sie den Erklärer. „Weil der Manu dabei nicht genug verdient, die Frau ijtbilli ge r." Höchstes Er staunen malte sich in den Zügen der Kaiserin? als sie sragie: „Und da erhält die Frau nicht denselben Lohn wie der Manu'?" Es mußte verneint werden. In der Spiclwarenabteilung .zeigte sich die Kaiserin über die A r m u t imErzgebirge unterrichtet. „Wie soll man nur Helsen'?" sracste sie den erklärenden Vertreter des Holzarbeiterverbandes. „Wo ei» Wille ist, da ist auch ein Weg," antwortete dieser. Die Zeit der Kaiserin war mir noch knapp bemessen. Trotzdem verweifte sie »och, und das vielleicht nicht ohne Absicht, um das von einem christlichen Textilarbeiter hergestellte Prunkband zu besichtigen, das die Worte trägt: „Heil Kaiser dir!" Lohn 19 Psg. pro Stunde. Sie sab noch ein Bild einer Heimarbeitersamilie mit 10 Kindern, die für die Firma Prym in Stolberg sAackens arbeitet, und die Ball- toilettestostr. die das Bureau sür Sozialpolitik ausgestellt hat. Tann schied die Kaiserin nach säst einilündigem Verweilen. Beim Abschied fragte sie Frl. Behm nochmals, was geschehe» solle. „Der Kaiser müßte dafür sorgen, daß Mindesrstücklöhne ein- geiiihrt werden," antwortete die Gefragte und setzte hinzu: „Majestät,, sorgen Sie dafür, daß der Kaiser mit eiserner Hand dazn'iickiei'iäbrt." — Da die „Vvlksstg." ein bekanntes ultra- radikales Blatt ist, so müssen die Einzelliciteu der Darstellung mit der gebotenen Vorsichc ausgenommen werden und es muß dem Blatte die ganze Verantwortung für seine Mitteilungen überlassen bleibe». Zur Marokko-Konscreuz. Das bisher wichtigste Ergebnis der Konferenz ist daS. daß die übrigen beteiligten Staaten die Gewißheit erlangt haben, daß Deutschland keine Ueberraschuiigen beabsichtigt, son- der» daß Deutschland nur die „offene Tür", das beißt die Gleichberechtigung des Verkehrs oller Staaten in Marokko, vertritt. Infolgedessen kann man sagen, daß heute der Standpunkt Frankreichs ein verhältnismäßig isolierter ist. Deutschland hat alle diejenige» Staaten für sich, die nicht durch Sondervorteile schon vor dem Beginne bcr Konferenz für Frankreich gewonnen waren, zu letzteren gehört England, das durch Artikel 9 des englisch-französischen Ver trags verpflichtet ist, Frankreich bei der Konserenz seine diplo matische Unterstützung zu leisten. In dieser Hinsicht wird auch der englische Rcgierungswechicl nichts ändern. Auch die gegen wärtige englische Negierung wird ihren diplomatischen Pflichten voll Nachkommen. Inwieweit Spanien durch versprochene Sondervorteile an Frankreich gebunden ist, läßt sich nicht sagen, da der volle Inhalt des französisch-spanische» Vertrages nickst bekannt ist. Indessen gibt es i» der spanischen Presse cine Partei, die den Standpunkt verteidigt, daß Spanien 'einen marokkanischen Interessen am besten Rechnung tragen werde, wenn es lediglich ftir den stativ- gno nnd die offene Tür ein träte. Man kann jedenfalls behaupten, daß bis jetzt die An hänger der offenen Tür aus der Konferenz das numerische Ucberciewicht für sich haben. Der marokkanische Regierinigsdaiiipfer „Turki" kreuzt vor Marchica, wo er einen günstigen Augenblick ablvartet, um Truppen anszuschissen. Deutsches Reich. In der Charlottenburger Stadtvcrord- netcn-Vcriammlimg verlas der Stadtoerordncten-Vorstchei- Hause gehalten hat. -D<c und der Stadtverordneten der Residenzstadt Charlotlenburu zum Jahreswechsel haben Mich besonders erfreut, und Ich nehme mit herzlicher Dankbarkeit die Versicherung entgegen. Mich auch im begonnenen Jahre in Meinen Bemühungen zur Abhilfe geistiger und leiblicher Nor an Nuferem Volke in bewährter Weise nack; besten Kräften zu unterstützen. Berlin, den 19. Januar 1906. lgezl Auguste Viktoria. I. R." Nach Mitteilung der „Post" machte beim KaisergebirrtS- taas-KommerS der K r i cg c r v e r e i n e in Hannover der Oberst und Bezirkskommandeur Fchr. Rüdt von Gollenberg eine interessante Mitteilung. Der Oberst begrüßte es freudig, daß der Zugang von Offizieren des Beurlaubtenstaiides und höheren Beamten zu den Kriegervercinen ein sehr starker getveien sei. und teilte dann mit, der Kaiser wünsche, daß »eder Offizier deS Beurlaubtenstaiides und jeder gediente höhere Beamte Mit- glied eines Kriegervereins je». Die Budgetkommijsion des Reichstags soll sich mit der Ab sicht tragen, nach Beratung des KöloniatetatS und des kolonialen NackftraasetatS. Sie etwa 1t Tage in Anspruch nehmen dürften, die Militär- und Marine-EtatS in Verbindung mit den M i l i t ä r p c n si 0 nSg c s e tz e n zu beraten, d. h. erst dir Pensionsgesetzc und m Anschluß daran die Hcercsetats mit den durch die Mstitärvensionsaesetzc bedingten Abänderungen. Alan bofft in 14 Tagen auch schon übersehen ^u können, was aus der Reichsftncinzreiorm sich entwickeln dürfte. Die Klarheit über dieses Ergebnis ist sür die Militäryeiisionsgcsetze allerdings ulientbchrlich. Es soll i» der Budgetkommistion nicht die Ab sicht bestehen, die Peiisionsaeictze zu verschleppen. Wenn nur oos Zentrum keinen Strich durch die Rechnung machv Dr-sön-v Nachrichten. Ä1. Seite S. WM Sreila«. L. Aebruar LKOO
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