Volltext Seite (XML)
Das Heerwefen. 3 Wahrzeichen des Zeitgeiftes — der Locomotive — den Weg durch die Berges riefen des Mont-Cenis gebahnt hat, und eben fich anfchickt, den gewaltigen Gebirgsftock Mitteleuropas — den St. Gotthard — zu durchbrechen. Würden nicht jene imponirenden Wunderwerke die Vollkommenheit der Sprengtechnik markiren, fo konnte man, allerdings im Kleinen, an den expo- nirten Gefteinsproben höchlt intereifante Studien machen, und waren es vorzugs weife Deutfchland und Oefterreich, welche durch die Reichhaltigkeit und Gediegenheit der Leiftungen imponirten, während die meiften übrigen Staaten darauf verzichteten, Steinmaffen zu transportiren. Die Proben aber, die man in Oefterreich zu fehen Gelegenheit hatte, unter ändern eine gewaltige dünne, in zwei Theile gefprengte Granitplatte, erwarben der Kunft der Gefteinsfprengung mit Recht die allgemeine Aufmerkfamkeit. Eine neue Art, das Geftein zu behandeln, welche in der am e rik a nifch e n Abtheilung ausgeftellt war, nämlich das Schneiden von tiefen Rinnen in grofse Felswände mittelft Quarzfand Gebläfen und dann zu erfolgender Abftemmung, fand ebenfo viele Anhänger als Gegner. Ohne die Vorzüge und Nachtheile des fich auf Glas allerdings recht nett producirenden Verfahrens hier unterfuchen zu wollen, kann mit einiger Bellimmtheit behauptet werden, dafs die militärifche Sprengtechnik diefe neue Erfindung wohl nicht acceptiren wird. Bei Gruppe II: Landwirthfchaft und Ackerbau, drängt fich wohl die Frage auf, in welchen Relationen diefe fo ausfchliefslich dem Frieden gewidmete Gruppe zum Heerwefen ftehen mag. Ein Blick in das rege Leben eines Bivouacs gibt aber fofort die Aufklärung. Dort die langen Reihen von Pferden, die mit duftendem, in geprefstem Zuftande.mitgetragenem Heu fich für kommende Strapazen ftärken; da die Dürftigen, um North’fche Brunnen fich drängend, die ihnen trotz Sterilität des Bodens das in gewiffen Fällen unfchätz- bare Waffer geben. — Hier endlich ein Krieger, der in filfser Ruhe bei einem gemüthlichen Pfeifchen Tabak die Mühen des Marfches vergifst, der -Lieben in der fernen Heimat gedenkt, und dabei fich die fcliönften Luftfchloffer von Ruhm und Heldenthaten, oder auch — vom Urlaub baut. Ja'. Futtergetreide, geprefstes Heu, Tabak und Schlag brunnen find nicht zu unterfchätzende Factoren im vielfältig gegliederten Mechanismus des Heerwefens. Was nun das erfte betrifft, fo waren Sorten desfelben, nämlich Hafer und Ger ft e, von allen Staaten ausgeftellt, und zwar theilweife in Garben, meift in Aehren und Körnern. Die fcliönften Proben in fchwerem Hafer fchickten Eng land, Belgien, das Deutfche Reich und Rufsland. In unferem Vaterlande, welches eine hervorragende Stelle unter den Gerfteproducenten einnimmt,waren es wieder die Hanna-Gerfte und der böhmifclie Hafer, namentlich aus dem Duxer Bezirke, welche die Aufmerkfamkeit der Landwirthe und wohl auch der Militärintendanz erregten. Befonders bewundernswerth waren Proben von fogenanntem norwegifchen Hafer, welcher in Amerika acclimatifirt, aus den Gebieten der Pacificbahn in rohrftarken, 5 bis 6 Fufs hohen Halmen aus- geftellt war. Auch die Mährifch-Neuftädter Zuckerfabrik ftellte Verfuchsproben diefer Hafergattung aus, betreffs welcher die Meinungen aber fo getheilt find, dafs erft eingehende Verfuche deffen abfolute Brauchbarkeit als Futtergetreide beweifen müffen. Das H eu, als zweiter Futterftoff, war nur fpärlich vertreten, bleibt es fich ja doch unter allen Himmelsftrichen fo ziemlich gleich, und nur die Mafchinen zum P reffen des Heues, von welchen blos zwei aufgeftellt waren, fanden zwar theoretifche Anerkennung, konnten aber an Ort und Stelle nicht erprobt werden. Obwohl das Heu auf Märfchen ftets in gefponnenem Zuftande mitgeführt wird,