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02-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 05.05.1922
- Titel
- 02-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1922-05-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19220505026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1922050502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1922050502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-05
- Tag 1922-05-05
-
Monat
1922-05
-
Jahr
1922
- Titel
- 02-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 05.05.1922
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ekngrren GesichnngSkoften arbeitende deutsche Industrie »e<,l die auSlänö-ime Industrie in großem Umfang« lahm, iolange die deiu!>l>e Marl nach nicht den kritischen Tiefstand, der den iniges!-'! :en ,»g der Rolmosse unmöglich macht, errcaln lrn. Tadnich werden im Ausland BetrtebSein- «chrautinia » und ^trbcitSlosigkett hcrovrgeruicn und in den fremde» e» ii.nien sich die Waren aus, die nicht an-- lei'Un! werden u .nren, weil die zu »»erschwinglicher Höhe cmmrge'tieaenen Paptrrinari'prctie für solche Auösuhrgitter »»n Deutschland nicht mehr bezalilt werden können. Die Iiaditnieruna der deutschen Valuta und der setzt schwanken de» Valuten der notleidenden Staaten itberhaupl ist datier das gemeinsame Interesse der ganzen KultnrweU. LS ist nichts als clne unuallbare nud deweislose Berdachtlgnng. wen» ausländische kreise behaupten. die devlichc Industrie-, Handels- »nd Baniwelt sei absichtlich an» die Verewiailng der ichleäuen Valuta bedacht. Ban deutscher industrieller rette ul e«e Unterstellung mit der schärten Erklärung zuiüekgeirnesen wai den. eS wü?de geradezu sreoelhait sein, wenn Handel und Wandel ln DeiitschlanS angesichts der schwere» Nachteile des gegenwärtigen Ztlstunde- sich ans denen nnseschränkle Dauer einsteUen wollten. Eine rapide SteigerndeS I-iartioerteS wäre sretlich von« Uebel, da ste die deuuche Industrie mit einem Schlage ihrer Konkurrcnz- täiiigke-i berauben und eine schwere wirtschaftliche Krise lserailtt'eschisären würde. Wahl aber ist die Stabilisierung der 'Viert wnnschetlSwert. damit der deutsche Geschäftsmann wieder wie früher aus den Pfennig genau und sicher kalku lieren kann, wnc teuer ibm mit allen Unkosten eine fremde Ware zu stellen kommt und zu welchem Preise er sie mit Nutzen an öentiche Käufer absetzen kann, ohne befürchten zu »Nissen, dast der nächste Augenblick infolge einer Valuta- lanne alte Berechnungen über den Hausen wirst. Stabili sierung der Mark, wenn auch ans niedrigem stufte, nicht mög- UmsteS Hlnauslreiven üeä lviarkwerles muh daher die Losung sein. Dieses Ziel ist aber nur zu erreichen, wenn die Würzet alles llebel-, öaS jetzige llieparalionSslistem. be teiligt wird. Diele wahre Lage Deutschiand» und daS gemeinsame interiialionaie Fnterei-e an einer Stabitisierung der Valuta den unS besiicheiiden Fremden zum Bewusstsein zu bringen, sollten wir gerade jetzt nicht »ersünmen. ES ist zu diesem Zwecke non patriotischer Seite ein sehr brauchbarer Vor schlag gemacht worden, der dahin gehl, dah die Kurverwal tungen der deutschen Badestädte und die VerkehrSvcretne der Sommerfrischen sich zuiammentnn, um in Massendruck «tnc Anzahl von Richtlinien, .^ehn Gebote", für Ausländer herzuslellcn und sedcm znreiienoen Fremden ein Exemplar davon einzuhänoigcn. In dielen „zehn Geboten" muss vor olle», der Hinwciö enthalten sein, dah der Ausländer sich durch den scheinbaren Wohlstand Deutschlands nicht täuschen lasten darf, sondern daft er erkennen muß. wie hinter der Maske das Elend grinst. Auch ist dem Fremden nahe- »ulcgcn, daft rS nicht fair, nicht wohlanständig ist, durch forcierte Valulakäufe einer Bevölkerung daS Heben zu ver teuern. die svwtesv schon schwer genug zu tragen hat, und von der seder einzelne bis inS hvhe Alter hinein unerbitt lich arbeiten und schassen muß. wenn er nicht einem er- barmungSlosen Hungcrelend verfallen will. Ferner muß betont werden, daß die in beängstigender Weise fortschrei tende Tcncrniig, welche die Lebenshaltung der breiten VoisSkrcise, soweit ste ihr Einkommen dem sinkenden Geld werte nicht mehr angleichcn können, ernstlich gefährdet, in erster Linie den praktisch-wirtschaftlichen Ausdruck der un- erträglichen Lasten deS FriedcnSvertrageS dalstcllt, der auch die immer mehr zunehmende Passivität der deutschen Zah lungsbilanz und die Riesensehlveträge in den staatlichen Haushalten verschuldet. Weiter ist die Aufforderung zu einem freundlichen und gerechten Verhalten gegen die denlsche Bevölkerung, die vielfach noch körperlich und seelisch ^ unter den Nachwirkungen deS Krieges zu leiden hat, ein- — zuslechien und endlich jeder Fremde aiifzufoldern. alS frei- -E williges Entgelt für die gemährte Gastfreundschaft einen g Betrag in der ausländischen Landeswährung an die Kur» ». ^ Verwaltung oder den Verkehrövercin abzusuhrcn mit der Bestimmung, daft die Gabe zu gleichen Teilen der Alters- « «istlsc. der Mittelstandöhilie und der Kindcrhilie zugute L 2 kommen soll. Die zuständigen Stellen wurden der allge- 2 « meinen Wohlfahrt nutzen und den Dank der Nation ver- L ßö dienen, wenn sie diesem 'Vorschläge näher treten und sich nn- ^ verzsiglich über den Wortlaut der ,^ebn Gebote" einigen wollten, um dann den Mastendruck ebenfalls rasch zu be werkstelligen. Auf solche Weise könnte das nationale Inter esse gegenüber dem zu gewärtiqenden Fremdenzustrom mit Würde gewahrt und den Ausländern der notwendige Be griff dafür deigebracht werden, daft sie gegenüber der Nation, die sie gastlich ausnimmt, gewisse Verpflichtungen haben, in denen neben einem höflichen und zurückhaltenden persön lichen Auftreten insbesondere die Vermeidung einer rück sichtslosen Ausbeulung der Valutavcrhältniste enthalte» ist. Der Kouimunislenrummel im Preuhenparlamenr. kvr»St«rldnnaunIrerBerltnerSchriflk«ltnv».i Berlin, 4 Mai. Im weiteren Verlaus der Landtags- sitzung leistete sich der Kommunist Geschke in seiner langen Begründung der kommunistischen Anfrage wegen der Vor gänge vor dem Berliner NathanS u. a. folgendes: Müßten denn die Offiziere bei solchen Demonstrationen unbedingt thrcn ganzen Wilhelminischen Klempnerladen vor dem Bauche tragen? Zu der Untersuchung SeoerinaS hätten leine Freunde kein Vertrauen. Eine Krähe hacke der andern kein Auge au». Abg. Koch sD.-N.) begründete die Interpellation seiner Fraktion, in der ver langt wird, daft Zusammenrottungen tn Znknnit vcrhin- tcrt werden. (Der Kommunist Katz stellt dem Redner eine SchnapSslasche neben das Rednerpult. Die Kom- munisten klatschen dazu Beifall. Ein Saaldiener trägt die Flasche wieder fort.) Minister des Innern Severing: DaS „Große Aufgebot" der Schutzpolizei bestand darin, dah «in Hauplmann und M Mann, ein Leutnant und 12 Berittene ouigebotkn wurden. sZurus ftnkS: DaS ist vollkommen un- waftr!> DaS sind amtliche Angaben. iZurnfiinkS:Amt» ! t s ch e L ü g e n Die Tatsache, daß nicht mehr Verwundun gen bet diesen großen Trupps von Demonstranten vorqekom- wen sind, ist ein Beweis für daS milde Vorgehen der Polizei. Ich will die Versammlung», und Demon- tzrationS frei heit nicht beschneiden. Sie darf aber nicht gehen aus Kosten anderer, die zur parlamentari schen Vertretung der Bürgerschaft becusen sind. Würden Sie fnach linkSi beim Zusammentressen monarchistischer und kommunistischer Demonstrationen auch diese Ruhestörung verhindern oder was würden Sie tun? Mbg. Schnlz-Neu- kölln IKammf: Jede monarchistische Demon stration verbieten? Afta-Nuie. Heiterkeit l Bei der Maifeier sind, wie der Minister »etter a«S» führt, nur ans Jena und Leipzig blntigr Znsammen- ftöfte gemeldet worden. Er fchildcrt den Vorfall i» der Leipziger Universität nud weift daraus hin. dah in Sach len die Polizei eingesetzt worden ist gegen Unruhe» stistnngen unter der Aegide eines unabhängigen Ministers, in Berlin nnter der eines sozialistischen Ministers. Am 1. April richtete die „Rote Fahne" ein« »Ausrage au Seve» ring", welche Vorkehrungen zum Schufte der durchreisenden Sowsetvertrete, getrosten worden waren. tHeitrrkeit.s Taranshi» hatte der Polizeipräsident diesen Schutz einem besonderen Kommando der »oa Ihnen so angegriksrnea Abteilung l» übertrage«. Waffenstillstand ln Irland. London, 4. Mai. Wie gemeldet wird, ist zwischen den Vertretern der irischen regulären und der irregulären Gtrettkräste im Dubliner Rathaus ein Waffenstill stand von heute nachmittag 4 Uhr blS Montag nachmittag A Uhr -ultaadegekommeu. tW. T. B-t Kronprinz Wilhelm über den v. November. s AuS den „Erinnerungen de- Kronpeinzen Wilhelm", die am 12. Mal tm Verlag der I. G. Eotta'schen Buchhandlung Nachfolger, Stuttgart und Berlin, erscheinen, geben mir mit Genehmigung de- Verlage» schon heute diesen hochlnteressanten, viele neue Tatsachen enthaltenden Abschnitt t» gekürzter Form wieder: Am 8. November 1V18 abend» erhielt ick in WanlSort unerwartet von Getnrr Majestät Befehl, mich am V. No- ormber vormittag» tn Spa bet ihm zu melden. Kein Wort weiter darüber, worum e» ging und waS ich svllte. — Blieb nur da» Willen, daft der Ruf viel Gute» nicht bedeMen konnte, daS Ahnen neuer gnalvoller Konflikte. Bei trübem kauen 'Wetter guig die Autofahrt durch das von grankn, tieflasienden Neoeln fast erdrückte Land. Kurz nach zwölf war eo. da wuc, bi» auf die Knochen durchfroren und er starrt, tn Spa ankamen. In der Villa Fratneusc draußen vor drr Stadt wohnte der Kaiser. Der Hvfmarschall General von Gontard empfing mich tn der Halle. Sein Gesicht war einst und tief besorgt. 'Nur ein hilfloses Aus- heben beider Hände war dte Antwort aus meine Fragen — und sagte mehr als Worte. Und da war auch schon mein Ehef. Graf Schulenbura, bei mir. Seit dem frühen Morgen schon mar er tu Spa und hat bi» zu dem Augenblick, da tbm mein Eintreffen gemeldet wurde, beim Kaiser unsere An- sichten vertreten. Bleich, sichtlich tief erregt war er. wie er mich jetzt »itt raschen, soldatisch knappen Worten über die Vorgänge, in die wir hier mit htnetngezogen n in den, inS Vi!d setzte, mich mit der ganze» Eindringlichkeit de» starken, vcrantwortlichkcitSl'ewufttcn, kaisertreuen Mannes bat, auch minerscilS alle» zu tun, um Seine Majestät von übereilten, niemals wieder auslöschbaren Entschließungen zurückzuhalten. 'Nach dein Berichte SchulenbnrgS halten die Ereignisse bi» zu meinem Eintreffen sich wie folgt cntwlckctt: Mein Vater hatte am frühen Morgen mit seinem GeneralstabS- ossizicr. Major Nteinann, die Lage eingehend erörtert und sich ciuschlvssen, dem drohenden Umsturz dte Stirn zu bieten. Mit diesem feste» Entschluß kam der Kaiser zu ciner Be sprechung, zu der der Generalseldmarschail »nd General Gröncr, Plessen, Marschall. Hintze, Herr von Grünau und Major Niemann zugczogen worden waren. Ter Gencral- ieldmarschall hatte da al» erster gleich einleitend ein paar Worte gesvrochen, die klar erkennen ließen, daft er soweit war, daS Ganze anszugeben: Er müsse Seine Majestät um feine Entlassung btiten, da er daS, wa» er auSznsprcchcn sich genötigt fühle, seinem Könige und Herrn als prenftischer Okktzicr nicht sagen könne. Nur mit dem Kopse hatte der Kaiser gezuckt: Erst höre», wa» cS ist — Jetzt hatte General Gröner da» Wort ergriffen — mtr war cS, wie mir Schnlenbnrg den Inhalt seiner Darlegung skizzierte, al» ob ich ihn vor mtr sähe und reden hörte! Gröner — seit knapp zwei Wochen der neue Manu aus dein verlassenen Platze Ludendorfs», der Mann, der Hem mungen. wie sie dem alten Gencralleldmarschall die Worte in der Kehle würgten, nicht kannte. Ein neuer Ton. der sich brüsk und demonstratio von allem Herkommen loSiagte, der sich an dieser Mißachtung aller Vergangenheit innerlich stark zu machen suchte für den Herzstoft, der seht kommen sollte. Wa» mir Schulenburg von den Worten deS Generals Gröner wicdergab, da» Hütte, wenn c» die letzte Wahrheit gewesen wäre, tn der Tat daS Ende bedeutet. Wortlo». sichtlich tief erschüttert, hatte mein Vater diese in de» dunkelsten Farben gehaltene Darstellung wit- angehört und hatte sich dann, als ein Narre» Schwelgen hinter General GröncrS Worten blieb und er aus einer Bewegung meines Chef» erkannte, daft auch der gehört werden wollte, emporgerlsien und an ihn gewendet: „Sprechen Sir. Gras — Ihre Ansicht —?l" Da hatte dann mein Chef erwidert: Daft er dte Schtldrrung des GcneralqnorticrmeistrrS nicht alS den wahren Verhält nissen enl'prcchcnd ausfalsrn könne. . . . Der Kaiser war dieser Auffassung beigetreten. So war e» zu einem Gegensätze zwischen meinem Chef und General Gröner gekommen, der im Lause dieser Auseinandersetzung nach wie vor seine Behauptung verfochten halte, daß die Ereignisse zu weit vorgeschritten seien, um den von Schnlerwnrg oorgeschlagenen Maßnahmen noch lrgendivelchc Ehaneen zu lasten Trotz all dem war der Kaiser fest bei feiner einmal gefaßten Entschließung geblieben. AVer angesichlS de» unücherbrückbarcn Gegensatzes zwischen den beide» Venrlriinngen der Lage und der notivendigen Folge rungen hatte er sich endlich zu General Grüner gewendet und mit grober Bestimmtheit erklärt: daft er sich mit der geäufterten Ansicht deS Generals in dieser ungeheuer schwer wiegenden Frage nicht zufrieden geben könne, daß er viel mehr auf einer schriftlichen Meldung durch den General» 'elbmarschall v. Hindenburg und General Grüner bestehen wüst« — ans einer Meldung, -er da» einzuholende Urteil aller Armecslitzrer der Westfront zugrunde gelegt werden solle. T-rr Gedanke, einen Bürgerkrieg zu fuhren, stehe ür ihn aufterlxilb jeder Erwägung, aber seinen Wunsch, da» Heer nach Abschluß deS Waffenstillstandes in geschlossener Ordnung in die Heimat zurückzusithren. lmlte er aufrecht Die Antwort General Gröner» Halle sich brllik abluend alS ob er sede Weiterung slir unnütz und als leeren Zeitverlust vor einem festen Programm taxieren müsse — darauf beschränkt, zu erklären: „DaS Heer wird unter seinen Führern und kommandierenden Generalen geschlossen und in Ordnung in die Heimat zurückmarichleren. aber nicht unter der Führung Eurer Majestät!" Auf die erregte Frage meines ValerS: „Wie kommen Sie zu dieser Meldung? Grcrs Schnlenbnrg meldet daS Gegenteil!" hatte Gröner nur gcanlworlct: „Ich habe andere Nachrichten." Aus den noch- maligen Sinsprnch meines Chef» hin lmtte sich bann endlich auch der Generalirldmarichall entschlossen, au» seiner bis herigen Zurückhaltung herauSzutreten. Bet aller Zustim- innng zu dem Geiste soldatischer Treue, von dem die Schulen- bnrglchen Gedanken getragen seien, kam er praktisch zu der Ansfaiinng de» EleneralS Gröncr. daß ans Grund der Nach- richten, die der O.H.S. ans der Heimat und von dem Heere vorliegen, die Revolution nicht mehr niedergeschlagen wer. den könne. Wie Gröner. io könne auch er die Verantwortung für die Zuverlässigkeit der Truppen nicht mebr tragen. Ter Kaiser hatte endlich die AuSivrach« mit der Wieder- iwluna seines Wunsche» um vcsragnng der Oberbefehls- itoker geschlossen: melden Sie. daft da» Heer nicht mehr zu mir steht, dann bin ich bereit, zu gehen — aber eher nicht!" Im Anschluß au diele Besprechung und Entschließung. auS der deutlich hervorging, daft brr Kaiser im Interesse de» deutschen Volkes und zur Erhaltung der Inneren »nd äußeren FriebenSmöglichkeit bereit war. setne Person zum Opfer zu bringen, hatte mein Chef bann noch besonders daraus htngewiesen. daft bet allen etwaigen Entschlüssen Seiner Maiestä» die Fragen betreffend die Kaiiermürdc von ienen, die sich auf den preußischen Königs thron bezogen, scharf anSeinanderzuhalten leien: Nur um die Abdankung des Kaisers, nicht um einen Tbrvnverzlcht des König» von Preußen könne und dürfe eS sich im äußer- sten Fall« handeln. Er hatte dte für diesen Standpunkt wichtigen Gesichtspunkte entwickelt und weiter 'eine Ansicht znm Ausdruck gebracht, daß dte Berliner telephonischen Alarmnachrichten der genauen Nachprüfung bedürften, che sie zur Grnndlage von Entschließungen gemacht werden könnten. Mein Vater hatte ihm darauf versichert, dcß er unter allen Umständen König von Preußen öle ben und al» solcher daS Heer nicht verlassen werde. Er hatte weiter die sofortige telephonische Rückfrage über die Berliner Lage beim Gouvernenr von Berlin angeordnet. Wa» sich dann weiter Schlag ans Schlag «"»gespielt hatte, war nur geeignet erschienen, nm der «ussaisung deS Generals Gröner Recht zu geben — wenn man eS als die obiektive Wahrheit über di« Zustände nnd Stimmung tn der Heimat gelten lasten konnte. Die Antwort d«S Chef- des Generalstabe» beim Gouvernement Berlin. Oberst von Berg«, war elugetrokkeu und hatte eine allerdings ein- schränkende Bestätigung der vom NelchSkanzleramt gegebe nen Darstellung gebracht: Blutig« Straßenlämpsr — lieber- läuse der Truppen zu den Revvlutionären — keinerlei Machtmittel zur Bckämpsuna der Bewegung in de« Händen der Negierung. — Dazu wetter ein Anruf des Prinzen Max von Baden, daß der Bürgerkrieg nnvermetdttch wäre, wen« Seine Malrstät d!« Abdankung nicht in den nächsten Minuten bekannlqäbe. Oberst Oeve. der au» einer von der v. H. L.. über die Köpfe der Heeresgruppen, und Armee- vderlommandoS weg. eilig zu einer Art von Konliltum be rufenen Versammlung von Frontofstzlerrn kam. deren Votum von Grdner al» entscheidend beurteilt wurde, gab seinen Bericht: E» set den Kommandeuren bl« Frage vor- gelegt worden, ob man für den Fall eine» Bürgerkriege- t„ der Heimat auf dt« Truppe» rechnen könne — die Frage sei verneint, die Sicherheit brr Txuppen von einzelne« der Herren nicht unbedingt verbürgt worden. Gras von der Schulenbura sprang ein: Was wir, die wir unser« Leute kannten, ans eigener Erfahrung wußten, führte er an: vor allem einS: daß daü Heer vor der Frage, ob eS etwa seinen Fahneneid brechen und leinen Kaiser und Obersten Kriegs herrn tn der Not verlaßen wolle, sich In seiner Maste sicher al» kaisertreu erweisen würde. Aber dazu z»<fte der tz-general Gröner nur mit den Schultern nnd zog die Oberlippe über legen bedauernd hoch: „Fahneneid? Kriegsherr? Da- sind schließlich Worte — da» lst am Ende bloß eine Idee —" Zwei Welten standen da einander gegenüber, zwei Auf fassungen. zwischen denen keine Brücke war und kein Ver. stehen möglich blieb: Der kaiser- und könlaStreue. tn Pflicht und Hingabe großgeivvrdene preußlschc Osslzler. der ln Er- fUNnng seines TrenichwnrS. de» er al» junger Mensch ge leistet hat. lebt und stirbt — der andere, der die Dinge wohl niemals so heilig ernst vcroilichtend. mehr als Snmbvlr und ,F>dee" genommen hat. der immer gerne ein ..mvder- ner" Mensch gewesen lst und besten wendigere Mentalität sich letzt unschwer auS Bindungen befreit, die unbequem zu werden drohen. Rauh und fremd, gleichsam unwirklich klang die Stimme meine» VaterS, wie er den immer noch still wartenden Htntzc dann sachlich beauftragte, dem Reichskanzler zu tele phonieren. daß er bereit set. die Kaiserkrone niederzulegen. wenn nur dadurch der allgemeine Bürgerkrieg tn Deutsch land zu vermeiden sei. daß er aber König von Preußen bteibe und sein Heer nicht verlaßen ivcrde. Schwelgen der Herren... Schon wollte der Staatssekretär gehen, da inachte Schulenburg darauf aufmcrtiam. daß eö unter allen Um ständen notwendig sei. diese tief bedeutungsvoll« Ent schließung Seiner Majestät zunächst schriftlich festzulegen. Erst nach Genehmigung und Unterzeichnung de» Schrift stückes könne sie an den Reichskanzler gemeldet werden. Der Kaiser dankte: — sä. daS war richtig, llnd er forderte den Generalvbclit von Plessen. den General von Marschall. Ex, zellcnz von Hintze und de» Grafen von der Schulenburg ans. dteie Erklärung sogleich auszusetzcn und ihm zur Unterschrift zu reichen. So ging inan wieder tn daS Haus. Die Herren waren noch bei der Arbeit, als wiederum et» Anrus auS Berlin ericlgie: Der Ehcs der Reichskanzlei, Exzellenz von Wahnschasse, drängte nach der Abdankungscrklärung — und wurde von dein Grafen von der Schnlenbnrg dahtn be- schlcden. daß der von Seiner Majestät bereits gefaßt« Ent schluß soeben formuliert und alöbald an die NetchSrcgterung abgehen werde. DaS Schriftstück sprach nicht die Abdankung alS Kaiser, sondern die Bereitwilligkeit dazu auS. wenn «rur dadurch weiteres Blutvergießen und vor allem ein Bürger krieg vermieden würde. Dazu betonte eS. daß er König von Preußen bleiben und daS Heer tn geschlossener Ordnung in die Heimat zurll^iähren werde. Sache deS Kanzler» war eS danach, auf Grund dlcscr Entschließung erneut über die tn der Heimat entwickelte Lage Vortrag zu halten. Erst dann wäre dlc endgültige kaiserliche Entscheidung erfolgt. Ex zellenz von Hintze übernahm eS. den Wortlaut de- Schrift stückes an daS ReichSkanzlcramt zu telephonieren. — — —. Dann wurden Schulenbura nnd lch zum Kaiser befohlen. Wir fanden ihn. bet aller äußerlich gewaltsam bewahrte« Fassung und Würde, seelisch aus» tiesste erschüttert. Und immer noch gleichsam im Kampfe mit dem Zweifel, ob da-. waS er soeben erlebt hatte, denn auch Wirklichkeit und Wahr heit sein könne, sagte er unS: er habe soeben die Mitteilung deS NeichSkanzleramteS erhalten, daß eine Botschaft über seine Abdankung alS Kaiser und al» König von Preußen und gleichzeitig über meine Berztchterktärung im gleichen llmfange vom Prinzen Max von Baden, ohne dqß der Prinz dte Erklärung de« Kaisers abgcwartet hätte, über unsere Köpfe weg ausgesprochen und durch das Wolfssche Tele- graphen-Bureau verbreitet sei — daß der Prinz al» Reich» kanzler zurückgctreten und zum Nelchsverweser ernannt und der sozialdemokratische NeichStagSabgeordncte Eber» nun mehr Reichskanzler set. Wir alle waren von dem Schlage dieser Nachrlcht so benommen und erstarrt, daß wir tm ersten Augenblicke kaum sähig waren, zu spreche«. Dann aber versuchten wir sogleich, den ganzen bei spiellosen Vorgang im Zusammenhänge scstzulegen: Exzellenz v. Hintze hatte also soeben damit begonnen, di« von Seiner Majestät vollzogene Erklärung zn telephonieren, als er unterbrochen wurde: diese Erklärung nütze gar nicht» — cs müsse di« völlige Abdankung — auch als König von Preußen — ausgesprochen werden, und Herr v. Hintze möge zuhören, wa» ihm jetzt telephoniert werde! — Der Staats- ekretär hatte sich diese Unterbrechung verbeten, hatte er klärt. daß jetzt vor allem der Entschluß Seiner Majestät zu Worte kommen müsse, und dielen verlesen. In unmittel barem Anschluß an seine Wort« hatte Berlin darauf mit geteilt. daß eine Erklärung durch daS Wölfische Bureau be- reit» vrrösfentlicht worden und alSbald auch bet einzelnen Truppen durch Funkspruch bekannt geworden sei. Diese Er klärung sage: „Der Kaiser und König hat sich entschlossen, dem Throne zu entsagen. Ter Reichskanzler bleibt noch so lange im Amte. b!S dir mit der Abdankung deS Kaiser», dem Thronverzicht de» Kronprinzen deS Deutschen Reiche» und von Pre»si«n und der Einsetzung der Negenlichas» verbun denen Fragen geregelt sind . . . Der Si.mtSiekrrtär von Hintze Halle sosort entschiedenen Protest erhoben gegen diese ohne Ermächtigung d«S Kaiser» ersolgie Bekanntgabe, dte den Entschließungen Seiner Majestät in keiner Welle ent spreche, und hatte wiederholt den Reichskanzler persönlich zu sprechen verlangt. Prinz Max von Baden war Sonn an da- Telephon gekommen, hatte sich aus Hintze» Anfrage zu der eigenmächtig verfaßten und verbreiteten Erklärung be kannt. und erklärte, baß er für sie elnlrete. Er leugnete also gar nicht, der geistige Urheber diele» unbcgreislichen Schrittes zu kein, der angebliche, in dieser Form niemals gefaßte Ent- schlüsse Seiner Majestät ohne besten Ermächtigung bekannt- gab und der meinen eigenen Enlichließungen — die bisher überhaupt »och nicht auch nur mit einem Wort« zur DlS- kilssion gestanden hatten — zum mindesten leichtfertig vorgrissl Der Kronprinz über fein Buch. Der Cheskorrespondeni der „llnited Preß oi America". Herr Dr. Ed. L. Kren, berichtet über eine Unterredung, di« er tn Wieringen mit dem deutichen Kronprinzen ge habt hat. Dir Unterchaltung wandte sich auch den demnächst erscheinenden Memoiren des Kronpeinzen zu. Aus die Frage, weshalb er da- Buch geschrieben habe, antwortete der Kronprinz' „Sieben Jahre lang l»at man mich ge schmäht und verleumdet. Ich wäre kein Mann, wenn ich da» länger ertragen wollte. Die Zeit ist gekommen, den Beschimpfungen der feindlichen Presse ein Ende zu machen. Fm Fnterelle der Wahrheit nnd der Vjcschikh,« muh »ch seht sprechen." Auf dir Frag« de- Fnterviciver». ob Deutsch, land jemals wieder Monarchie werden würde, kam di« Ant wort: „Wenn die Monarchie in Deutschland se wieder hrv- gestellt wird, dann muß sie aus einem breiten und sicheren Grunde ruhen. Da» Fundament für «Ine solche Monarchie liegt in dem WUle« »er BolkSmehrhelt. Bo» vuksche» ball« ich ntchtS."
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