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N. g«hr>«m>. St >4 r »vrnü-MiÄ -)ir»»lag, 4. März 1»r4 Gegründet 18S8 Dradi«cI4rü>: F»n>>pr»ch»r- Sommelnumm»r SV S41. «» Mr Sa««,chn4ch»! »0011. DezugS'Gebühr Anzeigen-Preise: »>«« »,> l»,l>ch zy-eim«N,»r sr«I «au»' « «oldmar». g«»r»i» lür Monat Mär« Z Soldmort. «luzrtiu»»»» 1» Soidpsrnut». tln^ao» «rrdon nach Soldmart »orrchnoi! d« »mmallia» Zu nun , Zl> Mo., für «n,»w»r>» » Pla- yam>U»nanz»la»n und SkUrngrluche oh», lü PI,.. out>«rb,ld « PI,., dl» SO mm dr»It» »,t-m^ml» l«l Pt,.. I,. oil^ marbühr io'vi,. Slu«w. «ullr»-« ,«-»n Vor»u»d»»odl. Sch»W»ttu», und «auptg^chSftost»!«: MartanNratz» SS/chV. Sruch u. Verla, von Sleplch » «etchordt in Dr«do». PvMchech-Aontv 1VSS Dr««»«». «mtzdnut nur «l» touNlch« Su,Il»nan,»l>« ,.Si«dnm «ochr.-» ,ul»M» — Unvrrlan,» SchrilMOu «erden »ich« auIdrwatN. Der K. Berhandlmigstag im Wer-Prozeß. Iufttzral Kohl mihl -ie Schul- -es Blutvergießens am O-eorrsplah von Kahr, Lossow un- Seiher bei. MKnche«. 8. März. Au Beginn der weiteren verhand- lungSwoche zeigen die Presse- und Zuhörerplätze nicht die bis herige Uebersüllung. Die heutige Verhandlung leitet General Lndendorff mit der Feststellung ein» baß er bei der Erwähnung drd Grasen Bothmer nicht von dem Generalobersten Grasen Bothmer gesprochen habe. Dann gab der Angeklagte Haupt» «RU« Röy« gegenüber Angriffen in der Presse eine Er klärung ab, der znfolge er iu »ollem Bewnßtfei» der Drag- meft« gegen einzelne Offiziere der Reichswehr schwer« Vorwürfe erhoben habe. Er habe diese deswegen für auge-etgt erachtet, um die übrigen Offiziere über das Ver halten ihrer Kameraden zu unterrichten, damit sie die nötigen Folgerungen daraus ziehen könnten. Au einem absprechenden Urteil über Unteroffiziere und Mannschaften habe keine Ver anlassung Vorgelegen. Nachdem sich auch Justizrat Baur gegen den Angriff in der Presse gewendet hatte, teilte Justizrat Kohl zunächst di« vorschriste« der alte« königlich bayrische» Arme« über de» Wassengebranch mit. Justizrat Kohl weist dann weiter darauf hin, dast nach der Llntetlung der Landespoltzci jede Hundertschaft drei Zivil- späher habe, die über die Dauer eines Auges, über seine Führer usw. zu unterrichten haben. Maumtttztealsoge- wußt haben, dast der Zug keine Angriffe beab sichtige. dahLudendorff und Hitler sich an der Spitze befanden. Außerdem befinden sich bet der Hundert schaft Dasein mit der Ansschrist Halt! Wer weitcrgeht. wird erschösse»! WeShalb sind diese Tafeln nicht aufgestellt worden'? Nach all diese« Mitteilungen ist kein Aweisel, dabdaSBlutvergießcuamOdeoas» »latz. das daS Urteil als Mora bezeichnet. a«s das Konto der Herren Kahr. Lossow « «dSeisser fällt. Auf das Konto Kahr deswegen, weil ihm die gesamte voll, ziehende Gewalt übertragen war. Ich biu der Auffassung, dast die Staatsanwaltschaft, die die objektivst« Behörde der Welt ist. die sofortige Verhaftung der Herren Kahr. Lossow und Seisser veranlassen müsste. An den Fingern der Angeklagten ist kein Blut. Die Herren, die das Blutvergießen verschuldet haben, befinden sich Mts freiem Fuß. Der Verteidiger macht -um Schluß darauf aufmerksam, dast er die Bernehmnng deS Gcsamtmtntsteriums Snilliug und des Abgeordneten Dr. Held beantragen müstte. Der GerichtSoorsttzeude erklärt dazu, daß die Beschluß- fasiung über den BcwctSantrag einstweilen zurückgcstellt wird, biS die neuen schriftlichen Unterlagen dazu vorltegeir. Erster Staatsanwalt: lieber die Vorfälle am Odeouplatzc ist, wie ich bereits ausgestthrt habe, etn eingehendes Ermitt lungsverfahren anhängig. Es wird Aufklärung geschaffen werden. El« Auhaltsvunkt für ein strafrechtliches Verschulde» der Herren Kahr, Lossow und Trister an dem Blutvergiesteu hat sich nicht ergebe«. . Am letzten Freitag nachmittag hat Dr. Heim sich in den »Münchner Neucsten Nachrichten" über einen von der Ver teidigung im geheimen Verfahren gestellten Bewetsantrag geäußert. Die Verteidigung ist selbstverständlich überzeugt, dast Dr. Heim durch den Gerichtshof von diesem Beweisantrag keine Mttteglung erhalten hat. Ebenso selbstverständlich ist die Gehcimhaltnng von Seiten der Anwaltschaft. Es bleibt also nur übrig, daß Heim durch irgend eine Indiskretion tu Kenntnis gesetzt wurde. Wir müssen bitten, dast dafür ge sorgt wird, daß solche durchaus undzulängliche und gefähr liche Indiskretionen verhindert werden. Rechtsanwalt Dr. Gademann: Die „Münchner Zeitung", daS offizielle Organ des setner-ettigen GeneralstaatS- kommtstar», beginnt neuerdings wieder das Trommelfeuer gegen wehrlos« Angeklagte, greift willkürlich zwei Sähe aus der Verteidigungsrede Krickels heraus und bemerkt dazu, daß ja jeder Angeklagte sagen könne, was er wolle. Wahres »der Unwahres. Meine Herren! Die Angeklagten haben »ter Monate laug schweige» müssen. Durch Presseerklärungen sowie geheim« und osseue Propaganda wird gegen sie ge arbeitet, um den Boden für den Tag vvrzuberetten, an dem dt« Angeklagten den Mund auftun. Nachdem auch noch die Verteidiger Dr. Meyer und Dr. Goetz einige Erklärungen abgegeben haben, wird in die Vernehmung des Leutnants der Jnsantericschule Robert Wagner etngetreten. Der Vorsitzende gibt zunächst bekannt, dast Leutnant Wagner von seinem Vorgesetzten Oberst Leuthold das denkbar beste Führungszeugnis erhalten habe. Er sei von einer glühenden Vaterlandsliebe und höchster BerusSauf- fastvng beseelt. Seine Führung war durchweg tadellos. Leutnant Wagner schildert zunächst seine Begegnung am 2. November mit dem vioeseldwebel Fritz Sbert, einem R«sfe« des derzeitige« Reichspräsidenten. Vtzefeldwebel Ebert war meinem Re giment „nd mir dadurch ausgefallen, daß er systematisch die Mannschaften zur Meucterei aufgehetzt hatte. Ich wurde be auftragt. die Meuterer wieder an die Front zurückzuschtcken. Dabet hatte ich heftige ««Seiuaudersetzuugeu «ft Vizefeldwedel Ebert. wobei mir einer de« Meuterer ein« Handgranate «achwars «nd «in andere« das Gewehr aus di« Brust setzt«. « b « r t erklärte mir. dast man den Gehorsam verweigern »erbe, da dt« Revolution bevorftehe. Aus mein Befragen «oh« er daS wisse, wurde mir vo» ihm erklärt. er wisse das von seinem Onkel, dem heutigen Reichs präsidenten. Im März 1828. nach dem Kapp-Putsch, und in der nachfolgen den Zeit, wurde mir bewustt. Last die Sozialdemokratie die schlimmste Gegnerin einer Gesundung des Vaterlandes sei. Ich bin der Meinung, dast eine Befreiung Deutschlands so lang« unmöglich ist. als es in Deutschland Sozialdemokraten gibt. Ende Dezember wurde ich zur Jnsantericschule nach München kommandiert. Diesem Kommando folgte ich mit Freuden, da wir in der Reichswehr die nationale Bewegung seit Jahren in Bayern versolten. Wir erwarteten von Bayern dir Befreiung unseres Volkes .von inneren und äußeren Leiben. Im Norden war das anders. Da musste die Reichs wehr von den republikanischen, pazifistischen und inter nationale» Ideen getragen sein. Man stelle sich eine der artige Reichswehr vor. Vorsitzender iunterbrechendi: Gehören die Ausführungen zur Sache- Angeklagter Wagner: Ja. es war unmöglich, dast die Reichswehr von solckien Ideen getragen sein dürste. Ungefähr Mitte Oktober nahm ein großer Teil der Jnsanterieschule an der Nvßbachfeier im Lüwcnbräu teil. Wir wurden darauf aufmerksam gemacht, dast Ludrndorsf angcorduct habe, Httler- oersannnlungcn zu besuche». Einige Tage nach unserem Ein treffen in München trennte sich die bayrische Division von der Reichswehr. Der Kommandeur der Jnsantericschule entlieft bznsi beurlaubte die bayrischen Angehörigen, die sich zum Teil zu ihren Truppen begaben. Ai? Jnsanterieschule jubelte Kahr und Lossow zu und sah in letzterem de« neuen Aork. Der Kommandeur der Kriegsschule fuhr noch Berlin, und nach seiner Rückkehr wurde die Jnsanterieschule nicht aus gelöst. was unbedingt hätte eintreten müssen. Tenn so machten wir uns die Sache klar: Auf der einen Seite des offenen Kampfes stand die NeichSrecsternng, und di? Ncichsrerfassung ans der anderen Seite... Wir standen aus dem Standpunkt, daß die Verfassung überhaupt nicht mehr existiert. Weder der eine noch der andere Teil hat etwas sür die Verfassung getan. Wenn uns also in der Anklageschrift der Vorwurf des Hochverrats gewacht wird, so ist er aus dieser Erwägung heraus nicht tragbar. An den folgenden Tagen hatte die In- fanterieschule an einigen Bersammli.ngrn. die von Roßbach geleitet waren, teUgenommcn. ES ist richtig, daß derKampf- bunü durch diese Versammlungen Einfluß auf die Jn santerieschule zu gewinnen suchte. Tie Jnsanterieschule zwang ihn dazu, politisch aufgeklärt zu werden. Deshalb haben wir auch Ehrhardt gebeten, vor der Kriegsschule -n sprechen. Ehrhardt sagte uns, daß Kahr nach Berlin marschiere, und daß Kahr bedauere, dast Hitler seine Anhänger beiseite stelle. Kahr würde nur noch auf den Anschluß Hitlers warten. Wir haben dann LuLcu-orss nm einen Vorschlag gebeten. Er lehnte dies ad, erklärte sich aber bereit, eine Abordnung der Jnsanterte- schulc zu empfangen. Lirdcndvrfs sprach mit dieser Abordnung über die Ziele der völkischen Bewegung. Er sprach nicht, «ie die Anklage behauptet, vo« der rveist-blauc» Gefahr. Er sprach nicht von dem Verdienst Hitlers. Auch war keine Rede von der Reichswehr. LudcnLorfj erwidrrie auf eine entsprechende Ansrage, daß er sich iu bezug ous die Ncichöwchr und ihrer Vorgesetzte» jede» Urteils enthalte. Von irgendeiner Beein- slustvng aus die Schule im Sinne der völkischen Erhebung oder gar im Sinne des Ungehorsams einem Vorgesetzten gegenüber war keine Rede. Ludenüorff sagte dem Sinne nach folgendes: Tic völkische Bewegung soll unser Volk auf der nationale» Linie sammeln. Die sozialdemokratische Bewegung habe 30 Jahre gebraucht, bis sie daö war, was sic heute darstcllt. Die jungvölkische Bewegung war heute schon trotz ihres kurzen Bestehens außerordentlich fest. Anfang No vember mar dtc Jnsanterieschule »»ruhig geworden, weil auch die Tat Lossows nicht erfolgte. Oberst Lcuthold erhielt da von Kenntnis und setzte sich mit General Lossow in Ver bindung. Lossow beauftragte Leuthvld, einen schriftlichen Befehl vorznschlagen, in dem gesagt wurde, daß der Tag der Wiedereinführung einer schwarz-weist-roten Kokarde bevorftehe. Wir sollten unS noch etwas gedulden. Dieser Befehl wurde auch an der schwarzen Tafel im Flur angeschlagen und ans die übliche Weise bekanntgegeben. Ich betone, daß Lossow diese» Befehl hinter dem Rücken deS Kommandeurs, des Generals v. Tieschwitz, gegeben hat. Am 4. November haben wir a» der zweiten Totengcdächtnisfeier Bayerns tcilgcnommcn, vor dem Armeemuscum. Daran schlost sich eine Parade vor General Ludenborsf. an der auch die vaterländischen Verbände »nd der Kampsbund tcilnahmen. Wir erblickten In dieser Parade die letzte große Heerschau des Generals v. Lossow vor der Tat. ES kam nun der 8. November heran. » AnsschlAtz der Oeffenlllchketl. Der Staatsanwalt erhebt sich und beantragt für die »vetteren Ausführungen des Angeklagten die Oessentlichkcit anKznschlleßen, da diese Schilderungen mit der Reichswehr zusammenhinge,». — Verteidiger Rechtsanwalt Hemeter hat an sich nichts dagegen, daß über diese tranrigen Zustände die veffentltchkeit nichts crsährt, ist aber gegen die vom Staats- anwalt beantragte generelle Ausschließung der Oeffentlich. keft. — Der Gerichtshof zieht sich zur Beratung zurück und verkündet den Beschluß: 1. Die Oesseutlichkeit der Verhandlung wird wegen Ge, kährdnug d«r Staatssicherheit ansgeschloste«. 2. Zugelasse« »nd Vertreter der Reich», »nb Staatsbehörde». Student und Politik. Bou Professor Dr. F. Curschman », GreisSwald. Unsere Heranwachsende Generation, die in neuem Sturm und Drang sich anschtckt, selbsttätig am Leben von Staat und Gesellschaft tcilzuiiehmcu, reicht in ihre» eindrucksvollen, ver- standesmüßig erfaßten Erinnernngcn nicht mehr weit in die Vorkriegszeit zurück. Aber auch die Aeltrren trennt, etiler starrenden Wand gleich, dtc große Zäsur der Jahre 1814/1» von dem, »vas vorher war und die Erinnerung daran ist oft bereits abgeschlvcicht. Wie eine gute, alte Zeit erscheinen viele» diese Jahre schon, als eine Epoche lebhaften materiellen AufschlvungcS, aber auch behaglichen Genießcns. Waren sie daS wirklich? Wahrhaftig »ein! Hätten »vir um die Jahr hundertwende einen europäischen JannStempcl gehabt, durch Jahre hindurch hatte» scmc Pforte» vsseugeslandeii, un» dann auch nur wieder auf kurze Monate geschlossen zu werden. Und im Inner»? Da haben die Kämpfe um Heeres- und Flotten vorlagen, die Ncichtstagswahlcn von 1907. »vo es um die Frage ging, ob den gegen ciudii gefährlichen Feiud im Felde stehen den deutschen Truppe»» gegeben werden sollte, wessen sie be durften, der Streit um die Finaiizreforin 1808/08, unser Volk oft genug aufs stärkste erschüttert. In Kunst aber und Lite ratur, da ging cS nicht weniger lebhaft zu: „und es wallet und siedet und brauset und zischt". Nein, liebe Jugend non heute, das Geschlecht von 1814 hatte sein Leben bis zum Mobtl- inachungstage nicht verschlafen, es hatte dtc meisten der Ge danke», die uns heute lebhaft bewegen, sogar schon vorbedacht und in ihren Grnnüzügen entwickelt. Natürlich sollen aber ans der anderen Seite die gewaltigen Unterschiede zwischen damals und heute nicht verschleiert wer den. In der Staatsform liegen sic zunächst. Die Sozial demokratie »var dtc einzige programmatisch-republikanische Partei, aber sie verbrauchte im Kampfe für dieses Ziel nur wenig Kräfte, seine Verwirklichung schien wohl keinem der verantwortlichen Führer in absehbarer Nähe. Die durch eine grundsätzlich christliche Schule in den Bahnen einer traditionS- fcstcn Sittlichkeit geleitete Jugenderziehung mar das zweite Moment von höchster Knllurbcdcutung. und wer bedenkt, in »nie enger Verbindung Kirche und Staat bet uns im dentschcn, evangelischen Terriiortalstaatc mit dem Snmmuscptskopat des Landesherr»», miteinander stehen, der weist, ivaS -aS auch für die Erziehung zur Staatsgesinnung bedeutet. DaS Dritte, die allgemeine Wehrpflicht, dieser einzigartige Schatz altprcußischer Staatlichkeit, den Preußen den anderen deut- ichen Staaten, als cs sich mit ihnen zum Reiche zusammen schloß, als schönste Morgcngabe schenkte. Hier hatten wir ja, maö unsere Zeit tastend und vtclrcdend sucht, den Zusammen schluß von Tausend und Aöertauscnd Volksgenossen aller Stände zu gemeinsamem Werke, und innerhalb des Riesen betriebes jeder einzelne an seiner Stelle geehrt und geschützt, alle aber irmfchsossen vom Bande der Kameradschaft. Genug, wir Altgedicnten wissen, ivaS wir hatten, die vaterländische Jugend empfindet cs mit — ihr ander» aber: wenn ihrs nicht fühlt, ihr merdet's nie erjagen. Das ist nun alles dahin, durch neues, das man für bester hielt, hat mau die alte Ordnung ersetzen zu dürfen geglaubt. „DicStoatsgeivaltgehtvomVolkeaus". der Satz steht an der Spitze unserer gegenwärtig geltenden Reichs verfassung. Mag man sich zu ihn, stellen, wie man will, er ist heute eine Realität i» unserem staatlich-politischen Lebe»». Bon selbst ergibt sich daraus für unsere Jugend, will sie nicht hilf los staatsbürgerliche» Ausgaben gegenüberstehcn. die Ver pflichtung, sich früher und eindringlicher, als man cs ehemals wohl für richtig hielt, mit dem Staate zu beschäftigen. Wenn von der Jugend die Rede ist, denkt der Hochschullehrer, denkt man in der Universitätsstadt in erster Linie an unsere akademische Jugend. Sic sieht sich von allerlei Schmierigkeiten umgeben. Kein sorgloses Bnrschenleben. wie die Generation der Väter, darf sie führen, die Knappheit der Zeit Hein,nt sic aus allen Wegen. Und dazu strömen nun ständig aus der Sphäre des Politisch-Staatlichen starke Eindrücke ans den jungen akademischen Bürger ein. Er hat cs nicht ganz leicht, sich nitt ihnen auseinanderz»,setzen. Während seine Alters genossen, gleichviel welchen Standes, die jungen Kauflcute. mit denen der Student ehemals auf derselben Schulbank gesessen hat, erst recht der junge Handwerker und Arbeiter ihre A„S bildung bereits abgeschlossen habe», und selbständig in ihrem Berufe stehen, daher mich mit einem gcwisscn Rechte annchincn, daß sic fürs Leben reif und urteilsfähig seien, ist der Student noch immer aufs Lernen ange wiese». Wenn der Staat seine» Bürgern beiderlei Geschlechts in dem Jahre, »vo man früher die junge» Männer als Rekruten anshvb, heute bas allgemeine Wahlrecht gibt, so muß, auch »oer diese Gabe für ein Danaergeschenk hält, fordern, daß eS mit Gcivtstenhaftigkcit »nd Nachdenken ausgcübt »vird. So hat auch der junge Student, da er nnn einmal zum Wählen berufen ist, die Pflicht des Entschlusses. Fassen kann er ihn aber natürlich nur ans Grund der wisscnschaftlichen Welt anschauung. in der er alö akademischer Bürger steht. Ein fast untrüaliches Hilfsmittel gibt eS da vor politischen Entscheid»» gen: Was auf den ersten Blick cinlcuchtet, ist meist falsch, was nicht an der Oberfläche liegt, das ist das Richtige. Nicht nur Recht, sondern sogar Pflicht ist es für den jungen Akademiker in dieser Zeit, wo wir täglich um Sein ober Nichtsein unseres Vaterlandes bangen, sich politisch für den V a t e r la n d S d i e n ft zu bilden »nd sich dabei auch schon früh für eine Partei zu entscheiden. Für welche? Da wird sich der Aeltere, der die -um Wider- spruch neigende Psyche unserer Studenten kennt, wohl hüten, hier Schwarz auf Weib einen Rat zu geben. Klar aber ist. daß auch dte Partciivahl im Geiste kritischen Realismus, der allein der akademisch Gebildete würdig ist, getroffen werde« mutz.