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14 Dr. Mofetig von Moorhof. oder gewebskrank wäre, beim Fahren gewifs nicht auf eine fefte Unterlage legen, fondern diefelbe forgfältig mit der anderen Iland unterftützt fchwebend erhalten würden und fie auch recht froh find, wenn fie bei Benützung eines federn- lofen Bauernwagens fich einen fchwebenden Sitz einrichten können. Da wird nicht viel gefragt, ob der Sitz fchaukelt, man ift glücklich das continuirliche Stofsen nicht erdulden zu müffen, bei der Suspenfionsfrage der Blelfirtenwagen wird aber ein gelehrtes Geficht gemacht und Bedenklichkeiten dagegen zur Geltung gebracht, welche mit den Gefetzen der Phyfik fich ebenfo wenig ver tragen, als mit der täglichen Erfahrung und den fchon im letzten Kriege damit gemachten Experimentalftudien. Der Bleffirtenwagen mufs leicht lenkbar fein; in jedem Momente kann die Nothwendigkeit vorliegen in fcharfen Bogen wenden zu mülfen, wozu der Durchlauf des V o r d e r g e fl e 11 e s abfolut nothwendig ift. Die Langwiede, der Gegenpart des Durchlaufes, war lange Zeit als nothwendiges Erfordernifs angefehen, da man meinte, ein Wagen mit Langwiede fei viel dauerhafter und vertrage das Fahren über Gräben und Hinderniffe viel beffer. Allerdings konnte beim Fahren in Carriere über Stock und Stein, über Gräben und Bäche, der Reibnagel, der Durchlaufsteller defetft werden und fodann das Vordergeflelle vom Wagen fich trennen, wer wird aber über derlei Hinderniffe in Galopp oder felbft in Trab fahren? ift nicht die Erfchütterung für die Bleffirten dabei eine enorme? Und wozu follte man auchfo rückfichtslos fahren? Nicht das Fortbringen der Bleffirten um jeden Preis ift die Aufgabe der Feldfanität, wohl aber ift das fchonende Vorgehen mit Verwundeten ihre heiligfte Pflicht. Radfchuh und Bremfe foll einem Bleffirtenwagen nie abgehen. Der Bleffirtenwagen darf auch keine eigenen Lager Hätten befitzen, fondern mufs im Stande fein, jede fchon beladene Tragbahre aufnehmen zu können, damit das fchon bei den Tragbahren aufgeftellte wichtige Princip, das Umladen der Bleffirten zu vermeiden, aufrecht erhalten bleibe; dafs aber hiezu eine Uniformität der Wagen nothwendig fei ift wohl felbftverftändlich. Der ideale Transport müfste fich meiner Anficht nach fo geftalten, dafs der Bleffirtenwagen mit den leeren Tragen zum Hilfsplatze fahrt; dort gibt er die leeren Tragen ab und übernimmt dafür die beladenen. Das Gleiche follte auf dem Verbandplätze, an den Eifenbahn-Stationen und felbft in den Feldfpitälern der Fall fein. Auf diefe Weife käme der Bleffirte vom Verband- eventuell vom Hilfsplatze direeft in das Feld- fpital ohne weitere Locomotionen von dem einmal eingenommenen Lager erdulden zu müffen. Als nothwendige Bedürfniffe eines guten Bleffirtenwagens find ferner noch zu nennen: Eine am Wagendache befeftigte Laterne, die in der Dunkelheit das Terrain vor den Pferden zu beleuchten vermag, und Labemittel für die Blef firten, als: Trinkwaffer und irgend ein Alcoholicum. Gleich den bedeckten Roll- bahren foil auch der Bleffirtenwagen feinen Innwohnern hinreichend Licht und Luft zulaffen und diefelben vor Witterungseinflüffen fchiitzen. Diefem wichtigen Principe zuliebe find an Stelle des früher üblichen gefchloffenen Wagenkaftens nunmehr offene Lazareth wagen faft allgemein angenommen worden. Den noch würden fich aber für Winter-Feldziige gefchloffene Bleffirtenwagen fehr empfehlen. Fefte Dächer mit Vorhängen, die nach Bedarf herabgelaffen oder aufgerollt werden, erfüllen den beabfichtigten Zweck, ein einfaches Plachendach fchützt das Innere des Wagens nicht vor ftrömendem Regen und kann auch der Wind fich leicht darin verfangen, das weiche Plachendach ballonartig ausdehnen, und hiedurch ein Umftürzen des Wagens veranlaffen. Soll das Dach auch eine fefte Gallerie befitzen? Diefe Frage ift neuerer Zeit fo häufig ventilirt worden, dafs es wohl erlaubt fein dürfte, diefem wichtigen Punkte einige Zeilen zu widmen. Die Widerfacher der Gallerie meinen, dafs eine folche einUeberladenwer- den des Wagens ermögliche, da alles denkbare Gepäck darauf geworfen werde, ja dafs die Leichtverwundeten felbft, in der Angftaufdem Schlachtfelde zu verbleiben,