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12 Dr. Mofetig von Moorhof. Das im Sanitätspavillon ausgeftellte preufsifche Geftell, und jenes von Mühlwenzel find dem Shortell’fchen ähnlich gebaut, nur find die Federn fix und fehlt die Klemmfchraube am Rade. Die Privatconferenz ftellte für einfache Feld-Tragbahren folgende Poftu- late fefl: a) Im Felde foll nur eine Art Feldtragen zur Verwendung kommen. b) Die Feldtrage mufs leicht (20 Pfund Maximum) und folid fein, damit fie fuspendirt werden könne; das abnehmbare Bahrtuch foll aus Leinenfloff beflehen und gehörig grofs fein. c) Die Tragftangen follen aus leichtem und refiflenzfähigem Holze oder Rohre beflehen. d) Die Feldtrage foll Füfse und ein erhöhtes Kopfftück haben; Fufslehnen find nicht nothwendig. Ferner follen bei der Conflruclion Eifenbeflandtheile, Bohrlöcher und Nägel möglichfl vermieden werden. e) Für die Conflrudlion einer zweckmäfsigen Gebirgstragbahre wä,re von den Hilfsvereinen eine Prämie auszufetzen. Bleffirtenwagen. Der Zweck eines Bleffirtenwagens ifl im Kriege gewöhnlich der, die Ver wundeten vom Hilfsplatze zum Verbandplätze und von diefem weg in die Feld- fpitäler zu fchaffen. Diefer letztere Transport gefchieht diredl, wenn die Feld- fpitäler nicht zu fehr entfernt find, indiredl wenn auch Schienenwege oder WafTer flrafsen zu Gebote flehen. Länger als 12 Stunden follte ein Bleffirter auf Trans portwagen nie gefahren werden aus Gründen, die wohl Jedem einleuchten dürften. Hie und da wird es fich aber ereignen können, dafs die Verbandplätze entwedei am nothwendigen Orte nicht aufgeflellt wurden oder diefelben aus was immer für Gründen deplacirt werden mufsten. In folchen Fällen mufs der Bleffirtenwagen die Verwundeten offenbar vom Hilfsplatze oder gar vom Schlachtfelde diiedt in die Feldfpitäler fchaffen und ifl daher die Anficht, dafs die Bleffirtenwagen ad hoc die Verwundeten nur 2000 Schritt weit zu fahren hätten — denn diefs ifl die präliminirte Entfernung zwifchen Hilfs- und Verbandplatz nicht für alle Fälle richtig. Wie kommen aber, wenn die angedeutete Anficht auch richtig wäre, die Verwundeten vom Verbandplätze zum Feldfpital? Und wie gefchehen die Evacua- tionen und Transporte der Kranken? Um diefen Transport entfprechend eifüllen zu können ifl nicht jedes roulante Vehikel anwendbar, und der traurige Um- fland, dafs bei einer grofsen Verwundetenzahl jedes wie immer befchaffene Fahrzeug zum Transporte benützt wird, um nur rafch das Schlachtfeld räumen zu können, foll ja nicht zur irrigen Anficht führen, behaupten zu wollen: das geeig- netfle Materiale zum Transporte Verwundeter feien die landesüblichen Wagen. Einerfeits find letztere nicht fo leicht und fchnell zu befchaffen als man gemeiniglich annimmt, denn die landesüblichen Wagen find theils fchon lang voi der Schlacht von der Armee-Intendanz zu anderen Zwecken requirirt worden oder haben fich mit ihrenBefitzern geflüchtet, andererfeits aber läfst die Thatfache, dafs leider viele unter den Bleffirten auf folchen Wagen f c hl e c ht transportirt wurden, nicht die Confequenz zu, dafs alle die gleiche Fatalität treffen müffe. Wahrlich der fchlechte Transport ifl mehr als eine Fatalität, er ifl oft ein gröfseres Unglück, als die Verwundung felbft. Letztere würde oft unter geeigneten \ erhältniffen die Erhaltung des Theiles, oder wenigflens die Erhaltung des Lebens zulaflen, der fchlechte Transport aber vernichtet häufiger als man glauben follte beide und das tödtende Princip nennt fich die Erfchütterung, die qualvolle und graufame Erfchütterung der zerfchoffenen Gliedtheile beim Aufladen, beim Pahren, beim Abladen. Nur der Chirurg kann die Folgen des dadurch erzeugten Shoks, die Gewebsveränderungen, die daraus entliehen, richtig beurtheilen utid fchätzen.