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S7. Jahrgang, 217. vezugs-Gebühr »ienelpihrl. für Dre». de» bet Mglich zmel. maliger Zuiraaunq <an Sonn- u»d Monlaaeir n»r elnma» 2,.'<U gl!., durchau»w!lrtiae«om. migwnkre di» «.KV M. Bei einmaliger Zu- lieiluna durch die Pl-ji »MiohneBeliellgcld». Ausland! Oester reich.Ungar» s,<K Nr., Schweiz KM grk., Niaiien 7,17 Lire. — Nachdruck nur mit deutlicher VurNei» nngnde < Dr«»dner Rachr.">zu>kistg. Un- »eriangle Manuskripi« werd.nichlausdewahlt. Tclegramm-Adrcsse: Nachrichten Dresden. Femsprechcr: N » 2ÜVÜ « 3ÜV1. Freitag» 8. August ISIS. HsgvLrrrSet 185V Druck und Verlag von Liepsch k Reichardt in Dresden. ^s-nsl Qöeks Wilsciruttsr Slrasss 16 po^süan 8isin§u1 ^risiall. Anzeigen-Laris. Annahme non Ankün- diaungen bi» nachm. S Uhr, Sonntag» nm Marienilrahe zu »an il dir -c-i Uhr. Die einivaiiige Zeile (etwa « Silben) UV Pf., di» iweispaiiige Zeile auf Teilsei,- 70 Pf., die zweilpaii. Reklame»«» ich» M., Famtlken Nachrichlen au» Dres den di« einig««. Zeile Sb Pf. — In Äum mern nach Sonn- und Feiertagen »rhShter Tarif. — Auiwkrttge Aufträge nur gegen Dorauabewhlung. - JedeiBelegdlattlvPf. Hauptgeschäftsstelle: Marienftratze 3k 4<». n. 11. peeiowert bei fiervorra^eneier Yuaiiüit ta - sona, Bonnern oriainelie Ktneieiie, lirii Keine 0urch»el>nItt»»»re dorj-kkltigite vurckliilirung aller äusiräge bei cou- ialltester kieciienunji sine! eil,- »nceieannten Vorrüge - LrüSter vmaatr de! Iclcincm IVutrcn ist cias pelnrip cier vnk8vkn-z.. Vlictoriartr. 5/7. kigsn» psdriieation von Wodnung» - Linricdtung.n »ii.r Stilartan. „LLUllckULSl", Verlangen Sie überall nur kaäeberZer ^ilZner aus «er kraätzderSsr Lxportvisrdi'ausi'ei. rur xrüncilicüen LeseitixunL von ttor'nksut, WanLsr» usvv. Verssnck nach ausvsrts. Lölllsl. SokspoldsLv, Vresäov-L., Veorssvlor. r so psennix. I-ÄtNIIMI Illltt »Mt! —iisLiül»a e-cckalk rasier 7°^LL7r Versanct nach »u»rvirt». — Kaiaivg leoslenio». ortrgo Aefsv. Mutmaßliche Witterung: Heiter, geringer Tem peraturanstieg, vorwiegend trocken. Ter Reichskanzler erlies; eine Verfügung über den Kamps zwischen A e r z t e n und Kranken kassen. Tie Heeresverwaltung hat die einheitlichen Be stimmungen über die staatliche Unterstützung der L u f t s ch i s s a h r t endgültig scstgclcgt. Vor Swi nein linde kcntertc das Motorsegelbvot „Friedrich Karl", wobei II Personen ertranken: bei einem Vvotsiinfall ans dem S ch w i e l v w - S e c ertranken wei tere drei Personen. Die neuen Grenzen aus dem Balkan werden in diplomatischen Kreisen Berlins als genehm bezeichnet. Das Bukarest er F r i c d e n s p r o t o k o l l wurde n n t e r s ch riebe n : der F r i c d c n s v c r t r a g wird morgen unterzeichnet werden. Die Demobilisierung der rumänischen Armee ist, nach einer Meldung ans Bukarest, gestern un geordnet worden. Die K v l l e k t i v u o t e der Mächte wurde gestern der Psvrte überreicht. Montenegro lies; durch seinen Fricdensunter- bändlcr erklären, das; es von «erbten territoriale Ent schädigungen verlangt. Ter französische Senat nahm das Gesetz über die dreijährige Dienstzeit mit 254 gegen 37 Stim men an. Unstimmigleit zwischen Italien und Frankreich. Tie französisch-italienischen Beziehungen sind gegen wärlig im Zusammenhang mit den Ereignissen auf dem Balkan an einem bisher noch nicht erreichten Tiefstände, an- gelangi. Leit dem Einsetzen der Eduardschen Isolierpolitik gegenüber Deutschland ging das Bemühen der Diplomatie der Weltmächte bekanntlich dahin, das Vereinigte König reich ganz vom Dreibünde loSznlösen, und die „lateinische Lchwesternation" Frankreich übernahm cs. zur Erreichung dieses Zieles alle verfügbaren Minen springen zu lassen Als besonders geschickter und erfolgreicher Förderer der dieibundfeindlichcn Strömung in Italien erwies sich der französische Botschafter in Nom Barre re, der die ösfcnt lichc Meinung namentlich durch die Schürnng des Miß trauens gegen Oesterreich wegen dessen albanischer Ab sichten zu ködern wußte und es dahin brachte, daß die italienische Gegnerschaft gegen das Habsburger-Reich eine Zcitlang sogar zu einer Ncnbelebnng des Irredcntismnö führte, also derjenigen politischen Richtung, die alle seiner zeit an Oesterreich gefallenen italienischen Gebiete mit der Gewalt der Waffen znrückfvrdcrn und die Grenzen des iialjenischen Königreichs aus Kosten des habsburgischcn Nachbars erweitern will. Tie sranzösische Extratour der Italiener nahm zeitweilig so bedenkliche Formen an, daß die deutsche nationale Presse, die im übrigen selbst auf die hcsiigstcn Ausfälle der von Paris aus beeinflußten italie nischen Presse stets nur in sehr zurückhaltender und ge mäßigter Art reagierte, sich bereits mit dem Gedanken des Ausscheidens Italiens ans dem Vnndcsvcrhältnis ver traut machte, als mit einem Male die im Anschluß an die marokkanische Krise sich entwickelnde tripolitaniiche Frage einen lkmschwung des italienischen Empfindens im dreibniidfrenndliche» Sinne herbciführtc. Der tripoli- ta Nische Krieg erhob Italien zu dem Range einer führenden Mittclmcermacht, drängte cs dadurch unwillklir lich in einen gewissen Interessengegensatz zu Frankreich und England und ries im Zusammenhang hiermit in den italienischen nationalen Kreisen die Erkenntnis wach, daß der natürliche Vortcll des Bereinigten Königreichs in der Richtung einer engen maritimen Gemeinschaft mit dem österreichischen Nachbar und Bundesgenossen liege. Die Leitung der italienischen auswärtigen Politik handelte ein sichtig und entschlossen nach dieser klar vorgezcichncten Richtlinie, als sic in Nebcrcinstimmnng mit dem weitaus überwiegenden Teile der öffentlichen Meinung des Landes die Erneuerung dcö Treib undvertragcs voll zog und dadurch den französischen dreibundfeinülichr» Wühlereien ein Paroli bog. Die Stimmung in Frankreich, die schon während des tripolitanischcn Krieges gegen Italien stark unfreundlich gewesen war und allerhand verbitternde Zwischenfälle verursacht hatte, sank durch den erneuten engen Anschluß der Italiener an den Dreibund zunächst noch um einige Grade tiefer, bis dann auf einmal wieder von Paris aus krampfhafte Bemühungen zur Wieder- einfangung Italiens in die westmüchtlichen Netze in Szene gesetzt wurden. Es kam zur Begründung einer sranzösisch- italicnischen Freundschastsliga, in welcher der gegenwärtige französische Minister desAeußercn Pichon eine führende Rolle übernahm. Tie neugebackene „Freundschaft" war aber so sehr erkünstelt und so fern von jeder wirklichen Hcrzcns- ncignng, daß sie schon bei der ersten praktischen Probe ans ihre Festigkeit aus Anlaß der Balkankrise jählings wieder zusammcnbrach. Tie ostentative Unterstützung, die Frank reich gewissen griechischen Ansprüche», die im Widerspruch mit den itailientschen Interessen stehen, zuteil werden läßt, hat in Italien eine steigende Verärgerung hcrvorgerufcn, die jetzt so weit gediehen ist. daß die gesamte italienische Presse von den schärfsten Angriffen gegen die sranzösische Politik widerhalit, wie sic bisher in ähnlicher Gereiztheit überhaupt noch nicht verzeichnet werden konnten. Frank reich wird direkt beschuldigt, eine anti-italienische Haltung etnzunehmen und ans der ganzen Linie geflissentlich den Italienern Schwierigkeiten zu bereiten, vor allem auch durch die grundsätzliche Weigerung, die überwiegenden italienisch-österreichischen Interessen bei der Regelung der albanischen Frage anzuerkennen. Es ist durchaus folge richtig. wenn die italienische Presse Veranlassung nimmt, die Franzosen auf den schreienden Widerspruch hinzuwcisen, der zwischen ihrem Verhalten in der marokkanischen und der albanischen Frage besteht. In Marokko beanspruchten die Franzosen, unterstützt von Italien, für sich eine Vor machtstellung auf Grund ihrer überragenden Interessen: in Albanien aber verweigern sie die Anerkennung einer be vorrechteten Stellung Italiens und Oesterreichs, obwohl diesen beiden Mächten dort zweifellos sowohl aus poli tischen wie aus wirtschaftlichen Gründen der Vorrang gebührt. Nm was cs den Franzosen bei ihrer neuerlichen Un freundlichkeit gegen die Italiener eigentlich zu tun ist, ver raten sie selbst mit erfreulicher Osscnhcrzigkcit. Ihre Presse erläutert nämlich die Haltung der französischen Politik gegenüber Italien in ihren Beweggründen dahin, daß man in Paris an sich zwar gern die größte Rücksicht auf Italien nehmen würde, aber an der Ausführung dieser guten Absicht deshalb verhindert sei, weil Italien „sich neuerdings mehr als je indieDrcibund- politik gestürzt habe". Die sranzösische Republik habe dagegen die Ausrechterhaltung des „Gleichgewichts" (soll heißen, der französisch-englischen Vorherrschaft) im Mittelmecre im Auge, und es scheine, als sei dieses „Gleich gewicht" dem Dreibünde nicht genehm, weil cd seine Zirkel im Mittelländischen und Adriatischen Meer störe. So der „Matin", das Sprachrohr des Herrn Pichon, des führen den Mitgliedes der französisch-italienischen Frcundschafts- liga. Daß derartige Winke mit dem Zaunpsahl Erfolg haben und die Italiener bewegen werden, nun plötzlich wieder innzuschwenten und sich den Franzosen an den Hals zu werfen, können höchstens so temperamentvoll-naive Politiker glauben, wie sie an der Seine vertreten sind. Die Italiener haben endlich unter dem Drucke der Ereig nisse eingeschen, aus welcher Seite ihr wahrer Vorteil zu finden ist. Niemals hat in Paris der ernste Wille be standen, berechtigte italienische Interessen loyal und nach drücklich zu unterstützen, sondern stets hat sich die dritte Republik in wichtigen und wesentlichen Fragen als Wider sacher des italienischen Nationalstaates betätigt. So war es in Tunis, das die Franzosen den Italienern 1881 ge radezu vor der Nase wcggcschnappt haben, so war es in Tripolis, und so ist cs jetzt in der Balkankrise und in der Mittelmeersragc. Italien soll den Franzosen einfach im Rahmen der westmächtlichen Politik als Werkzeug zur Er reichung ihrer deutsch- und dreibnndscindlschcn Zwecke dienen: das ist des Pudels Kern. Im Dreibünde da gegen hat Italien die volle Gewißheit, daß seine wohlerworbenen Rechte und begründeten Interessen von den Verbündeten wirklich respektiert und mit dem wirksamen Schutz umgeben werden, den die vereinigte Macht des Dreibundes zu gewähren imstande, ist. Im Zeichen dieser sicheren Verbindung ist Italien politisch und wirtschaftlich groß und stark geworden und mächtig ausgeblüht, und cs wird auch ferner die Erfahrung machen, daß es seine künftigen erweiterten nationalen Aufgaben und Ziele nm so leichter und sicherer zu erreichen vermag, je enger cs die Fäden seiner Freundschaft und seines Vundcsvcrhältnisses mit Deutschland und Oester reich knüpft. Zum Abschlüsse des Borfriedens. Kaum ist in Bukarest der Vorsriedc abgeschlossen — da tauchen auch schon Z u k u n f t s f r a g c n auf. Der diplo matische Vertreter Rumäniens am Berliner Hose, Tr. B c I d i m a n, äußerte sich wie folgt n. a.: Wenn es möglich war, die großen Schwierigkeiten zu überwinden, die sich bis zuletzt dem Friedcnsschluß ent- gcgcnstcllten, so ist dies ein hervorragend persönliches Ver dienst König Earolö, der durch diesen Erfolg der Buka- restcr Konferenz sein nun bald ein halbes Jahrhundert Rumänien geweihtes Lcbcnswerk gekrönt sicht. Auf die Frage bezüglich der weiteren Gestal tung der Dinge auf dem Balkan und besonders betreffs des vielerörterten Balkanbundcs erklärte Tr. Bcldiman: Alle die Kombinationen, die jetzt in der euro päischen Presse austanchen, haben die Tendenz, die heute Frieden schließenden Staaten, sei es im Sinne des Drei bundes, sei es im Sinne der Tripelentcnte, zu gruppieren. Demgegenüber kann nicht nachdrücklich genug betont wer den, daß heute das Bedürfnis nach R u l, e und Friede n bei den Baltanvölkern dermaßen ttbcrwiegt. daß sie noch auf viele Jahre mit sich selbst beschäftigt sein werden. Ucöerbliclt man die Opfer an Gut und Blut, die sie in den beiden furchtbaren Kriegen brachten, vergegen wärtigt man sich die tiefgehenden Prüfungen, die bis in die letzte Baucrnhütte zu spüren sind, so must man diese schwer geprüften Nationen eine geraume Zeit mit de» Kombinationen der hohen Politik verscho nen, damit sic überhaupt nur erst zu Atem kommen und leben können. Zu den vielen Erörterungen über den neuen Balkgnbund kann man daher nur sagen: Er wird ein Fricdcnsbund sein oder er wird nicht sein. * Die rumänische Prelle zum Friedcnsschluß Die Bukarcstcr Presse feiert den Friedensschluß und hebt die bedeutungsvolle Rolle Rumäniens hervor, die Rumänien bei der Beendigung der Balkankrisc gespielt hat. Die Blätter drücken die Hoffnung aus, daß der Friede von Bukarest nicht das Schicksal des Fricdcqs von San Ltesanv haben werde. Oesterreich besteht ans Revision des Rnkarester Vorfriedens. Die „Wiener Allgem. Ztg." schreibt anscheinend inspi riert: Ter Bukarestcr Vorsriedc steht mit den beiden von Oesterreich-Ungarn schon vor Beginn der Verhandlungen als für die Neuregelung maßgebend ausgestellten Prinzipien im Widerspruch, daß Bulgarien nicht gedcmlltigt und aus Zcntral-Mazcdvnicn verdrängt wer den dürfe. Es wird nun die Ausgabe Oesterreich-Ungarns, und soweit andere Mächte auf dem gleichen Standpunkt stehen, auch dieser Mächte sein, den erwähnten Prin zipien Geltung zu verschaffen. Wie dazu aus Bukarest mitgeteilt wird, werden über den bulgarischen Vorbehalt folgende Verein barungen getroffen werden: Ministerpräsident Majv- rescn wird eine Nvtc Oesterreich-Ungarns und Rußlands bekannt geben, in welcher sich beide Länder eine Revision des Fricdeusprvtokolls Vorbehalten. Hieraus wird der bulgarische Delegierte Tonschew mitteilcn, daß Bul garien unter dem Zwang der Verhältnisse das Friedens- Protokoll unterzeichne, daß cs aber hoffe, daß die Mächte kn einer Revision den berechtigten Wünschen Rechnung tragen werde. Gleichzeitig werden alle aus der Fricdcnskonscrcnz vertretenen Staaten erklären, daß sie die Zurück- drängung d c r T ii r k e i auf die von der Londoner Bot- schastcrtonsercnz scstgclcgte Grenze Enos-Midia wünschen. Diese Erklärung sowie die Vorbehalts-Erklärung werden zum FriedcnSprotokoll gelegt werden. Die neuen Grenzen in Berlin genehm. In den Kreisen der deutschen Diplomatie werden die von der Bukarestcr Konferenz festgesetzten neuen Grenzen als eine annehmbare Lösung bezeichnet, die wohl kaum Veranlassung geben dürste, einer nachträglichen Revi sion durch die Mächte unterzogen zu werden.