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Wir find vielleicht noch in der Nähe der Gefahr, aber jede- Meter, um da» wir den Tnnnel weiter vorwärts treiben, entfernt uns von der Gefahr, verleiht unserer Stellung eine weitere Sicherung. ' Wenn uns daher Herr Doktvr Marteau nichts andere» zu sagen hat. als daS. was hier in diese»! Geheimbericht steht, so schlage ich kurzer Hand vor. seine lluglücksprophezeiniig mit der lausenden Nummer z» versehen und in die Akten zu stecken.* Gcheimrat Hagen atmete erleichtert auf. „Es freut mich, das, auch Sie. Herr von Schöning, den Geheimbericht de» Doktor Martean nicht ernst nehmen. Ach bin natürlich meinen Gesellschaftern und besonders unseren Bankiers iu Basel und Paris dafür verantwortlich, das; uns kein Malheur trifft, ich bitte Sie daher, mir Ihre Erwiderung auf dem Dossier schriftlich auözuarbeiten und demnächst zu übermitteln." »Zuvor noch ein Wort." wandte der Oberingenieiir ei». »Ich verstehe sehr wohl, daß Sie sich über derartige Prophezeiungen nicht gerade freuen. Aber wir müsse» doch einen Unterschied machen. Es ist etwas anderes, ob irgend ein Anonymus uns mit ungelenkiger Schrift alles nur erdenkliche Unheil prophezeit, oder ob ein Geologe von Ruf und von den Qualitäten deS Doktor Martean zu diesem Resultat kommt. Der Doktor behauptet aus Grund seiner Forschungen und Erfahrungen.'daft der Tunnel augenblicklich noch Haarschars unter der groben Grundmoräne des Kandergletschers dahinlünfr und das, jeder Schutz das dünne Melsbach sprengen und endlose Schlammassen in den Tnnnel holen kann. Das ist heute nur noch möglich, wenn gegen alle Erwartung und Erfahrung der Kandergletscher an einer Stelle einen ganz gewaltigen Krater von mindestens hundertsechzig Metern Tiefe in das massive Gestein gefressen hat. Wenn Herr Doktor Martean imstande ist, uns die genaue Enge eines solchen Kessels anzugeben und wenn er mit seinem Ruf und Namen öffentlich für die Nichtigkeit seiner An gaben eiutretcu will, dann bin ich auch heute noch bereit, nach diesen seinen An gaben die Lnnuelrvute zu ändern und den Gesahrpunkt zu umgehen. Kann oder will er das nicht, so gehört sein Bericht in den Papierkorö." Eine gewisse Erregung lief bei diesen Worten über die Züge HagenS. „Sie rechnen also doch mit der Möglichkeit eines lluglückSsalleS," stieß er kurz hervor." Der Qberingenieur durchmatz den Nanm ein paarmal, bevor er sich zur Ant wort eruschlotz. „Sie wissen eben so gut wie ich. Herr Geheimrat," begann er dann, „daß eine Tunnelbohruug in jedem Halle ein heikles und gefährliches Unternehmen ist. Ich brauche Sie nur an den Simplon zu erinnern, wo ganz unvermutet un endliche Mengen kochend heißen Wassers in den Tunnel einbrachcn. Ja. ich möchte behaupten, daß jene Katastrophe mit dadurch veranlaßt wurde, Satz die Geologen nnS nicht genügend unterstützt haben. Tenn auch die Geologen wissen mit abso luter Sicherheit nur so weit Bescheid, so weit sie ihre Bohrlöcher in die Erdrinde getrieben haben. Darüber hinaus können sie den Verlauf der einzelnen Schichten nur vermuten. Betrachten wir aber die Angaben des Herrn Doktor Martean unter solchen 'Voraussetzungen, so verlieren sic viel vvu ihrem bedrohlichen Charakter. Es kann sein, daß Doktor Marteau recht bat. Aber dann soll er uns auch den Gesahrpunkt genau angeben. Anderen Halles vertrete ich meinen alten Standpunkt. Und der heißt: mit Vvlldamps geradeaus weiter. So schnell wie möglich tiefer in den Berg hinein und von jeder etwa noch vorhandenen Gc- sahr fori." Diele lange Auseinandersetzung wirkte sichtlich beruhigend auf den Ge be unrat. „WaS Sie sagen," Hub er an, „scheint mir freilich die Befürchtungen MarteauS sehr zu entkräften. Wenn wir ietzc bereits hundertaclitzig Meter Berg über dem Tunnel haben, so ist eS nicht mehr sehr wahrscheinlich, daß wir auö dem soliden massiven Gestein wieder in Schlamm und Schutt stoßen. Aber ich bitte Sic. auch meine Stellung als veraniworllichcr Hinanzmann des Unternehmens zu berücksichtigen. Wir Nnd der Vahngesellschast a korlait verpflichtet. Wir müssen für jeden Zwischenfall mit unserem Kapital aufkommen. soweit es sich nicht um höhere Gewalt handelt. Und als höhere Gewalt wird nur Blitz und Erdbeben betrachtet. Wenn wir etwa doch die Kandcrmoranc anschicßen, so geschieht das aus unsere eigene Rechnung und Gefahr. Das muß die Bauleitung bedenken und danach muß ich als Vertrauens mann unserer Baseler und Pariser Bankiers handeln. Passiert etwas, trotzdem wir diesen Geheimbericht bekommen haben, so fällt die doppelte Verantwortung - S« — auf mich, fällt ein schwerer Vorwurf auf die Bauleitung. Deshalb schien «tr dieser geheime Dossier wichtig genug, um hier eine besondere Konferenz an- zuberaumcn. Und deshalb bitte ich Sie. Ihre schriftliche Entgegnung daraus aus zuarbeiten. die ich den Mitgliedern des VerwallungSrateS in Parts zusammen mit dem Dossier vorlege» werde." »Das soll geschehen," erwiderte der Obertngenteur. »Wenn Sie von Doktor Marteau nicht wettere und detailliertere Angaben hrrauSholen. dann lautet meine Antwort kurz und bündig: Nonsens, und wir treiben den Tunnel wt« bisher in beschleunigter Arbeit vorwilrtS." »Ach weiß!" unterbrach ihn Geüeimrat Hagen, der seht ganz unter dem Banne der zuversichtlichen und sachliche» Worte Schönings stand. „Ach weiß und konstatiere es gern, daß Sie sogar gehörig vorwärts kommen. Sie schassen an jedem Tage fünf Meter an der Nvrosrtte und fünf Meter an der Südseite. Da» sind zehn Meter pro Tag. Eine schöne und ansehnliche Leistung." »ES geht an." rief der Qberingenieur.. »Aber ich möchte noch mehr schaffen, und deshalb kam ich gern zu dieser Konferenz. Ich habe auf Grund meiner Erfahrungen, die nicht nur vom Simplon und vom Lötschberge datieren, einen neuen Bohrmaschincntyp entworfen und zwei Exemplare bauen lassen. Die Proben, die ich noch in der Werkstatt vornehmen ließ, haben mich selbst erfreut und überrascht. Herr Geheimrai. meine neuen Maschinen leisten genau das Doppelte der alten. Wir kommen jetzt an jeder Baustelle in vierundzwanzig Slunden fünf Meter vorwärts, und wir werden mit den neuen Maschinen in derselben Zeit zehn Meter schassen. Ich gedenke Ihnen mit dieser Erfindung einige der Millionen, die als Bausnmme ausgeworfcn sind, zu sparen." Erfreut blieb der Hinanzmann vor dem Ingenieur stehen. »Wenn Sie das zuwege bringen. Herr von Schöning, so ist eS unS natllr- Uch bochwillkommcn. und wir werde» Ihnen gern eine gute Lizenz für Ihre Er findung zahlen. Wir müssen jetzt eine Niesenmannschaft von zweitausend Köpfen unterhalten und hängen in unserem Vorwärtskonnuen wörtlich und buchstäblich von den Hortschritien ab, die der Bohrer im Gestein macht. Nochmals, mein Lieber, steigern Sic den täglichen Hortschritt, so soll das Ihr Schade nicht sein, lind nun wollen wir uns fertig machen und der Einladung meines Freunde» Schneider folgen. Ich bin in der Tat neugierig, was für eine Ucberraschung der alle Herr für unS in petto hat." 2. Kapitel. Die Uhr am Wcstportal der Stazione Centrale, jenes großen und impo santen Bahnhofsgebäudes dicht am Hafen, das die Züge nach allen Himmels richtungen, nach Frankreich und nach der Schweiz entsendet, zeigte drei Minuten vor sechs, als Geheimrat Hagen in Begleitung seiner Tochter und deS Herr» von Schöning durch das Portal des Bahnhofes trat. „Warum ist der Bahnhof beflaggt?" fragte Mtlly beim Betreten des großen EmpfangSgebäuöes. „Man merkt, mein liebes Kind, baß wir von Aegypten kommen und ein wenig lange allen Zeitungen fern waren," lachte ihr Vater. »Wir sin- ja erst beute früh gelandet und hoben etwas versäumt. Gestern nachmittag ist doch der Deutsche Kaiser in Genna angekommen und sofort an Bord der »Hohenzollern" in See gegangen. Die Herren Italiener sind offenbar noch nicht dazu gekommen, den Flaggenschmuck wieder abznnehmcn, und so können wir uns mit einigem guten Willen einbüden. -ah man zu Ehren unserer Ankunft geflaggt hat." Während diese Worte gewechselt wurden, trat der Eisenbahndirektor Schnei der ans seine Gäste zu. „Ich begrüße Sie. mein gnädiges Fräulein, und heiße Sie willkommen!" rief er heiter. „Darf ich Sie zunächst bitten, einige Minuten im Wartesaale Platz zu nehmen . . . Ihr Gepäck ist wohl noch auf den Droschken: ich werde eS sofort besorgen lassen." Und ehe die Herren noch viel erwidern konnten, hatte er beide untergefaßt »ud mit leichtem Zwange in den Wartesaal erster Klasse geschoben, wohin Hrärr. lein Hagen wohl oder übel folgen mußte. Und der alte Herr gab nicht eher Ruhe, als bis er sie alle an einem Tilche uniergebracht hatte. ES mochte rein zufällig sein, daß man von diesem Platze aus die große Bahnhofshalle, deren Gleise zu dieser Zeit völlig leer und verlassen dnlagen, nicht sehen konnte. Mit sanfter, aber zwingender Ueberrednng, der schließlich niemand widerstehen konnte, nötigte er seinen Gästen eine kleine Erfrischung auf. trat selber wieder auf den Bahn steig hinaus und kehrte nach wenigen Minuten zurück. „Darf ick nun bitten, einzusteigen, meine Herrschaften." wandte er sich «U seine Gäste. „Der Zug steht in der Halle." s« /sch/W »»Iillll tlilM! k« (I'irma tzrielikl^elie 6orsot-In<!u8trlo) bv<I«iK-IiicIiter-8<r. Is j>t. Me 8r. V»rtei>. Kein lallen. lei. M. 8ll-3886Nd3!lN6N 2, 22, 23, ttali63lLÜ6 kr6i88igsi-8il-a886. lind nach hygienisch-ästhetischen Grundsätzen bei absolut individueller Behandlung jedes Linzelfalles, wirklich fachmännisch angefertigt, engen insbes. keine inneren Organe «in, gestatten völlige Bewegungs freiheit, erhöhen infolgedessen das allgemeine körperliche Wohlbefinden und bringen infolge ihrer vornehm-eleganten Faxons Figur und Toilette auf das vorteilhafteste zur Geltung. Die elegante Dam« trägt nur Frau Lina Jähnes Matz-Corscts. 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