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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 07.03.1903
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-03-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030307028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903030702
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903030702
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-03
- Tag 1903-03-07
-
Monat
1903-03
-
Jahr
1903
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Abendland gelaugten Schattenspiele konnten in letzkneni festen Fuß nicht fassen. Die Geschichte des Puppentheaters reicht bis ins Altertum zurück: die Griechen Übernahme» es von den Aegvp- ter», von ihnen kam es nach Rm» und Italien, hier entwickelte eS sich als Marivnettenspiel z» hoher Blüte und erhielt sich bis auf den heutigen Tag Auch bei alle» andere» Böllern Europas sand da» Puppentheater bei Hoch und Niedrig eine Heimstätte. I» Deutschland erhielt das Gehäuse, in dem die wandernden Truppen das Spiel zeigten, die Bezeichnung .Himmelreich". Da die Truppen, was beute noch der Fall ist, meist keine geschriebenen Texte vesasten. haben sich die ältesten Texte nickt bis in unsere Zeit erhalten Die Puppentheater waren cs vor allem, die wäh rend de-S Mtährigeil Krieges in Deutschland den Sin» für drama- tnche Ausführungen rege hielten und damit zur Rettung der Dr. vanstsage beitrugen In Sachse» befanden sich 1891 60 kleine, »'ändernde Theater vor. Die Puppen, dle über einen Meter grob und, werden an Drahten von oben aus dirigiert. Der KaSver. der in, italienischen Polieinello seine» Ahnen Kat. wird vom Bocke als der Pertreker des MutleiwiNes. ja als Bertreter der BolkS- aesinnnng überhaupt »»»gesüßt und genießt deiiientwreckend größte Wettschätzuiig In PTortverdrehiinge» leistet er Unglanbitches, TaS cinsachste Theater bildet daS Kasperlheatcr und erfüllt seinen Zweck, Kinder zu erbcitern, in lustigster Weite. Im Gegensatz rum Puppentheater erfolgt hier die Direktion von unten. Heule und Schatten-, Puppe» und KaSpertheater nur bei Memchen beachtet, die sich kindlich und einiach verrrrrügen können, Volks- Inndlich sind sie von großem Werte, Der Vortrag fand vielen Verfall, Im Anschlüsse an die Ausführungen des Redners erfolgte im „Dresdner 'Triginalkasperlheater von A Äanzauae" die Aus kühlung der bekaurrten KaSperkomödie „KasvarS Reise nach der Türkei". Zur Illustration deS Ganzen war »och eine entsprechende Ausstellung veranstaltet worden, in der sich Marionetten aus den, 18, Jahrhundert, eine Puppentlieaterpuppe und eine große Anzahl amüsanter Theaterzettel von Puppentheatern befanden, — DaS am 18, März slattsindcude 8, Konzert lMendelSsohn- Sckuberk-Abendi bot der „Gesellschaft für Literatur n n d K u » st" Peranlassuug zu dem vorgestern im 'Weißen Saale der „Drei Raben" abgehaltenen Borlrage über daS Wirke» und schassen dieier beiden hervorragenden Komponisten, Der Redner, Herr Direktor Kaden, cn'ledigte sich der ihm gestellten Aufgabe in gewohnter meisterlicher Weise. Er begann mit dem Hinweis daraus, daß Beethoven i» seiner 8,. 6, und 0. Sinfonie einen Bruch mit der reine» Instrumentalmusik eiugeleiket habe, die Beriio; und LiSzt zur Programinmunk erweiterten und an welche die Modernen wiederum angcknüpst batten Im Gegensatz zu Schubert, der nur aus Beethoven süße, kabeMendelsiohn daneben l iich ältere Stoffe bevorzugt, Franz Schubert sei als dcrScdövfer deS Kunstliedes zu betrachten, obgleich er im Grunde genommen keine refolinatornche, sonder» nur eine durch und durch lurische Natur war. Unerschöpflicher Reichtum melodischer und harmonircher Erfindung und übersllömende Phantasie standen ihm zu Gebote. Seine ewig Hinge Schöpferkraft wußte Beethoven'che Tiefe mit der Anmut Mozarts zu verbinden. Der Vortragende gab hierauf einen 'TebenSabriß deS aus dürftigsten Verhältnissen hervorgegange nen Komponisten, der der Welt Großes gegeben wie selten einer, — Reichere äußere Ehre» seien Feiix Mendelssohn-Bartholdii. dem Sohne eines Bankiers, ans seinem Lebensgange beschieden gewesen. Philosophische Studien, größere Renen, der Verkehr mit einer Reihe bedeutender Männer :c, brachten ihm vielfache An regungen, Zinn Verdienst muß cs ihm angerechnet werden, daß er mit Hille DevrienlS die Auslührung der berühmten „Matthäus- Passion" 1827 in Berlin durchsetzte. Eine reiche Tätigkeit entfal tete der große Künsller ferner in Düsseldorf und Leipzig, das dadurch nach damaligen Begriffen zur ersten Musikstadt der Welt gestempelt wurde, Mendelssohns Werke zeichnen sich weniger durch Gewalt der Leidenschaften als durch vollendete klaisnche Form aus. Sein großes Talent erinnere an Mozart, wenn er sich auch nicht so ursprünglich, ivudern mehr »achahmend verhalte. Das Interesse für de» Konzertabcnd weckte der Vortragende noch durch eine ein gehende Besprechung der zur Aufführung gelangenden Quartette und Lieder, deren einzelne Satze er auf seinem Instrument an deutete, DaS Auditorium wendete dem Redner auch hierfür reichsten und wohlverdiente» Beifall, — Der nächste Vortragsabend ist aus de» 1 'April augcietzt, Herr Dr, Pohlmelier-Berlin. der noch von seinem Vorträge über Gcrhart Hauptmanu in bester Eiiunerung sieht, wird dabei über „He,mann Sudermaun und seine Dichtungen" sprechen, — 'Anläßlich des Geburtstages Franz Xaver Gabelsbergers, deS Erfinders der deutsche» Ncdezeichenkunst, veranstalteten die Gabelsbergerschcn Stcuographenvcrcine zu Potichappel. Dcube» und Tharandt ani Dienstag abend im 'Angermannsche» Gasthofe zu Döhlen eine gemeinsame G a b c ls b e r g e r f c i e r. Die zahl reiche Beteiligung, die diese Feier fand, legte ciiren Beweis dafür ab. weich' großen Interesses sich die GabelSbergeriche Stenographie ! in allen gebildete» Kreisen erfreut, DaS Konzert wurde von der Kapelle des 18, Jäger-Bataillons ausgcsnhrt, Ter Vorsitzende des Vcr.inS zu Potschappel. Herr Buchhalter Georg Reumann, leitete ' die Feier durch eine BegrüßungSamorache ein. Im Vordergründe deS Interesses stand die Vv» Heu» Ncgieru»gSrat Professor Tr, Clemens Vorstand des König!, Stcnogrgphiicheu Instituts, gehaltene Festrede über die Bedeutung der Stenographie für unsere Zeit, welche in dem Wunsche ausklnng. im Sinne des Meisters für die Kunst tätig zu sein und sic immer weiteren Kreiieu zugäng lich zu machen. Den Ausführungen wurde wohlverdienter Beifall rn teil. De» zweiten Teil des Programms bildete ein srohbelebter Ball, welcher die Fcslteilnclnner bis in die späten Abendstunden in bester Stimmung beisammeuhielt, — Die hiesige Srgannativn der Zimmerer hatte s, Z. an daS Ministerium und an den hiesigen Rat eine Eingabe gerichtet, in weicher verlangt wurde, daß bei Vergebung von 'Alberten den Submittenten die Oslündige Arbeitszeit. Ab'chaffuug der Akkord- arbest und Fcüsetznng eines Stnndenlohneö von 50 Pfg, zur Be dingung gemacht werde, Ter Rat bat diele Forderung mit dem Bemerken abgclehnt, daß dadurch die Vaukoiren sich wesentlich erhöhen würden. Eine gestern abend nach dem Vvlkshauie ein- berrifene Zimmererveriamminng beschäftigte sich u, a, mit diesem ablehnenden '.'iiiiwortichreibe», von welchem »ach längerer Debatte iu eüiec Resolution „mit Entrüstung" Kenntnis genommen wurde, Tes weitere» beichasiigte sich die Versammlung mit dem 'Neubau des Gemciuuützigeu BanvereiuS in Vorstadt Löbtau, wo gestern etwa 80 Barchandwerkrr wegen Lobudifseremen die wer bekannt gegebe gelegt baden. wurde ab Irbeit nieder zrri^ltSdirrktvr Dr. Becker als Hand zur friedlichen Beilegung Lohnerhöhung von 40 auf 431s -fehlen verfprvchen habe. könnt gegeben, daß Herr Land- Vorsitzender de- Bauverein« dle >a »»ose,» geboten habe, als er die .... _... Pfg. pro Siundr im Gefnmtvorslande zu empfehlen verfprvchen habe. —* Gestern abend tagte iw Trianon eine schwach besuchte sozialdemokratische Versammlung, rn der u, a. über die Gründung einer Zentralkalle für Sachsen verhandelt wurde. Hierdurch soll die sächsische Sozialdemokratie aus eigne Füße gestellt werden und in Bezug aus Agitation nicht mehr von Berlin abhängig sein. Dr. Südekum bezrichnete diese Selbständig- machung als eine Notwendigkeit, nachdem sich die bürgerlichen politischen Parteien Sachsens zu gemeinsamem Kampfe gegen di« Sozialdemokratie zusammengeschlossen hätten. Als Herr Braune vor allzugroßem Optimismus bezüglich der ReichstagS- wahlsiege warnte, erwiderte Herr Sindcrmann: Bor der Wahl pessimistische Anschauungen zu verbreiten, das sei das Verkehrteste, was man sich denken könne, man müsse immer vom Siege reden, um die Massen anzuseuern. Die Agitation werde sich in Sachsen mehr auf die Steuererhöhung, als auf den Brot wucher richten müssen. Der letztere sei jetzt noch nicht so fühlbar, über die erhöhten Steuern aber ärgerten sich auch die Leute, die nicht Sozialdemokraten seien. —* I»i Ex»er-P rozesse in Leipzig brachte der Ver teidiger Justizrat Dr. v. Gordvn prinzipielle und technifcbe Be denken vor gegen die vom Präsidenten entworfene Fragestellung, Der Staatsanwalt schloß sich dem an. Der Vorsitzende erklärte, der Gerichtshof werde die Frage» erwägen, und vertagte die Ver handlung nm eine Stunde. Nach der Paule wurde die Ver handlung aut Montag Vormittag vertagt, da die Neuformulierung der Frage» eine größere Zeit ersordcrt. —* Gestern abend nach 8 Uhr wurde die Feuerwehr nach Fichtenstraße 15 gerufen, wo in einer Schlafstube im 3. Stock eine Anzahl zu nahe an dem geheizten Ofen hängende Kleidungs- und Wäschestücke in Brand geraten waren. Das Feuer ergriff dann den Fußboden, eine Türverkleiduna usw., konnte aber, ehe es größeren Umfang anncchm, von de» Bewohnern und der Feuerwehr unterdrückt werden, — Heute vormittag in der 9. Stunde entstand im Siederaum einer Lackfabrik Großenhainer- Strabe 84 IVorstadt Pieschen! dadurch ein Brand, daß sich die Gase von ausgeflossenem Spiritus aus einem umgefallenen Be- Hölter an der Kesselfeuerung entzündet halten. Die Flammen er griffen dann einige Fässer usw,. konnten aber, noch bevor die herbeigerufene Feuerwehr zur Stelle war, von dem Aroeitspersonal erstickt werden, —* Poli, eiberickt, 6. März. Von einem Radfahrer wurde am Dienstag auf der Wettiner Straße eine 40 Jahre alte Frau umgerisien. Sie erlitt verschiedene, jedoch nicht schwere Verletzungen, Ten Radfahrer soll keine Schuld treffen, — Vor etwa 5 Woche» bat ein Unbekannter in einer Konditorei der Jobannstndt ein Fakrrad „Tempo Nr, 19111, Turnerrnb Modell 31" eingestellt, bis jetzt aber nicht wieder abgehvlt. Etwaige Mitteilungen über die Herkunst des Rades w, werden zu 0. Unbekannt ^ 820,03 au die Kriminalabtcilung, Hauptpolizci, Zimmer 29. erbeten. — Am Sonnab/nd stürzte auf der Chem nitzer Straße ein 76 Jahre alter Mann. Er verletzte sich derart, daß er gestern starb. —* In der 'Nacht zum Montag wurde aus der Alaunstraße eine aus Zinkblech auaesertlgte große, über einem Geickäftstokale angebrachte Firmenuhr Io-gerissen und auf dir Straße geworfen, —* Zwischen Seitschen und Bautzen, fast direkt vor der Einfahrt »i letztere Station sprang gestern nachmittag >/,5 Uhr ei» Soldat des 103, Regiments, der von Arnsdorf ans von einem Sergeant des 178. Regiments transpotiert worden war, ans dem Coups und blieb besiunungsloS neben den Schienen lieaen. Sofort am Bahnhof Bautzen ausgciandte Bahnbediensteke holten den Verunglückten in einem Siechkvrbe herein und brachten ihn in das Garnisonlazarett. —* Mühlberg a. E, 5. März. Ein Raubmord wurde vorgestern abend an den etwa 70 Jahre alten Arbeiter Müller- scheu Eheleuten, die ein etwa 10 Minuten von Schlicken isoliert gelegenes Häuschen bewohnten, verübt. Dem Arbeiter Müller wurde die Schädcldccke zertrümmert, sodaß der Tod alsbald ein trat, seine Ehefrau wurde durch Hammcrschläge entsetzlich zuge richtet. Tie Täter, die Brauer Oswald Reschkescheu Eheleute, haben das Verbrechen begangen, um die alten Leute ihrer Spar groschen zu berauben. Passanten hörten Hilferufe und drangen in das Haus ein. sodaß die Täter bei der Tat ergriffen wurden. —* In A ussig ist in der Rächt zum DouncrStag der Steuermann eines Kettendamvfers der österreichischen Nordwesl- Damvsichifsahrts-Gescüschast beim Besteigen desselben auf dem Stege auSgeglitte» und in die Elbe gestürzt. Der Leichnam des ertrunkenen Beamten ist noch nicht gefunden worden. —' Wetterbericht der Hamburger Lerwartc vom 8. Mär, Ein Maximum mit über 787 Mm. hat sich nach der Biscayaiee verlegt, ein Minimum von 7co Mm. befindet sich auch heute noch über den Lofoten. Deutschland bat ruhiges, meist trübes, mildes Wetter ; auch ist meist Regen gesalle». — Wahrscheinlich ist: ruhiges, trübes, müdes Wetter mit Ncgen- sällen. Amtliche Bekanntmachunffen. Vom 12. Mär; ab wird der Torfplatz in Vorstadt Zschertnitz wegen Hauvtichleuseiibaues aus die Dauer der Ar beiten für den Fahr- und Reitverkehr gesperrt. Lfva treter der Herzogtümer im BundeSräte anzüweike. , Aufhebung des 8 3 zu'stimmen und überhaupt seinen Einstuß dafür einzusetzen. daß ein solcher Antrag im BundeSräte nicht ^um Beschluß erhoben wird. In Gotha ist in einer öffentlichen Ver sammlung einer Erklärung für Aufrcchterkaltuug d«S Jesuiten- ' " " - -- - .. . zugestimmt und da» Vertr zesetzes in vollem Umfange ertrauen zur ' „ Ad- die übrigen Tanesgeschichte. Reich. Tie X yrankreiq!. ^er Denar vervanvene uocr eine Jmer pellation über den Geiundheitszustand in der Arme, Treille legte dar. daß in der sranzösis den Armee in sanitärer Hin sicht große Mängel bestehen, namcniltch wenn man einen Verglciö nß StaatSregierung ausgesprochen worden, daß sie denselben Stand punkt einnimmt. Es wird angenommen, daß auch die thüringischen Staaten gegen die Aufhebung deS H stimmen wer den. — Ein« Eingabe der „Deutschen Zeiiuim" >n Berlin gegen Aushebung deS JesuitengeseneS hat in zehn Tagen bereits mehr al» 52000 Unterschriften gefunden. x Eine Anzahl von Männern, die Im politischen Leben stehen, vornehmlich sreikonlervative Abgeordnete und Mitglieder der Reich-partri, haben sich in einer Eingabe an den Kaiser gewandt, worin um Rehabilitierung de- früheren Landeshauptmann« in Deutich-Ostamka. Dr. Karl PeterS, gebeten wird. In dieser Eingabe wird darauf bingewleien, daß dle Feststellungen, aus welche hl» Priels im Jahre 1897 vom Kaiserlichen DiSzivlinar- gerichtsbose verurteilt wurde, sich nachträglich als falsch heraus- gestellt habe». X Ter Ministerpräsident von Mecklenburg-Schwerin Graf Bassewitz ist unerwartet dem Gcoßherzog nach Cannes nach- gererst. X Jrankreich. Der Senat verhandelte über ein« Inter- Armee. in- mit der deutschen" und der englische» Aimee ziehe. Deutschland de- finde sich infolge seiner hohe» GeburtS- und BevölkerungSziffer rm Vorteil. Frankreich sei genötigt, von 293000 jungen Leuten 207 000 in den Dienst zu stellen, wahrend Deutschland bei 500000 Gestellungspflichtigen eine bessere Auswahl treffen könne. Die deutschen Truppen seien deshalb widerstandsfähiger als die fran- ösrschen. Auch seien die deutschen Kasernen gesünder eingerichtet itedner verbreitete sich eingehend über die Ursachen dieser Mängel und wies schließlich die Notwendigkeit nach, rin ausreichendes Sanitätskorps zu organisieren und zahlreiche MilitärhospMer zu schassen. ^ . X Zur Charakterisierung der Pariser Presse weist der Pariser Berichterstatter der „Voss. Zig," auf die Geschichte des siamesischen Unterhändlers hin, der nach der Heimkehr cmS Europa fernem Herrscher die Auslaaenrcchnung vorlegte und darin neben 125000 Francs für „amtliches Entgegenkommen" auch 50000 für „Publizität", d. h. für Bakschrjch an die Presse, ansetzte. Die Rechnungen des siamesischen Diplomaten sind nicht nachgeprüft. Es bleibe also dahingestellt, ob sie stimmen oder nicht. Der zweite bereits erwähnte Fall aber ist gerichtskundig geworden und da ihm nicht widersprochen worden ist, so wird man ihn als erwiesen be trachten müssen. Es ist der des Herrn Courmes, der von der Marquise Bridieu, der Erbin von Lorando, die Erfüllung deS krast dessen ihm 15 v, H. der türkische» Vertrages verlangt, Paragraph! mehren sich in recht erfreust en 2 des Je cher Weise, I 3 gegen die esuitengesetzes ,m Landtage von renzel mit einer Anzahl ' chen, .achsen-Altenburg hat der Abgeordnete Genossen den Antrag gestellt, die Staatsregierung zu ersuchen, falls im BundeSräte die teilweise oder gänzliche Aushebung des Jesurtengesetzes zur Beratung gestellt werden sollte, ihre Stimme dagegen abzugeben. Im Herzogtum Koburg hat der Vorstand des Zahlungen für den von ihm veraniaßten Preßseldzug zu grinste der Forderung ihres Vaters zufallcn sollten. Aus der Gerichts verhandlung grng mit urkundlicher Bestimmtheit hervor, daß zuerst die türkische Botschaft Pariser Blätter dafür bezahlte, den Lorando und Tubinffchen Ansprüche» entgegenzutreten, und daß daiur Herr Courmes dieselben oder andere Blätter veranlaßte, die Forderungen zu unterstützen und Jrankrcichs diplomatisches und militärisches Einschreiten zu ihren grinsten zu befürworten. Dieser Herr Courmes erwirkte sich den Auftrag von der Marquise de Bridieu. die Presse für sic zu gewinnen, und er setzte sich sofort mit dem inzwischen verstorbenen Henri Fouquier ins Einver- nehmen, der selbst Mitarbeiter einer Reche der angesehensten Zeitungen war, mit zahlreichen Kollegen von der Presse auf ver trautem Fuße stand und auch Fernstehenden dafür bekannt war, daß er von jedermann nahm, was er bekommen konnte. Wie viel Herr Courmes es sich kosten ließ, um die Preßstürme zu erregen, hat er nicht gesagt. Aber er und Fouquier haben gut gearbeitet: die Stürme brachen aus, die öffentliche Meinung wurde aufgehetzt, die Blätter sprachen mit dröhnendem Pathos von der französischen lagge, von Jrankrcichs Ansehen in der Welt, von dem tückischen rotze, der gebrochen werden müsse, von dem Schuhe, den Frank reich seinen Söhnen schulde, von der Ehre und Größe des Vater landes, und sie setzten es durch, daß die französische Flotte nach Mytrlene geschickt wurde. „Matin" fordert, daß diese Angclegen- 'eit vollständig aufgeklärt werde. Er will Namen und Ziffern aben. Er wird sie aber nicht erhalten, denn er hat kein Mittel, scständnisse zu erzwingen. Er sagt, es sei bekannt, daß in gewissen Blättern alles bezahlt ist: der Leitartikel, der Bericht über die Gerichtsverhandlungen, der wissenschaftliche Aufsatz über eine neue Entdeckung oder Erfindung, das Literatur- und Kunstfeuilleton, die Theaterkritik, sämtliche Tagesneuigkeiten und, selbstverständlich, die ganze Börsen-, Finanz- und Handelsabtcilungj aber er habe wenigstens gehofft, daß die auswärtigen Fragen, m denen es sich um Frankreichs wichtigste Interessen, um Krieg und Frieden, um Leben und Vermögen von Franzosen bandelt, nicht gegen Bezahlung behandelt werden und daß die käuflichen Blätter wenigstens für ihre vaterländischen Redensarten und Haltungen keinen Tarif haben. Eine derartige Hoffnung ist kindlich. Ein Blatt, das alle seine Spalten den Meistbietenden öffnet, wird ihm auch die der auswärtigen Politik nicht verschließen. Dieser Verhältnisse muß man sich gelegentlich erinnern, und wenn man vor einer sonsi unverständlichen französischen Preßbewegung steht, wird man fragen dürfen: „Wer bezahlt?" x Afrika. Die Nachrichten über die marokkanischen Kämpfe widersprechen sich fortgesetzt: bald baden die Negierungstruvven. bald die Aufständischen eine schwere Nierderlage erlitten. Neuerdings wird aus Fez „amtlich" gemeldet, der Prätendent sei am 27. Februar vom Kriegsmimster Menebhi völlig geschlagen und sein Lager erobert worden. Er selbst habe sich durch die Flucht in die Berge retten können. Auffällig bleibt es, daß sich der Prätendent immer wieder durch die Flucht zu retten vermag, obwobl er bereits wiederbolt „amtlich" gefangen oder getötet worden ist. W'de'.ipenstiqe oi-Kier »citnilich nur in DeinbardNeinicher Fassung gcipicit baue. Daß gerade sie Wort tiir Wort lexlirch io satteifest war. konnte der Wirkung der rasch gewielten Szenen mit Pelrncchio, die gestern weitaus am znudendnen cinschingen, nur von Vorteil sein I»r übrigen war die Künstlerin eine äußerlich glänzende, nach Aiff'astnng und Tnrchiührnng ganz charmanie Vertreterin der Titelrolle: dabei batten Spiel und Ton in der ersten Hüllte des Lnstwicls gegen früher betrücbiiich an Frische gewonnen, während sie nach der Bekehrung das Kälbchen ipriichec, als es sonst wohl Tradition ist, in Ericheiniiiig treten ließ, Ueberra'chk hat neben ibr Herr Decarii, der als Pelrucchio die beste Leistung bot. die man bislang von diesem Künstler geichen hat Er gab sich unge mein remperamenivoU, ritterlich und beredt, frei und stark, daß es eine Lust war, ihm zuzuhöreu und znznschcn. Bisweilen erinueite er in der Ungehnndcnheit, dem Sprunghafte» seines WeicnS. das aber nie die stilvolle Linie verletzte, direkt an Novell!, dem er vor allem das rasche Vorheigicite» an den n»vcrmitieiten Nedergänak» abgelauscht hat Reben den Träger» der beiden Hanptivllen treten alle übrigen Mitwirkenden in ein bescheidenes Halbdunkel, daS sie freilich nicht abhielt, samt und sonders nick größtem Eiker ihre Pflicht zu tun. Besondere Hcroorhehung soll für heute nni Herrn Blankenstein zn teil werden, der kurz vor der Vor stellung einen bedenklichen 'Neivenchok erlitten halte und nur mit sichihar größter Anstrengung den Text seiner Rolle iLord) dem Souffleur uachspcacy, nm die Vorstellung möglich zu mache», — Brillant ciugcsührt hat sich gestern abend Herr Maler Fanto, der „neue Manu" unserer Hosbühue, von dem die Eutwrme zu den Kostüme» der Svicler in der neue» „Widerspenstigen" herrührteu. Der Künstler ttbeiul für starke Farbigkeit zu ichwärmeu. die übrigens, von den Rängen des ThealcrS aus gesehen, ganz und gar nicht airsdringlich bunt erschien, besitzt — was die Hanvtsache ist' — eine» erlesenen Geschmack nnd tüchtige Trachienkenninisse, Das kostumelle Biihncnhiio sah ans dicie Wci'e geiler» abend nicht nur sehr reich und schön — das Petiucchio- nnd das ietz'e Kätlichen- kostüm sind wahre Gedichte! —. wndern anch echt nnd stilvoll ans, so daß man ans dem fröhlichen Staunen über all' das Nene und Gute gur nicht hcranskam — Die Ausnahme, die die neue „W'denpenstiae" fand, war geradezu gläurcnd: das Publikum hatte seine Helle Freude au dem prnchiige» Lustspiele und anvlau- dierie begeistert wie in einer Premiere nach allen größere» Szene», uni freudigen Herzens seinen Dank für de» geuußrerchcn Abend i»»r 'Ausdruck zu bringen- IV. ch* Die Dresdner Musikschule lDir,, R. L. Schneider! hielt gestern abend in Meinhoids Sälen ihre zweite diesjährige Prüfungsaufführung lmit Orchester! unter regster Anteil nahme eines beifallsfreudigen Publikums ab. Im Interesse der Anstalt liegt es aber, für diejenigen, die keine regelmäßigen Be- suckier der öffentlichen Veranstaltungen der Dresdner Musikschule sind, von vornherein zu bemerken, daß im allgemeinen über der gestrigen Prüfungsausführung kein günstiger Stern leuchtete; man ist — wiederum allgemein gesprochen — von früheren Aufführ ungen her eigentlich an Besseres gewöhnt, als man gestern zu hören bekam. In besonderem Sinne gilt das Gesagte von den gesang lichen Leistungen des Abends, von denen nur dieienigcn einer stimm- iich wohlgerüsteten Mezzosopranistin, Frl. Kreuzberg, befriedigen konnten. Hat auch die lunge Sängerin noch mancherlei zu lernen, so zeigten doch ihre Liedvorträge lSchubert: ^An die Musik", Schumann: „Die Lotosblume" und Bungert: „Serbisches Lied"), gute Tonbildung und gesundes Erfassen des textlichen wie musi kalischen Inhalts, Dagegen zeigten die Gesänge zweier anderer Schülerinnen der Mängel und Unvollkommenheiten noch so viele, daß ihre öffentliche Vorführung entschieden als verfrüht erscheinen mußte, wenn anders nicht Befangenheit oder Indisposition als Entschuldigungsgründe angenommen werden sollen. Auch die Leistungen de« Anstaltsorchcsters standen gestern nicht auf der gewohnten Höhe; insbesondere fehlte der Eröffnungsnummer, einer vicrfätzigen „Partita" für Streichorchester von Franz Tuma, recht empfindlich die rhythmische Schneid und oft auch in den melodiesüchrenden In strumenten lBratschen im Adagio!!, die Klarheit und Schönheit der Tonbildung. Die bereits mehrfach mit Erfolg aufgeführte Partita von Ir, Tuma, einem in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts lebenden böhmischen Tonseher von hoher Begabung, ist namentlich durch ihre direkten und unverkennbaren Hinweise auf die formale Ausdrucksweise der später lebenden Meister Gluck und Händel 'st ein die gestrigen Prüfungsaufsührung konnten drei ioiistische Jnstrumcntolvorträge gelten: das von Herrn Hürtgen lKlaspe Dir, Schneider! gespielte .Konzertstück für Klavier in I'-ciue von Weber, ferner eine kompositorisch allerdings ziemlich wertlose Fantasie für Trompete mit Orchester von Hartman», bei welcher Herr Maudrrch Masse Kammermusikus E. Seifert) eine seyr an sehnliche Fertigkeit in der Beherrschung seines Instrumentes bei schöner, weicher Tongebung entwickelte, und ein recht gut ge lungener Violinvortrag lBallade und Polonäse von Vieuxtemps! des Frl. Ni. Niillard, deren Lehrer, Herr Hofkonzertmeister Lewinger, seiner Schülerin persönlich die Ehre des Accompagne- ments am tonfchönen Lindner-Flügel erwies. Die Klavier begleitungen der Gesänge führte Herr R. Bender vortreff lich aus. —fft. ckC. N, PauligS Leihbibliothek. MoMtratz« S. erbieli ». a. folgende neue denffche Bticber: Ludwig Amadeus von Savoyen : Di« Stella Polar« un Eismeer. — Friedrich Nietzsche« Briese. Herau«a«a,den von S, Förster-Nietzsche und Fritz SchSN. 2. Band. — General Rapp: Memoiren deS Generals Rapp, Adjutant Napoleons I. — H. v. CbappuiS, Generalleutnant. Bei Hose und im Felde Ledensertnncrunaen - Popper, I..- Das Recht zu leben und die Pflicht zu sterben. Sozial- vbrloiovhische Betrachtungen, — A, v, Kiepert: Rudolf Bennigsen. Ruch blrek aus das Leben ernrS Parlamentariers. — Prof. I. v. Kopf: Leben-» erinneruugen eines Bildhauer«. — M. Diers: Die Mutter d,S Menlchc» Gedanken über die Frauensrage. — L. Algenstaedt: Frei ,um Dienst! Ein« Dtakonifiengeictnchle, — P, Heyse: Maria von Magdala. Drama. - Seme«: Die valb,eelc. Roman. - O«kar Wilde: Derlan Grap, Rom"", E. Doyle: Der Hund zu BaSkervrlle. - «. Slrindberg: A. Erich XIV. Slhnmpiel — E. Gräfin Salburg: Da« Priester- strafhau«. — W. Lolzamcr: Die Sturmsrau, Roman. — LarmenHylva: Gcfistgelte Worte, — E, Biebig: Wen dle GSuer lieben. — S. MenaS: Ans Bergejchöben, Roman, — Lchlichtegroll : Die Bestie im Weibe, Lei- träge zur Gelchichte menschlicher Verirrung, — H. Tovote: DerlehteSchrill, Schiichtegroll: Die Bestie im 1 . . Verirrung,—H. Tovote: Der Roman. — M, Gorkt: Nacht Aiol, Lrenen a»« derTIese. — Leo Tolstoi: DaS Leben. — H. Stendhal i lieber di« Liebe. — B, Herdenstam: Dt« Pilgerfahrt der heiligen Brigitta. — Korolenlo: Der Wald rauscht. No velle. — I. Hennrich: Flucht au« den MletSkaiernen. Ein« Lohn- und Baugelchichte. — L. Voldehr: Stephan Henlein. — g. Bock: Die «ernhard- mäbrl». — O. Ernst : Vom geruhigen Leben rc. — G. Reick«: Vom grünen Huhn. Roman, — Freiherr v. Schlicht: Der HSsliche Meldereiter>c.- L, Mestkirch: Geschichten von der Nordkante. — Carl Haupimann: Uu« Lütten am Hange. — D. Helsst: Ein moderner Jurist. Zettdtld. — -lla Menich: Der Geovserle. Liebesroman elne« modernen Manne«. — Meiiel- Setz: Suchende Seelen. Novellen. — Earl Blerblre»: KünlggrS». — Marie-Madeleine: Im Spielerparadie». — H, Aschenbach: Else, Roman.— N. Hach: Licht- und Kchatienslecke. Geschichten. — L. Schenk: Moderne Noiiughr« — O. Usedom: lieber dem Ozean. Roman. — W. Holzamer: Der heilig« Sebgstian. — W. Holzamer: Der arme Lucs«. Roman. — Teig i Wie der Peter am Kreuzweg. Roma». — Franz Brand -, Dt« ZukmislSloscn, Roman. — Dombre: Villa Hagestolz. Roman. — A. Zapp: Der Talmi-Graf. Roman. — Gorlt: Blaue Funken. Erzählungen.
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