Volltext Seite (XML)
Nr. 185 Zehnter Jahrg. Dienstag 4 In« 18SZ. «glich früh 7 Uh«. Juserate werden angenommen: »i« Abend» st,Gonn- tag» bi» Mittag» 12 Uhr: «tartenstraKe I». - Abonnement: vietteljährlich 20Ngv bei nneutgeldlicher Lir« trrung iu's Haus. Durch die üöiiigl. Psf vierteljährlich 22 Ngr Einzelne Nummrrr 1 Ngr. Uuzeig. iu dies. Blatt«, da« jetzt in UMv Uxemplare» erscheint, ftndrn riut erfolgreich« Verbreitung. Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Drobisch. Inseratenpreise: Für den Raum einer gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Einge sandt" dir Zeile r Ngr. Druck und Etgenthum der Herausgeber: Ntpsch stk Neklhardt. — Verantwortlicher Redacteur: Julius Nelchardt. V»ckSL>e»» den 4 Juli — Ee. Majestät der König hat dem k k. österreichischen Rinisterialrathe von Pabst zu ^Lien da» Comthurkreuz zwei ter Elaste des Albrechtsordens, dem Rittergutsbesitzer von Rathusius auf Hundisburg, dem Konsul Heffe zu Dresden, dem Rittergutsbesitzer Schneider auf Gönnsdorf und dem Nit- tergutepachter Steiger zu ^eutewitz das Ritterkreuz des Al- brechtordens, ferner den Rittergutsbesitzern Oehmichen auf Ehoren und Seiler auf Reuensalz das Ritterkreuz des Ver dienstordens, sowie dem Delegirten der Kaiserlich Französischen Regierung zu der Ver sammlung deutscher Land- und Forst- wirthe, Herrn Tisterar.d, Abthrilungsvorstand im Ministerium des Kaiserlichen Haukes und der schönen Künste, das Ritter kreuz vom Albrechtsr-rden verlühen. — Herr Kreisdircclor, wirkl. Geh. Rath von Könneritz, Exc., hat, aus dmr Bade und von seinem Urlaub zurückge kehrt, die Leitung der Geschäfte mit dem 1. d. wieder über nommen. — Bei d>er gestern Vormittag stattgefundenm Ergän zungswahl der hiesigen Handelekammer waren von 80 Wahl männern 55 «schien n, und wurden im ersten Wahlgang-! die auSscheideuden Mitglieder und zwar die Herren Vicepräsident Ernst Jordan, Fabrikbesitzer hier, Kaufmann Gustav Schilling hier, Kaufmann E. I. Burckhardt in Meißen, Fabrikbesitzer B. Krüger in Freit erg, Fabrikbesitzer Jul. Ad. Richter in Neustadt bei Stvlpen, Hofrath G. Ackermann hier und Kauf mann C A. Echarti in Pirea, mit einer fast an Einstimmig keit grenzenden Majorität gewählt. (Dr. I.) — Gestern Mittag nach 2 Uhr holte die uniformirte Schützen Compagnie mit klingendem Spiel ihre Fahne vom Altstädler Rathhause, um sie während der Königschießrn-Fest- woche auf dem Feflplatze auszupflanzen. — Als ein neuer Beweis wie sehr unsrer hohen Staats- Negierung das Wohl des Gewerbestande» am Herzen liegt, darf Wohl die Thatsache gelten, daß das Ministerium des Innern auf ein Gesuch des Vereins „gewerbliche Schutzge-- meinschaft" um Genehmigung freier Korrespondenz mit ande ren Vereinen, dahin entschieden hat, daß der gedachte Verein nicht unter das Vereinsgesetz zn stellen sei, da der Vereins zweck: „Hebung und Schutz des Gewerbestandes in seinen materiellen Interessen" und „Förderung der Neelität im Ge schäftsverkehr" ganz besonders aber die zur Erreichung dessel ben zu gebrauchenden Mittel,'in das Gebiet des Privatrech ies fallen, und auch die bisherige Thätigkeit des Vereins er kennen laste, daß derselbe den in Z 19 des Gesetzes vom 22. Nov. 1850 genannten Vereinen, nicht beizuzählen sei Die betreffende Verordnung, welche der Vorsitzende Hr. Knöfel -in der am 21. Juni abgrhaltene» zahlreich besuchten Monat- Versammlung vortrug, fand selbstverständlich die freudigste Aufnahme und gab man die Gefühle des Dankes durch allge meines Erheben von den Plätzen zu erkennen. Der Verein zählt bereits hier und auswärts über 400 Mitglieder und läßt sich sicher erwarten, daß mehrgedachte Verordnung gewiß von segensreichen Folgen sein werde, da der Verein nun Wirksamer als bisher, der Nnreelität, dem Mißbrauch des Kredits und dem Schwindel im Geschäftsverkehr entgegen- 4reten kan». — Als vorgestern Abend 2» Uhr der von hier abge gangene schlesische Bahnzug den Bahnhof verlassen und die Anhöhe hinaus fuhr, wurde der Locomotivführer plötzlich auf eine Krau aufmerksam, die sich in einer ziemlich bedeutenden Entfernung von ihm auf die Schienen warf. Er suchte sie durch «inen lauten Pfiff auf der Dienstreise vor der ihr drohenden Gefahr zu warnen. Derselbe hatte auch den ge hofften Erfolg, denn die Frau sprang schnell auf und lief,, noch ehe der Zug sich ihr genähert, in den Wald hinein, wo selbst sie den Blicken des Zugführers bald entschwand. — — Als Antwort auf einen gegen uns gerichteten An griff im hiesigen Localblatte lasten wir einfach folgende» uns soeben zugehende» Brief eines Preußen folgen:*) „Obschon wir KönigSberger nicht zu dm Deutschen zählen sollen, be trachtet sich doch die Mehrzahl als solche, und wenige Stun den vor meiner Abreise vom lieben Dresden, wo ich mich in Wahrheit recht heimisch fühle, nehme ich Gelegenheit, Sie zu versichern, daß kein verständiger, gewissenhafter Mensch rn Preußen die BiSnrarüsche Politik billigt, daß man sich mithin klar ist, um was cö sich seit 1848 in Deutschland handelt. Ich finde mich zu dieser Versicherung durch den im heutigen „Anzeiger" mit M. Unterzeichneten Aufsatz veranlaßt, denn ich bin überzeugt, daß die Redaction der Dresdner Nachrich- ») Eine wrilrr-- Poümil >»ik d-.m Anonymus M. Kalten wir für nicht d« Mühe werth, mir sei bcmerlt, dah Prerchiicdc Blätter in der Belchmwsung sächsischer Politik und Verspottung der Sachs u über haupt «ft so weit gehen, k.'>ap wir niit Vergnügen ihnen zeitweilig ein Paroli^' biegen «ns «Lauben, seUbt wenn mir -dadurch BeiiaU »es Dl.ti.ils verschaHeir» Dre Red. tl ten nicht einseitig preußenfeindlich ist, sondern mit Recht den preußischen Separatismus bekämpft, wo er sich immer kund geben mag. Die wenigen Tage, welche ich in Dresden ver lebte und während denen ich Ihr Blatt gelesen habe, berech tigen mich zu diesem Glauben, und man möge es mir nicht als Eitelkeit deuten, wenn ich diese Zeilen schreibe. Mit Edelmuth und Gerechtigkeit erfüllt, zeigten sich beim Absterben des letzten Königs von Dänemark die Mehrzahl der deutschen Fürsten, vor allem Ihr hochverehrter Monarch; leider wur den sie von Oesterreich, dem es um die Wiederherstellung Jta- liens zu thun ist, und wobei es auf den Beistand Preußens rechnet, nicht allein nicht unterstützt, sondern beide Mächte, anscheinend Vertheidiger Dänemarks, verwandelten sich plötz lich in die Feinde desselben, und nachdem sie ihn bezwung-n, betrachten sie die Elbherzogthümer als ihr Eigenthum. So handeln deutsche Fürsten und traurig genug ist cs, daß es in Preußen viele giebt, die das Verfahren ihrer Negierung billi gen, kein verständiger und rechtlicher Mensch jedoch wird es thun. Nicht verkennen läßt es sich, daß wenn in Preußen der Constitutionalismus mehr «ne Wahrheit sein wird, die Staatsangehörigen der Herzogtümer unter preußischem Schutz bester daran sein dürften, als seiner Zeit unter dänischer Herr schaft; in tiefster Seele müßte cS aber empören, sollten sie auf so schändliche Art betrogen werden. Die Schleswig-Hol steiner würden dem Lamme gleichen, das in den Klauen eines Naubthieres sich befand und von einem andern Naubthicre befreiet ward. Achtet Bismarck und Zuthat so wenig die öffentliche Meinung, dann darf cS nicht befremden, wenn man die preußische Negierung verdammt, und den Preußen geschieht Recht, die als dessen blinde Verteidiger sich gerirrn, wenn sie verachtet werden. Möchte die auf zwei Augen liegende Um- schlciernng doch bald schwinden, damit wir daS traurige Schick sal nicht erleben, daß dem vielgenannten ER die Mission werde, Ordnung in Deutschland zu schaffen. Schon lauert er darauf und fände er einen Vorwand zur Einmischung, dann würde Deutschland mehr als je erniedrigt werden. Schließen Sie beim bevorstehenden Feste alle ultra schwarz weißen Landsleute von mir aus; empfangen Sie aber als Brüder all« die Preußen, die zur Tricolore halten. Es lebe das echte deutsche Vaterland; es lebe das intelligenteste Bru dervolk der bekannten Welt! Junker, Soldaten, Pfaffen u. s. w. machen es nicht aus. Gott mit uns, das sei die Devise der Deutschen!" . — Während des Königschießens sind bekanntlich auch Caroussels auf dem Schützenplatz ausgestellt, und bilden die selben wie überall, so auch hier einen hervorragenden Be lustigungsplatz für Jung und Alt. Ein hiesiger Schneider ließ gestern seine zwei noch jüngeren Kinder auf dem Caroussel fahren und dazu auf ein Pferd steigen. Plötzlich, währrnd das Caroussel im Gange war, wurden die Kinder vom Schwin del ergriffen, und stürzten vom Pferde herunter. Die Ver letzungen, die sie dadurch erhalten, sollen glücklicher Weise nicht bedeutend, die Kinder aber beiderseits in ärztliche Be handlung genommen worden sein. — — Eine in Liebstadt wohnende Frau, die früher schon Spuren von Schwermuth gezeigt, war am Sonntag mit ihrem Mann n«ch Dresden gekommen, damit sie sich ein wenig er heitern solle. Am Nachmittag wurde sie in der Nähe des Schießhauses vermißt und konnte trotz alles Suchens nicht auf gefunden werden. Erst früh gegen 4 Uhr fand sie der Bahn wärter auf der Eisenbahn unweit der Albertsbrücke liegend. Am Hinterkopf schwer verletzt, bestätigte sich die V-rmuthung: daß sie ihren Tod auf den Schienen gesucht, aber hrnweg- geschleudert worden ist. Man brachte sie in das Kranken haus, wo sie später nach Strehlen gebracht wurde, wo ihr Mann mit dem Geschirr Quartier genommen hatte. Dcr Mann fuhr später mit ihr in die Heimath zurück. — Die Haupt-Agentur des Leitmeritzer beliebten Böhmischen Bieves hat Herr Borsdorf in der Lüttichanstraße übernommen. — Zur gemeinschaftlichen Dekoration der Marienstraße beim Sängerfeste werden di« Herren Hausbesitzer und Adja- centen durch die Herren Türpe und Nenner aufgesordert werden. — Ein Nachbarländer, welcher vorgestern Nachmittags auf dem Ausstellungsplatze der deutschen Ackerbaugesellschast so eben die Pferde einer eingehenderen Kritik unterworfen und, wie es schien, nebenbei Versuche hinsichtlich der Idee der Naß. sütt.^rung an sich selbst angestellt hatte, rief, dem bekannten Aicsonstier näher kommend heiter: „Ach, das also ist der irößte Ochse, Sie da, hören Sie Mal, is das der flößte Ochse; Sic muffen doch wissen, wer hier der flößte Ochse rst". Auf diesen „witzigen" Ucbergang der Fragen antwortete endlich der bescheidene Wärter des Starken. „Na ich bin er nicht. Weirn Eie sich aber emal neben den Ochsen hür stellen wuRün, de könnten mer gleich flhn, wer der grüßte ist'. Isflt hatte Per letzte Sprecher die Lacher aus fliner Seile, zu- ° mal der Witzreißer meinte: das sei gar kein Witz,' sondern jrob". — Der berühmte Schaafbock (Ksmdonillol), wel cher auf dcr Ausstellung der Ackerbaugesellschaft seinem Be sitzer die große goldene Medaille einbrachte und in Folge plötzlich eingetrUener Krankheit in die Thierarzneischule ge» bracht wurde, ist daselbst am Sonnabend Abend seiner Krank heit erlegen. Man hat früher dem Besitzer dieses Pracht- thieres hundert Friedrichsd'or für Abtretung desselben ge boten. Wie hoch solche Thiere von edler Rare bezahlt wur den, ergab sich daraus, daß ein ebenfalls ausgezeichnet schöner Schaafbock von einem Rittergut bei Meißen für 3100 Thaler verkauft wurde. Der hier lebende bekannte Conseevator, Herr Schulz, Schloßstrahe Nr. 19, hat im Auf trag des Äesitzers den Kopf des in dcr Thierarzneischule ver storbenen Prachtthierrs zum Ausstopfen erhalten. — Während des heftigen Gewitters am 30. vor. Ml?: Abends schlug auch der Blitz in Nadeburg rin und legte dort zwei Scheunen in Asche. — Am 29. vor. MtS. Abend- brannte in Rünchritz das Wohnhaus und Seitengebäude des Hausbesitzers Thiele bis auf das Mauerwerk nieder. — Am vergangenen Sonnabend Abends gegen 10 Uhr siel der auf der Prießnihstraße wohnhafte Laternenwärter Kästner bei Vornahme einer dienstlichen Verrichtung auf der Alaunstraße Plötzlich um Vorüber, ehende Leute, die ihm so fort zu Hülfe eilten, fanden ihn bereits todt. Ein Schlag fluß hatte seinem Leben ein Ende gemacht. Kästner war über 60 Jahre alt. — — Aus Königstein schreibt man: Drei junge Leute im Alter von ca. 18 Jahren und Söhne hiesiger Bürger, die in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag, 24.-25. Juni, gegen 12 Uhr aus einer hiesigen Restauration heimkehrten, waren in Folge eines von dem Einem, G., 'üdel aufgrnommcnen Scherzes mit einander in Streit geratben, in welchem G den beiden Andern, ohne daß dieselben etwas Derartiges ahnten, mehrere Stiche mit einem Messer beibrachte, und zwar einem gewissen H. 3 Stiche in den Arm, und einem gewissen T. einen Stich in die rechte obere Brust. Die dem T. bci-e- brachte Wunde konnte um so gefährlicher werden, da der Blutverlust ein großer war, wie am nächsten Tage noch die Spuren auf der Straße bis in das Haus der Eltern des T, sowie die Blutlache in dem Hause selbst, wo er in Folge der Schwäche zusammengcbrochen war, hinlänglich bezeugten. Da seit Mittwoch Früh wesentlich: Besserung im Befinden einge treten ist, hofft man auf völlige Wiederherstellung des jungen T. Der junge G wurde Tags darauf nach der That ge fänglich eingezogcn; dem Taschenmesser, mit dem er gestochen h«t, fehlte, als man es ihm Tags darauf abnahm, auffälliger Weise die längere Klinge, während die Federmesterklinge «och daran war. X. — Gestern Morgen gegen 4 Uhr wurde zunächst dem Albertsbshnhof auf einem Bahngleise eine Frau, die dort in bewußtlosem Zustande lag, angetroffen. Sie wurde in das Krankenhaus gebracht und ist wie man später erörtert, eine Gutsbesitzersfrau aus der Gegend von Pirna. Sie soll hin und wieder geistig etwas gestört sein und in diesem Zustande auch vorgestern von ihrem Mann, mit dem sie die Ausstel lung besucht, weggelaufen sein. Sie scheint an dem Platze, wo man sie gestern Morgen angetroffen, noch außerdem von einer körperlichen Krankheit plötzlich ergriffen und in deren Folge umgefallen und liegen geblieben zu sein. — — Angekündigte Gerichtsverhandlung: Heute Vormittag 9 Uhr wider Eduard Moritz Kayser in Dresden wegen Unterschlagung. Vorsitz : Gerichtsr. Iuugnickel. Den 5. d. M. Vormittags S Uhr Carl Ferdinand Hausmann wegen Erpressung, Bedrohung mit Brandstiftung und Widersetzung gegen erlaubte Sclbsthülfe Vorsitz.: Gerichtsr. Gross. Allgemeine Wochenschau. MinisterkniO in Ostreich. - Ter Bundestag macht Ferien. — Genre bild au-> Meellenburg. — Tie Neger in Amerika und Afrika. — Abb-cl Kader. Während Niemand so recht daran glauben wollte, daß die östreichische Kaiserreise nach Ungarn dauernden Erfolg ge habt habe, wird alle Welt durch den Ministerwechfll in Wien überrascht. Das bisherige Ministerium, das sich die Durch führung dcr Gesammtrcichsvrrfassung vom Februar als Pro» gramm ausgestellt, und durch seine Seile, den Minister von Schnurting, auch in dieser Richtung einen Erfolg erzielt hatte, indem Siebenbürgen seine Abgeordneten auf den Wiener ReichS- rath schickte, hat seine Entlastung eingereicht. Bereits ist die Stelle des Vorstandes der ungarischen Hoflanzlel mit Herrn von Majlolh besetzt, einem ungarischen Magnaten, dessen außer ordentliche geistige Fähigkeüen ebenso wie sein streng gesetz licher Sinn gerühmt werden, und als die Spitze des neuen Ministeriums bezeichnet man den bisherigen Statthalter Böh mens. von Belcrcdi, dcr sich durch sein ractvollcö Auftreten