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47 Das Material, aus welchem die Hochbauten construirt sind, war nach der geologischen Beschaffenheit des Bodens, welchen die lange Linie der Bahn durchschneidet, ziemlich verschieden. In Nieder-Oesterreich, wo guter Ziegelboden vorhanden ist, wurde hauptsächlich der Ziegel rohbau zur Anwendung gebracht. Auf der übrigen Strecke der Hauptlinie wurden gewöhnlich die Sockel, die Brüstungen, die Thür- und Fenster-Einfassungen und die Gurten aus dem dort fast ausschliesslich vorkommenden Steinmaterial, dem Granit, das übrige Mauerwerk aus Ziegeln ausgeführt. Wo die Ziegel zu Rohbau nur irgend verwendbar waren, wurde derselbe auch hergestellt, wo nur ein Theil der Ziegel sich hiezu eignete, wurden wenigstens Lisenen, Gesimse etc. aus diesem aus geführt und das übrige Mauerwerk verputzt; nur in wenigen Fällen wurden die Fa9aden ganz in Ver putz, immer aber die Sockel und Brüstungen aus Stein hergestellt. Auf dem Flügel Gr.-Wossek-Parschnitz wurden fast überall sehr schöne Sandsteine vorgefunden, es wurden daher hier die meisten Bauten ganz aus diesem Material errichtet. Durch dieses Eingehen auf die Materialverhältnisse in den verschiedenen Gegenden ist es gelungen, die sämmtlichen Hochbauten ebenso rasch als solid zur Ausführung zu bringen, und die ausgiebige Anwendung von Rohbau wird es ermöglichen, mit den geringsten Kosten die Bauten stets in gutem Bestände zu erhalten. Was die Anordnung der einzelnen Gebäude betrifft, so folgt liiemit eine kurze Erläuterung derselben. 1, Aufnahmsgebäude. Die Aufnahmsgebäude für Zwischenstationen sind je nach Anzahl und Grösse der öffent lichen Localitäten und Bureaux in IV. Classen getheilt. Für die Classificirung waren vorwiegend die Rücksichten auf die Ansprüche und Bedürfnisse der Landesbewohner, auf die Anforderungen des Betriebes, endlich auf die durch locale Verhältnisse zur Nothwendigkeit gemachte Unter bringung der Beamten massgebend. Diese Factoren sind indessen so variabel und ohne gegenseitigen Zusammenhang, dass es unmöglich wurde, für die einzelnen Classen feste Normen zu geben und dass auch die einzelnen Classen in den Dispositionen der Locale noch variirt Avurden. Die Hauptunterschiede dieser Art entstehen durch den Bedarf an Restaurationen in den Auf nahmsgebäuden. Als Princip wurde festgehalten, dass ausser den Frühstücks-, Mittags- und Abendstationen nur in den Abzweigstationen und in solchen grösseren Zwischenstationen Restaurations-Localitäten ange ordnet wurden, welche entfernt von einer communicirenden grösseren Ortschaft gelegen sind; während principiell überall dort, wo die Station in der Nähe der Ortschaft liegt, die Herstellung von Restau rationen in den Bahnhofsgebäuden ausgeschlossen und lediglich der Privatindustrie anheimgestellt wurde. Die Aufnahmsgebäude sollen vornehmlich dem Zwecke der Personen- und Gepäcksbeförderung und der Ausübung der Betriebs-Agenden dienen und sind in ihrem Grundriss mit Rücksicht hierauf angelegt, erst in zweiter Linie haben sie auch Wohnungen für die Bahnbeamten erhalten. Demnach befindet sich im Erdgeschoss eine Vorhalle mit Fahrkarten - Ausgabe und Gepäcks- Aufnahme. Die Grösse dieses Raumes richtet sich natürlich ausschliesslich nach der Grösse und Bedeutung der Stationen. Nur bei den kleinsten Stationen IV. Classe tritt man direct in den Wartsaal, in welchem das Reisegepäck abgenommen und von welchem aus die Fahrkarten gelöst werden. Von der Vorhalle gelangt man entweder direct oder durch Vermittlung eines kurzen, hinläng lich breiten Ganges bequem in die Wartsäle und Restaurationen. Diese Räume sind hoch und licht, und jeder derselben hat einen directen Ausgang gegen die Bahn. Auf den grösseren Stationen sind für die I. und II. Classe von den Wartsälen aus zugängliche Toilettezimmer eingerichtet, auch gruppiren sich um die Vorhalle noch Räume für Aufbewahrung von Garderoben, für den Portier und für den Tabak- und Zeitungs - Verschleiss.