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19 Für den Bahnhof in Deutschbrod war es unerlässliche Bedingung, den durchgehenden Verkehr von Wien nach beiden Aesten der Gabel, welche die Bahn hier bildet, sowohl nach Kolin als nach Pardubitz, einrichten zu können, und dadurch war schon die Wahl eines Platzes in dem Schlapanka- thale bedingt, denn die Abzweigungen mussten beiderseitig in das Sazawathal einmünden, also fast rechtwinkelig auf die bisherige Hauptrichtung erfolgen. Der einzige entsprechende, so situirte Raum ist leider nicht sehr ausgedehnt und wird durch den Zusammenfluss der beiden Bäche, sowie durch weit vorspringende Felsköpfe am Ufer derart eingezwängt, dass die Planirung desselben beträclitliehe Erdarbeiten erforderte. Es ist jedoch nicht gelungen, eine günstigere Lösung für diese wichtige Anlage zu Anden. Der gegen Kolin strebende Hauptast der Bahn zieht westwärts das Sazawathal hinab bis nach Swetla, anfangs auf dem rechten, dann auf dem linken Ufer-, auch in diesemThale treten keine bcson- dern Bauschwierigkeiten auf; nur einmal muss die Bahn den Fluss überschreiten; wo sonst noch die Flusswindungen dem Alignement der Trace widrig waren, liess sich durch unbedeutende Fluss- correcturen der nöthige Platz leicht gewinnen. Bei Swetla biegt die Trace in ein Seitenthal der Sazawa, in das Thal der kleinen Sazawa ein, und hat nun wieder entschieden nördliche Richtung. Auf dem sanft ansteigenden linkseitigen Uferrande dieses Thaies findet die Bahn äusserst gün stiges Terrain und gewinnt mit der Thalsteigung, ohne irgend erhebliche Bauschwierigkeiten, bei Lestina die Wasserscheide zwischen den Gebieten der Sazawa (Moldau) und der Elbe. Auch der breitgewölbte und flache Rücken dieser Höhe wird leicht überschritten. Gegen Norden aber dacht sich das Gebirge so rasch gegen die Tiefebene der Elbe zu ab, dass es nicht möglich war, die Bahn mit dem Maximalgefälle von 1:100 in directer Richtung davon herabzuleiten, es bedurfte dazu vielmehr einer beträchtlichen, seitlichen Entwicklung. Diese gezwungene Verlängerung der Linie thut wohl den Richtungsverhältnissen der Trace einigen Abbruch, aber in ökonomischer Bezie hung verursachte sie keine grossen Nachtheile, denn in dieser gestreckten Linie gestaltete sich der Bahnbau im Ganzen günstiger, als dies in der directen Linie der Fall gewesen sein würde; die Erd bewegung reducirte sich auf inässige Massen und auch die Kunstbauten Hessen sich auf eine geringe Zahl beschränken. Die Trace gelangt durch diese östliche Wendung bis in die Nähe des nicht unbedeutenden Marktes Golc-Jenikau, woselbst durch Erbauung einer Bahnstation dem ansehnlichen Getreide verkehr dieses Platzes gebührend Rechnung getragen wurde. Das Gefälle 1:100 reicht bis zur Station Caslau hinab. Erst von hier an beginnt die Elbeniederung, und mit der Ueberführung der Trace in die Thalmulde des Cirkwitzerbaches Anden alle nur irgendwie nennenswerthen Terrainhin dernisse ihren Abschluss. Hier bedurfte es jedoch noch eines grösseren Einschnittes und einiger ziemlich kostspieliger Anlagen für die Erhaltung der Communication zur Stadt. Dann aber schlicsst ‘ sich die Bahn bis Kolin vollkommen dem Niveau der Terrainfläche an, und es reducirten sicli die Unterbaukosten auf ein Minimum. V Auf die Richtung der Trace zwischen Caslau und Kolin, welche ohne Anstand schnurgerade hätte gezogen werden können, übte die Rücksicht auf die Interessen der Städte Kuttenberg und Sedletz einigen Einfluss. Eine mögliche Annäherung an diese Orte w-ar durch die wirtschaftliche Bedeutung derselben wohl motivirt, jedoch musste den Ansprüchen der Stadt Kuttenberg ein vernünftiges Maass gesetzt werden, denn diese erstreckten sich auf eine Ableitung der Trace bis an ihre Thore. Dadurch wäre eine sackartige Erweiterung entstanden, welche nicht allein eine unerhörte Verunstaltung der Trace zur Folge gehabt, sondern auch zur Erreichung des eine Viertelmeile seitwärts gelegenen Ortes die Bahnlinie um eine halbe Meile verlängert haben würde. Die Trace wurde bis an Sedletz herangerückt, der Bahnhof in die Nähe der dort beflndlichen Fabriken gelegt, und somit wohl allen vernünftigen Anforderungen Rechnung getragen. Für den Ort Sedletz kann eine Lage kaum günstiger gewünscht werden, denn es ist die Verbindung sowohl zur Stadt bequem, als auch jene von der ärarischen Tabakfabrik und der Zuckerfabrik zum Bahnhofe mittelst ganz kurzer Zweigbahnen ermöglicht. Der Weg zur Stadt Kuttenberg aber ist auf eine Viertelmeile 3 *