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MMwoch. »0. April ISS« Jahrgang. 5k 131 Gegründet 18SS «rodldnlchrtft: «»chrtcht»» Dr»«»«. EernIprecher.Sainmelnmnm«: SS 241 Mur lür M-chlgelpriche: 20 011. Zsakao, LekiokolaSe. E^onfitül-en. Suekei'vvai'en. fiems qngr. 1838. » IS m»> veitr-ri-n«» ^ Schritllettun, und ttaupIze>chStl»k»v«: 3S 40. Aerl», von Sleplch L «eich,rdt m Dresden. PvRIcheNc-AonIo 1088 Dr«»de». °°m >«. bei IL-N. zweimal. guNell. srel K»u» l.!X, «°ldm»rli. I qlr,,aI^or,'KNroiko Die <U>uel,rn werden nach «oldmark berechn-,; di. Ispall. ZN mm dr. 2«»«»^. i ausw. Namilienanreigenu. Steven,«luch» «du« L-eAUgS'tveouyr PoNd»zu,»»r«>«> Mona! April 2.S0»,.«. ainz« »»»«»r I»»..PI,. I 4inzelgen ^irelse. Aado» ->»berd A^. di«00mm br«n«Reklamezen« >soz,ault«rd AVA osseNengedlchrwz. Au«w. Auslrit,« g«,.Dorau»de»adl. , Machdru» nur m,I »eulNchn »ueUeoen,»»« «.«reedner ««chr." .„Mit«, - Un»er!,n,I» SchrMtl«»» «erden nichl »u,d««»»i1. Hrsu1suss1a11un§en -»«n t-e»>.„o.r, SLMKrlgss 6 o k>I O x,m«.r,r«r „-7 Ssslstisn StenlZs Li S1i-»a«r,t,»r,r,I. S IX I >1 I pOlOpNor, 22SS7 KömgMele s-,4 Vornehmes Restaurant MM -MM» 0»r»,v 8«»«dl« unN bevor-»,!« MnIrskrsteN« Ivr U»r»,« Ntr 8 Autor. 4ol>II >»««„. «ür 8 Autor. ANren 1-our!»t«n- u 8por1koI«I Leb»,!. AuIenlksN Ivr 8rbolun,»b«<10rltl,«. VVnIN «Nrlit »IN Hole!. — Hellen 8onnnbon<I von 7 I7kr «b I««r»»H>o»,. Nrrllrinrrl,« V«rpt!e,un, unv Koniion., besleinxerlrtitele Pr»m<ten-Imm«r. Delepbon Ami L»uenrt«in S. Lerltzer: W. lISOirSkt. Vertagung der Entscheidung der Repko. Die Reparalionskommission fügt sich -er Verschleppungstaktik Poincares. Serbien will im Konverlierungsausschub verlrelen sein. - Dr. Schacht über -ie Politik -er Reichsbank. Die Sihung -er Reparalionskommission. Paris, 2«. April. Die Reparalionskommission hat sich in kurzer ossizicller Sitzung entschlossen, die Stellungnahme zwischen den Antworten der Negierungen bis z» einer späteren ossizicllcn Sitzung zu vertagen. Ucbcr i>»e Antwort der verbündeten Regierungen wurde nicht be raten. Die Kommission wird zunächst ossiziiisc Besprechungen über die Antworten der Regierung abhalten, die morgen be ginnen sollen. Bis aus weiteres werden keine offiziellen Be schlüsse zur Ausstthrung der Sachvcrstäudigcn-Programme ge faßt. um den Meinungsaustausch unter den verbün deten Negierungen nicht zu st ö r c n. Der frühere Vorsitzende der Reparationskommission, DuboiS, erklärte dem Verbände des Handels und der Indu strie. falls leine Einigung unter de» Verbündeten zustande komme, sei ein Desaster unvermeidlich. Ter „Tcmps" wendet sich dagegen, da» die Eventualität einer 'deutschen MichtersüLnng vor den RcichstagSwahlen überhaupt aus, gervllt «ud entsprechende Sanktivnsmaknahmcn für diesen Fall im voraus festgesetzt werden, weil ein derartiger Be schluß nur von den deutschen Nationalisten auSgebeutet würde. Für den Fall einer Nichterfüllung könnten nach den Wahle« (!) noch immer Maßnahmen besclckossen werden. Diese Auslassung des „Tcmps" nstrft et» Helles Licht auf die Tatsache, daß die Furcht vor dem Erstarken der nationale» Bewegung allein einen dämpfenden Einsluß ans die Haltung Frankreichs anSzuübcu geeignet ist, daß man aber jede Rück sicht fallen lassen und die bisherige Erpressungspolitik fort- setzen zu können glaubt, wenn in Deutschland die bisherigen Koalitionen am Ruder bleiben. Die übrigen Antworten an -ie Repko. Serbien will im KonvcrtierungöauSschnß vertreten sein. Paris, 29. April. Die Rcparationskommission veröffent licht die von Jugoslawien und Japan eingcgangcncn Ant worten auf de» Beschluß der Rcparationskommission vom 17. April. Die südslawische Regierung bezeichnet den Sach- verständigcnbericht als das Vollkommenste, was Uber die Ein- nahmegncllen und die Zahlungsfähigkeit Deutschlands fest- gestellt worden sei, so daß die Rcparationskommission aus Grund des Artikels 231 des FricdenSvertrags ihr Urteil aus- sprechen könne. Die südslawische Regierung sei bereit, mit den anderen alliierten Regierungen, soweit das ihrer Befug nis unterstehe, an den weiteren Maßnahmen mitznarbeiten. Da die Entschließungen der Saclwersiändigcnberichtc in Form von Empfehlungen und hä»slg in einfachen Angabe» vorgcbracht würden, so gebe die südslawische Regierung ihrer Hoffnung Ausdruck, daß die Reparatloiiskommission, wenn sie in ihren endgültigen Beschluß die Entschließung auf nehme, um sie i» gewissen Punkten zu v e r v o l l st ä » d i g e n, in Betracht ziehe, daß der südslawischen Regierung trotz ihres beträchtlichen Interesses, daS durch den ihr zuftchendc» Pro zentsatz ski Prozent) bei der Bertcilnng der deutsche« Repara tionen sestgcstcllt wurde, keinerlei Vertretung in irgendeiner der in den Sachverständigenbcr chten vorgesehenen Lrganc gewährt werde. Sic sei der Auffassung, daß die Erklärung für diese Tatsaclx in dem Umstandc liege, daß die Aufmerkkamkeit der Sachverständigen naturgemäß auf die jenigen Staaten konzentriert gewesen sei, die in den beiden Kommissionen vertreten waren, und daß das Verhältnis der Interessen Südslawicns. die in dieser Angelegenheit aus dem Spiele standen, auf diese Weise ihrer gerechten Würdigung entgangen sei. Die südslawische Regierung lege insbesondere der Kompetenz und der Tätigkeit des KonvcrticrnngS- ansschuiseS große Bedeptnng bei. Sic stehe ans dem Stand punkt, daß die Anwesenheit eines südslawischen Vertreters in diesem Ausschüsse die Durchführung seiner Aufgaben nur er leichtern könne. Deshalb würde die südslawische Regierung es be-'rübcn, wenn der Plan der Sachverständigen in diesem Punkte durch die Benennung eines südslawi schen Mitglieds in dem Konvertier »ugS-A «rö sch » ß vervollständigt würde. Die japanische Regierung teilt mit, daß sie mit lebhaftem Interesse Kenntnis von dem Sachverständigcnberichtc genommen habe und daß sie dieser Arbeit Anerkennung zolle. Sie bringe zur Kenntnis der ReparationSkommissivn, daß sie geneigt sei, im Grundsatz die Schlußfolgerungen in ihrer Gesamtheit anznnchmcn. (WTB.) Morgans Anleihepläne. Die voraussichtlichen Zeichnungen. London, 29. April. In maßgebenden Kreisen wird nicht bezweifelt, daß der R c st l, e t r a g der d c u t s ch c n N c p a r a- t i o n s a n l c i h c durch englische Beiträge gedeckt werde, so bald Morgan seine Quote gezeichnet hat. Morgan hat gestern in London mit den englischen Ncgierungssachvcrstän- digen und den englischen Mitgliedern der Sachvcrstänbigcn- ausschüssc und führenden Persönlichkeiten der Bankwelt über die Aussichten einer internationalen Anleihe für Deutschland auf dem Londoner Markt verhandelt. In Negicrungstreisen schätzt man vorläufig unverbindlich, daß ein amerika nisches Syndikat unter Führung von Morgan 29 Millionen Pfund, London iS Millionen Pfund nnd die neutralen Börsen aus dem Kontinent vielleicht die übrigen 5, Millionen Pfund einer Gesamtanlcihe von 49 Millionen Pfund ausnchmcu könnte. Dr. Schacht über -ie ReichsbankpvlMK. Sin Nachruf für Äeisserlch. — Rückgang -es Zahiunqsmilieiumiaifs um 200 Mittionen Keine Diskonterhöhung -er Reichsbank. Berlin. 29. April. In der heute abgehaltenen Zcntral- auSschnßsitznng der Reichobank widmete der Voistveiioe, Präsident des Rcichsbankdireltoriums Dr. Schacht, dem so jäh ums Leben gekommenen Staatsminister Dr. Helsferich «inen ehrenden N a ch r u s. Er betonte dabei. Dr. Helsferich habe von l»19 bis Anfang 1915, dem ZciitralauSschuß der Reichsbant angchört und sei in dieser Zeit zugleich stcllver- tre'ender Deputierter gewesen. In seiner spateren Stellung als Staatssekretär des Innern sei er von Juni 191» bis November 1917 mit der Stellvertretung des Reichskanzlers in brr Leitung der NcichSbank und dem Vorsitz des Retchsbank- kuratoriumö beauftragt gewesen. Dr. Helsferich habe aber nicht nur in den bezeichnet«-« Stellungen, sondern auch vor her und später seine reichen Kenntnisse und Erfahrungen stets bereitwillig in den Dienst der Rcichsbank nnd des deutschen Währnngswesens gestellt. Die Versammlung erhob sich.zn Ehren des Dahingcschicdenen von den ^r<stzn,. Sodann berichtete der Vorsitzende über die für die ersten drei Apritwocßen vorliegenden Ausweise der Rcichsbank, wo bei er hervorhob, daß die Inanipruchnahmc der Rcichsbank seit den neuerlichen bekannten Krcditrcstriktionen in den letzten Wochen, gemessen an der Entwicklung der Wechsel- und Lombardanlage einerseits und der fremden Gelder anderseits, eine befriedigende Entlastung answtcS. Der Gcsamtumlaus au Zahlungsmitttzln, der sich am 31. Dezember aus 2,7 Mil liarde« Goldmark gestellt nnd im ersten Quartal eine Rer, mchrnng nm rund 35,9 Millionen Goldmark erfahren hatte, konnte bis zum IS. April nm nahezu 299 Millionen Goldmark eingeschränkt wcrdO». Seitdem «ft er noch weiter znrttck- «egangcn. Ueber die dcntschc Golddiskontbank teilte der Vorsitzende init, daß sie am 1». April ihren Ge schäftsbetrieb ausgenommen und bis mit heute Kredite in Höhe von rund 53)9 999 Pfund Sterling nnd 199 999 Dollar erteilt und weitere Kredite von rund 1,t Million Psnnd Sterling be willigt habe. Abgesehen von den bereits früher erwähnten Rediskontkrediten sind ihr neuerdings seitens eines amerika nischen VankcnkonsortiumS noch solche Kredite in Höhe von 5 Millionen Dollar zur Verfügung gestellt worden. Die Golddiskontbank wird in den nächsten Tagen ihren ersten Ausweis (per Ultimo April) veröffentlichen. Die Einzahlun gen ans das Grundkapital von 1» Millionen Pfund Sterling sind danach in Höhe von rund 62 Prozent erfolgt. Das etn- gezahltc Kapital besteht zum kleineren Teil in Gold und aus ländischen Noten, zum größeren Teil in täglich fälligen Forde rungen an das Ausland. Weitere Ausführungen des Präsidenten waren der Frage der in der Ocsfentlicbkcit so viel umstrittenen Kreditpolitik der Rcichsbank gewidmet. Für das Rcichsbankdircktorium steht in erster Linie die Forderung, daß nicht durch eine übermäßige Aus dehnung der gewährten Kredite die Stabilität der Währung erschüttert würde. Die RcichSbanklcitung würdigt dabei voll kommen die Schwierigkeiten, welche ans manchen Gebieten infolge der ungeheuren Kredit- und Kapttalnot bestehen. Z« einer Diskonterhöhnng zum Zwecke der Eindämmung der Krcditansordcrnngen könne die Rcichsbank sich trotz vielfacher Anrcgnngcn zurzeit nicht entschließen. Da die Kredite der Reichöbank überwiegend sür lebensnotwendige Zwecke der Volkswirtschaft gewährt werden, erscheine eine weitere Dis konterhöhung gegenüber den Interessen der allgemeine« Meinung nicht vertretbar, während auf -er anderen Seite angesichts der großen Kapitalnot manche Krcditanforderungcn auch durch eine erhebliche Erhöhung der Zinssätze nicht ab- gewcndct werden könnten. Zum Schluß erörterte der Vor sitzende vertraulich den von dem Expcrtcnkomitcc der Repara- tionskommissivn vorgclegten Plan einer deutschen Emissions bank. (W.T.B^ Das Ringen des deutschen Bauernstandes. Der deutsche Bauernstand hat bedauerlicherweise noch nie in der Meinung des Volkes die Stellung innegehabt, die ihm eigentlich kraft seiner hohen wirtschaftlichen und vaterländi schen Bedeutung zukommt. Stellt er doch nach der einen Richtung neben der jüngeren Industrie die stärkste Säule natürlicher Kapitalbildung dar, die eine Grundlage des Volks wohlstandes ist, und versetzen ihn doch seine jahrhunderte alte Ucbcrliefcrung und das feste Vcrwachscnscin mit der deutschen Scholle in die Lage, vor allen anderen Ständen dem Lande staatserhaltcnde und vatcrlandstr^ue Kräfte zur Ver fügung zu stellen. Die Geschichte anderer Länder sieht aus diesen Gründen den Bauernstand an der Spitze der übrigen Berufe marschieren — wir denken an Holland. Rumänien. Serbien —, und hat ihm längst den maßgeblichen Einfluß auf die Gestaltung der StaatSgeschickc eingcräumt. In Deutsch land ist man beinahe den umgekehrten Weg gegangen. Die Stellung, die der Bauer in drei nachrcsormatorischen Jahr hunderten errungen hatte, ist ihm besonders in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Schritt für Schritt verloren- gcgangcn. Die Verfeinerung der kulturellen Bedürfnisse tu den städtischen Zentren, der allgemeine Wohlstand und ein ungemein törichtes und kurzsichtiges Vorurteil, das in der ländlichen Arbeitsleistung etwas Erniedrigendes erblickte, hat die Achtung vor diesem Stande schwinden und dte Tatsache vergessen lassen, daß er die wichtigste Krastgucllc für das ganze Volk darstellt. Mag sein, daß sich in anderen industrie reichen Staaten Europas eine ähnliche Entwicklung vollzogen hat- jedenfalls verdient scstgestcllt zu werden, daß man sich gerade in England und Frankreich auf das eifrigste bemüht, den Stand der Landwirte zu heben und mit dem allgemeinen Interesse die Achtung der Bevölkerung auf ihn zu lenken. So brachte, um nur ein Beispiel zu nennen, vor nicht allzu langer Zeit ein führendes Pariser Matt einen für ganz Frankreich ausgeschriebenen Wettbewerb, hinter dem zweifel los regierende Kreise als geistige Väter standen, und bet dem es darauf ankam, die ältesten Bauerngüter herauszu- sinden, die sich die längste Zeit im Besitze ein und derselben Familie erhalten hatten. Man sah von Tag zu Tag auf der Titelseite des betreffenden Blattes jeweils einen anderen, alterscrgrantcn Gutshof und seine Inhaber abgebildct, um dann schließlich die Bekanntschaft des ältesten Anwesens zu machen, das sich angeblich seit dem 13. Jahrhundert in den Händen des gleichen Stammes befand. Ganz abgesehen von der echt französischen Aeußcrlichkeit dieses Verfahrens, das schon aus diesem Grunde nicht zur Nachahmung cmpso'''an werden kann, gewann auch der absolut Fernstehende den Eindruck, daß der Zweck dieser Veröffentlichungen, die Hebung der Achtung vor dem Landwirt und die Förderung des allge meinen Interesses an der bäuerlichen Siedlung, von guten Erfolgen begleitet sein mußte. Es ist auch in Frankreich, dessen verwöhnte Bevölkerung für die Härten der Teuerung weit empfänglicher ist, als die Gott sei Dank härtere und wider standsfähigere deutsche, in den Zeiten des Frankcnsturzes und der emporschnellcndcn Preise weder von sozialistischer noch von kommunistischer Seite zu so gehässigen Ausfällen gegen den Bauernstand gekommen, wie sic bei uns bis in die letzte Zeit hinein ununterbrochen erfolgten. Leser des „Peuplc" und der „Hnmanitö" werden das bestätigen können- Eine besondere Tragik sür den deutschen Bauer war es, daß in der nachrcvolutionärcn Epoche die allgemeine Gering schätzung, der er im Volke begegnete, auch aus die Regierungen, vornehmlich der sozialistisch regierten Länder, aber auch auf die des Reiches abfärbte. Man erkannte zwar den Wert der Landwirtschaft als Steuerträger und machte davon ergiebigen Gebrauch, konnte sich aber nie und nirgends zu dem nach haltigen Entschluß durchringcn, ihr die notwendigen Erleichte rungen in Vorzug vor anderen Ständen zu gewähren. Das Jnflationsunglttck, das sür die Landwirtschaft zunächst gewisse, von gegnerischer Seite blau und rot unterstrichene, oft ge hässig übertriebene äußere Vorteile brachte, führte sogar dazu, daß Parteien, denen man solche Schritte nach ihren pro grammatischen Tendenzen gar nicht zutraute, in den Par lamenten mit Anfragen hervortraten, ob denn die Landwirt schaft auch wirklich genügend besteuert sei. Nun, dieie An fragen. soweit sie noch nicht beantwortet sein sollten, haben sich so rasch und so gründlich erledigt, daß die betreffende» Parteien selbst die Irrtümlichkeit und Ucbcrflüssigkcit ihrer Interpellationen cingeschen haben werden. Der Bauernstand trägt heute «r Steuern und Abgaben, was er uur traget»