Suche löschen...
01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 01.07.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-07-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030701011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903070101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903070101
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-07
- Tag 1903-07-01
-
Monat
1903-07
-
Jahr
1903
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 01.07.1903
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
— Sonnabend, dm 4.- Juki, nachmittag» 4 Uhr 86 Minuten, wird «in Sonder zu g zu ennüßigten Preisen vom hiesigen Hauptbahnhofe nach Beriln. Hamburg. K»el und Helgo- land abgelassen. Der Jahrkartenverkauf beginnt am 2. Juli. — Der Borstand der Königl. Landwirtschaftlichen Versuchs- statio» zu Dresden teilt uns mit, daß die Demonstration auf dem Versuchsfelde Mockritz am 8. Juli, nachmittags b Uhr stattfindet. Die Teilnehmer werden sich M Uhr an der Ecke Franklin, und Reichenbachstrabe treffen. — Di« diesjährige Hauptversammlung der freien Bereini gung sächsischer OrtSkrankenkassen in Plauen i. B. war sehr zahlreich besucht. Am Montag eröffnete Herr Kauf mann Julius Jrmisch die Versammlung, hieß insbesondere die Ehrengäste, Herren Amtshauptmann Dr. v. Oppen, Oberbürger, meister Dr. Schund und Stadtrat 'Dr. Dietrich, willkommen. Herr Stadtrat Dr. Dietrich begrüßte im Aufträge der Stadtver tretung die Versammlungsteilnehmer. Er betonte, daß zur Erle digung brennender Fragen bei den großen Werken unserer Sozial- Politik Arbeitgeber und Arbeitnehmer gemeinsam zu wirken be rufen seien. Herr Bureauvorsteher Enders-Plauen erstattete Be richt über die Ausführung der Beschlüsse der letzten Hauptversamm lung. lieber die ' luna zur Apothek Aussprache. Herr Krankenkassen von einer Neichsmedizinaltaxe verspreche». Die de seien keine in Gemein- Steinmetz theken. Herr Smidt-Bautzen begründete den Antrag der Orts krankenkasse Bautzen: Die freie Vereinigung sächsischer Orts olle ' ' ' ' ' — - krankenkassen wolle bei der hoben Staatsregierung dahin wirken, daß dem übermäßigen Alkoholgenuß entgegengearbeitet werde. Weiter fordert der Antrag, durch Gesetz nur von Fuselöl und an deren gesundheitsschädlichen Beimischungen freien Branntwein zum Verkauf zuzulassen. Ebenso soll den Arbeitern Gelegenheit zum Wärmen von Speisen und Getränken in den Betriebsstätten gege ben werden. Ferner möge die Regierung den Wohnungsverhält' rbei Reglern nrssen der Arbeiter besondere Aufmerksamkeit schenken/ Gerade die schlechten Wohnungsverhältnisse führen die Arbeiter vielfach in die 'Destille. Herr Hauschild-Ehemnitz bezweifelt einen Er olg des Antrags. Gerade die besser entlohnten Arbeiter griffe» weniger zur Schnapsflasche. Herr Fräßdorf wünscht eine andere des Antrages wurde dem Bureau überlassen. Zum Vorort für das Jahr 1904/05, sowie zum Ort der nächstjährigen Versammlung wurde Dresden gewählt. — In der Vortraashalle der Deutschen Städteaus- stellung (links vom Haupteingange an der Stübel-Alleel wird heute nachmittag 5 Uhr der Vortrag über den Großen Garten zu Dresden wiederholt. Der Vortrag schließt sich an 80 pracht volle grobe Lichtbilder nach Aufnahmen des Herrn Max Herr mann. Dazu kommen Bilder aus Dresdens Großindustrie und Groschandel. — Bei dem heute abend in der Stävteausstellung stattsindenden Konzert tritt der Pistonvirtuos, Königl. Preuß. Kammermusikus Herr C. Höhne aus Berlin, welcher, ein Kunst- ler in seinem Fache, bereits beim letzten Konzert allseitige Aner kennung fand, zum zweiten Male auf. — An alle Bemittelten ergeht die Bitte, ein Scherffein für die Ferienkolonien beizutragen. Die Zeit ist wieder da. wo es vielen vergönnt ist. von den Arbeiten und Sorgen des täglichen Lebens oder von den Anstrengungen der Schule sich abzuwenden und in Gottes freier Natur, in Luft und Sonne sich zu echolen und neue Kräfte zu sammeln. Glücklich die Kleinen, deren Eltern in der Lage sind, über die Mittel zu einem Landaufenthalt zu ver fügen! Welche Freude spiegeln die fröhlichen Gesichter der Kinder wieder, wenn Tag und Stunde herangekommen sind, wo es heißt' „Heute gehen wir aufs Land!" Da steigen all' die schönen Er> mnerungen ans dem Vorjahre wieder im Gedächtnis auf. Wie schön war es doch auf der blumigen Wiese, wie schattig und kühl in dem vom silberhellen Bächlein durchrauschten Gebirgstal, wie herrlich die Aussicht auf den Bergen! Wie schön war es, wenn man sich so recht nach Herzenslust auslaufen konnte. Mit frischen, rotwangigen Gesichtern konnte man wieder heimkehren, uiit neuen Kräften und frischem Mute ging es wieder an die Schularbeiten. Wie viele Kinder sind aber so glücklich, Eltern zu haben, die so für sie sorgen können? Gibt es nicht viele Tausende, die auf eine solche Erholung verzichten müssen, obwohl sie es oft viel nötiger hätten? Um den vielen erholungsbedürftigen Kindern unbemittel ter Eltern auch die Vorteile eines Landaufenthaltes zu gewähren, haben opferwillige und edeldcnkende Menschen die Ferienkolonien geschaffen, die schon seit vielen Jahren segensreich gewirkt haben. Um möglichst wenige der Kinder zurückweisen zu müssen, sei Ausschusses für Kurse eine Reihe von Vorlesungen über Wundtsche Psvchologie halten wird, sprach im Pädago- gischen Verein (Dresdner Lehrervereinj über „Experimentelle Gedächtnisübungen". Der Weiße Saal der „Drei Raben" war von einer aufmerksamen Zuhörerschaft bis auf den letzten Platz gefüllt. Der Redner wird bei seinen wissenschaftlichen Vorlesungen im Winterhalbjahr Gelegenheit nehmen, auf die in äußerst lebhaft geführter Debatte aufgeworfenen Fragen, z. B. über die Bedeu tung des Willens beim Erlernen und über das Verhältnis des mechanischen zum logischen Einprägen näher einachen. — Das Präsidium des Königl. Sächsischen Militär' Vereinsbundes hat an 39 Kameraden 385 Mk. Unter stützungen aus der Wettinstistung und an 263 Kameraden 3556 Mark aus der Wilhelm Augusta-Stiftung bewilligt. — Der Bez irksvercin für die Iohannstadt untcr- Nbschlu — Aus der Geschäftswelt. Die Firma Robert Kunze, Herrenmodewaren- und Reiseartikel-Geschäft, Altmarkt Rathaus, hält gegenwärtig eine Neuheit auf dem Gebiete der Kopfbedeckungen und zwar Papierhütc zum Verkauf. Im Auslände, wo der Artikel schon längere Zeit cingesührt ist, erfreut er sich größter Beliebtheit Die Hüte haben das Aussehen feiner Strohhüte, sind ' Form (Panama! und Ausstattung sehr elegant, und dürften, zu al der Preis von 5 Mk. ein mäßiger ist, auch hier bald viel ge weiteres notwendiges oder -Schuhe, w«! , auch von Damen gern gekauft sind. Ein BUv von der Leiltunas- sähigkeit und Billigkeit genannier Firma in diesem Artikel geben " * ' " . - - ..... Genres und in den der- > men, die sich ihre die Schneiderei als zu empfehlen. Dies Lernen geschieht schnell und leicht nach der im Schnitt und Sitz unerreichten gesetzlich geschützten Triumph- offmann, r 25 jähriges Methode. — Die bekannte hiesige Firma Unoer u. Lrockenplattensabrik. Reißigerstraße, begeht heute Bestehen. Sie wurde am 1. Juli 1878 von dem 1 Besitzer Herrn Franz Hoffmann in Gemeinschaft mit Herrn Unser gegründet und erzeugte zunächst Albuminpapier. Aus dieser Fabrik ging im Jahre IM5 in Verbindung mit vier anderen Fabriken photographischer Papiere die noch jetzt bestehende.Dresd ner Albuminpapieifabrik, Aktiengesellschaft" hervor, während Herr Hoffmann im Mai desselben Jahrrö unter der bisherigen Firma eine Fabrik photographischer Trockenplattrn errichtete. Dieses Unternehmen, das z» Beginn nur mit einem sünfköpfiaen Personal arbeitete, nahm mit der Ausbreitung der photographischen Kunst schnell einen bedeutenden Aufschwung, schon nach kurzer Zeit mußte sie ihre Räume vergrößern; gegenwärtig erstreckt sie sich über die vier Häuser Reißigerstraße 36. 38. 40 und Fürstenstraße-B. Außer der Fabrikation thl« -Apollo-Platten", hat sie noch die Mauna und den Vertrieb von photographischen Apparaten. oiektlonSapvaratcn rc. ausgenommen und ist Verlag einer itichrift. /Herr Franz Hoffmann ist seit einigen ren Mitglied der Dresdner Hanvelskamnier und Vorsitzender des Verbandes sächsischer Jnvmtueller. Die Firma hat zu threm Jubiläum eine Festschrift heransgegrben, die zugleich Hilssbuch beim Belichten und Entwickeln der Apollo-Platten lst. — Plauen, 29. Juni. Am Sonntag veranstaltete der hie- sige Reitklub einen Blumenkorso, der aus gegen dreißig auf daS Prächtigste geschmückten Wagen bestand. Der Korso durch- zog eine Anzahl vom Publikum dicht besetzte Straßen der Stadt und endete auf dem Anger, wo vor geladenen Gästen die Preis verteilung stattfand. — Vorgestern früh gegen Uhr hat sich bei Singwi tz in der Nähe der sogenannten Acpfelschenke der Soldat Brand der Bautzner Garnison von einem Personenzug überfahren lassen. Der Kopf war vom Rumpfe getrennt und lag neben dem Gleis. Mütze und Seitengewehr hatte er an der Böschung abgelegt. — In Stürza feierte Herr Gutsauszügler Venus mit seiner Gattin die goldene Hochzeit. Bei der im Goteshause erfolgten feierlichen Einsegnung überochte Herr Pfarrer Richter dem Jubel- brautpare im Aufträge des Kultusministeriums eine von König Georg mit Widmung versehene Ehrenliibel. — Der heutigen Nummer d. Bl. liegt für die Gesamtauflage ein Prospekt der Firma Melsow u Waldschmidt, hier, bei, in dem diese zur Räumung ihrer Sommerwaren und Saisonartikel ein detailliertes Preisverzeichnis gibt. — Landgericht. Ein gerichtliches Nachspiel zu den Straßen Unruhen vom 27. Mai bildet die Verhandlung gegen den 1876 m Schraplau geborenen Lageristen Friedrich Max Rothe, welcher eines Vergehens nach 8 114 des Straf gesetzbuches angeklagt ist. Die genannte Gcsetzesstelle besagt: „Wer es unternimmt, durch Gewalt oder Drohung eine Behörde oder einen Beamten zur Vornahme oder Unterlassung einer Amts handlung zu nötigen, wird mit Gefängnis nicht unter drei Monaten bestraft. Sind mildernde Umstände vorhanden so tritt Gefänanisstrafe bis zu zwei Jahren ein." Der Angeklagte ist beschuldigt, am Abend des 27. Mai auf der Louisenstraße bei Anlaß des damaligen Straßenauflauss dem Pferde eines berittenen Gendarms in die Zügel gefallen zu sein, um den Beamten zu verhindern, gegen die sich anstauenve Menschenmenge vorzugehen. Rothe stellt die Affäre so dar. daß er als völlig Unbeteiligter auf dem Trottoir am Schnittgerinne gestanden habe und von der nachdrängcnden Menge auf die Straße gestoßen worden sei. Er habe zwar dem Pferde des Gendarmen in die Zügel gegriffen, aber nur, um sich vor einem Sturze zu bewahren, da die Ge fahr nabelag, überritten oder von der Menschenmenge überrzmnt zu werden. In der Gerichtsverhandlung läßt sich noch kein klares Bild der damaligen Sachlage feststellen, weshalb neue Zeugen vorgeladen werden müssen. Die Verhandlung wird ver tagt. — Die 1881 in Freiberg geborene Dienstperson Johanna Elle Preußler konnte sich, obwohl schon ganz erheblich vor bestraft. nicht enthalten, als Angestellte eines hiesigen Restaurateurs ihrem Dienstherrn und einer Mitbediensteten Kleidungsstücke im Werte von etwa 50 Mk. zu stehlen. Der Restaurateur ließ sich trotzdem bewegen, die Devin nochmals zu engagieren, und zahlte ihr einen Vonchuß von 25 Mk., hatte aber das Nachsehen, da die Preußler vcn Dienst nicht antrat. Sie wird zu 9 Monaten Gefängnis und 2 Jahren Ehrverlust verurteilt. — Der 19jöhrige Dienstknecht Otto Mar Hirschnitz aus Naunhof, jetzt in Lotzdorf, hat sich wegen Debstahls und Betrugs, der Bäckermeister Eduard RobeN Berg ans Radeberg wegen Hehlerei zu verantworten. Der erstgenannte Angeklagte stahl seinem früheren Dienstherrn, dem Gutsbesitzer Maschke in Lotzdorf, im ersten Vierteliahre 1903 nach und nach 14 Sack Korn im Werte von 118 Mk. und brachte sie bei passender Gelegenheit bei dem Angeklagten Berg zum Verkauf. Berg war nicht im Zweifel, woher das von chm ge kaufte Getreide stammte, behauptet ober, nicht wie das Gericht annimmt, aus dem Ankauf des gestohlenen Getreides ein Gewerbe gemacht zu haben. Hirschnitz wird des weiteren überführt, einen in Radebera wohnenden Sattlermeister um ein Schurzfell im Werte von 4 Mk. betrogen zu haben. Er wird zu 6 Monaten 1 Woche Gefängnis, Berg zu 1 Jahr Ge fängnis und 5 Jahren Ehrverlust verurteilt: bei Hirschnitz gelten 2 Wochen Gefängnis als verbüßt. — Karl Mar Juhr war vom 1. April 1902 als Postbote beim Postamte Trachau angestellt und in Pflicht genommen worden. Mit seinem Monatsgehalts kam er nicht aus, machte seiner Geliebten verschiedene Zuwendungen und griff deshalb amtliche Gelder an. Am 24. Marz unterschlug einen bei der Postanstült eingelaufenen Geldbetrag von 51,54 und versah die ihm anvertraute Postanweisung mit dem Namen der Empfängerin. Als die Untreue des Beamten ruchbar wurde, unterschlug er noch einen Betrag von zusammen 293 Mk., wurde flüchtia und erst in Dänemark wieder ergriffen. Das Urteil lautet auf 2 Jahre Gefängnis und 5 Jahre Ehrverlust. — Der Barbier« gehilse Joseph Koudelka aus Böhmen war in diesem Frühjahre der dem Barbier und Friseur Karl Goetz in Mügeln in Stellung. Er verlieb seinen Posten, nachdem er seinem Herrn einige Flaschen Courier": „Während mail sich am Rhein ' irschlesien die Häuser von Geistlichen dcinö» . .. ... in mit einer bitter« Klag« begnügt, hat man in Oberschlesien die .'s 's" ' ' liert und sie gezwungen, am Altäre Schutz zu suchen. Die katho- lische Geistlichkeit spielt in der Tat mih dem von ihr ausgeübten « auf die Wählerschaft ein höchst gewagtes Spiel, das auch vom Standpunkte des Staatswohles aus sehr bedenklich erscheine» muß, denn keine Revolution ist brutaler als die gegen die Knechtung der politischen Ueberzeuaung durch die Kirchen. Auch von diesem Standpunkte aus sind die Vorgänge in Oberschlesien ein War nungszeichen." Ueber Wahlfälschungen in Königsberg i. Pr. berichtet die „Hart. Ztg.": „Wir haben bereits gemeldet, daß am Stichwohl tage ein Töpfergesclle auf Veranlassung eines Wahlvorstehers sistiert wurde, der für einen andern wählen wollte. Es ist weiter festgestellt, daß für einen zur Zeit von hier abwescndenBarbierStuI- gies ein anderer wählen wollte, und daß dieser Versuch daran scheiterte, daß für Stulgies schon ein dritter — gleichfalls und» rechtigt — zuvor gewählt hatte. Es wird uns ferner mitgeteil!, daß im Wahlbezirk 15 der Techniker Hermann Bclliiig nicht wählen konnte, weil an seiner statt schon ein Unbekannter vorher gewählt hatte. In drei anderen Fällen ist der Versuch einer gleichen Tänschung durch Zufall entdeckt worden. Alle diese Fälle — es handelt sich uni ein Vergehen, das nach Z 103 Abs. 2 de-^ N.-Str.-G.-B. mit Gefängnis bis zu zwei Jahren und eventuell auch mit Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte bestraft wird — sind der Polizei zur Anzeige gebracht. Wie wir hören, hat die Kriminalpolizei umfassende Erhebungen in die Wege geleitet, um etwaige analoge Fälle seslzustellen." Von den jetzt vollständig bekannt gewordenen Beschlüssen der Eisenacher Kirchen lonsercnz hält der die positive Richtung pflegende „Reichsbote" sehr wenig; er schreibt u. a.: Hiernach ist der neue Kirchcnausschnß lediglich ein 'Ausschuß dei chten Eisenacher Konferenz, d. h. der Mitglieder der lande.- kirchlichen Behörden ohne Zuziehung synodaler Mitglieder, Im wesentlichen wird der Kirchenausschuß ein landeskirchliches Ver waltungsorgan sein; bureaukratische Verwaltung haben wir aber in unserer Kirche mehr als genug; was wir nötig haben, ist ctwa-e ganz anderes, und man sollte meinen, das müßte iedem, der über unser Volksleben hinblickt, wie es sich gerade m der Gegenwa'.«. insbesondere auch durch die Wahlen enthüllt hat, mit erschrecke» der Klarheit und Schwere auf die Seele fallen. Was soll d: ein neuer Vcrwaltnngsapparat, wo die Volksmassen sich K>e die Seele unseres Volkes, organisierte Arbeit. Wir können de halb von dieser Art von Kirchenausschus; leider nicht erwarten, was unserer Kirche not tut; wir fürchten, daß er als Ver waltungsorgan ebenso unfruchtbar sein wird für das Geisie«.- leben und die Arbeit der Kirche, wie cs die Eisenacher Konferenz gewesen ist. die ihn aus sich heraussetzt. Das Juliheft der „Deutschen Rundschau" enthält Er- innerungen an den Staatsminister Ruoolf von Del brück. Diese Erinnerungen bekommen einen hervorragenden Wert dadurch, daß mit ihnen eine Schilderung aus Delbrücks eigener Feder verbunden ist, eine Schilderung, die einen sehe wertvollen Beitrag zur Charakteristik Wilhelms I. bringt. Ter Erneuerung des Kaisertums "orenz Reiches" diese Zurückhaltung mit vorübergehender Verstimmung erklärt, die teils auf die unvorteilhafte militärische Lage während der Einschließung von Paris, teils auf den Bündnis - Vertrag mit Bayern zurückzuführen sei. In der jetzt vorliegenden Auszeich nung Delbrücks findet die von Lorenz vertretene Auffassung k-me Stütze. Delbrück war anfangs September 1870 in das Haupt quartier des Königs nach Reims berufen worden, mn mit B>s- imd 1 Woche Hast; die ausgeworfene Strafe Untersuchungshaft verbüßt. — Die 14jährige Martha Harnaucr aus Str" flt als durch die enstmaad Anna ehla diente im Frühjahr d. I. bei einem ebäude ihres Dienstherr» in Brand, welches au. bis auf die Umfassungsmauern nirderbraunte. Obgleich Kalamitose sein Eigentum versichert hatte, erlitt er doch Schaden von etwa 1900 Mk. Be' ' " " andere Gefahr nahe, daß mehrere Bei der Brandt« U?. noch be gilt als verbüßt. — Der Kutscher Ernst Oswin Güldncr aus Scrkowitz fuhr am 2. März eine die Leipziger Straße über schreitende Frau um und tvird deshalb zu 50 Mk. Geldstrafe oder 10 Tagen Gefängnis verurteikt. LageSgeschichte. Deutsches Reich. Amtliche Zustellung von Wahl karten wird in der „Magdeb. Ztg" empfohlen, derart, daß gegen deren Abgabe allein das Wahlrecht ausgeübt werden darf. Der Adel, dem einst fast die Hälfte aller Reichstagsabgeord neten angehörte, hat im neuen Reichstage eine weitere Vcr« gegen 64 . . _ . , . . Reichstage , ^ dagegen unter 297 Abgeordneten 139 Adlige, im ersten deutschen unter 382 158, eine Zahl, die 1874 wie 1877 auf 136 bezw. 133 sank, um 1878 noch einmal auf 162 zu steigen. Seitdem geht die Zahl der Adligen in der deutschen Volksvertretung stetig zurück. 1881 und 1884 gab es 145 bezw. 146 Adlige. 1887: 136 1890: 126. 1893: 102, 1898 : 63. Nach Parteien verteilen sick diese 77 Adligen des neuen Reichstags folgendermaßen: Konser« vative 34, Polen 12, Zentrum 10, Welsen 5. Nationalliberale 4, Reichspartci 7, Sozialdemokraten 2. " " ' " ' soziale 1. Der Wahlkreis Celle-Gifhorn ist den Nationalliberalen, die ihn erst nn letzten Jahre von den Welfen eroberten, nach der amtlichen Stimmenzählm llibl seitherige national hlung wieder verloren gegangen. Der berate Abgeordnete Wehl, der auch diesmal eit äußert sich die klerikal-agrarische „Rheinische Bolksstimme" iahin: Kann jemand eine unerlaubtere und unzulässigere Beein flussung nennen, als wenn der Geistliche in der Kirche es eine Sünde nennt, wenn man nicht dem und dem Kandidaten seine Stimme gibt? Wer also anders wählt, sündigt, und wählt er mit Ueberlegung, so begeht er eine Todsünde, und als solche muß sie gebeichtet werden. ... Ob die Herren Geistlichen denn gor nicht einschen, daß sic durch ein solches Vorgehen auch auf dem Lande den Boden unter ihren Füßen untergraben, den sie in den Groß städten vielfach schon verloren haben? Dazu bewerft der „Hann. marck die Einberufung des Zollparlaments zu erwägen, weil man daran dachte, eine Kundgebung des Zollparlaments zu Gunsten der Ausdehnung des Norddeutschen Bundes herbeizuführen. Del brück hielt eine derartige Manifestation für unangebracht, weil sie den Anschein Hervorrufen konnte, als ob aus die süddeutschen Regierungen ein Druck ausgeübt werden solle. Delbrücks Ansicht drang durch, und die Berufung des Zollparlaments war abgetan, als eine wichtige Mitteilung aus München in Reims eintraf. Die bayrische Regierung sprach darin die Ueberzeugung aus, daß nun mehr von dem Boden völkerrechtlicher Verträge zwischen Nord und Süd zu einem Verfassungsbündnis übergegangen werden müsse: sie wünschte im Anschluß hieran die Entsendung Delbrücks nach München, um die Ausführung dieses Gedankens zu beraten. .. . - - _ angesichts . alten Frankreich und teilt aus seiner damaligen Niederschrift in der jetzt von der „Deutschen Rundschau" veröffentlichten Schil derung u. a. folgendes mit: 'Der Schluß der Denkschrift gab dem alle Geister erfüllenden Gedanken zum ersten Male einen offiziellen Ausdruck: ich begründete die unabweisbare Notwendig. ke»t für den König, sich zur Annahme der Kaiserwürde zu ent schließen. Die Charakterisierung dieses Entschlusses als eins im Interesse des Vaterlandes unvermeidlichen Opfers war die der Auffassung des hohen Herrn zusagende Begründung. Es widcr- ° schönen, was er nicht war, und ' ' Hn. Er silbst ver stand, in Zukunft auch des Deutschen Bundes. Die Kriegs marine stand unter seinem Oberbefehl, und für die Ausübung der mit diesen klaren Stellungen verbundenen, sehr reellen Mach!, bedurfte es der Kaiserwürde nicht. Die nach der norddeutschen Verfassung dem Präsidenten zustehenden Befugnisse, deren «teige - rung von der künftigen deutschen Verfassung nicht zu erwaneu ch ' war, enthielten nicht einmal ein eigentliches Imperium und er hielten durch die Kaiserwürde weder eine breitere Grundlage, noch eine erhöhte Bedeutung. Der über alle Berfaffungsbesiiinmniigen weit hinausreichende ideale Gclialt dieser Würde war nicht nn ersten Augenblick erkennbar; so konnte sie als bloßer Titel e>- scheinen. Indessen war der König cs der Nation schuldig, die von ihr seit Ausbruch dcS Krieges bewiesene patriotische .Hin gebung durch Befriedigung ihres Verlangens nach cinei» Kaiser zu vergelten. Graf Bismarck war mit meiner Denkschrift ein- verstanden und legte sie, wie ich sie geschrieben hatte, dein König vor. Es paßte ihm. daß die Kaisersrage äußerlich von »er angeregt wurde. Mir lag daran, vor meiner Abreise nach München zu erfahren, wie der König über meine Vorschläge denke, und ick begleitete deshalb das große Hauptquartier an, 14. (September) nach Chateau-Thierry. Dort empfing mich der König am 15. früh vor seiner Abreise nach Meaux. Cr machie einige Bemerkungen über die Regelung der Kontingente Bayerns und Württembergs: im übrigen erklärte er sein Einvcrsckindnis. Als ich die Kaiserfrcige speziell erwähnte, lehnte er eine Antwort ab, da sie reiflich erwogen sein wolle, worauf ich dann die Gründe für die Bejahung lebhaft entwickelte und gnädig cni- lassen wurde." Wenn ein Staatsmann, wie Delbrück, nach seiner Kenntnis der Persönlichkeit Wilhelms schon in der ersten .Hälfte des September 1870 die Annahme der Kai>e?würdc als ein ..Opfer" charakterisierte, welches Wilhelm im Interesse des Vater- landcs zu bringen habe, dann kann die Auffassung von, Lorenz, der die Zurückhaltung Wilhelms gegenüber dem Kaiscrgcdaukcn auf erst später eingctretene Momente zurückführt, um sie als eine vorübergehende zu behandeln, schwerlich die zutreffende sein. Die Genesis des Kaisergedankens stellt Delbrück in der jetzt vorliegenden Veröffentlichung im einzelnen nicht dar, sondern begnügt sich mit ölgender allgemeinen Bemerkung: „Verschiedene Personen haben das Ergebnis gefördert; das Verdienst, den richtigen Augenblick erkannt und die richtige Form gewählt zu haben, gebührt dem Grafen Bismarck." Ueber gegenseitige Anklagen im süddeutschen Eisen- bah n verke hr schreibt die „Köln. Ztg.": Nirgendwo sonst in Deutschland ist auch in neuerer Zeit so oft von dem alten Bismarck- chen Gedanken der Reichseisenbahnen die Rede gewesen, wir aus mtem Grunde in Württemberg. So sehr man auch beklagen mag. daß, hauptsächlich wohl infolge des Widerstandes Bayerns, ein ganz Deutschland umsasscndcs Reickseisenbahnnetz nicht zustande gekommen ist, so muß doch jetzt mit oen Verhältnissen, wie sie nun Teils wegen der verhältnis- ... tells auch and zwar mehr Eigentümlichkeiten der Bauanlagen empfindet Württemberg zur Zeit stärker als irgend ein anderer deutscher Staat die Vereinzelung seines Verkehrswesens. Die Folge ist, daß es Bayern und Baden, und zwar durchaus nicht ohne Grund, , einer Verkehrsumgehung Württembergs beschuldigt. Die derart.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)